Cuenca

30 10 2010

25./26.10.2010

Ich wache auf dem Boden auf… Heute lassen wir den Tag langsam angehen. Anja hat angekündigt um 14.00 Uhr anzukommen und wir wollen mit der Besichtigung der Stadt auf sie warten. André kauft sich eine Gitarre, da es ihn nach der Zeit im Secret Garden gepackt hat, allerdings noch ein Gepäckstück mehr… Gegen mittag gehen wir einkaufen und als wir nach dem Mittagessen zurück ins Hostel kommen, war Anja schon da und ist wieder weg. Also starten wir doch mit unserem Rundgang und gehen Richtung Fluss, wo sich Inka-Ruinen befinden sollen. Auf halben Weg kommen uns zwei Schweizerinnen entgegen, die wir bereits aus Montanita kennen. Sie meinen Einheimische hätten sie darauf aufmerksam gemacht, dass weiter vorne Kriminelle lauern würden um Touristen zu überfallen. Sie schliessen sich uns an und wir gehen weiter, von den bösen Jungs fehlt jede Spur. Von den Inka-Ruinen allerdings auch, zumindest befindet sich dort wo wir sie vermuten ein Zaun davor. Also gehen wir mit den beiden zum Museo del Banco Central und besuchen die Ethnographische Ausstellung für die wir heute, warum auch immer, keinen Eintritt zahlen müssen. Neben der Ausstellung über die verschiedenen Völker des Landes befindet sich im Untergeschoss noch eine Münzausstellung, von den ersten Prägungen in der Kolonialzeit bis hin zur Umstellung der Landeswährung auf den Dollar im Jahr 2000. Im Hintergrund läuft leise „Conquest of Paradise“ und wir diskutieren darüber wie der Kontinent heute wohl ohne den Einfluss der spanischen Eroberer aussehen würde.

Abends stösst Anja dann wieder dazu. Wir tauschen uns über die Geschehnisse der letzten Tage aus und beschliessen am nächsten Abend mit dem Nachtbus nach Vilcabamba zu fahren und von dort aus am Donnerstag nach Peru einzureisen.

Am nächsten morgen durchwühlt der Engländer gegen sechs auf einmal wie ein Wahnsinniger seine Sachen und stellt sein Bett auf den Kopf. Wir denken er will abreisen, aber das scheint sein Morgenritual zu sein…das ist der Nachteil an Schlafräumen. Nachdem wir gepackt und die Rucksäcke eingelagert haben besichtigen wir Cuenca. Wie immer gibt es unzählige Kirchen, einen Markt, ein pompöses Rathaus und wir entdecken das deutsche Honorarkonsulat. Was in den Kirchen auffällt, ist das sich neben den Touristen und den die Gläubigen, die zum beten dorthin kommen, regelmässig viele Menschen dort aufhalten, die die Kirche scheinbar als Ort der Ruhe nutzen. Kein Wunder bei der Hektik, die auf den Strassen herrscht. In den Städten scheint immer allles in Bewegung zu sein. Jeder macht irgendetwas, man sieht ausser den Alten kaum Menschen ohne Beschäftigung.

Nachdem ich mich bei der Bank nochmal mit Dollar eindecke, verbringen die Zeit zwischen Sonneruntergang und Abfahrt unseres Busses im Internet, das im Hostel sogar kostenlos ist. Wir wissen nicht genau, ob der Bus um halb zwölf oder um zwölf fährt, und wie das hier üblich ist bestellen wir deshalb erst um 23.15 Uhr ein Taxi, so dass wir ins Busterminal sprinten müssen, wo wir dann erfahren, dass der Bus erst um 0.00 Uhr fährt. Die Chaos-Truppe ist wieder unterwegs



Riobamba

27 10 2010

24.10.2010

Um 5.30 Uhr starten wir den Versuch uns zu dritt im Bad und beim packen nicht ständig auf den Füssen zu stehen. Um kurz nach sechs sind wir am Bahnhof, wo sich neben zwei Schienenbussen Touri-Gruppen versammelt haben. Wir scheinen die einzigen Backpacker zu sein. Wir gehen zum Ticketschalter, wo man uns zu verstehen gibt, dass der Zug ausgebucht ist. So ein Mist, der ganze Stress umsonst! Wir sind etwas zerknirscht, beratschlagen ob wir auf die nächste Fahrt am Dienstag warten oder mit dem Bus nach Cuenca, unserem nächsten Ziel, weiterfahren. Ich schlage vor auf jeden Fall zu warten, bis der Zug abfährt, hier weiss man ja nie was noch passiert…

Als die Passagiere am Einsteigen sind, spricht uns plötzlich eine Frau auf deutsch an und meint sie habe noch 2 Tickets von ihrer Reisegruppe übrig. So ein Glück und Pech zugleich, denn wo nehmen wir nun den 3. Platz her?! Wie gerufen steht auf einmal ein junger Typ da und bietet uns ein weiteres Ticket an – gibt es gar nicht! André kauft es für 10 statt der eigentlichen 11 $, ich erkläre dem Schaffner, da mir die passenden Vokabeln nicht einfallen, mit Händen und Füssen, dass wir nun doch mitfahren und der Zug noch warten soll. Ich eile zurück, wo Theresa gerade die Namen für die Reisendenliste diktiert hat und will bezahlen. Da entgegnet mir die Frau, die Tickets sind schon bezahlt und sie schenkt sie uns. Wenn´s läuft dann läuft´s! Quasi im losfahren werfen wir die Rucksäcke auf die Plattform und springen auf. Neben uns erhebt sich der Chimborazo, der grösste Berg Ecuadors. Alles hängt an den Fenstern und die Kamera surren. Wir blicken uns um und merken, dass wir tatsächlich in einem echten Touri-Express sitzen, dessen Altersschnitt wir deutlich senken.

