¿Qué tal? – ¡Muy bien!

31 12 2010

Zwischenfazit 3 Monate

Am Nachmittag des 25.12.2010, genau zur Halbzeit meiner Reise, sitze ich am Fusse des Leuchtturms von La Serena und denke darüber nach, ob mir die Reise bisher das gebracht hat was ich mir erhofft habe und ob die Entscheidung meinen Lebensweg in Deutschland zu verändern richtig war. Der Zeitpunkt zum Jahresende ist bei mir üblicherweise der Moment wo ich meine „Jahresbilanz“ ziehe, passt von daher ganz gut und da ich ja schon des Öfteren hier meine Gedanken reingeschrieben habe, gibt es auch hier einen Einblick in die Welt eines „Mochileros“ (Rucksackreisenden).

Während ich über den Strand auf den Pazifik rausblicke fällt mir die Antwort aus die oben gestellte Frage nicht schwer: Eindeutig JA! Sie hat mir neben den unvergesslichen Momenten eine ganz entscheidende Sache gebracht: Freiheit! Und das war Ansporn und Sehnsucht zu meinem Aufbruch. Die Freiheit jeden Tag tun und lassen zu können was man möchte. Morgens meistens nicht genau zu wissen wo man Abends ist, wo man schläft, was man isst. Alles was man hat in seinem Rucksack zu tragen und nicht von gesellschaftlichen Verpflichtungen und materiellen Dingen abhängig zu sein. Ich habe einiges zurückgelassen, aber noch viel mehr gefunden…

MachuPichu1

Klar kann und wird es nicht ewig so weiter gehen und irgendwann kommt auch der Moment wo ich zurück muss, oder vielleicht auch will. Aber einmal diese Freiheit gelebt zu haben ist ein Gefühl, dass mir niemand mehr nehmen kann. Ich denke an all das was ich die letzten 3 Monate gesehen habe ist einfach nur krass! All die beeindruckenden Orte und Erlebnisse sind in meinem Gedächtnis gespeichert und ich werde mich ewig daran erinnern können. Die Masse derer ist jetzt schon so gross, dass ich sie so wahrscheinlich im Rahmen normaler Urlaube in den nächsten 10 Jahren nicht hätte erleben können. Mein „altes Leben“ war in den letzten Jahren nicht schlecht, ich würde sogar sagen die letzten beiden Jahren zählen mit zu den besten. Aber es war einfach Zeit nochmal was auszuprobieren, was zu verändern, bevor es vielleicht nicht mehr möglich gewesen wäre. Oft fiel das Wort „Ausstieg“ im Zusammenhang mit meinen Plänen. Es ist kein Ausstieg, sondern ein Einstieg – ins Leben!

Der „Käfig“ unserer Gesellschaft mit dem vorbestimmten, fast einheitlichen Lebensplan, dem wir versuchen zu folgen presst uns in ein Schema und lässt keinen Platz für Momente wie ich sie nun erleben darf. Ich musste da einfach raus um nicht nur zu wissen, sondern auch zu sehen, zu spüren, wie es in anderen Kulturen zugeht. Natürlich ist hier nicht alles besser, aber ich habe so viele Menschen gesehen, die deutlich weniger haben als wir, das beste daraus machen und damit glücklich sind. Bei uns ist das Streben nach dem was wir Wohlstand nennen so stark im Vordergrund, dass das eigentliche Leben manchmal auf der Strecke bleibt. Steige ich hier irgendwo in einen Bus sehe ich zumeist lachende Menschen und fröhliche Gesichter. Wie es bei uns aussieht wissen die meisten selbst. Ich denke vieles hier rührt irgendwie daher, dass der Südamerikaner fast immer in Gesellschaft ist. Überall ist man immer unter Leuten und morgens wird erstmal der Tisch auf die Strasse gestellt, so dass man mitten im Leben ist. Viele meiner Landsleute, die ich unterwegs getroffen habe, bestätigen mir den Eindruck das wir Deutsche dagegen wie „Stubenhocker“ wirken. Was schade ist, denn das echte Leben findet doch irgendwie draussen statt. Natürlich ist bei uns auch nicht alles schlecht. Das Ansehen was wir als Deutsche für unsere Perfektion weltweit geniessen und was uns unseren allgemeinen Wohlstand gebracht hat, ist wiederum ein Produkt unserer Gesellschaft und verdient sicher auch Anerkennung. Aber wir haben alle nur begrenzt Zeit, also sollten wir sie intensiv nutzen und versuchen wenigstens einmal im Leben eine Zeitlang das zu machen was uns glücklich macht.

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Ich denke jeder hat seinen Platz irgendwo in der Welt und ich denke, dass meiner momentan nicht an einen Ort gebunden ist. Unterwegs, in Bewegung sein, das ist genau mein Ding. Dabei ist es allerdings kein Dauerurlaub, wie viele denken, sondern Reisen ist eine Art zu Leben. Es ist nicht alles Spass und auch nicht immer lustig. Es gibt Probleme, die es zu lösen gilt und es gibt einen Alltag. Reiseplanung, Verkehrsmittel und Unterkunft suchen, waschen, ständig ein- und auspacken, recherchieren und dokumentieren. Ein Tag pro Woche geht hochgerechnet für diese allgemeinen Dinge drauf, die ein „normaler“ Urlauber nicht hat. Hier unter anderen Travellern findet man viele Gleichgesinnte, die die Gedanken und den eingeschlagenen Weg teilen, was vieles einfacher macht. Ich habe jetzt noch 3 Monate Zeit, aber die vergehen wahrscheinlich auch wie im Flug… Ich weiss noch nicht wie es danach weitergeht, aber ist das nicht das geilste?! Das Leben als Überraschung. Ich freu mich darauf wie ein Kind an Weihnachten auf´s Geschenke auspacken. Für mich geht es nicht besser, ich denke diese Situation nennt man Glück!

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Aber gerade jetzt an Weihnachten bzw. zum Jahresende ist auch der Moment um Danke zu sagen. Zuerst natürlich meinen Eltern, meinem Bruder, meiner Schwester, meiner Familie, die mich, auch wenn sie meine Pläne vielleicht nicht immer hundertprozentig teilen oder nachvollziehen konnten, doch immer unterstützt haben. Und gerade hier auf diesem Kontinent sieht man täglich, dass „La Familia“ das wichtigste im Leben ist.

Ein grosser Dank auch an meinen Freund und Geschäftspartner Seyar. Seitdem du vor zwei Jahren („Black & White Powerparty-Wochen“) mich nicht aus meiner Lethargie geweckt und angetrieben hast was auf die Beine zu stellen, ging es eigentlich nur noch bergauf. Deine Begeisterung für meine Reisepläne hat mich angetrieben das ganze zu fokusieren. Mit dem Leuchtturm-Projekt und deinem uneingeschränkten Glauben an meine Fähigkeiten unsere Pläne Realität werden zu lassen, haben wir ein Stück weit gezeigt das vieles möglich ist, wenn man wirklich will. Denn „wer will findet Wege, wer nicht will findet Ausreden“. Muchas Gracias mi Amigo Negro!

Danke auch an meine ehemaligen Kollegen bei der Stadt Offenbach, die mir nach einer gesundheitlich und beruflich problematischen Phase ermöglicht haben wieder Fuss zu fassen und ich so einiges ins rechte Licht rücken konnte. Nicht vergessen möchte ich auch meine Schoppen8er-Truppe: Mit euch habe ich im letzten Jahr unheimlich viel Spass gehabt und ich hoffe es gibt eine Fortsetzung 2011! Darüberhinaus natürlich auch meine langjährigen Weggefährten der Berjeler Fans Fussballmannschaft und meine “Dipl.-Verwaltungswirte der Herzen”, die mir gezeigt haben, dass man auch ohne mich was auf die Beine stellen kann. Aber es sind natürlich noch viele andere denen mein Dank gilt, alle die mich unterstützt haben im vergangenen Jahr, sei es im Hinblick auf die Reise, bei meinem Umzug oder bei dem Leuchtturm-Projekt. Dazu nicht zuletzt die “Fans” dieses Blogs. Die vielen Zuschriften und die Begeisterung mit denen mein Projekt geteilt wird haben mir die wenigen Zweifel, die es noch gegeben haben mag, genommen.

Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, mögen all Eure Wünsche und Träume in Erfüllung gehen!

Ihr lest von mir 🙂



Potosi

30 12 2010

16./17.12.2010, Tag 72/73

Um 6.00 Uhr erreichen wir das nagelneue und ziemlich pompöse Terminal von Potosi, der „Stadt am Silberberg“, was zu Beginn des 17. Jahrhunderts die reichste und grösste Stadt Südamerikas war. Man erzählt sich gerne, dass mit dem Silber was die Konquistadoren aus den Minen herausgeholt und in die Heimat verschifft haben, man eine Brücke aus Silber bis nach Spanien hätte bauen können, so viel sei es gewesen. Gleichzeitig könnte man aber auch eine Brücke aus Knochen mit der gleichen Länge bauen, nimmt man die aller Indios und Sklaven, die in den Minen gestorben sind. Neben dieser Ausbeutung hat Bolivien noch unter dem Einfluss seiner Nachbarländer zu leiden: Ein grosses Stück des Staatsgebietes im Westen, inklusive dem wichtigen Zugang zum Meer verlor man im „Salpeterkrieg“ (1879 – 1883) an Chile, grosse Landesteile im Osten fielen im „Chacokrieg“ (1932 – 1935) an Paraguay, sowie weitere Teile an Brasilien und Argentinien. Man muss daher kein Prophet sein, um herleiten zu können, dass Bolivien ohne diese äusseren Einflüsse vielleicht nicht das ärmste Land des Kontinents sein würde. So bleibt den Bolivianern nur aus dem was übrig geblieben ist Profit zu schlagen und den Berg mit der erschöpften Silbermine nach anderen Bodenschätzen zu durchwühlen, bzw. Touristen daran teilhaben zu lassen, und deswegen sind wir hier.

Nachdem wir uns im Hostel noch eine Mütze Schlaf geholt haben, organisieren wir eine Tour zu den Silberminen im Cerro Rico für den nächsten Vormittag und schlendern in der Nachmittagssonne durch die hübsche Altstadt, die einen Einblick in die besseren Zeiten des Ortes hergibt.

Am nächsten Morgen sitzen wir in einem Bus, der uns zur Zentrale des Tour-Organisators bringt, was bei uns eher die Bezeichnung Abstellkammer im Hinterhof bekommen würde^^Dort erhalten wir die komplette Schutzkleidung, sowie Helm und Lampe. Als wir letztes Jahr auf unserer Chile-Reise die Minen von Lota besichtigt haben brauchten wir ausser Helm keine spezielle Kleidung. In dem Moment hätte ich eigentlich ahnen sollen was auf uns zukommt… Zunächst besuchen wir allerdings den „Mercado de los Mineros“ um Geschenke in Form von Getränken, Zigaretten und Dynamit für die Mineros zu kaufen. Es ist der einzige öffentliche Markt der Welt in dem jedermann legal Dynamit kaufen kann. Zusätzlich kommen wir in den Genuss ein Tröpfchen 96 %igen Alkohol zu probieren, den die Bergarbeiter in ihre Limonade mischen, ebenfalls hier erhältlich. An einem Strassenstand erstehen wir dann noch ein paar Packungen Coca-Blätter. Das Kauen der Blätter dieser Pflanze, die u.a. einem bekannten Getränkeunternehmen seinen „Vornamen“ gegeben hat und aus deren Stoffen durch chemische Reaktionen Kokain gewonnen werden kann ist hier weit verbreitet. Man nimmt etwa 15 Blätter formt diese im Mund zu einem Bündel was man in die Backe legt und daran saugt. Der Effekt ist, dass man u.a. die Höhenkrankheit, Kälte oder Hunger nicht mehr deutlich wahrnimmt. Allerdings wurde nachgewiesen, das Coca alleine weder eine Droge ist noch einen Suchteffekt auslöst. Trotzdem ist das Anbauen der Coca-Pflanze in Bolivien ein grosses Politikum, da die USA versucht den Anbau einzuschränken um dadurch den Kokain-Import in das eigene Land in den Griff zu bekommen. Der aktuelle Präsident Boliviens ist selbst ein Coca-Bauer und versucht weitere Anbauflächen für seine Landsleute zu schaffen, da das Geschäft mit der Coca Pflanze, aus der auch das Nationalgetränk „Mate de Coca“ (Tee)¨ hergestellt wird, noch eins der wenigen guten Einnahmequellen ist.

