¡Buenos Dias Bolivia!

24 12 2010

06./07.12.2010, Tag 62/63

Um 7.30 Uhr fährt unser Bus nach Copacabana. Dabei ist nicht der bekannte Strand Rio des Janeiros gemeint, sondern ein Küstenort am Rande des Titicacasees und auf unserer Reiseroute der Eingang nach Bolivien. Beim Blick auf das Datum fällt mir auf, dass heute Nikolaus und ich genau 2 Monate unterwegs bin. Vom der Zeit her, der Moment wo das was man als Urlaub kennt spätestens vorbei ist. Denn wenn viele es auch gleichsetzen ist Reisen kein Urlaub, sondern eher sowas wie eine Lebensart mit der ich mich in den letzten Wochen ziemlich angfreundet habe. Ausser einem kleinen Hänger, der eher gesundheitlich bedingt war, ist die Reise bisher gezeichnet von unvergesslichen Erlebnissen, die ich mir davor erhofft hatte. Peru war dabei wesentliches Bestandteil, allen voran natürlich Machu Picchu, und Land und Leute haben mich wie zuvor auch in Ecuador fast ausschliesslich positiv überrascht und es ist fast schon ein bisschen traurig, dass dieser Teil des Südamerika-Abenteuers nun vorbei ist. Jetzt erwartet uns Bolivien, eines der ärmsten Länder Amerikas und touristisch noch mit am unerschlossensten, was es umso reizvoller macht.

Am Busbahnhof bringen wir die letzten Soles unter die Leute und dann geht es ab Richtung Bolivia. Neben uns schimmert der Titicacasee, der eher wie ein Meer wirkt, türkis-blau und ich hänge den oben geschilderten Gedanken nach. War die Einreise nach Peru am wenig frequentierten Grenzposten La Balsa noch abenteuerlich, ist die Ausreise am Grenzposten … ziemlich unspektaktulär. Zwar hätte es auch wieder abgelegene Grenzposten, die mit einer Fahrt durch tolle Landschaften verbunden gewesen wären, gegeben, aber da wir unserem Zeitplan etwas hinterherhängen muss es diesmal die Standard-Variante sein. Also geht es rein in den peruanischen Grenzposten, Ausreisestempel holen, 200 Meter hoch durch das gemauerte Grenztor zum bolivianischen Grenzposten, der uns die Namen deutscher Fussballer-Nationalspieler, wie Ballack und Podolski hinwirft, während er freudestrahlend uns den Einreisestempel samt Visa für 30 Tage erteilt.

Dahinter sammelt uns unser Bus wieder auf und bringt uns ins 10 km entfernte Copacabana. Dort sehen wir uns zunächst ein Hostel an, was mit umgerechnet 2,50 Euro die Nacht aufzeigt wie billig das Leben für uns in Bolivien sein kann. Allerdings ist Copacabana nur Durchgangsstation, von wo aus wir raus zur Isla del Sol, der Geburtsstätte der Inkas fahren wollen. Da es gerade Mittagszeit ist überlegen wir noch heute zur Insel überzusetzen. Diesen Plan möchte das Restaurant in dem wir unser Mittagessen zu uns nehmen nicht teilen und so warten wir immer noch auf unser Essen während die Fähre ablegt. Also checken wir nun doch ins Hostel ein, was im Nachhinein mein Glück sein soll… Ich hatte bereits beim Aussteigen aus dem Bus eine leichte Übelkeit verspürt, es aber als Reiseübelkeit abgetan. Damit hatte ich eigentlich nie Probleme, aber seit unserem Rundflug in Nazca ist mein Magen irgendwie nicht mehr so stabil. Details erspare ich hier einmal, aber den Nachmittag verbringe ich dann auf und vor der Toilette. Keine Ahnung was ich mir da wieder eingefangen habe…meine Selbstdiagnose, die ich anhand der Beschreibung verschiedener Krankheitsbilder in meinem Reiseführer betreibe reicht von Pest über Malaria bis Dengue-Fieber. Da ich irgendwie nicht weiterkomme, mich aber auch nicht meinem Schicksal fügen will beschliesse ich mir das Breitband-Antibiotikum einzuwerfen, dass ich in meiner Reiseapotheke habe. Als ich die erste Tablette geschluckt habe stelle ich fest, dass die Packung seit Juni abgelaufen ist…es gibt so Tage da sollte man im Bett bleiben! Da verbringe ich dann den Rest des Abends und stare Löcher in die Decke, da es in dieser Preisklasse natürlich keinen Fernseher gibt. Die einzige Bild ist ein Poster der Argentinischen Nationalmannschaft an der Wand, das so schlecht fotografiert ist, dass ich unzählige Dinge finde, um mich wenigstens kurzzeitig zu amüsieren.