Die Zugstrecke Riobamba – Sibambe, eine der letzten intakten des Landes, ist dafür bekannt, dass sich der Zug auf dem letzten Stück zwichen Alausi und Sibambe über die sogenannte „Nariz del Diablo“ (Teufelsnase) knapp 800 Höhenmeter in die Tiefe stürzt. Bis 2008 konnte man auf dem Dach der Güterwagons mitfahren. Nach einem Unfall wurde dies verboten. Zwischenzeitlich gab es dann die Variante mit den aus LKWs gefertigten Schienenbussen, mit denen wir nun auch unterwegs sind und welche Sitzbänke und Geländer auf den Dächern hatten – Abenteuer light! Mittlerweile gibt es aber auch dies nicht mehr und alles muss auf seinen Plätzen bleiben, wobei der Grossteil unseres Wagens es trotz Leiter wohl auch nicht auf das Dach geschafft hätte… Nun ist allerdings auch noch der entscheidende Teil der Strecke wegen Renovierungsarbeiten bis 2011 gesperrt, also eigentlich alles was diese Zugfahrt ausmacht und für uns eines der Highlights in Ecuador werden sollte, fällt weg. Aber so läuft das des Öfteren: Abenteuerlustige entdecken eine Attraktion, die zunächst nur per Mundpropaganda oder heutzutage in entsprechenden Internetforen weitergegeben wird. Dann wird aber irgendwann eine Touri-Attraktion daraus gemacht, bis das ganze vollkommen seinen Reiz verloren hat. Schade drum, aber wir werden sicher noch weitere Geheimtipps auf dieser Reise bekommen, die dann auch tatsächlich welche sind.

Bis zum ersten Stopp in Balbanera gibt es nicht viel zu sehen. Wir steigen aus und die Panamericana wird komplett gesperrt, damit unsere Mitreisenden sicher den Weg zur ältesten katholischen Kirche des Landes (1534) finden. Wir fühlen uns wie im falschen Film… Die Reiseleiterin kommt nochmal zu uns und bittet bereits beim nächsten Halt in Gutamole auszusteigen. Am Ende der Fahrt gebe es eine Kontrolle und da wir kein Rückfahrticket haben würde sie Probleme bekommen. Wir willigen ein, da wir von der Tour sowieso etwas enttäuscht sind. Das interessanteste befindet sich eigentlich innerhalb des Zuges und läuft auf zwei Beinen. Wie eine aufgescheuchte Affenherde lichtet die Meute, die sich scheinbar gerade gemeinsam im Outdoorladen komplett für diese “Abenteuer-Tour“ eingekleidet hat, alles ab was sich nicht wehren kann, und selbst dann hat mein keine Chance. “Schau, die Frau schöpft den Kaffee mit einer Kelle aus einem Topf, ob die hier keine Kaffeemaschinen haben?“ – “Ach der arme Hund, wenn ich könnte würde ich direkt mit ihm zum Tierarzt gehen.“ Klar und wenn wir alle Tiere des Landes gesund gepflegt haben, kümmern wir uns dann irgendwann um die Menschen, die hier täglich in den Slums an Unterversorgung sterben. Leider sieht man das aus dem Zugfenster nicht, nur eine Schaafherde, die auf dem Dach eines Busses steht.

Der zweite Halt auf einem Markt in Gutamole ist auch nicht weiter spektakulär. Wir schenken einem Mädchen ein Marmeladen-Toast, dass uns beim improvisierten Frühstück beobachtet. Unser Sitznachbarn fotografieren, als hätten sie gerade einen Ausserirdischen gesehen. Dann erfahren wir, dass wir doch bis zur Endhaltestelle weiterfahren dürfen, also geht es ohne weitere Highlights bis nach Palmira, einem Wüstenkaff im Nirgendwo.

Von dort machen wir uns zu Fuss auf zur Panamericana. Wenn wir wegen dieser Tour nun 3 Tage in Riobamba rumgehangen hätten, wäre ich sichtlich enttäuscht gewesen. So freuen wir uns umsonst ca. 200 km weiter gekommen zu sein und beschweren uns nicht, sondern bedanken uns nochmal für die Einladung. An der Strasse treffen wir Lisa, die wir bereits aus dem Secret Garden kennen. Ich nutze die Wartezeit zu einem Fotoshooting auf der Panamericana, der längsten Strasse der Welt, die von Alaska bis nach Feuerland führt und die erste Inspiration für diese Reise war. Wir halten den nächsten Bus an und machen uns auf nach Cuenca.

Über enge Pisten, neben denen der Hang mehrere hundert Meter steil ins Tal abfällt (was den Fahrer nicht von riskanten Überholmanövern bei nicht einsehbaren Kurven abhält…), geht es aus dem Hochland runter in das hübsche Cuenca, drittgrösste Stadt des Landes. Das 4. Hostel das wir ansteuern hat einem schönen Innenhof und sagt uns auch sonst zu. Den Rest des Tages wird vom Reisealltag ausgefüllt: Auspacken, Waschen, Reiseplanung und Blog schreiben 😉

Ein letztes Highlight bietet unser Hochbett: Als André gerade aufsteht um ins Bad zu gehen, klettere ich hoch uns lasse mich nieder. Da tut es einen Schlag und ich merke, dass die Matratze in der Mitte durchhängt. Auf Andrés Bett liegt ein Holzbrett, was von der max. 1 cm breiten Auflage gerutscht ist. Unsere französiche Bettnachbarin lacht und der Engländer auf der anderen Seite des Zimmers meint vor paar Tagen hätte jemand drin gelegen, als das Brett runter kam… Ein guter Einstand in Cuenca.



Cotopaxi – Pasochoa

27 10 2010

22./23.10.2010

Freitags steht kein festes Programm an, also beginnen André und ich nach dem Frühstück an den Mountainbikes herumzuschrauben, die wir kostenlos nutzen können. Der Zustand der Räder ist allerdings mehr als bescheiden und nach langer Bastelei habe ich ein Bike halbwegs fit, dass aber eigentlich nur für Leute mit einer Körpergrösse bis max. 1,70 m passend wäre… Unser Ziel ist die nächste grössere Stadt, wo wir per E-Mail Anja kontaktieren wollen, damit sie morgen mit uns gleichzeitig in unserem nächsten Ziel Riobamba ankommt. Carolina und der Rest der Crew glauben nicht recht daran, dass wir die 20 km bis nach Machachi schaffen, da die Wege, wie beschrieben schon mit dem Geländewagen schlecht zu befahren sind.