Mit einer dicken Backe voller Coca-Blätter und einer Flasche Alkohol im Gepäck fahren wir zunächst zu einer Fabrik in der die verschiedenen Bodenschätze, welche in der Mine abgebaut werden, verarbeitet werden. Die Maschinen, die dort am Laufen sind würden bei uns wohl in einem Bergbau-Museum stehen… Unser Führer, selbst ein ehemaliger Minero, zeigt uns eine Pfanne in der sich noch ein bisschen Silber befindet und malt uns damit einen Balken auf die Backe. Nach dem Rundgang fahren wir weiter zum Silberberg, wo heute noch knapp 10.000 Bergleute arbeiten. Die Zahl findet sich auch auf der kleinen bolivianischen Flagge wieder, die auf den Helmen zu sehen ist. Daneben ist eine chilenische Fahne mit der Zahl 33 angebracht, welche für die eingeschlossenen Bergleute des Grubenunglücks im chilenischen San José im August diesen Jahres steht und die Solidarität der Mineros ausdrücken soll. Nach 69 Tagen wurden die Kumpel aus ihrem Schutzraum in 700 Meter Tiefe befreit, wir werden heute einen Eindruck davon bekommen wie es sich dort angefühlt haben muss.

Bereits am Eingang zu den Minen, aus denen heute hauptsächlich Zinn und Kupfer herausgeholt werden, ist es eng und niedrig. Neben uns laufen dicke Leitungen in denen allerdings kein Sauerstoff, sondern Druckluft durchgepumpt wird. Das Atmen fällt mir hier schon schwer, da ich immer noch eine Erkältung mit mir herumschleppe. Der Gang wird immer kleiner und wir müssen teilweise auf die Knie herunter um durchzukommen. Die perfekte Grösse für einen Minero habe ich wohl nicht 😉 Wir kommen zu „El Tio“, sowas wie eine heilige Figur oder auch der Teufel, den die Bergleute immer Freitags mit Geschenken bestücken, damit er sie beschützt. Hier ist es heiss und stickig und jemand mit Platzangst hätte hier definitiv grosse Probleme. Wir gehen zurück zum Hauptgang: „Jetzt folgt der enge Teil“ meint unserer Führer. Und ich dachte das war er eben schon… Wir lassen uns in ein Loch im Boden ab und kriechen zwischen den Felsen durch. Scheinbar handelt es sich hier um den Hauptweg in die unteren Ebenen, weshalb ich mich frage warum man diesen nicht etwas grösser macht, wenn er jeden Tag genutzt wird?! Es wird immer enger und durch den von uns aufgewirbelten Staub auch immer stickiger. Ich hatte mir auf dem Mercado noch Handschuhe und eine Halstuch als Mundschutz mitgenommen, wofür ich jetzt extrem dankbar bin. Es geht runter auf die Knie und auf allen vieren weiter. Wenn man jetzt raus will hat man ein Problem, denn da sowohl vor als auch hinter mir kriechende Backpacker sind gibt es keinen anderen Weg als weiter der Gruppe zu folgen (was ich aber sowieso vor hatte). Als ich denke es kann nicht mehr enger werden muss ich mich flach auf den Bauch legen um mich durch eine Felsspalte zu quetschen! Jetzt ist die engste Stelle aber auch erreicht und es wird langsam wieder breiter. Glück, denn wäre es noch enger geworden wäre ich wohl stecken geblieben… Aufgrund der gerade geschilderten Umstände gibt es von den beschriebenen Passagen auch nur wenige Fotos. Nachdem man wieder halbwegs stehen kann kommen wir an ein weiteres Loch im Boden, über dem sich eine alte Winde befindet. Der Führer meint dort würde ein Minero noch so arbeiten, wie es zu Kolonialzeiten üblich gewesen sei. Wir steigen über eine brüchige Leiter ab und im dunklen erkennen wir tatsächlich wie er unermüdlich mit Hammer und Meisel ein Loch in den Fels gräbt um dort sein Dynamit für die nächste Sprengung anzubringen. Es ist unglaublich heiss in der kleinen Höhle und es gibt kaum Luft zum atmen. Nur wenige Bergarbeiter können mehr als 10 Jahre in den Minen arbeiten und die meisten leiden unter starken Gesundheitsschäden, so dass deren Lebenserwartung auf 45 – 50 Jahre sinkt. Ich schenke dem Minero meine Alkoholflasche, wer hier arbeitet hat sich einen starken Tropfen verdient!

Wir gehen zurück und einen halbwegs angenehmen Weg entlang. Verglichen mit den Minen in Chile, wären die Stollen welche wir dort als Risikoreich empfunden haben, hier die besseren. Kaum ein Gang ist abgestüzt und wenn dann mit halb zerbrochenen Balken. Aufgrund der Vielzahl an Stollen, welche in den Berg führen muss dieser im Querschnitt wohl wie ein Schweizer Käse aussehen. Auf dem Boden sammelt sich Wasser und an den Wänden können wir sehen wie sich die Linien bilden denen die Mineros folgen um auf einer grössere Ablagerung zu treffen. Am Ende des Ganges treffen wir auf 5 weitere Bergleute, die hier in der Gruppe arbeiten und verteilen wieder Geschenke. Wir folgen ein Stück den Schienen, auf denen die schmalen Wagen laufen, mit welchen die abgebauten Substanzen zum „Aufzug“ befördert werden. Das ist eine einfache Seilwinde mit der ausschliesslich die Säcke nach oben gezogen werden können. Wer hier reinkriecht muss also auch wieder auf dem selben Weg nach oben. Also machen wir uns auf den Weg durch den engen Tunnel, nun allerdings bergauf! Die Hitze und die nicht zu vergessene Höhe von knapp 4000 Metern auf der sich die Mine befindet lassen diesen Weg zu einer echten „Grenzerfahrung“ werden. Als wir endlich wieder in der oberen Ebene sind treffen wir einen weiteren Minero, der in einem Loch im Boden steht und dieses bearbeitet. Ich schenke ihm den Rest der Coca-Blätter und meine Handschuhe. Ab hier brauche ich sie nicht mehr, denn ich merke schon den Luftzug von draussen. Einmal tief durchatmen, wobei ich sowieso schon ein gefühltes Kilo Staub auf der Lunge habe… Dann Licht am Ende des Tunnels und wir haben es geschafft. Eine interessante aber gleichzeitig extrem anstrengende Erfahrung. Man kann sich nur in Ansätzen vorstellen, wie es den Menschen wohl gehen muss, dass sie jeden Tag auf so einen Arbeitsplatz zurückkehren.

Nachdem unser Führer noch eine Stange Dynamit zur Demonstration gezündet hat, geht es zurück nach Potosi. Meine Nase und Hals sind zu, die Augen brennen und ich habe Kopfschmerzen. Und dabei war ich „nur“ knappe 2 Stunden dort. Unser Bus fährt am späten Nachmittag nicht am luxuriösen Terminal ab, sondern in einer ziemlich zwielichtigen Gegend. Als wir einen Bus der Gesellschaft entdecken freuen wir uns über den hohen Standard, bis wir erfahren, welcher Bus tatsächlich unserer ist… Mit den Rucksäcken auf dem Dach und meinen Knien im Rücken meines Vordermannes geht es, begleitet von bolivianischer Folklore-Musik, raus aus der Stadt und über den Altiplano. Aber ich will mich nicht beschweren, denn ein weiterer Fahrgast der später zusteigt nimmt auf einem Holzschemel im Gang Platz! Ausser zwei Brasilianer und uns befinden sich nur Einheimische im Bus. Hier erleben wir mal wieder ein echtes Stück Südamerika. Auch wenn ich mich wiederhole gleicht die Landschaft, derer die man aus den amerikanischen Western kennt. Ich verbringe die Zeit damit einfach nur aus dem Fenster zu sehen und zu beobachten wie das Bild davor sich verändert. Bei einer Pause kippt der Fahrer einen Eimer Wasser über den Motor und lässt anschliessend die Haube bei der Fahrt einfach offen stehen. So kühlt man in Bolivien 😉 Als wir Nachts in Uyuni ankommen ist zum ersten mal auf dieser Reise ein Hostel ausgebucht. Aber es gibt hiervon ausreichend und so checken wir nebenan ein. Morgen startet dann die Organisation unserer Reise über den Salar de Uyuni und weiter nach Chile 🙂



Chacaltaya & Valle de la Luna

26 12 2010

15.12.2010, Tag 71

Da unser Bus erst Abends fährt, machen wir zum Abschluss unseres La Paz Aufenthalts noch einen Ausflug zum Chacaltaya (5435 m), gleichzeitig das höchste Skigebiet der Welt, von dem aus man bei gutem Wetter einen freien Blick auf die Stadt auf der einen und den Titicacasee auf der anderen Seite hat. Eigentlich wollten wir die Tour gerne alleine machen, aber die fehlende öffentliche Verkehrsanbindung und der Preis von 6 Euro lassen uns dann doch die im Hostel angebotene Tagestour wählen. Den ersten Stopp macht unser Minibus auf der Grenze zu El Alto von wo aus man nochmal den Blick über La Paz geniessen kann. Dann fahren wir rein in die gefährlichste Stadt des Kontinents und halten an einer Tienda (kleiner Einkaufsladen), die wohl Verwandten unseres Fahrers gehört… Wir hatten schon mal im Hostel angefragt, ob man mit dem Taxi nach El Alto fahren kann, aber dort wurde uns gesagt, dass die Fahrer es nicht machen würden und sie es auch nicht empfehlen können dort als Tourist überhaupt hinzufahren. Zudem hat der abgestossene Stadtteil weder Sehenswürdigkeiten noch ein Zentrum, daher reicht es uns nun auch einfach sagen zu können hier gewesen zu sein.

Es geht weiter über den Altiplano, der Hochebene, die sich durch Bolivien zieht. Der Altiplano, eine der höchsten von Menschen besiedelten Gegenden, ist eine unwirtliche Gegend, flache Steppenlandschaft ohne Bäume die bis zum Horizont reicht und über die ein strenger Wind bläst. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 2 – 10 Grad, was mich bewogen hat meine Thermounterwäsche anzuziehen, da die Kombination aus Kälte und Wind doch sehr unangenehm sein kann. Unterwegs begegnen uns Schaafhirten mit ihren Herden und Lamas kreuzen unseren Weg. Auf einer schmalen Gebirgsstrasse erreichen wir die Berghütte in 5000 m Höhe. Der Untergrund sieht aus wie zerbrochene Schieferplatten, weshalb ich mir überlege wieviel Schnee hier wohl liegen muss, damit man ohne Gefahr Skifahren kann…

Wir steigen die letzten Meter hoch zum Gipfel, was ungefähr eine halbe Stunden dauert. Dabei fällt der erste Schnee. Da ich immer noch erkältet bin fällt mir das Atmen hier oben recht schwer, aber was soll’s, einen 5000er besteigt man nicht jeden Tag mit so wenig Aufwand. Oben ergeben sich leider nur kurze Sichtfenster in Richtung La Paz, bzw. El Alto. Dafür blicken wir auf mehrere Bergseen, die dank der verschiedenen Bodenschätze in grün, türkis und rot leuchten. Noch ein Stück weiter wird die nächste Lagune sichtbar und im Hintergrund erheben sich die schneebedeckten Berggipfel. Ich setze mich und geniesse für einen Moment wieder eine dieser faszinierenden Landschaften.

Wir steigen ab und fahren wieder zurück in die Stadt. Nachdem wir ein paar Leute rausgelassen haben, geht es weiter zum Valle de la Luna, dem Mondtal. Was mich da erwartet weiss ich ehrlich gesagt nicht, aber da die Fahrt im Preis enthalten ist und wir noch ausreichend Zeit haben nehmen wir es auch noch mit. Es geht einmal quer durch die Stadt und auf der anderen Seite wieder hoch. Eine rote Felswand erhebt sich vor uns und gegenüber beginnt das Valle de la Luna. Ich bin beeindruckt was hier so völlig unerwähnt geblieben ist: Wilde Gesteinsformationen, die mich an einen Wild-West-Film im Felsengebirge erinnern ragen als Stalagmiten aus dem Boden auf und bilden schmale Canyons. Man kann sich hier nun wieder die Frage stellen, warum es gerade hier so aussieht, aber ich denke mir es ist einfach so, dass hier überall irgendetwas faszinierendes in der Natur ist.