Am nächsten Morgen fahren die anderen dann zur Isla del Sol, worauf ich leider verzichten muss, da ich völlig platt bin. Gegen Mittag unternehme ich einen kurzen Ausflug zum Strand, um wenigstens auch mal am bolivianischen Teil des Titicacsees gewesen zu sein. Der kurze Fussweg zum Ende des Strands, wo die Marine stationiert ist, macht mich schon dermassen fertig, das ich auf weitere Wanderungen verzichte. Insgesamt ist der Titicacaseee von seiner Grösse, dem kristallklaren Wasser und der Lage auf 3.800 Metern Höhe, was damit höher als der höchste deutsche Berg ist, schon beeindruckend. Abends wollen wir dann den Bus nach La Paz nehmen. Da wir eine Stunde zu früh am Abfahrtsort sind, laden wir die Rucksäcke ein und gehen noch kurz was trinken. Um sicher zu gehen, dass wir später keine Zeitprobleme bekommen fragen wir extra vorher, ob es schnell gehen kann. “Si, si, mas rapido!” Und hier wird wieder eines der grossen Phänomene dieses Kontinents demonstriert: Während Dinge wie unsere Choquequirao-Tour, die bei uns mehrere Tage Vorbereitung erfordert hätten, über Nacht organisiert werden, ist es unmöglich innerhalb einer halben Stunde in einer Bar oder Café etwas zu trinken zu bestellen, das dann auch für alle vollständig zu bekommen und sowohl Rechnung als auch Wechselgeld zu erhalten. Ein Ding der Unmöglichkeit.

So steigen wir als letzte kurz vor Abfahrt in den Bus ein und André muss aus Mangel an Sitzplätzen vorne beim Fahrer Platz nehmen. Dies ist allerdings gar keine schlechte Variante, da er so die beeindruckende Aussicht auf den Titicacasee und die Cordilleria im Hintergrund geniessen kann, während sich hinten bei uns die Fenster nicht öffnen lassen. Nach etwa einer Stunde stoppt der Bus plötzlich und alls müssen aussteigen: Hier endet die Strasse und während der Bus auf einer Holzplattform, die hier als Fähre dient übersetzt, gelangen wir in der Dunkelheit mit einem Boot sicher ans andere Ufer, wo wir die Fahrt fortsetzen. Kurz vor La Paz dann auf einmal stockender Verkehr wegen eines Unfalls. Ein Frontalzusammenstoss, was bei den riskanten Überholmanövern eigentlich wenig verwunderlich ist, aber trotzdem das erste mal, dass ich auf dieser Reise so etwas sehe. Wir pasieren El Alto, was als gefährlichste Stadt Südamerikas gilt. Früher war El Alto, dass auf dem Altiplano oberhalb von La Paz liegt, der Stadtteil mit des Flughafens. Um diesen herum wurden grösstenteils illegal Häuser und Baraken errichtet und irgendwann wollte man in La Paz diesen Teil aufgrund seiner Kriminalität nicht mehr haben. Wie sich aber genau verhält kann ich momentan noch nicht nachvollziehen, da z.B. bei Angaben über die Einwohnerzahlen El Alto (1,2 Mio. Einw.) gerne zu La Paz (800.000 Einw.) dazugezählt wird, wohl damit man sich Millionenstadt nennen kann… Auf den ersten Eindruck wird El Alto allerdings recht normal, wie eine etwas runtergekommene südamerikanische Grossstadt, die derzeit in kitschigem Weihnachts-Look erstrahlt. Das erste Anzeichen auf die kommenden Festtage. Nach einem kleinen Imbiss im zum Hostel gehörigen Irish-Pub beziehe ich unser Zimmers ohne Fenster neben der Küche… Mal sehen was uns La Paz morgen zu bieten hat.



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