Wir starten über den Feldweg in Richtung „Strasse“. Schon nach 10 Min. schnappen wir das erste mal nach Luft, hier oben ist Radfahren echter Sport. Nach 25 Min. haben wir den Eingang zum Gelände erreicht und wir biegen auf die Strasse ab. Mittlerweile haben wir unseren Rhythmus gefunden und kommen mit der Höhenluft halbwegs klar. Da es nach Machachi den Grossteil des Weges bergab geht, plane ich den Rückweg per Anhalter mit einem der LKWs, die hier hochfahren, mitzufahren, damit wir zum Mittagessen wieder da sind. Doch soweit kommt es nicht. Als wir etwa 2 km gefahren sind, stelle ich mich bei einer Anhöhe in die Pedale und trete auf einmal mit dem linken Fuss ins leere – das Pedal ist weg! Ich bremse, drehe mich um und sehe es auf der Strasse liegen. Hmm, gut das wir kein Werkzeug dabei haben…aber die Mutter zum festziehen ist sowieso nicht mehr auffindbar und so versuche ich das Pedal mit einem Stein auf das Gewinde zu klopfen, was auch halbwegs gelingt. Zwei Kühe beobachten mich skeptisch. Weiter geht´s, etwa 200 m, dann ist es wieder unten. Das wird wohl nichts heute und unverichteter Dinge drehen wir wieder um. Der Rückweg zum Hostel besteht darin das Rad den nächsten Hügel heraufzuschieben, dort das Pedal dran zu hämmern und mit leichten Tritten runterrollen zu lassen und zu hoffen, dass ich die nächste Anhöhe ohne Kraftausübung schaffe und weiterrollen kann. Nach über einer Std. sind wir zurück. Dank der Panne bleibt uns wenigstens der Spott erspart…

Ich leihe mir Alex Laptop und beginne meine mittlerweile schon über 1200 Fotos zu sichern und zu sortieren. Wenn ich damit warte bis ich zurück bin fehlt mir sicher der Überblick. Draussen beginnt es aus Eimer zu schütten, zum Glück hatte ich die Panne 🙂 Den Rest des Nachmittags verbringen wir wieder im Jacuzzi und Abends sitzen wir in einer fast deutschen Runde zusammen, da mit Julian ein weiterer deutscher angekommen ist, der mit einer Cotopaxi-Besteigung liebäugelt. Alex erzählt von einer Nachbarin des Hostels, der auf ihrem Grundstück die Jungfrau Maria erschienen ist. Seitdem steht dort ein Schrein, der regelmässig von den streng gläubigen Ecuadorianern besucht wird, die dann an dem von ihr eröffneten Kiosk einkaufen. Gleichzeitig zahlen sie den Eintritt für den Nationalpark, da das Grundstück in diesem liegt und wie es der Zufall will arbeitet ihr Mann bei der Parkverwaltung…

Samstags wollen wir eigentlich morgens abreisen, aber da das irische Ehepaar, mit dem wir uns das Taxi teilen wollen, bis nach dem Mittagessen bleiben möchte, beschliessen wir kurzfristig noch eine Tour auf den Pasochoa (4200 m), der hier quasi sowas wie der Hausberg ist, mitzumachen. So ein zweiter 4000er macht sich ja nicht schlecht in meiner noch recht frischen „Bergsteiger-Vita“ 😉

Es geht durch den Wald, unter Bäumen mit dichtem Moos, durch ausgespülte Gräben, die sicher nicht für Leute mit europäischer Durchschnittsgrösse vorgesehen sind. Fast eine halbe Stunde laufe ich gebückt oder in der Hocke, bis wir einen Hang mit kniehohen Steppengras erreicht haben. Jetzt geht es dafür steil bergauf. Julian teilt mir mit, dass er seine Cotopaxi-Pläne gerade verworfen hat und auch für Christian, der von allen eigentlich am fittesten wirkt, hat sich das Thema erledigt. Bei mir machen sich auch wieder leichte Kopfschmerzen breit, eigentlich ein Signal wieder abzusteigen, aber der Ergeiz oder besser die Unvernunft ist wieder stärker… Es folgt eine Bergkuppe nach der anderen, immer steiler und immer noch eine Klettereinlage. Wildpferde beobachten uns aus sicherer Entfernung. Dann noch ein letzter Sprung über eine Felsspalte und geschafft! 2 Std. 45 Min. – „You´re Machines“, meint Carolina später bei unserer Rückkehr.

Oben ist die Sicht schlecht, eigentlich rund um uns herum nur dichter Nebel. Neben den beiden Dalmatinern hat es sogar einer der Dackel mit auf den Gipfel geschafft. Ich kann mir es wieder nicht erklären wie die Tiere da hochkommen, wo wir teilweise nur mit klettern weiterkommen. Auf dem Weg nach unten ist es wie immer rutschig und auf halben Weg beginnt es mal wieder zu regnen.

Nach dem Mittagessen steht das Taxi abfahrbereit vor der Tür. Ein Pick-Up mit 4 Sitzplätzen für 5 Personen. Ein wenig hatte ich damit gerechnet und nach einer herzlichen Verabschiedung von allen, nehme ich neben den Rucksäcken auf der Ladefläche Platz. Das Secret Garden verschwindet langsam am Horizont und die bis jetzt besten Tage der Reise liegen hinter uns. Eine Zeit, die sich sicher in meinem Gedächtnis einbrennen wird. Es beginnt zu tröpseln, ich ziehe die Kapuzze hoch und betrachte die Landschaft, die aus der Perspektive viel mehr zu bieten hat. Nach knapp einer Stunde, die wie im Flug vergeht, halten wir in Machachi am Geldautomaten. Da ich nur 2 Nächte eingeplant hatte, hat mein Bargeld nicht ausgereicht und so soll ich beim Fahrer den Rest zahlen. Der Automat nimmt meine Karte nicht und ich steige wieder auf die Ladefläche, während es richtig zu regnen beginnt. Wir biegen auf die Panamericana ab und mit deutlich mehr als 100 Sachen peitschen wir zur nächsten Tankstelle. Ab jetzt heisst es festhalten, denn trotz lebender Ladung verzichtet unser Fahrer nicht auf die traditionellen Überholmanöver…erzähl mir einer noch was von Gurtpflicht^^

Der Geldautomat an der Tankstelle hat heute Lust auf Visa und spuckt mir mein Geld aus. Nach einer weiteren Fahrt, die die Überschrift haben könnte: „Lebensmüde bitte einsteigen“, stehen wir in strömenden Regen an der Bushaltestelle im Nirgendwo an der Panamericana. Bisher bin ich dank meiner wasserdichten Jacke (gute Investition :)), in deren Windschatten ich während der Fahrt sass, fast trocken. Doch die nächsten 10 Min. reichen um von den Oberschenkeln ab klatschnass zu sein. Aus einem der Buss die vorbeirasen brüllt der Beifahrer „Riobamba“ und wir steigen ein.