Wir werden auf dem Hexenmarkt herausgelassen und nachdem wir in der Altstadt noch etwas gegessen haben gehen wir zurück ins Hostel. Um 20.30 Uhr fährt unser Bus, die Frage ist nur wo?! Das kann uns am chaotischen Terminal niemand sagen und so müssen wir uns auf die anderen Reisenden verlassen und stellen uns zu einer wartenden Menge. Mit einen halben Stunde Verspätung kommt unser Bus dann an und nach einem weiteren nächtlichen Stopp in El Alto, wo es trotz später Uhrzeit extrem hektisch zugeht, verlassen wir nach knapp 2 Stunden die Stadt Richtung Potosi.



La Paz

24 12 2010

08. – 14.12.2010, Tag 64 – 70

La Paz, was auf spanisch ganz einfach Frieden heisst, soll eine längere Station auf dieser Reise werden. Nachdem es mit der Verständigung zwar in den meisten Fällen ganz gut funktioniert, haben wir uns vorgenommen mit ein paar Stunden Spanisch-Unterricht das ganze noch etwas zu vertiefen. Bolivien bietet sich hierzu an, denn neben dem Aspekt, dass das Land extrem günstig ist, ist das hier gesprochene Spanisch ziemlich einfach und langsam, was es uns als Sprachanfängern leichter macht. Also begeben wir uns am Mittwoch Morgen auf einem Rundgang durch die Stadt um verschiedene Sprachschulen abzuklappern und lernen diese dabei gleich ein wenig kennen. La Paz, das in einem windgeschützten Talkessel auf einer Höhe von 4100 Metern liegt und somit der höchstgelegene Regierungssitz der Welt ist, ist so wie man sich eine südamerikanische Grossstadt vorstellt: Laut, chaotisch, voller Menschengetümmel und irgendwie liebenswert! Passender könnte die wichtigste Stadt des Landes (offizielle Hauptstadt ist Sucre) kaum sein, denn Bolivien hat seit seiner Unabhängigkeit vor ca. 190 Jahren mehr als 200 Regierungswechsel erlebt.

Wir klappern verschiedene Sprachschulen ab, aber irgendwie finden wir keine wo die angebotenen Zeiten und Preise mit dem was wir uns vorstellen übereinstimmen. Um 17.00 Uhr haben wir im Hostel noch ein Treffen mit einem Privatlehrer vereinbart, der dann anruft und meint der Termin sei erst eine Stunde später…nicht gerade der beste Eindruck was die Verlässlichkeit angeht. Nachdem es mal kurz wie aus Eimern geschüttet hat, setzen wir uns in ein Taxi, was hier spottbillig ist, und fahren zu einer Sprachschule, die uns im Hostel genannt wurde. Unter der angegebenen Adresse findet sich allerdings weder eine Sprachschule noch irgendein Hinweis wo diese sein könnte. Von Nachbarn, Polizisten, dem Sichrheitsmann des Justizgebäudes und einigen weiteren werden wir durch das halbe Viertel gejagt. Typisch Südamerika: Eine falsche Antwort ist besser als gar keine! 😉 Bei durch die Gegend irren entdecken wir ein Gebäude mit einer Aufschrift „Englischhands“. Sieht nach einer Art Privatschule aus, vielleicht kann man uns dort zumindest sagen, wo sich nun die Sprachschule befindet. An der Pforte erfahren wir, dass es auch möglich ist hier einen Sprachkurs zu belegen und werden in ein Büro gebeten. Während die Direktorin unsere Interessen und Leistungsstand abfragt, herrscht ein ziemlicher Trubel. Ständig kommen Lehrer und Schüler herein, fragen etwas und währenddessen versucht die sympathische Dame telefonisch einen Lehrer für uns zu finden. Als dies dann geschafft ist, einigen wir uns auf einen Preis von 35 Bolivianos pro Person und Stunde, was etwa 3,50 Euro entspricht. Mein Spanischkurs an der Volkshochschule Bad Homburg im August hat runtergerechnet etwa das dreifache gekostet, jedoch in einer Gruppe von 15 Personen. Hier werden nun nur Theresa und ich gemeinsam unterrichtet, während Anja Einzelunterricht bekommt.

Im Supermarkt, den wir anschliessend ansteuern, hat es den Eindruck die Waren würden verschenkt, so billig ist alles. Und so lassen wir uns von einem Taxi mit vollgeladenem Kofferraum vor dem Hostel absetzen. Dort schaue ich mir dann Abends noch das Endspiel der Copa Sudamericana (vergleichbar mit der Europa-League) zwischen Indipendiente (ARG) und Goias (BRA) an, welches die Argentinier im Elfmeterschiessen für sich entscheiden. Was danach los ist lässt jeden europäischen Wettbewerb wie eine Beerdigung erscheinen…

Am folgenden Donnerstag Morgen steht dann unser „1. Schultag“ an. Unsere Lehrerin Katti kommt (für hiesige Verhältnisse fast pünktlich) 5 Minuten zu spät. In unserem Klassenzimmer, dass sich im Untergeschoss des Gebäudes befindet bekommen wir einen Einblick in die bolivianischen Lernmethoden. In der Schule wird ansonsten nur Englisch unterrichtet und gesprochen um die Sprache zu festigen. Bei uns ist es nun genau umgekehrt, was Katti zunächst schwer fällt und daher das meiste in Englisch erklärt wird, quasi ein Doppel-Sprachkurs^^Generell ist das Lernen hier mit viel mehr Freude und Enthusiasmus verbunden. Jeder begrüsst sich und ist freundlich zueinander und die Kinder im Nebenraum singen ein englisches Lied. Ich hätte es ja nicht gedacht, aber es ist schön mal wieder in der Schule zu sein 🙂 Plötzlich hören wir draussen eine Musikkapelle. Wir unterbrechen kurz den Unterricht und gehen hoch an die Strasse. Dort läuft die uniformierte Spezialeinheit vorbei, die normalerweise das Regierungsgebäude bewacht. Katti erklärt und später, dass an in La Paz nie genau weiss wann, warum und wo gerade ein Parade, Demo oder ähnliches läuft. Irgendetwas würde aber immer passieren.

Nachmittags erfahre ich dann bei einem Telefonat in die Heimat, dass mein Paket aus Lima beim Zoll in Hanau liegt, der mittlerweile schon gemahnt hat, weil es von dem Empfänger nicht abgeholt wurde! Das zittert man wochenlang, ob das Päckchen, für das ich nebenbei fast 50 Euro Porto bezahlt habe, seinen Bestimmungsort erreicht und dann lässt man es einfach mal so mal 2 Wochen liegen… Als ich leicht irritiert darüber zurück Richtung Hostel gehe, treffe ich Anja, der gerade das Portemonaie geklaut wurde. Bereits das dritte mal, dass es sie trifft. Nach der aufgeschnittenen Tasche in Quito und dem aus dem Hotelzimmer verschwundenen Handy, wurde ihr die Geldbörse einfach aus der Tasche gezogen während sie am einkaufen war. Ziemlich ärgerlich und gleichzeitig ein Weckruf für den Rest wieder etwas aufmerksamer zu sein, denn wenn nichts passiert wird man doch leicht nachlässig. Passend dazu sprechen uns noch zwei (angebliche) Israelis direkt vor dem Bankautomaten, wo ich gerade Geld abheben will, auf Englisch an, ob wir Ihnen nicht bei der Bedienung des Automatens helfen könnten, weil sie zwar Englisch sprechen, aber nicht lesen können… Anjas Vorfall, den sie den beiden erzählt, erspart uns dann wohl einen weiteren unangenehmen Zwischenfall.

Die nächsten Tage haben einen gewissen Alltagscharakter, Morgens Schule, nachmittags verschiedene Erledigungen und Abends versuchen möglichst zeitig ins Bett zu gehen, um morgens halbwegs fit für den Unterricht zu sein. Unser Zimmer haben wir aufgrund der Geruchsbelästigung mittlerweile gewechselt. Der zunächst positive Eindruck des Wild-Rover-Hostels hat sich etwas gedreht. Wenn man Party machen will ist man hier definitiv richtig. Braucht man aber irgendwas darüber hinaus, wie Informationen, hilfsbereites Personal oder will ab und zu mal durchschlafen ist man hier verkehrt. Trotzdem besuchen wir Freitag Abend die Party zum 3-jährigen Jubiläum, wo eine U2-Coverband auftritt. Das ganze ist eine Verkleidungsparty und im hosteleigenen Kostümfundus decken wir uns ein. Für mich springt dabei ein Spidermann-Kostüm (eigentlich nicht meine Lieblings-Comicfigur) heraus und begleitet von meinem Partner Supermann mischen wir uns unter das Partyvolk im Irish-Pub. Eine kleine Einstimmung auf Karneval, den ich sehr wahrscheinlich in Rio verbringen werde! Verglichen mit den täglichen Partys ist das Fest heute allerdings ziemlich lahm und so wird es ein recht kurzer Abend.

Samstag sehe ich nach dem Unterricht, der sich heute etwas gezogen hat, den ersten Weihnachtsmann! Generell versprüht La Paz als erste Stadt etwas Weihnachtsstimmung, allerdings will bei mir aufgrund von Durchschnittstemperaturen von über 20 Grad nicht wirklich Festtagsstimmung aufkommen. Zudem jagt hier ein Highlight das andere und so begeben wir uns Sonntags Morgens (3. Advent) zum Estadio Nacional um uns Karten für ein bolivianisches Ligaspiel zu besorgen, was laut eines Taxifahrers ein Klassiker sein soll. Der hat sich aber wohl in der Woche geirrt, denn vor dem geschlossenen Kartenschalter erfahren wir, dass nun gerade Sommerpause ist. Bleibt mir also nichts anderes übrig als das 50.000 Zuschauer fassende Stadion von aussen zu fotografieren.

Danach begeben wir uns an unserem schulfreien Tag weiter zu dem nächsten Tagespunkt: Besichtigung des Gefängnisses San Pedro. Hierbei handelt es sich nicht um ein „einfaches“ Gefängnis, sondern um einen kompletten Strassenblock, der wie eine eigene Stadt funktioniert und nur an den Eingängen von Polizisten bewacht wird. Sonntag ist Besuchstag und gegen ein „Trinkgeld“ für die Beamten, was deutlich mehr ist als gedacht, kann man sich auf die Besucherliste setzen lassen und an einer „Führung“ teilnehmen. Internationales Aufsehen eregte der bekannteste Knast der Welt durch das Buch „Marching Powder“, welches von einem inhaftierten Briten geschrieben wurde, der das System des einzigen Gefängnisses unter Selbstverwaltung, welches hauptsächlich durch den Drogenhandel bestimmt wird, offenlegt. Eine illegal gedrehte Dokumentation, die irgendwann auch schon mal bei uns im Fernsehen lief, macht Besuche schwieriger aber nicht unmöglich.

In einem Nebenraum geben wir alle Wertsachen ab (wobei ich sowieso nichts dabei hatte) und bekommen eine Nummer auf den Arm gemalt. Nachdem wir eine Art Haftungsauschluss unterschrieben haben, werden wir unseren Führer Michael und seinem „Bodyguard“ überstellt, beide natürlich Insassen. Im Vorhof vor der Kirche ist einiges los, da die meisten auf ihre Familien warten. Für die Touristen ist der Sonntag nicht so gefährlich, da niemand sich etwas erlauben will, um Probleme mit den Wärtern zu vermeiden. Diese patroullieren maximal auf der Aussenmauer und betreten die 7 Sektoren, in die San Pedro unterteilt ist, nicht. Hier regiert ein gewählter Präsident, der die Regeln aufstellt, die an die jeweiligen Wände in den Höfen der Sektoren geschrieben sind. Wir gehen zunächst durch die unteren Gänge zu Michaels Zelle. Vom Baustil her handelt es sich um die Zellentrakte wie man sie aus Filmen usw. kennt. Die dreiecksförmigen Innenhöfe bilden das Zentrum der zwei bis dreistöckigen Trakte und man findet dort meistens ein Restaurant, Kiosk und verschiedene Freizeitmöglichkeiten wie Basketballkörbe oder Tischkicker.

San Pedro ist wie gesagt eine eigene Stadt. Jeder muss für seinen Lebensunterhalt selbst aufkommen, wie die Insassen dort drin an Geld kommen kann man sich leicht zusammenreimen. Frauen dürfen für 5 Bolivianos (50 Cent) die Nacht bei ihren Männern wohnen, Kinder bis 156 Jahren wohnen umsonst im Gefängnis. Das ist der Eindruck der mich am meisten beschäftigt: Wir sind an einem Ort wo es von schlechten Beispielen nur so wimmelt und zwischen Mördern, Dieben und Vergewaltigern leben vom Kleinkind bis zum Jugendlichen alle Altersklassen. Wo deren Weg einmal hingeht ist wohl leider auch vorherbestimmt. Michael nutzt die erste dunkle Ecke um uns etwas zu rauchen anzubieten. Wir lehnen dankend ab.

Der Rundgang führt uns durch alle Sektoren, die untereinander ein jährliches Fussballturnier ausspielen, welches eine grosse Rolle spielt, da dem Sieger neben Sonderrechten eine ordentliche Summe Geld winkt. Während unseres Besuchs werden uns immer wieder verschiedene Waren, wie Armbänder, Gebäck und T-Shirts angeboten. Teilweise auch von Touristen, die dort einsitzen, deren Anzahl allerdings bei weitem nicht so hoch ist wie ich vermutet hätte. Die Zellen sind eng und auf ca. 4 Quadratmetern leben teilweise ganze Familien. Michael zeigt uns einen dunklen Gang, wo sich früher Inhaftierte gegenseitig aufgelauert haben, um jemand den man gerade nicht leiden kann aus einer dunkeln Ecke heraus abzustechen. Anschliessend gehen wir in einen stockdunklen Gang, in dem die Leichen dann versteckt abgelagert wurden. Der mittlere Sektor ist sowas wie der Hochsicherheitstrakt, den selbst die Insassen aus den anderen Sektoren nicht betreten. Wir besichtigen eine Schreinerei, wo für hiesige Verhältnisse richtig ordentliche Möbel gefertigt und mit Hilfe der Beamten nach ausserhalb verkauft werden.Die benutzung der Maschienen muss natürlich bezahlt werden. Danach gehen wir in die Küche, wo diejenigen arbeiten und wohnen müssen, die sich an Frauen oder Kindern vergangen haben. An der Wand sehen wir aufgestellte Matratzen, davor sitzen an riesigen Töpfen eine handvoll Männer und schälen Gemüse. Michael zeigt uns Peitschen und selbstgebaute Züchtigungswerkzeuge mit denen die hier lebenden „erzogen“ werden. Wir fragen ihn was er verbrochen hat und er antwortet Mord aus Notwehr, wobei er uns die Narben an Nacken und Oberkörper zeigt. Dies ist allerdings schon sein zweiter Aufenthalt in San Pedro. Die Strafe wegen Raub hat er schon abgesessen, soviel zum Thema Resolzialisierung… Das bolivianische Strafmass für Mord liegt bei 13 Jahren, Drogendelikte und Vergewaltigung werden mit 20 Jahren bestraft. Wieviel man davon tatsächlich absitzt ist allerdings eine Frage des Geldes meint er.

Wir gehen weiter in einen „Billard-Salon“, wo hauptsächlich die Jugendlichen am spielen sind, sehen den Eingang zur Sauna und zum Fitness-Studio, einen Kindergarten und eine weitere Kirche. Im Hof sitzen die Männer vor einem Fernseher und sehen Fussball. Im „Garten“ wie sie ein kleines Beet nennen wachsen Cannabis-Pflanzen, eine Dope-Plantage im Knast! Im hinteren Teil sehen wir eine zugemauerte Zelle: Dort sassen 3 Peruaner und 1 Kolumbianer ein, die sich einen Tunnel gegraben haben und geflüchtet sind. Bis heute wurden sie nicht gefasst. Zum Abschluss unseres Rundgang kommen wir in den „reichen Sektor“, wo u.a. politische Gefangene einsitzen. Wir werden in einen Raum ohne Fenster geführt und man bietet Getränke an. Am Nachbartisch sitzt eine Gruppe Australier, die wir am Eingang getroffen haben und zieht sich auf einem Spiegel eine Line mit Koks. Uns wird natürlich auch etwas angeboten und als wir wiederum ablehnen werden wir nach einer „Spende“ gefragt, da die „Guides“ von dem Geld was wir an die Polizisten gezahlt haben nichts sehen würden. Wir legen 40 Bolivianos (4 Euro) auf den Tisch, woraufhin Michael anmerkt, dass er eher an 200 gedacht hatte. Da wir alle ohne Geld unterwegs sind, ist das ausgeschlossen. Ich habe noch 20 Bs. in der Tasche und packe sie drauf, da wir ihm sowieso ein Trinkgeld geben wollten. Mittlerweile sind wir alleine in dem Raum und als Michael das Geld weitergibt scheint der Eintreiber ziemlich verärgert. Die Situation wird  langsam ungemütlich, daher stehen wir schnell auf und gehen nach draussen. Als wir noch eine Weile auf dem Hof herumgestanden haben kommt Michael nach und bringt uns zur Tür. Als er an das Gitter greift entdecke ich, dass ihm an mehreren Fingern die Fingerkuppen fehlen. Draussen treffen wir nochmal die Australier, die von dem Preis von 100 Bs. pro Gramm schwärmen, ein echtes Schnäppchen…

Als wir Katti an nächsten, unserem letzten Schultag von dem Besuch in San Pedro erzählen ist sie erstaunt was dort vor sich geht. Obwohl sie in La Paz aufgewachsen ist war sie wie die meisten Einwohner noch nie dort und kennt die Gegebenheiten nicht. Auch das Buch haben wohl die wenigsten gelesen. Als die letzte Stunde vorbei ist folgt ein herzlicher Abschied und sie attestiert uns nochmal wie schnell wir lernen würden. Insgesamt hat sich der Kurs auf jeden Fall gelohnt, nur dranbleiben heisst es jetzt…

Da wir noch einen Tag länger bleiben wie geplant, nutze ich den Dienstag um eine Stadtrundfahrt zu machen, um das weitläufige La Paz nochmal richtig gesehen zu haben. Bei der Fahrt durch die Altstadt hängen die Kabel über der Strasse so tief, dass sie teilweise über das Dach des Doppeldeckers schleifen. Vom Aussichtspunkt am Hang hat man einen tollen Blick über die Stadt und das oberhalb auf dem Altiplano gelegene El Alto, sowie den Illimani (6439 m) mit seinen drei Gipfeln, der heute jedoch leider in den Wolken liegt. Auffällig sind die vielen nicht verputzten und ungestrichenen Gebäude. Scherzhaft nennt man La Paz daher die „terracottafarbene Stadt“. Die Tour endet am Hexenmarkt, wo es so skurile Dinge wie Lamaföten zu kaufen gibt, die die Bolivianer unter die Eingänge ihrer neu gebauten Häuser einmauern. Ein weiteres „Highlight“ von La Paz sind, neben den Männern die an Schreibmaschienen in der Fussgängerzone Formulare ausfûllen, die maskierten Schuhputzer, die einem an jeder Ecke auflauern, aber ungefährlich sind.

Abends heisst es dann Pakete packen. Neben vielen Dingen, die sich auf der Reise als überflüssig erwiesen haben, ist doch das ein oder andere Souvenir seit Peru in meinen Rucksack gewandert, der eindeutig zu schwer ist. Gestern hatten wir bei der Suche nach Verpackungsmaterial einen Bolivianer kennengelernt, der fliessend deutsch gesprochen und auf meine Wohnortsangabe mit „Ah, die Offenbacher Kickers“ geanwortet hat. Dieser hat uns von dem Versenden mit der hiesigen Post abgeraten, aber mir ist das egal, denn jedes Kilo ist derzeit eins zu viel… Als ich das Paket im Postamt auf die Waage stelle und dies 7,88 kg anzeigt bin ich leicht geschockt! Die Dame vom Zoll und Verpackungsservice macht Druck, da in 10 Minuten geschlossen wird. Wir benötigen noch 2 Kopien unserer Pässe, der Kopierer der gestern noch im Erdgeschoss stand wurde heute warum auch immer   entfernt… Als wir wieder zurück sind, ist die Hektik auf ihren ersten Höhepunkt: Unser Pakete werden in Nylon-Säcke vernährt und ab geht es zum Schalter. Dort zeigt die Waage 8,06 kg. Extra wegen 0,06 kg ein volles Kilo mehr bezahlen? Nein! Also zurück zur Dame vom Zoll, die mich nun beschimpft ich hätte zuviel Klebeband verwendet, weswegen es so schwer sei. Meine Vorsicht ist nicht unbegründet, schliesslich reist mein Paket über den Flughafen von El Alto, wie erwähnt die gefährlichste Stadt Südmerikas! Nachdem ich das Paket erleichtert habe,geht es wieder zurück und nun passt das Gewicht, dafür ist das Formular falsch ausgefüllt. Als dieser Fehler bereingt ist, muss ich noch 15 Bs. Gebühr für den Zoll zahlen. Natürlich habe ich nur das Porto genau passend einstecken. Ich suche Theresa, die vor dem Gebäude steht und von den Sicherheitsmännern nicht mehr hereingelassen wurde. Als nun endlich alles komplett ist gebe ich meine Waren in die Hand der bolivianischen Post. Warten wir ab wann, wie und ob etwas zu Hause ankommt…




¡Buenos Dias Bolivia!

24 12 2010

06./07.12.2010, Tag 62/63

Um 7.30 Uhr fährt unser Bus nach Copacabana. Dabei ist nicht der bekannte Strand Rio des Janeiros gemeint, sondern ein Küstenort am Rande des Titicacasees und auf unserer Reiseroute der Eingang nach Bolivien. Beim Blick auf das Datum fällt mir auf, dass heute Nikolaus und ich genau 2 Monate unterwegs bin. Vom der Zeit her, der Moment wo das was man als Urlaub kennt spätestens vorbei ist. Denn wenn viele es auch gleichsetzen ist Reisen kein Urlaub, sondern eher sowas wie eine Lebensart mit der ich mich in den letzten Wochen ziemlich angfreundet habe. Ausser einem kleinen Hänger, der eher gesundheitlich bedingt war, ist die Reise bisher gezeichnet von unvergesslichen Erlebnissen, die ich mir davor erhofft hatte. Peru war dabei wesentliches Bestandteil, allen voran natürlich Machu Picchu, und Land und Leute haben mich wie zuvor auch in Ecuador fast ausschliesslich positiv überrascht und es ist fast schon ein bisschen traurig, dass dieser Teil des Südamerika-Abenteuers nun vorbei ist. Jetzt erwartet uns Bolivien, eines der ärmsten Länder Amerikas und touristisch noch mit am unerschlossensten, was es umso reizvoller macht.

Am Busbahnhof bringen wir die letzten Soles unter die Leute und dann geht es ab Richtung Bolivia. Neben uns schimmert der Titicacasee, der eher wie ein Meer wirkt, türkis-blau und ich hänge den oben geschilderten Gedanken nach. War die Einreise nach Peru am wenig frequentierten Grenzposten La Balsa noch abenteuerlich, ist die Ausreise am Grenzposten … ziemlich unspektaktulär. Zwar hätte es auch wieder abgelegene Grenzposten, die mit einer Fahrt durch tolle Landschaften verbunden gewesen wären, gegeben, aber da wir unserem Zeitplan etwas hinterherhängen muss es diesmal die Standard-Variante sein. Also geht es rein in den peruanischen Grenzposten, Ausreisestempel holen, 200 Meter hoch durch das gemauerte Grenztor zum bolivianischen Grenzposten, der uns die Namen deutscher Fussballer-Nationalspieler, wie Ballack und Podolski hinwirft, während er freudestrahlend uns den Einreisestempel samt Visa für 30 Tage erteilt.