Nach fast 4 Std. sind wir am Ziel. Im Hotel erfahren wir, dass der Zug nach Sibambe wegen Renovierungsarbeiten an der Strecke nicht mehr fährt. Es gibt alternativ einen Schienenbus, morgen um 6.30 Uhr – herzlichen Glückwunsch! Der Bahnhof, wo wir Ticktes holen wollen hat um 19.00 Uhr bereits geschlossen. Nachdem wir beim Essen von zwei ecuadorianischen Mädchen eingehend gemustert werden, gehen wir ins Internet-Café und erfahren, dass Anja sich im Urwald befindet. Wird also nichts morgen mit der Zugfahrt.



Cotopaxi – Gletscher

26 10 2010

21.10.2010

Die Nacht war kalt, ich dachte der Ofen reicht aus, aber der ist mittlerweile aus. Um 7.00 Uhr ist die komplette Hütte wach und wir geniessen aus dem Fenster einen klaren Blick auf den Vulkan. Zum ersten mal auf der Reise ziehe ich die Thermo-Unterwäsche an, wird sicher kalt da oben. Ein Pick-Up bringt uns drei und Christian, einen Rumänen, der eine ähnliche Reiseroute hat wie wir und ebenfalls gestern angekommen ist, zum Park. Als wir an der Kreuzung Richtung Park ankommen, hält der Fahrer an, rennt neben einem halb fertigen Haus den Hang hinunter, kommt mit einer Regentonne, an deren unteren Ende ein Schlauch befestigt ist wieder und hängt diesen in den Tank – Tanken auf ecuadorianisch. Als wir die Ranger-Station erreichen wir die “Strasse“ besser, klar wir zahlen ja auch 10 $ Eintritt pro Tag. Ein anderer Pick-Up kommt uns entgegen, drin sitzen die anderen Backpacker und die beiden Volunteers, die zum Gipfel wollten. Der Guide meint nur “Perfecto“, beeindruckend, da die meisten ohne Bergerfahrung sind und der Cotopaxi eine Nachtbesteigung mit Eisklettern erfordert.

Wir fahren eine halbe Stunde durch ein Feld auf dem meterhohe Felsbrocke verteilt liegen, die der Vulkan beim letzten Ausbruch vor 130 Jahren herausgeschleudert hat. Sieht irgendwie unwirklich aus. Über eine Serpentinenstrasse erreichen wir den Parkplatz auf 4000 Meter. Christian sprintet voraus, André, der Fahrer und ich folgen, Theresa hängt zurück. Nach ca. 1 Std. Durch Geröll erreichen wir das Refugio auf 4810 m. Ich hatte davon und der Besteigung des Cotopaxi bereits in einer meiner Reisevorbereitungslektüren gelesen. In “Amerika der Länge“ nach hat die Schutzhütte 20 Schlafplätze, unter dem Dach zähle ich jedoch 55 Pritschen. Bergsteigen boomt in Ecuador.

Theresa hängt immer noch am unteren Teil. Der Fahrer, der gleichzeitig als Guide fungiert treibt uns an weiter aufzusteigen, da das Wetter umzuschlagen droht und so müssen wir ohne sie los. Nach weiteren 30 Minuten erreichen wir den Gletscher auf 5000 Meter! Höher als jeder Berg Europas, aber bei weitem nicht so anstregend und auch nicht so spektakulär wie wir es gedacht hatten. Ich merke die Höhenluft, für einen Aufstieg zum Gipfel benötige ich mindestens noch 5 Tage zum akklimatisieren und der Guide ist mit 190 $ auch nicht so billig, dass man es einfach mal riskieren könnte. Also verwerfe ich auch diesen Plan, ab und an siegt dann doch die Vernunft… Aber zumindest ist die Messlatte nun gelegt 😉

Wir machen Fotos und steigen ab. Kurz vor dem Refugio sammeln wir Theresa wieder ein und nach einer Pause in der Hütte rutschen wir den Rest des Berges runter und fahren zurück.

Im Hostel planen wir die weitere Reiseroute. Carolina ruft für uns in verschiedenen Hostels in Baños an, wo wir Anja vermuten. Ohne Internet und Handy ist die Kommunikation doch schwierig, aber normalerweise fehlt mir nichts. Nur in diesem Moment ist es etwas schwierig, da wir statt nach Baños weiter nach Riobamba wollen, von wo aus nur Sonntags den Zug nehmen können um die berümte “Teufelsnase“ runter zu fahren, eins der Highlights in Ecuador.

Den Nachmittag verbringen wir im Jacuzzi und reden über Gott und die Welt. Das Tal liegt im Nebel, so dass wir kaum die nächste Hütte sehen können. Nach den 40 Grad im Bad folgt eiskaltes Wasser in der Dusche, jetzt bin ich wach. Die meisten der lustigen Runde von gestern sind heute abgereist, daher erwarten wir einen ruhigen Abend, aber es folgt mal wieder anders…ACHTUNG jetzt folgt der philosophische Teil…:)

Ich setze mich auf die Couch, im Kamin brennt das Feuer, ich hole mir noch zwei Kerzen, die auf Weinflaschen gesteckt sind, stelle sie auf einen Holzblock vor mir und beginne zu schreiben. Neben mir sitzen die Franzosen und lesen. Ein älteres irisches Ehepaar, das heute angereist ist und den Alterschnitt deutlich nach oben zieht, unterhält sich mit ihren Landsleuten. André will sich von dem Iren noch ein paar Lieder auf der Gitarre zeigen lassen. Der alte schnappt sich das Instrument und spielt „House of the Rising Sun“, alles lauscht gespannt. Es folgen weitere Klassiker. Die Iren fangen an zu singen, die beiden Volunteers sitzen in Ponchos gehüllt auf dem Boden, daneben die Hunde vor dem Kamin. Die einheimische Köchin und die anderen Angestellten kommen dazu, alles ist irgendwie gelöst und völlig entspannt. Das sind denke ich die Momente warum die „Rastlosen“, die sich auf solche Reisen begeben selten Heimweh haben, denn hier kann man sich für einen Moment zu Hause fühlen. Alle treibt irgendwas an und man weiss eigentlich nicht wirklich was. Man trifft Menschen mit ähnlichen Gedanken, sinniert über den Sinn des Lebens, lässt sich von der Stimmung erfassen, einen Moment treiben und dann geht es weiter. Ich erinner mich an die Tage von Ko Tao in Thailand vor 3 Jahren und die unvergesslichen Momente, die unter anderem Antrieb für diese Reise waren. Sieben verschiedene Nationen sind anwesend, die Gitarre wird herumgereicht, wir hören deutsche, polnische und zumeist englische Songs. Als gerade „Hallelujah“ gesummt wird macht es einen dumpfem Plopp und meine Kerze stürzt ab. Zeit ins Bett zu gehen, aber der Moment ist zu genial, keiner kann sich losreissen und die letzten sitzen bis in die frühen Morgenstunden – ein überragender Abend…!

Schade, dass es morgen schon weiter geht.




Cotopaxi – Secret Garden

26 10 2010

20.10.2010

Nach einer gefült kurzen Nacht erreichen wir um kurz nach fünf Latacunga, was auf den ersten Blick nicht gerade einladen wirkt. Wir lassen uns von einem Taxi vor einem im Lonely Planet empfohlenen Hostel rauswerfen, wo auf unser klingeln niemand reagiert. Der Fahrer meint wahrscheinlich erst ab 6.00 Uhr, das heisst 45 Min. auf der Strasse rumstehen…und es ist wirklich kalt. Nach den warmen Tagen an der Küste haben wir die Temperaturen in den Höhenlagen unterschätzt. Zum Glück komme ich schnell an meine Jacke, aber eine Mütze wäre jetzt auch nicht verkehrt. Ich gehe ein Stück und suche irgendwas wo man sich reinsetzen kann, aber die Stadt ist wie ausgestorben. Um 6.00 Uhr nach weiteren erfolglosen Klingelversuchen wird es mir zu bunt und ich hämmer gegen die Tür und diese geht nach nicht mal einer Minute auf. Wohl mal wieder die Klingel defekt. Da uns gerade kein Bett angeboten werden kann, wir aber hundemüde sind und keine Lust haben bis mittags zu warten gehen wir wieder. Unsere überlegung geht hin zum “Secret Garden“, ein Hostel direkt im Nationalpark, was uns in Quito empfohlen worden ist. So kann man die Transferkosten in den Park sparen, zahlt dort allerdings stolze 28 $ für All-Inclusive. Zunächst erreichen wir aber niemand und klappern erfolglos weitere Hostels ab. Beim zweiten Anruf haben wir Erfolg und sie schicken uns den Abholdienst nach Machachi, einer Ansammlung von Häusern entlang der Panamericana, die wir mit dem Bus nach einer halben Stunde erreichen.

Dort behauptet jeder der ein Auto hat unser Fahrer zu sein, also rufen wir nochmal an und nach 5 Min. steht ein Pick-Up vor uns. Die Strasse, die sich in den Nationalpark hineinwindet, hat diesen Namen eigentlich nicht verdient. Eine Art Kopfsteinpflaster, dass keine 3 Meter ohne grösseres Schlagloch auskommt schüttelt uns ähnlich wie bei unserer Bootstour durch. Als nach fast einer Stunde im „Mixer“ das Schild „Secret Garden 200 m“ sehe, erwarte ich mehr als ein Feldweg auf den wir jetzt abbiegen. Nochmal 10 Minutenüber einen Feldweg und wir stehen vor dem Secret Garden auf 3500 m, höher als der höchste Berg Deutschlands. Carolina, die derzeit das Hostel leitet begrüsst und herzlich.

Uns erwartet sowas wie eine Kommune an Backpackern aus allen Ländern, ich fühle mich irgendwie wie bei „The Beach“, nur ohne Strand, dafür Berge. Überall stehen Rucksäcke, in den Hängematten und auf den Sofas rund um den Kamin tummeln sich Rucksackreisende, lesen, schreiben oder unterhalten sich. Die Atmophäre zieht uns sofort in ihren Bann. Alex aus der Nähe von Berlin, der für Unterkunft und Verpflegung als Volunteer hier arbeitet, bringt uns das Frühstück, bevor er zur Besteigung des Coopaxi aufbricht, die über Nacht erfolgt.

Das Secret Garden ist sowas wie ein Öko-Hostel, nur mit einem coolen Touch. Obst und Gemüse wird selbst angebaut, das Wasser kommt direkt aus einer Quelle in den Bergen und in den Gehegen rund um das Hostel lebt ein halber Zoo: Hühner, Gänse, Schweine, Kaninchen, Meerschweinchen, Schafe, Kühe und Pferde. Alles Nutztiere bis auf je ein Dackel und Dalmatiner-Pärchen. Als ich zum Lama-Gehege gehe reisst die Wolkendecke auf und der Cotopaxi zeigt sich in seiner vollen Prach – was ein Motiv! Ich erkunde weiter das am Hang gelegene Gelände, überall Gewächshäuser und Beete, kleine Hütten für je 8 Personen und Zelte auf Terassen, falls alle Dorms ausgebucht sind. Überall stehen Behälter für Dinge die wiederverwendet werden, es gibt ein Öko-WC mit Asche und unmengen an Holz zum heizen. Strom gibt es nur für wenige Stunden am Tag. Das Highlight ist ein Jacuzzi, von welchem man bei gutem Wetter freien Blick auf den Vulkan hat.