Dahinter sammelt uns unser Bus wieder auf und bringt uns ins 10 km entfernte Copacabana. Dort sehen wir uns zunächst ein Hostel an, was mit umgerechnet 2,50 Euro die Nacht aufzeigt wie billig das Leben für uns in Bolivien sein kann. Allerdings ist Copacabana nur Durchgangsstation, von wo aus wir raus zur Isla del Sol, der Geburtsstätte der Inkas fahren wollen. Da es gerade Mittagszeit ist überlegen wir noch heute zur Insel überzusetzen. Diesen Plan möchte das Restaurant in dem wir unser Mittagessen zu uns nehmen nicht teilen und so warten wir immer noch auf unser Essen während die Fähre ablegt. Also checken wir nun doch ins Hostel ein, was im Nachhinein mein Glück sein soll… Ich hatte bereits beim Aussteigen aus dem Bus eine leichte Übelkeit verspürt, es aber als Reiseübelkeit abgetan. Damit hatte ich eigentlich nie Probleme, aber seit unserem Rundflug in Nazca ist mein Magen irgendwie nicht mehr so stabil. Details erspare ich hier einmal, aber den Nachmittag verbringe ich dann auf und vor der Toilette. Keine Ahnung was ich mir da wieder eingefangen habe…meine Selbstdiagnose, die ich anhand der Beschreibung verschiedener Krankheitsbilder in meinem Reiseführer betreibe reicht von Pest über Malaria bis Dengue-Fieber. Da ich irgendwie nicht weiterkomme, mich aber auch nicht meinem Schicksal fügen will beschliesse ich mir das Breitband-Antibiotikum einzuwerfen, dass ich in meiner Reiseapotheke habe. Als ich die erste Tablette geschluckt habe stelle ich fest, dass die Packung seit Juni abgelaufen ist…es gibt so Tage da sollte man im Bett bleiben! Da verbringe ich dann den Rest des Abends und stare Löcher in die Decke, da es in dieser Preisklasse natürlich keinen Fernseher gibt. Die einzige Bild ist ein Poster der Argentinischen Nationalmannschaft an der Wand, das so schlecht fotografiert ist, dass ich unzählige Dinge finde, um mich wenigstens kurzzeitig zu amüsieren.

Am nächsten Morgen fahren die anderen dann zur Isla del Sol, worauf ich leider verzichten muss, da ich völlig platt bin. Gegen Mittag unternehme ich einen kurzen Ausflug zum Strand, um wenigstens auch mal am bolivianischen Teil des Titicacsees gewesen zu sein. Der kurze Fussweg zum Ende des Strands, wo die Marine stationiert ist, macht mich schon dermassen fertig, das ich auf weitere Wanderungen verzichte. Insgesamt ist der Titicacaseee von seiner Grösse, dem kristallklaren Wasser und der Lage auf 3.800 Metern Höhe, was damit höher als der höchste deutsche Berg ist, schon beeindruckend. Abends wollen wir dann den Bus nach La Paz nehmen. Da wir eine Stunde zu früh am Abfahrtsort sind, laden wir die Rucksäcke ein und gehen noch kurz was trinken. Um sicher zu gehen, dass wir später keine Zeitprobleme bekommen fragen wir extra vorher, ob es schnell gehen kann. “Si, si, mas rapido!” Und hier wird wieder eines der grossen Phänomene dieses Kontinents demonstriert: Während Dinge wie unsere Choquequirao-Tour, die bei uns mehrere Tage Vorbereitung erfordert hätten, über Nacht organisiert werden, ist es unmöglich innerhalb einer halben Stunde in einer Bar oder Café etwas zu trinken zu bestellen, das dann auch für alle vollständig zu bekommen und sowohl Rechnung als auch Wechselgeld zu erhalten. Ein Ding der Unmöglichkeit.

So steigen wir als letzte kurz vor Abfahrt in den Bus ein und André muss aus Mangel an Sitzplätzen vorne beim Fahrer Platz nehmen. Dies ist allerdings gar keine schlechte Variante, da er so die beeindruckende Aussicht auf den Titicacasee und die Cordilleria im Hintergrund geniessen kann, während sich hinten bei uns die Fenster nicht öffnen lassen. Nach etwa einer Stunde stoppt der Bus plötzlich und alls müssen aussteigen: Hier endet die Strasse und während der Bus auf einer Holzplattform, die hier als Fähre dient übersetzt, gelangen wir in der Dunkelheit mit einem Boot sicher ans andere Ufer, wo wir die Fahrt fortsetzen. Kurz vor La Paz dann auf einmal stockender Verkehr wegen eines Unfalls. Ein Frontalzusammenstoss, was bei den riskanten Überholmanövern eigentlich wenig verwunderlich ist, aber trotzdem das erste mal, dass ich auf dieser Reise so etwas sehe. Wir pasieren El Alto, was als gefährlichste Stadt Südamerikas gilt. Früher war El Alto, dass auf dem Altiplano oberhalb von La Paz liegt, der Stadtteil mit des Flughafens. Um diesen herum wurden grösstenteils illegal Häuser und Baraken errichtet und irgendwann wollte man in La Paz diesen Teil aufgrund seiner Kriminalität nicht mehr haben. Wie sich aber genau verhält kann ich momentan noch nicht nachvollziehen, da z.B. bei Angaben über die Einwohnerzahlen El Alto (1,2 Mio. Einw.) gerne zu La Paz (800.000 Einw.) dazugezählt wird, wohl damit man sich Millionenstadt nennen kann… Auf den ersten Eindruck wird El Alto allerdings recht normal, wie eine etwas runtergekommene südamerikanische Grossstadt, die derzeit in kitschigem Weihnachts-Look erstrahlt. Das erste Anzeichen auf die kommenden Festtage. Nach einem kleinen Imbiss im zum Hostel gehörigen Irish-Pub beziehe ich unser Zimmers ohne Fenster neben der Küche… Mal sehen was uns La Paz morgen zu bieten hat.



Puno – Titicacasee

21 12 2010

03. – 05.12.2010, Tag 59 – 61

Die nächsten beiden Tage in dem fast schon zur Heimat gewordenen netten Hostel in Cusco dienen der Entspannung und sind eher unspektakulär. Neben Reisealltag, wie umpacken, waschen und letzte Souvenirs besorgen passiert nicht viel. Trotzdem verschieben wir das Treffen in Puno, unserer letzter Station in Peru, von Samstag Mittag auf Sonntag Morgen, da uns der Nachtbus die entspanntere Variante scheint.

Sonntag Morgen um 5.00 Uhr erreichen wir Puno auf der peruanischen Seite des Titicacasee, einem der grössten und auf 3.810 Metern Höhe dem höchsten schiffbaren See der Welt. Als wir kurz danach im Hostel antreffen, dessen Adresse uns die beiden per Mail haben zukommen lassen, schläft noch alles. Wir bekommen die Couch im 1. Stock zugewiesen, wo uns gegen sieben Theresa schlafend entdeckt. Die beiden haben eine Tour gebucht und müssen los, wir übernehmen so lange das Zimmer und nach einer Dusche fragen wir, ob wir später ein anderes Zimmer mit 4 Betten bekommen. Richtig Ahnung zu haben scheint hier mal wieder niemand, aber wenig später wird dank Zustellbett aus dem ehemals 3-Bett-Zimmer ein Dormitorio (Schlafsaal). Wir begeben uns zum Hafen und suchen uns ein Boot mit dem wir zu den schwimmenden Islas de Uros gelangen. Diese Inseln, die aus Schilf bestehen und durch permanentes aufschichten neuen Materials auf dem See treiben, wurden von ihren Bewohnern als Zuflucht vor den Inkas errichtet. Bis heute leben die Uros auf diesen Inseln, die sie völlig eigenständig existieren lassen. Leider ist diese interessante Kultur, sowie die Inseln und deren Bauweise auch für die Touristen ein Renner und windige Geschäftemacher beuten die Urvölker neben der zur Schau Stellung auch finanziell ziemlich aus. Daher fahren wir direkt ohne einen Touranbieter hinaus auf den Titicacasee, der mit 8.288 Quadratkilometer, etwa 15 mal so gross wie der Bodensee ist.

Auf der Überfahrt macht sich die Müdigkeit der letzten Nacht bemerkbar und so nicke ich ein und wache erst wieder auf, als wir an einer der Inseln andocken. Die Gebilde sind wirklich faszinierend. Wie ein schwimmender Teppich wippen sie mit den Wellen des Sees und wenn man an eine dünne Stelle kommt, muss man aufpassen, dass man keine nassen Füsse bekommt. Auf den Inseln befinden sich die Hütten der Uros, die nach wie vor bewohnt sind und (im Zuge des Tourismus) auch Restaurants und Souvenir-Stände. Mit einem grösseren Schilfboot, dass sie hier den „Mercedes-Benz“ nennen, setzen wir von einer Insel zur nächsten über, wo man von einer Art Aussichtturm die knapp 50 Inseln überblicken kann. Ein geniales Versteck, da durch das hohe Schilf im Uferbereich die bewohnten Inseln von Land aus nicht gesehen werden konnten.

Zurück in Puno lassen wir uns von einem Fahrradtaxi, was wir hier zum ersten mal entdecken zu dem im Restaurierungsprozess befindlichen Boot Yavari bringen. Die Yavari wurde 1861 von der peruanischen Regierung in England bestellt, um Kap-Horn nach Arica (Chile) verschifft, mit dem Zug nach Tacna gebracht und dann in 2766 Einzelteilen mit Maultieren über die Anden geschafft. Das ganze hat mal eben schlappe 6 Jahre gedauert… Als Brennstoffe in Peru knapp wurden, wurde das Schiff teilweise sogar mit Lamadung angetrieben. Seit einigen Jahren wird nun die Yavari, die vorher wie die restliche Flotte an Land vor sich hingerostet ist, wieder seetauglich gemacht und soll irgendwann als Ausflugsdampfer dienen. Wir bekommen eine Führung über das gesamte Schiff, dessen Teile noch zu 80 % Original sind. Für 45 Soles (ca. 12 Euro) die Nacht kann man sogar in der Kajüte übernachten. Mit viel Liebe zum Detail wird hier, teilweise sogar mit Original-Werkzeugen, gearbeitet, so dass uns die Spende in den Kasten am Ausgang zur Finanzierung dieser Arbeiten nicht unangebracht scheint und wir ihr gerne nachkommen.

Nachdem unser strampelnder Fahrer uns wieder im Hafen ausgeladen hat, suchen wir einheimisches Lokal zum Mittagessen aus. Während wir im ersten noch kommentarlos eine Karte gereicht bekommen, die von uns gewünschten Gerichte aber alle nicht verfügbar sind, ignoriert man uns im zweiten Lokal schon bei der Frage nach einem leeren Tisch. Ein seltsames Verhalten, der sonst schon eher überfreundlichen peruanischen Gastwirte. An der Plaza, der sonst ziemlich hässlichen Stadt, kehren wir in ein eher touristisch ausgerichtetes Lokal ein. Zum Abschluss unseres Peru-Aufenthalts bestelle ich mir dann ein Alpaka-Steak, hier eine Spezialität und Peru-Reisenden auf jeden Fall zu empfehlen. Abends trinke ich zum Abschluss dann auch nochmal das nach Kaugummi schmeckende Nationalgetränk Inca-Kola, während es draussen in Strömen schüttet. Die Regenzeit hat begonnen und wir setzen unsere Reise morgen fort in Richtung Bolivien.



Choquequirao

17 12 2010

01./02.12.2010, Tag 57/58

Nachdem wir das Zelt aufgebaut und zu Mittag gegessen haben, verkündet Dayme, dass wir heute Mittag alleine nach Choquequirao laufen können um den oberen Teil der Ruinen zu besichtigen. Morgen früh werde er uns dann die sogenannten Lama-Terassen auf der Rückseite des Berges zeigen. Anschliessend steigen wir dann wieder nach Santa Rosa ab. Wir geben ihm allerdings zu Verstehen, dass wir morgen zumindest den Fluss überqueren und ein Stück auf der anderen Seite wieder hinauf wollen, da wir sonst die komplette Strecke vorm Vortag am Freitag Vormittag laufen müssten. Dann machen wir uns auf die letzten 4 Kilometer bis zum Ziel. Wir kommen an ein paar weiteren Hütten von ehemaligen Bauern vorbei, die ihre Wiesen auf der Hochebene zu Campingplätzen umfunktionieren und Verpflegungsstellen einrichten. Hier sehen wir die Millionäre von Morgen, wenn hier in ein paar Jahren wahrscheinlich Luxushotels errichtet werden!

Als wir um die nächste Kurve kommen, haben wir eine herrliche Aussicht auf die unteren Terassen, die im Steilhang hängen und auf dem Bergrücken entdecken wir die Ruinen. Nach einer knappen halben Stunde haben wir den Kontrollpunkt, der sich in einer Blechhütte befindet, erreicht. Hier erfahren wir das die Tickets nur einen Tag gültig sind, wird also nichts mit der zweiten Tour morgen früh und so müssen wir uns beeilen. Das sehen die Wildpferde, die auf dem schmalen Weg am Berg grasen anders. Langsam gehen wir an den Tieren vorbei, die durch unsere Anwesenheit doch etwas beunruhigt scheinen. Nachdem das Leittier und ein weiteres an uns vorbei sind, beschliesst der Rest lieber zu flüchten und so werden wir wieder überholt und treiben die kleine Herde nun vor uns her bis wir eine Weggabelung erreichen. Davor sehen wir noch eine Schlange, die dem giftigen Exemplar von gestern ziemlich ähnlich ist…

Nachdem wir gute 45 Min. vom Eingang aus (!) unterwegs sind gabelt sich der Weg. Links geht es scheinbar zur Stadt, rechts den Berg hoch, vielleicht zum Aussichtspunkt…? Wir entscheiden uns für den einzig unbeschilderten Weg in der Mitte und ein paar Minuten später entdecken wir durch den Wald die ersten Ruinen und plötzlich stehen wir mittendrin und blicken über die komplette Anlage, wie sie sich über den Bergrücken erstreckt bis zu dem grossen Platz auf der gegenüberliegenden Anhöhe. Es gibt zwar nicht diesen einen atemberaubenden Moment wie in Machu Picchu, aber das Gefühl hier an einem Ort zu sein, der gerade erst wieder dabei ist zu erwachen und zu bestaunen was auch hier für eine beeindruckende Anlage errichtet wurde ist ebenfalls erwähnenswert. Und während letzte Woche noch knapp 1.000 Menschen mit uns den heiligen Berg besichtigt haben sind wir hier alleine. Nur später erblicken wir noch 3 weitere Abenteurer, die sich bis hierher durchgekämpft haben. Das ganze hat ein bisschen was von einem Indiana-Jones Film, irgendwo mitten im Nebelwald auf einem Berg eine Ruine, zu der man nur durch echte körperliche Anstrengung gelangt. Ein Traum, den die meisten Jungs sicher mal hatten 😉

Die bisher freigelegten Gebäude in Choquequirao kommen mir sogar etwas grösser vor als die in der Schwesterstadt. Ganz deutlich zu erkennen ist das Bewässerungssystem, dass sich durch die ganze Stadt zieht. Ich steige noch ein Stück nach oben und hinter dem Berg breitet sich das Tal des Rio Apurimac aus, ein fantastisches Bild! Der Fluss, dann die saftig grünen Berghänge, Hochebenen und dahinter teilweise schneebedeckte Berge, vor die sich von Zeit zu Zeit die Wolken schieben. Es beginnt zu regnen und neben der Stadt zeigt sich ein Regenbogen – WOW! Wie schon in Machu Picchu bekommen wir wieder die komplette Palette an Naturschauspielen geboten. Kein Wunder, dass die Inkas sich solche Orte ausgesucht haben. Wir besichtigen die weiteren Teile der Stadt und steigen die Treppen zu dem grossen runden Platz in 3.100 Metern Höhe hinauf, der wahrscheinlich religiösen Zwecken gedient hat. Anschliessend geht es über einen schmalen Pfad den Bergrücken hinuter bis es nicht mehr weiter geht. Zurück in der Stadt wollen wir noch die Lama-Terassen besichtigen, die ihren Namen aufgrund der Stein-Verzierungen in den Wänden haben. Es ist kurz vor fünf, in 15 Minuten sollen wir uns eigentlich am Kontrollpunkt wieder aus dem Buch austragen, da die Ruinen offiziell um 17.00 Uhr schliessen. Aber den fast einstündigen Weg schaffen wir sowieso nicht mehr und wann komme ich nochmal hierher, also auf geht´s! Auf den oberen Terassen sehe ich ein Zick-Zack Muster und denke an die Fotos die ich gesehen habe, wo die Lama-Bilder darunter lagen. Also steigen wir die steilen Treppen herunter, deren Stufen maximal für Schuhgrösse 35 geeignet sind… Wir gehen ein ganzes Stück, können aber nichts entdecken. Gegenüber befindet sich ein Aussichtspunkt, sind wir vielleicht zu nahe dran?! Jeder kleine weisse Stein wird zu einem Teil eines Lamas, aber recht überzeugen will es uns nicht. Weiter geht´s und nach etwa 15 Minuten Abstieg sehen wir endlich die erste Zeichnung. Darunter befinden sich dann unzählige weitere, aber die sparen wir uns, den Aufstieg im Hinterkopf, dann doch. Nachdem wir wieder gut ein Drittel nach oben gestiegen sind beginne ich die Treppen zu zählen: 294 Stufen, wer meint da noch ich habe kein Wintertraining!

Als wir wieder oben sind hat sich ein Nebelschleier über die Stadt gelegt und wir erleben nochmal dieses mystische Bild. An den nicht enden wollenden Terassen auf der anderen Bergseite geht es zurück. Der Weg zieht sich, da ich kein Wasser mehr habe befülle ich meine Flasche an dem Bergbach mit super klarem Nass, hier kann man das Risiko mit ungereinigten Wasser mal eingehen. Als wir den Checkpoint erreichen ist niemand mehr da, na ja dann gelten wir in der Statistik jetzt wahrscheinlich als Verschollen in Choququirao… Im Dunkeln erreichen wir das Camp, wo sich mittlerweile auch andere Traveller eingefunden haben. Während wir unsere Nudelsuppe löffeln, wird am Nachbartisch Pizza und frischer Kuchen als Nachspeise serviert. Hier merkt man dann doch den Preisunterschied.

Ich spreche Dayme darauf an, ob man nicht morgen nicht den kompletten Weg zurückwandern könnte. Er redet ein wenig darum herum, bis ich mitbekomme, wie er zu dem Guide der anderen Gruppe, der ebenfalls morgen an einem Tag zurück will, sagt das wir einen Vertrag für 4 Tage haben. Ich gebe ihm zu verstehen, dass wir kein Geld zurück wollen und wir legen das Frühstück auf 6.00 Uhr fest. Als letzte „Heldenaktion“ geht es wieder Richtung Gebirgsbach, der, analog der Aussentemperatur, 800 Meter höher als gestern auch bedeutend kälter ist. Aber sich Nachts auf einem Berg vom Wind trocknen zu lassen und dabei aus 2850 m in das vom Mond beleuchtete Tal zu blicken vermittelt schon ein ungemeines Gefühl an Freiheit!

Um 5.30 Uhr klingelt mein Wecker. Das Tal liegt noch im Nebel, als wir das Lager abbrechen und losmarschieren. André legt den Weg bergab auf dem Reitmuli zurück, ich spare es mir für den für mich anstrengenderen Weg bergauf. Der Weg den Berg hinunter ins Tal des Rio Apurimac, dauert länger als ich dachte, nach fast 2 Std. erreichen wir erst Santa Rosa, wo wir die erste Nacht verbracht haben, und füllen die Wasservorräte auf. Als wir vor zwei Tagen in Cachora los sind meinte Dayme, der selbst kaum getrunken hat, wir hätten zuviel dabei. Nun sieht er warum wir diese Masse an Flüssigkeit eingepackt haben. Den restlichen Weg ins Tal gehe oder besser renne ich vor, da es einfacher ist etwas schneller zu laufen, als ständig abbremsen zu müssen. Nachdem die anderen am Fluss angekommen sind, nimmt Dayme die beiden Mulis und reitet voraus um das Mittagessen vorzubereiten. Für mich beginnt nun der anstrengenste Teil des Tages. Nach einer langen Geraden, geht es unter brennender Sonne steil bergauf. Meine Erkältung meldet sich zurück und ich muss alle paar Meter anhalten um zu trinken oder die Nase zu putzen. 1.400 Höhenmeter müssen wir in den nächsten 10 km überwinden und dann folgen weitere 11 km bergab. Ein gutes Programm und in den nächsten 1,5 Stunden haben ich echte Zweifel ob es tatsächlich zu schaffen ist. Dann plötzlich die ersten Hütten, die ich erst in einer guten Stunde erwartet hätte. Geschafft! Um 11.30 Uhr erreichen wir den Punkt, auf den wir nach unserem Veto das Nachtlager verlegt hätten. Die Zuversicht es heute doch zu schaffen steigt.

Um uns nicht nur von Reis zu ernähren kaufen wir noch etwas Tomatensosse bei den Einheimischen und unterhalten uns während des Essens mit Corinna und Jörg, die ihren Trip bei einer der Agenturen in Cusco gebucht und dafür das doppelte von uns gezahlt haben. Ihr Guide scheint zudem ein echtes A… zu sein, denn von dem was versprochen wurde, wurde vieles nicht eingehalten. Traurig, dass Touristen bereits in diesem Stadium nur als Geldmaschine gesehen werden… Nachdem die beiden hören, dass wir heute noch komplett zurück laufen, fragen sie ob sie sich uns anschliessen und wir zusammen heute Abend nach Cusco fahren. Wir willigen ein und die beiden gehen vor um weiteren Streitereien mit ihrem Guide aus dem Weg zu gehen.

Wir brechen um 13.00 Uhr auf. Dayme meint, dass ich wenn jetzt reiten könnte, da es später zu steil wird. Also steige ich auf das Maultier und reite, soweit ich mich erinnen kann zum ersten mal, los. Es geht den Hang hoch, neben uns Kakteen, im Tal der Fluss, dahinter ragen die Berge auf. Der nächste Kindheitstraum geht in Erfüllung: Als Karl May Fan wollte ich früher immer mit meinen „indianischen Freunden“ durch die Wildnis reiten, wie es in den Filmen, die ich mir unzählige Male angeschaut habe, zu sehen ist. Mein „roter Freund“ ist zwar etwas älter als Winnetou und mein Reittier gleicht wohl eher der Mähre von Sam Hawkens als dem Rappen Old Shatterhands, aber der Gedanke bringt mich zum schmunzeln und so wippe ich im Sattel den schmalen Bergpfad entlang. Als es steiler wird erlöse ich meinen treuen Begleiter und führe ihn noch eine ganze Weile bis zum nächsten Rastpunkt. Von hier sollen es noch gut 1,5 – 2 Stunden bis zum Pass sein. Das erfahren wir vom Guide der beiden deutschen, die wir bisher noch nicht eingeholt haben, und der sie nun wohl „verfolgt“. Mehr Wild-West-Atmosphäre geht nicht 😉

Das Ziel im Blick geht es weiter. Dayme meinte als wir losgelaufen sind: Der 1. Tag wird schwierig, der 2. auch, der 3. so lala und am 4. lachst du drüber. Es ist der Nachmittag des 3. Tages und ich bekomme aus Gründen die ich mir selbst nicht erklären kann eine zweite Luft, ich nenne es mal den Endspurt. Ich ziehe den Rest des Berges hinauf und etwa 1 km unter dem Gipfel treffe ich auf Corinna und Jörg, die mit ihrem kompletten Gepäck unterwegs sind, eine beeindruckende Leistung! Da es mir gerade ziemlich gut geht, nehme ich noch einen der Rucksäcke mit und treibe zu guter letzt noch die Mulis, die Dayme unterwegs hat grasen lassen, zum Gipfel auf 2.900 Metern hinauf. Ein kleiner Jubel kommt bei allen auf, das wäre geschafft!