Als wir beim Mittagessen sitzen beginnt es zu Regnen, der erste Regen seit meiner Ankunft und das zu Beginn der Regenzeit. Als dieser vorbei ist ziehen wir Gummistiefel über und machen eine Tour zu den Wasserfällen in der Nähe. Die Hunde begleiten uns. Es geht über eine Wiese, den Hang runter und den Bach entlang. Immer wieder kommen tiefe Stellen, die wir am Hang entlang kletternd überwinden müssen. Über uns bilden Bäume mit einer dicken Moosschicht ein dichtes Dach. Nach einer Stunde erreichen wir den ersten Wasserfall. Wir klettern an den Seite vorbei, einer der Dalmatiner ist immer noch dabei, keine Ahnung wie er da hoch gekommen ist. Es geht weiter durchs Wasser und über riesige Felsbrocken, bis wir den zweiten Wasserfall erreichen, ein nettes Schauspiel. Den Rückweg finden wir nicht ganz ohne Probleme, aber zum (super) Abendessen sitzen wir pünktlich bei Kerzenschein an der langen Tafel.

Carolina, die in Polen geboren ist und mittlweile seit 7 Jahren unterwegs ist und nun seit 2 Monaten das Hostel leitet schwärmt von der Stimmung. Ohne Elektrizität beschäftigen sich die Leute wieder miteinander und hängen nicht in Internet Cafés rum usw. Wir kucken uns an: Recht hat sie, aber irgendwie müssen die ganzen Erlebnisse auch festgehalten werden denke ich und kritzel bei dumpfen Licht in meinen Notizblock.

Die „Partygesellschaft“ die an diesem Abend aus Amis, Holländern und einem Rumänen besteht zieht weiter in den Jacuzzi. Wir sind nach 2 kurzen Nächten zu platt. Der Vollmond erlaub noch einen letzten freien Blick auf den wolkenlosen Gipfel, perfektes Wetter für die Bergsteiger, die um Mitternacht aus dem Refugio in 4800 m Höhe zum Gipfel aufbrechen. Um 22.00 Uhr bin ich im Bett, keine ahnung wann ich das das letzte mal geschafft habe, aber morgen geht´s auf den Gletscher.




Guayanquil

26 10 2010

19.10.2010

Um 4.50 Uhr klingelt der Wecker! Nach 30 Minuten sind wir abmarschbereit, im Bungalow nebenan brennt jedoch immer noch kein Licht. Seltsam, denn eigentlich sind wir meistens später fertig als die Mädels. Ich gehe klopfen, Anja antwortet verschlafen – der Wecker hat wohlnicht funktioniert… Jetzt bricht die Hektik aus, denn sie haben noch nicht gepackt. Die südamerikanische Gelassenheit was pünktlichkeit angeht habe ich ja schon in den letzten Monaten zu Hause demonstriert, mittlerweile habe ich es aber nahezu perfektioniert 😉 Aber in den entscheidenden Momentan kommt dann doch der deutsche in mir durch. An der Haltestelle erfahre ich am Schalter, dass der Bus Verspätung hat. Im dunkeln sehe ich am Ende der Strasse 3 Ruckssäcke anwackeln. Ich kaufe die Tickets und als der Bus einfährt sind wir vollzählig.

Im Halbschlaf erreichen wir Guayaquil, mit 4 Mio. Einwohnern die grösste und lange Zeit auch die gefährlichste Stadt Ecuadors. Mal wieder sind wir noch un schlüssig wohin die Reise gehen soll. Eigentlich wollten wir nach Quevedo und die bekannte Lagune Quilotoa, die sich in einem Vulkankrater befindet, besichtigen. Aber da wir dafür fast 2 Tage unterwegs wären entscheiden wir uns für den Nachtbus nach Latacunga, von wo aus wir weiter in den Cotopaxi Nationalpark wollen. Das bringt den Vorteil mit sich, dass wir die Rucksäcke bei dem Busunternehmen einstellen können und so den ganzen Tag Zeit haben uns die Stadt anzusehen.

Ein Taxi bringt uns zum Malecon 2000, der renovierten Uferpromenade mit Aussichtsplattformen über den Fluss, Anlegestellen mit Segelschiffen, einem Einkaufszentrum und Vergnügungspark. Wir machen einen Rundgang und als wir in der Stadt an der Kathedrale vorbeikommen wollen wir uns im Park Bolivar zu einer Mittagspause niederlassen. Als wir gerade eine Bank ansteuern sitzt ein Leguan mitten auf dem Weg! Als wir uns umsehen entdecken wir eine ganze Kolonie in den Beeten, in denen extra Futterstellen angelegt sind. Ich lese im Reiseführer nachund erfahre, dass dies der natürliche Lebensraum der Tiere war und sie den Park nicht verlassen. Erstaunlich, da die Umzäunung sie wohl kaum aufhalten dürfte. Dafür die Kinder, die sich einen Spass daraus machen die Schwänze anzuheben und auf eine Reaktion zu warten, vergeblich. Nebenan in einem Teich leben Wasserschildkröten, in einem halb ausgetrockneten Becken dahinter Land- und Sumpfschildkröten. Beides allerdings derart beengt, dass es nicht annähernd artgerecht wäre.

Wir schauen uns die mit Flachbildschirmen und Ventilatoren versehene Kathedrale an und gehen die Hauptstrasse „9 de Octubre“, vorbei an der Iglesia San Francisco richtung Ufer. Ich entdeckedie Ecuadorianische Zentralbank. Vielleicht endlich eine Möglichkeit mein Euros zu tauschen, die ich vor der Reise als Notfallreserve vorgesehen hatte jetzt aber nicht ständig dabei haben möchte. Die Geldfrage war sowieso eine schwierige Entscheidung. Nach langem überlegen hatte ich ein Reisekonto bei der DKB eröffnet, zu dem ein Visa-Konto gehört, dass unbegrenzt kostenloses Abheben im Ausland ermöglicht. Auf diesem Konto geht monatlich ein Festbetrag ein, so dass bei Verlust nur dieser abhanden kommen kann. Für den Fall, dass ich ohne Karte da stehe, habe ich noch Traveller-Schecks und eben eine Bargeldreserve dabei. Jedoch bereits in Quito, wo 3 Banken nichts von meinen Euronen wissen wollten, habe ich gemerkt wie wenig mir im Notfall dieses Geld bringen wird…und nachdem weitere Banken in Puerto Lopez und am Flughafen von Guayaquil ebenfalls nicht in Dollar tauschen wollten, habe ich beschlossen die Bargeldreserve auf einen kleinen Dollarbetrag zu beschränken, da es selbst in Ecuador in jeder kleineren Stadt Geldautomaten gibt. In dieser Absicht stehe ich mit 250 Euro in der Hand nun am Schalter und als ich dran bin das gleiche Spiel. Ein schlechter Witz denke ich mir wenn nicht mal die Nationalbank Devisen wechselt. Sie schicken mich weiter zur „Banco del Bank“. Als ich diese nicht finde, frage ich einen Polizisten, der mir die Wechselstube gegenüber zeigt und gleichzeitig rät auf der Strasse zu tauschen. Da ich mehrfach davon gelesen habe, dass dort unmengen Falschgeld kursieren entschide ich mich für die Wechselstube und nehme zähneknirschend einen Kurs von 1,05 $ (aktuell 1,39 $) für 100 meiner Euros in Kauf. Besser als Falschgeld oder wenn es sonstwie entwendet wird rede ich mir das ganze schön.

Wir laufen die Uferpromenade weiter zum Cerro St. Ana auf deren Hügel sich ein Leuchtturm befindet, ein Muss! Das Viertel was früher wohl zu den Slums zählte wurde aufwendig renoviert, so dass es nun den Flair einer südamerikanischen Hafenstadt zur Kolonialzeit vermittelt. An den Häusern hängen Bilder, wie es vorher aussah und die 444 Stufen hnauf zum „Faro“ sind durchgehend nummeriert. Auf dem Weg nach unten kehren wir in einer Bar ein, über deren Tür ein grosses „Café“ leuchtet. Anja ordert die Karte und plötzlich bekommen wir einen Pitcher hingestellt. Auf Nachfrage erklärt man uns, dass dies eine Bar sei, wo man ausschliesslich Bier ausschenkt. Muss man erstmal wissen… Als wir die Gläser mit dem dicken Dreckrand innen betrachten und nicht so recht wissen, ob wir schon so abgehärtet sind, bekommen wir 4 neue hingestellt, die diesmal nur von aussen Dreckränder haben, immerhin. Auf der Strasse klingelt das Münztelefon, woraufhin die Wirtin lossprintet und dran geht. So einfach kann man einen Festnetzanschluss einsparen.

Anja beschliesst nicht mit zum Cotopaxi zu kommen, sondern weiter nach Baños zu fahren, wo wir am Wochenende hin wollen und bucht um. Als wir um 22.30 Uhr in den Nachtbus steigen sind wir also nur noch zu dritt. Der Bus ist randvoll, so dass wir dieses mal unser Handgepäck auf den Schoss nehmen müssen – 7 Std.! Ich hatte mich schon den ganzen Tag geärgert, dass ich so viel dabei hatte, aber jetzt merke ich erst richtig wie schwer ca. 5 kg sein können… Aber das muss ich jetzt bis Latacunga aushalten, von wo aus wir in den Cotopaxi-Nationalpark aufbrechen.




Montanita

25 10 2010

15. – 18.10.2010

Nach dem Frühstück gehen wir nochmal über den Markt in Puerto Lopez, bevor wir den Bus nach Montanita nehmen. Anja hatte bereits gestern ihr Handy nicht gefunden und nachdem es heute beim packen nicht aufgetaucht ist, vermuten wir das es aus dem Zimmer geklaut wurde. Nun haben wir die wage Hoffnung, dass es auf dort direkt zum Verkauf angeboten wird. Nicht ganz unüblich in Südamerika und am ersten Stand sehen wir auch gleich einen Tisch voller verschiedener Armbanduhren, man kann sich seinen Teil denken…wir haben leider kein Glück.

Gegen 13.00 Uhr steigen wir in den Bus nach Montanita, in dem ausser uns fast nur Schulkinder mitfahren. Die 1 stündige Fahrt ist wie alle Fahrten hier ein absolutes Abenteuer. Leider gibt es wegen dem extremen Gewackel keine Möglichkeit dies in Bildern festzuhalten. Montanita gilt als das Surferparadies in Ecuador. Das Publikum dort besteht aus eben diesen, Backpackern und hängengebliebenen Hippies. Eine Atmosphäre, die mir schon bei meinem Thailand-Aufenthalt vor knapp 3 Jahren in verschiedenen Orten zugesagt hat, ein perfekter Ort zum chillen und mal „Urlaub vom Reisen“ zu machen.

Direkt bei unserer Ankunft heftet sich ein kleiner Junge an unsere Fersen, winkt mit einer Visitenkarte und bietet uns seine „Hilfe“ an. Im Reiseführer haben wir uns jedoch schon ein Hostel entdeckt, was mit 1 $ pro Nacht wirbt. Kann nicht sein denken wir, also schauen wir es uns an. Das Hostel macht einen guten Eindruck, aber plötzlich soll es 6 $ kosten. Auch billig, aber diese Masche Backpacker zu ködern ist bekannt und wir wollen das irgendwie nicht unterstützen. Gegenüber entdecken wir ein Hostel mit offenen Balkonen und Hängematten mit Meerblick. Wir handeln auf 5 $ runter, dann stellt André fest, dass es nur kaltes Wasser gibt. Na ja, hier ab und an üblich, aber warum sollen wir kalt duschen wenn es für den gleichen Preis warmes Wasser gibt?! Anja und Theresa bleiben in einem Restaurant, was gleichzeitig ein Kleiderladen ist, und essen Almuerza für 1,50 $, während wir mit unserem „Scout“ auf Zimmersuche gehen. Das nächste Hostel soll 10 $ kosten mit grossen, sauberen Zimmern und eigenem Bad mit warmen Wasser. Dazu scheint es recht sicher zu sein, da überall zusätzliche Gitter angebracht sind. Dabei gilt Montanita als vergleichsweise ungefährlich. Ich handele auf 7,50 $ runter, mehr geht nicht. Wir ziehen weiter, ich denke weiter weg vom Strand ist es günstiger. Wir werden von einer Frau angesprochen: „Habitaciones?“ Ich schaue mich um, sehe nur eine Baustelle. Interessehalber lassen wir uns das Zimmer zeigen. Über eine frisch zementierte Treppe geht es „in“ ein Haus im Rohbau – irgendwie müssen die Kosten ja schnellstmöglich gedeckt werden… Das Zimmer ist fertiggestellt und o.k. Momentan gibt es im ganzen Viertel keinen Strom, weshalb sie uns das Warmwasser nicht demonstrieren kann. Wir handeln von 7 auf 5 $ runter, stellen dann aber fest, dass das zweite Zimmer nur über ein zugemauertes Fenster verfügt, das muss dann doch nicht sein. Nebenan das nächste: Wir werden über Planken im Hof in den 1. Stock geführt. Ein modriger Raum mit kaum Licht erwartet uns, auch für 5 $ aber wir lehnen ab. Auf dem Rückweg entdecken wir noch ein von aussen recht ordentliches Hostel. Für das 4 Personen-Zimmer mit Gemeinschaftsbad handeln wir ebenfalls 5 $ aus, bisher ist das unser Favorit.