Dayme, der auch mit einer Erkältung zu kämpfen und sich seine Jacke samt Kapuze zugezogen hat, wirkt sichtlich erschöpft. Wir verabreden uns mit Jörg und Corinna in Cachora, da die beiden direkt weiter wollen um nicht noch einmal dem Guide zu begegnen, den wir unterwegs abgehängt haben. Als er 10 Minuten später ankommt erzählt er, dass 1 Std., 15 Min. vom letzten Punkt hier hoch sein Rekord seien. Äusserlich ziemlich sportlich und erst Anfang 20 weiss ich nicht ob man sich damit schmücken kann, wenn zwei fast 30-jährige, ohne Trekking Erfahrung und ein Sechzigjähriger ihm, der dies beruflich macht, auf dieser Strecke gut ein Drittel der Zeit abnehmen… Vielleicht sollte ich hier auch als Guide anfangen, die Konkurrenz ist zumindest nicht allzu gross…

Die letzten 11 Kilometer sind nun ein Spaziergang, zumal es meist bergab geht. In einem letzten längeren Gespräch mit Dayme, dank dem mein Spanisch deutlich Fortschritte gemacht haben dürfte, fragt er mich wie eigentlich die Preise seines „Amigos“ seien, der die Tour organisiert habe. Ich vermute er hat das ganze wohl für ein Trinkgeld gemacht. Von der Strasse aus sehen wir seinen Bruder Don Pedro auf dem Feld, der uns freudig überrascht begrüsst. Die Frau des Hauses läd uns dann nochmal auf eine Suppe ein, eine super herzliche Atmosphäre. Generell waren die letzten Tage weniger ein geschäftliches Verhältnis, sondern eher sowas wie ein Wander-Ausflug unter Freunden. Die letzten Kilometer runter nach Cachora ziehen sich dann doch nochmal und nachdem wir noch kurz bei unserem Veranstalter vorbeigeschaut haben besorgt uns Don Pedro jemanden, der uns nach Ramall fährt. Der Abschied hat nach dem Erlebten fast schon etwas wehmütiges und man merkt, dass es unseren Führer auch viel Spass gemacht hat und mehr als ein Geschäft war. Ich bin gespannt wie sich der Tourismus in Choquequirao in den nächsten Jahren entwickelt.

Unser „Taxi“ ist es Pick-Up, dessen Frontscheibe eine Klarsichtfolie ersetzt und statt einem Sitz finde ich mich auf einer Reihe offener Metallfedern wieder. Dazu leuchtet der Sohn unseres Fahrers von der Ladefläche mit einer Taschenlampe die Fahrbahn ab, da das Licht wohl auch nicht das beste ist… Das deutsche Pärchen mit dem wir uns treffen wollten können wir an der Plaza nicht erblicken, dafür treffen wir uns eine knappe Stunde später an der Strasse in Ramall wieder. Nach ein paar erfolglosen Versuchen reagiert ein Collectivo (Sammeltaxi) auf meinen ausgestreckten Daumen. Der Kleinbus ist proppevoll, aber geht nicht, gibt es hier nicht und so wird für die 4 Gringos die Rückbank geräumt, was zu viert in den nächsten 3 Stunden nochmal eine echte Qual ist, aber was kann uns heute noch schocken… Kurz nach Mitternacht checken wir dann um dritten mal im Yamanya-Hostel in Cusco ein und fallen halbtot ins Bett. Ein weiterer supergeiler Tripp liegt hinter uns!

Samstag geht es nun weiter zum Tititcacasee.




Camino Inka

13 12 2010

29.11. – 01.12.2010, Tag 55 – 57

Nach dem Frühstück machen wir uns auf zum Terminal um uns nach der Abfahrt des Busses nach Abancay zu erkundigen, aus dem man unterwegs angeblich in Ramall aussteigen kann um nach Cachora zu kommen, wo wir uns jemanden suchen wollen, der uns nach Choquequirao bringt. Das nur die wenigsten Backpacker überhaupt schon mal von der Schwesterstadt Machu Picchus gehört haben, macht deutlich, dass es sich noch um einen echten Geheimtipp handelt, sowas nach dem jeder Traveller sucht. Ich bin selbst auch nur durch Zufall darauf gestossen, als während der Südamerika-Woche im August auf 3Sat (es gibt tatsächlich Leute die den Sender einprogramiert haben ;)) eine Dokumentation darüber gezeigt wurde. Dabei musste der Reporter insgesamt 4 Tage (2 hin, 2 zurück) zu Fuss mit einem Maultiertrupp durch die Berge wandern um zu den Ruinen zu gelangen. Diese sind momentan erst zu gut 40 % freigelegt, sollen aber insgesamt drei mal so gross wie die von Machu Picchu sein. Dabei bietet sich uns nochmal die Gelegenheit auf dem Camino Inka, dem Strassennetz das zu Hochzeiten der Inkas von Ecuador bis nach Chile reichte zu wandern. Durch diese Wege an denen Läufer stationiert waren, war es z.B. möglich Nachrichten von der Küste innerhalb von 2 Tagen ins knapp 700 km entfernte Cusco im Landesinneren zu bringen.

Cachora scheint zudem so klein zu sein, dass es noch nicht mal den Einheimischen im Hostel bekannt ist. Wir haben selbst haben bei unserer Dschungel-Tour den Tipp bekommen dort jemanden anzuheuern, der uns nach Choquequirao bringt. Zwar haben die Tour-Veranstalter in Cusco es mittlerweile auch im Programm, aber für mindestens den doppelten Preis. Die Resonanz scheint hierzu auch nicht so gross zu sein, da der Aufwand mit 4 Tagen Trekking für eine Ruinenstadt, die niemand kennt scheinbar viele abschreckt. Wir hingegen kämpfen uns zunächst durch die Vielzahl an Angeboten, doch irgendwie scheint kein Bus einen Stopp in Ramall im Programm zu haben. Auch unsere Anfrage, ob man uns nicht einfach an der Strasse rauslassen kann scheint nicht realisierbar zu sein. Als wir nun endlich eine passende Verbindung finden soll diese Cusco schon in 45 Min., um 13.30 Uhr verlassen. Wir nehmen ein Taxi zurück ins Hostel, landen jedoch im Stau, steigen aus und rennen den Rest. Schnell packen und auschecken und ab geht es wieder Richtung Busstation. Dort angekommen erfahren wir, dass der Bus doch nicht in Ramall anhalten kann, man hat aber einen anderen Bus für uns im Angebot, der um 18.30 Uhr fahren soll. Nachdem wir uns für diesen entschieden haben, sagt uns die Dame am Ticketschalter, dass wir um 15.30 Uhr da sein sollen, da der Bus um 16.00 Uhr fährt. Soviel zum Thema Busreisen in Peru… Wir kehren nochmal ins Hostel zurück und suchen unsere beiden Reisebegleiterinnen, die ebenfalls heute nach Arequipa reisen wollen, da wir uns vorhin nicht verabschieden und einen Treffpunkt ausmachen konnten. Als wir niemanden antreffen hinterlassen wir einen Zettel mit Treffpunkt Samstag in Puno am Titicacasee. Manchmal frage ich mich warum ich in Deutschland ein Handy habe, es geht auch ganz locker ohne…

Der Bus entspricht nicht mehr der Luxus-Variante, die wir zuletzt genutzt haben und ausser uns sind nur Peruaner an Bord. Bei der Fahrt durch die Bergwelt zeigt sich uns zum wiederholten male eine tolle Landschaft, während im Bordfernsehen eine Best-Of Sylvester Stallone DVD läuft. Nach 3,5 Std. werde ich vom Beifahrer geweckt, der meint: “Cachora!” Sind wir jetzt schon direkt dort?! Kann nicht sein! Wir steigen aus und stehen im Stockdunkeln an einer Häuseransammlung irgendwo im Nichts an der Landstrasse. Ich frage zwei Jungs, die in einem Auto sitzen, ob es irgendwo ein Taxi nach Cachora gibt. Der eine holt seinen Vater aus dem Haus, der sich bereit erklärt uns mit dem Familienauto ins ca. 50 Min. entfernte Cachora zu bringen. Die Häuser an der Landstrasse wo wir uns gerade befinden scheinen der Ort Ramall zu sein… Als wir gerade losfahren setzen sich die zwei Jungs in den Kofferraum und eine Frau auf den Beifahrersitz – zum Glück haben sich endlich zwei Gringos gefunden, die den Sprit bezahlen! Die “Strasse” ist alles andere als was man damit bezeichnet. Tiefe Schlaglöcher lassen das Auto an allen Ecken klappern, während die Lichter im Tal nur erahnen lassen, wie steil der Hang neben uns wahrscheinlich abfällt. Unterwegs halten wir noch an einem Haus, vor dem sich mehrere Männer versammelt haben. Ein Paar mit Kind steigt zu uns auf die Rückbank und wir liefern die drei noch schnell im Krankenhaus ab, was von aussen ebenfalls nicht als solches zu identifizieren gewesen wäre.

Von der Plaza aus beginnen wir die Suche nach dem Hostel dessen Name unser holländischer Tipp-Geber leider nicht mehr wusste. Da es ausser auf der Hauptstrasse keine Strassenbeleuchtung gibt, gestaltet sich das als recht schwierig und auch die Dorfbewohner scheinen nicht richtig zu wissen, wo man hier unterkommen kann. Ein weiteres Indiz für den noch nicht angekommenen Tourismus. Nach einiger Zeit entdecken wir dann doch ein Schild und für schlappe 10 Sohlen (ca. 3 Euro) bekommen wir ein Zimmer und sogar warmes Wasser, was ich hier nicht erwartet hätte. Ich frage den Hostelier, wo man jemanden findet der uns nach Choquequirao bringen kann. 5 Minuten später stellt er uns dem Besitzer des Nachbarhostels vor (was der Holländer in seiner Beschreibung wohl auch gemeint hatte), der hier sowas wie ein Monopol auf Choquequirao-Touren zu haben scheint. Wir erklären was wir brauchen und fragen, ob wir morgen früh los können. “Si, está no Problemo!” Schon beeindruckend wie schnell das hier manchmal funktioniert, wofür man bei uns sicher mal eine Woche hätte einplanen müssen. Er telefoniert kurz mit dem Caballero, der uns mit zwei Maultieren nach Choque bringen soll, erklärt uns die Route, wir feilschen noch etwas um den Preis (ab hier alles nur noch auf spanisch) und einigen uns am Ende auf 245 Soles (ca. 60 Euro) pro Person, für unseren Führer, die 2 Mulis, Zelt, Gaskocher und Verpflegung für 4 Tage. Soviel hatten wir für die Hinfahrt und den Eintritt nach Machu Picchu bezahlt. Und dabei sind wir mit nur 2 Personen sogar noch ein wenig teurer als die 4 von denen wir die Infos hatten.

Am nächsten Morgen klopft es um 7.30 Uhr an der Tür. Unser “Organisator” steht draussen und meint alles sei “fertig”. Auch so ein Begriff, der bei nicht unbedingt dem entspricht was wir normalerweise darunter verstehen… Als wir um neun, also eine Stunde vor der geplanten Abmarschzeit eintreffen stehen die beiden Maultiere bereits auf der Strasse. Während wir frühstücken werden unsere Rucksäcke begutachtet. Da wir damit gerechnet haben diese selbst tragen zu müssen, haben wir statt den kleinen Tagesrucksäcken unsere Reiserucksäcke mitgenommen, da sie neben ausreichend Platz über ein vernünftiges Tragesystem verfügen. Allerdings landen sie nun auf einem der beiden Mulis und hierfür befinden sie die beiden Damen des Hauses für zu schwer. Also sollen wir etwas auspacken, was schwierig ist, da wir nur das nötigste dabei haben. Zum Glück sieht Dayme, unser Führer das anders und so packen wir wieder ein. Ich werde ins Büro gerufen um nochmal die Details zu besprechen. Bei sowas ist man hier genau. Als wir uns in das Register eintragen sehe ich zwei Seiten vorher die Gruppe des Holländers, die breits im September hier waren. Dazwischen liegen vielleicht 10 Personen, reger Betrieb ist was anderes. André geht derweil mit der Chefin die Verpflegung einkaufen (soviel zum Thema “alles fertig”). Der hierfür angesetzte Preis schien mir etwas hoch, aber als André sogar das Restgeld ausgehändigt bekommt, habe ich zum ersten mal beim Bezahlen einer Tour nicht das Gefühl übers Ohr gehauen zu werden.

Als die Tiere bepackt sind geht es los. Wir laufen die fast menschenleeren Gassen runter, binden die Mulis kurz an eine Laterne, um vom Restgeld nochmal Wasser zu kaufen und ziehen dann weiter. Das einzige Verkehrsmittel was uns hier begegnet sind ebenfalls 4-Beiner, man fühlt sich wie vor 100 Jahren. Als wir in Comeña, wo Daymes Familie lebt, ankommen verabschieden wir uns nach einem kurzen Fotoshooting von seinem Bruder Don Pedro, der uns auf den knapp 5 km von Cachora die Namen von verschiedenen deutschen Generälen im 2. Weltkrieg um die Ohren gehauen hat, um damit seine Sympathie für Alemania zu zeigen. Wir laden den Gaskocher, der sonst wahrscheinlich in der Küche des Lehmgebäudes steht, auf das zweite Muli. Eigentlich war dieses zum Reiten gedacht, da wir im insgeheimen planen die Strecke in 3 statt 4 Tagen zu bewältigen. Die ersten 11 der insgesamt 32 km sind noch vergleichsweise harmlos. Es geht eine ähnliche Schotterpiste entlang, wie wir sie gestern mit dem Auto gefahren sind. Der Weg ist mit Baggerspuren durchzogen, den Grund erfahren wir ein paar Kilometer weiter, wo ein Erdrutsch die Strasse zugeschüttet hat und nun Aufräumarbeiten laufen. Ich frage mich für was, da ein paar hundert Meter weiter diese endet…? Plötzlich stoppt Dayme und deutet auf den Boden: Eine Schlange, die so meint er zumindest, giftig ist. Wir erreichen den ersten von zwei Pässen, die wir auf unserem Weg überqueren müssen, in 2850 Metern Höhe. Vor uns öffnet sich das Tal mit dem Rio Apurimac, der später in den Amazonas mündet. Eine traumhafte Landschaft mit dem Salkantay-Gebirge im Hintergrund, dessen Gipfel jedoch leider im Nebel liegen.

Auf dem Weg nach unten durchqueren wir Kakteenfelder und mit den beiden Mulis, die vor uns hertroten kommt eine echte Wild-West Atmosphäre auf, wie ich sie bisher nur aus Filmen gekannt habe. Zwischen Dayme und mit beginnt eine muntere Unterhaltung und am Ende des Tages habe ich gefühlt mehr Spanisch gesprochen, als auf der kompletten Reise. Zwar nicht immer flüssig, aber irgendwie versteht man sich. Kurz bevor wir das Tal erreichen werden die Wege steiler und bestehen fast ausschliesslich aus Geröll. Wahnsinn, dass die Tiere hier runter kommen, wo ich ohne Gepäck schon Probleme habe nicht abzurutschen. Als wir im Tal des Rio Apurimac auf 1500 m angekommen sind, erblicken wir die ersten Anzeichen der beginnenden touristischen Erschliessung. Hier werden erste Häuser errichtet, von wo aus in absehbarer Zeit dann wahrscheinlich ganze Horden nach Choquequirao pilgern werden. Allerdings wundere ich mich, wie die Masse an hochwertigen Baumaterialien hierher geschafft werden konnte?! Vielleicht über den Fluss, dessen niedriger Wasserstand an den freiliegenden riesigen Steinen zu sehen ist, auf denen die Hängebrücke befestigt ist. Wir passieren Kilometer 21. Unser Nachtlager befindet sich hinter Kilometer 24 auf 2300 Meter Höhe. Also mal schlappe 800 Höhenmeter den Berg hinauf. Wir gehen vor, Dayme folgt mit den Mulis. Nach jeder Schleife folgt eine weitere und es wird immer steiler und der Untergrund immer unwegsamer. Kilometer 22, Kilometer 23, wann kommt endlich der besch… Kilometer 24?! Ein nicht enden wollender Marsch, mittlerweile sind wir gute 7 Stunden unterwegs und es dämmert. Dann endlich, nach etwas über eine Stunde haben wir es geschafft. Ein ordentliches Tempo haben wir da vom Fluss aus vorgelegt, meint Dayme, der mit seinen 60 Jahren aber auch noch richtig gut in Form ist.

Auf der kleinen Ebene von Santa Rosa haben die Bauern eine Art Campingplatz eingerichtet, wo man sein Zelt aufschlagen, sich am Gebirgsbach waschen und Getränke kaufen kann. Während es zu regnen beginnt bauen wir schnell das Zelt auf und gegeben uns dann zum Abendmahl in die Lehmhütte, wo Dayme ein richtig gutes Essen bereitet. Glücklicherweise haben wir unser Geschirr dabei, denn unser Organisator hat es wohl vergessen… Eine kleine Unprofessionalität, die diese Tour ungemein sympathisch macht. Bevor ich mich in meinen Schlafsack packe gibt es noch eine Dusche unter dem Rohr, das aus dem Bach abgezweigt wurde – Warmduscher braucht mich nun niemand mehr zu nennen 😉

Am nächsten Morgen höre ich durch die Zeltwand: “Rolando, Desayuno!” Das Frühstück ist fertig und meinen Spitznamen habe ich nun auch gleich mal weg. Ich sehe auf die Uhr und mir fällt das Datum auf: 1. Dezember, krass! Ich gehe in Shorts vor das Zelt und begrüsse die Morgensonne, während der Nebel sich lichtet. Bereits während wir noch die Sachen zusammenpacken beginnen mich die Moskitos aufzufressen, fast so wie im Dschungel. Als Frühsport stehen weitere knapp 800 Höhenmeter, verteilt auf 4 km an, bis wir unser “Basislager” in Marampata erreichen. Bei sengender Sonne schleppe ich mich den Berg hinauf. Unserem Führer scheint das ganze auch nicht so leicht zu fallen, neben zahlreichen Pausen hält er sich meist am Schwanz eines der Mulis fest und lässt sich ziehen, in seinem Alter aber auch keine Schande. Ich frage mich in solchen Momenten ja doch des Öfteren warum ich sowas wie hier eigentlich mache. Heute Morgen kommt mir der Gedanke: “Was würde ich jetzt in Deutschland machen?” Wenn das keine Motivation ist J Nach knapp 2 Stunden erreichen wir Marampata auf 2850 m und erblicken hinter dem nächsten Berg Choquequirao.




Salineras & Moray

12 12 2010

28.11.2010, Tag 54

Nach einer kurzen Besichtigung des Sonnentempels Qorikancha, der uns als letzter Punkt auf unserer Cusco-Karte noch fehlt, quetschen Anja und ich uns mit einer Peruanerin und ihrem Sohn auf die Rückbank eines Collectivo und machen uns auf den Weg in das heilige Urubamba-Tal. Dort wollen wir die von den Inka angelegten Salzterassen von Salineras besichtigen, die bis heute noch zur Salzgewinnung genutzt werden. Der Fahrer bringt uns bis zur Brücke von wo aus es noch 60 – 90 Min. Fussweg sein sollen. Wir folgen der vagen Beschreibung die wir haben und landen irgendwann auf einem schmalen Weg, der zu einem Privathaus führt. Aber wie immer ist auch hier jemand zur Stelle: Ein kleiner Junge, der durchweg vom Essen erzählt bringt uns zu dem Beginn des Maultierpfads von wo aus wir schon die weissen Umrisse der Salzterassen erkennen können. Nach einer halben Stunde den Hang hinauf liegen sie dann vor uns und wir können beobachten wie deren Besitzer das Salz abschürfen. Dies ist nach wie vor ein lukratives Geschäft, so dass die Salzbecken von Generation zu Generation vererbt werden. Angeblich sollen es 3000 sein. Ich zähle hoch und dann quer und auf maximal 500… Da wir vielleicht noch weiter nach Moray wollen gehen wir den Weg noch ein Stück weiter und da öffnet sich das Tal und zeigt die eben noch fehlenden Salzpfannen – wirklich beeindruckend!

Wir gehen hinunter und gegen einen kleinen Obulus kann man zwischen den Terassen herumlaufen und die unterschiedliche Härte selbst antesten. Nachdem ich noch ein Päckchen Original Inka-Salz erstanden habe, suchen wir einen Weg um nach Moray zu kommen. Ein Amerikaner der zurück zur Hauptstrasse will nimmt uns in einem Taxi mit. Als wir auf der gegenüberliegenden Bergseite die Hochebene erklommen haben eröffnet sich an fantastisches Bild. Passend dazu überholen wir einige Jungs die ihre Schafe zurück in die Dörfer treiben, ehe eine Esel-Familie den Weg versperrt und einen kleinen Stau verursacht . Mehrere schwer bepackte Artgenossen kommen uns entgegen und ein Hund versucht unseren Reifen platt zu beissen. Hier sind wir wirklich weg von den touristischen Pfaden.

Moray ist ebenfalls eine archäologische Stätte der Inka, die von oben wie eine Art Kolosseum wirkt. Es handelt sich jedoch um landwirtschaftlich genutzte Ebenen, die wir eine Art Gewächshaus funktioniert haben sollen. Zurück in Cusco besprechen wir die weitere Reiseplanung: André und ich wollen versuchen nach Cachora, einem kleinen Dorf 150 km von Cusco entfernt, zu gelangen um dort jemanden zu finden der uns nach Choquequirao, der Schwesterstadt Machu Picchus, bringt. Diese ist etwa dreimal so gross, jedoch bisher nur zu etwa 30 % freigelegt und nur durch einen zweitägigen anspruchsvollen Fussmarsch erreichbar. Daher ist Choquequirao bisher touristisch noch quasi unerschlossen, was die fehlende Erwähnung im Reiseführer bestätigt. Dazu kennen selbst die meisten Backpacker diese Stätte nicht, was es zu einem echten Geheimtipp und daher besonders reizvoll macht. Anja und Theresa wollen derweil nach Arequipa und in den Colca-Canon Condore beobachten. Die hätte ich auch gerne gesehen, aber ich entscheide mich dann doch für Choquequirao und den Pfad der Inkas.

Samstag wollen wir uns dann im Puno am Titicacasee wiedertreffen und gemeinsam nach Bolivien reisen.



Cusco II

11 12 2010

26. – 28.11.2010, Tag 52 – 54

Am nächsten Morgen geniessen wir die Vorteile des Spätaufsteher-Frühstücks und lassen die Erlebnisse des letzten Tages nochmal Revue passieren: Einfach Wahnsinn diesen magischen Ort Machu Picchu mit eigenen Augen gesehen zu haben! Das klingt jetzt sicher übertrieben, aber wer dort war weiss was ich meine… Der Tag steht daher eher im Zeichen der Entspannung. Dazu eignet sich unser Hostel bestens, die nette Atmosphäre und die zahlreichen Angebote um sich die Zeit zu vertreiben, lassen den Tag wie im Flug vorbeigehen, daher nochmal ein paar Schnaapschüsse. Am späten Nachmittag besichtigen wir dann noch das Museo Inka und das Museo Precolombiano, eines der besten Südamerikas, und gönnen uns dann anschliessend noch eine Massage 🙂

Am folgenden Samstag begeben Anja und ich uns nochmal auf einen grösseren Stadtrundgang, da Cusco unmöglich in einem Tag zu besichtigen ist. Wir gehen die Bereiche der Altstadt ab und um jede Ecke scheint sich eine neue Plaza mit Springbrunnen und Kathedrale aufzutun. Nachdem wir in der grossen Markthalle einen Saft getrunken entdecken wir einen Strassenzug, der ebenfalls nach einem Markt aussieht. Das Viertel wirkt nicht gerade vertrauenserweckend und auf diesem (Floh-) Markt kann man alles kaufen was man sich vorstellen kann. Von gefälschter Ware, über gebrauchte Gegenstände (die sicher nicht alle mit Einwilligung ihrer ehemaligen Besitzer hier gelandet sind…) bis hin zur Kloschüssel, die komplette Palette. Anja fragt mich nebenbei: “Du hast doch nichts wertvolles dabei?” – “Nein, nur meine Kamera und die Kreditkarte mit dem Bargeld was ich gerade abgehoben habe…” Aber wir haben mal wieder Glück und es passiert nichts, so dass wir den Weg zur Statue des Inka Pachakuteq antreten, der ankommende Cusco-Besucher von der Spitze des Turms aus begrüsst. Im inneren findet sich eine kleine Ausstellung mit allen bedeutenden Inkas (Könige) und deren Herrschaftszeitraum. Das Thema ist wirklich unerschöpflich.

Abends warten wir vergebens auf André, der sich ein Motorrad ausgeliehen hatte. Als er am nächsten Morgen immer noch nicht da ist, spekulieren wir was passiert sein könnte. Nach dem Frühstück taucht er dann wieder auf und berichtet von seiner Panne in den Bergen und dem Rückweg mit dem Bike im Kofferraum eines Taxis nach einer Nacht in einem Bergdorf. Anja und ich machen uns danach auf zu den Salzterassen von Salineras.