Zurück essen wir noch etwas, bezahlen unseren Helfer mit 10 Cent und einer Handvoll Gummibärchen, die er strahlend kaut. Eigentlich soll man weder das eine noch das andere machen, da die Kinder statt zur Schule zu gehen betteln und die Zahnreinigung hier auch meist ein Fremdwort ist. Aber irgendwie fühlen wir uns doch so besser. Ein kolumbianischer Schlepper zeigt uns noch ein anderes „Loch“ ohne Fenster. Wir schütteln ihn ab und suchen uns noch ein weiteres Vergleichshostel aus Anjas Reiseführer aus. Der offene Holzbau, auf dessen Balkonen auch teilweise Zelte aufgebaut sind, ist annehmbar. Dann sagt einer der Angestellten noch was von Cabañas, die wollen wir sehen. Wir laufen zum Ortseingang und dort stehen unter Palmen in einem schönen Garten mehrere recht neue Hütten mit eigenem Bad und natürlich Warmwasser. Wir handeln auf 5 $, passt!

Abends gehen wir nochmal ins „Chillers-Paradise“ Montanita. Auf der Strasse verkaufen Hippies, die hier vor Jahren hängen geblieben zu sein scheinen, selbstgemachten Schmuck. Die Stadt ist angelegt, wie man es sich typisch südamerikanisch vorstellt, aber das Ambiente hat natürlich auch seinen Preis und der liegt deutlich über dem was wir bisher gewohnt sind.

In unsere Cabaña erwartet uns noch eine Eidechse, schön wenn dies der einzige Mitbewohner bleiben würde… André schlägt unter dem vorhandenen Fliegennetz noch sein eigenes auf, was fast eine Stunde dauert. Jetzt merke ich auch was ich so alles nicht eingepackt habe, Insektenschutz wäre spätestens in der Amazonasregion sicher von Vorteil und einen Stromadapter oder ein Wörterbuch wären auch sinnvolle Investitionen gewesen, aber zum Glück hat der Rest fast alles dabei. Beim duschen hole ich mir dann noch einen Schlag an dem mit Strom heizenden Duschkopf, was eine Konstruktion!

Samstag gehen wir gegen mittag in die Stadt und treffen Michael und Arnd wieder, die wir in der Seilbahn zum Pinchincha kennengelernt haben. Auch hier ist die Welt ein Dorf. Wir setzen uns in eine Strandbar und bei einem Bier versuche ich etwas spanisch zu lernen, während im Hintergrund die Musik in Discolautstärke läuft. Auch so ein Faible hier: Wer nicht ständig demonstriert, dass er seine Boxen bis zum Maximum übersteuern kann, spielt nicht am Limit.

Abends trinken wir nach dem Essen noch zwei Cocktails. Michael und Arnd gesellen sich zu uns und wir ziehen dann in einer feuchtfröhlichen Sechserrunde in die nächste Disco. In dem Laden läuft hauptsächlich Musik aus den US-Charts, dabei hatte ich damit gerechnet in den nächsten Monaten nur Latinpop, Salsa und Merengue zu hören. Etwas störend ist die Gang an Nachwuchstaschendieben im Alter zwischen 10 und 15 Jahren, die sich am Eingang versammelt und uns beobachtet. Aber als wir weiterziehen ist alles an seinem Platz. Nächstes Ziel ist ein Rave irgendwo am Strand, wofür den ganzen Tag Flyer verteilt wurden. Auf dem Weg kommen wir an einer Art Strassenfest vorbei, dessen Aufbau ich schon mittags beobachtet hatte. Wir stehen am Eingang und werden vom dem Publikum in Abendgarderobe seltsam gemustert, bis wir das Schild über uns entdecken: Eine Hochzeit!

Nach ca. 1-2 km am Strand erreichen wir die Party, deren Grossteil wir nun darstellen…wir trinken ein Bier und bestaunen den riesigen Schwenkgrill, der als Lagerfeuer dient. Als wir gegen 3.00 Uhr den Heimweg antreten, hat sich der Strand noch gut gefüllt, da waren wir wohl deutlich zu früh dran.

Am nächsten morgen wache ich mit einem komischen Gefühl im Magen auf, das ich zunächst auf den Alkoholgenuss schiebe. André macht sich gerade fertig für seinen Surfkurs. Muss ich auch irgendwann unbedingt mal machen, aber 2 Tage halte ich für zu kurz, also spare ich das Geld lieber. Anja unterhält sich draussen und André meint „die gehen jetzt früstücken“. Als ich kurz später deren Bungalow offen stehen sehe, wundere ich mich etwas über den Leichtsin und als ich wieder Stimmen höre gehe ich rüber. Da sitzt ein angetrunkener Ecuadorianer und Anja meint hilfesuchend: „Der stand heute morgen im Garten mit seinem Bier in der Hand und seitdem werde ich ihn nicht mehr los.“ Theresa liegt noch im Bett. Sie und Anja haben auch Magenprobleme. Wir überlegen was wir alledrei gegessen oder getrunken haben und kommen auf die Cocktails, bzw. das Eis darin. Das war wahrscheinlich aus Leitungswasser…aber trotzdem komisch, da ich entgegen aller Empfehlungen bisher auch mit Leitungswasser Zähe putze.

Anja versucht ihren Begleiter loszuwerden, woraufhin er sich in die Hängematte vor der Hütte legt. Wir lernen folgendes: Neben Malaria, Dengue-Fieber und diversen Geschlechtskrankheiten, gibt es hier 3 Dinge die extrem anhänglich sein können: Hunde, Strassenkinder und südamerikanische Verehrer!

Nach einer Zeit in der Stadt, wo ich mich mit leichtem Essen begnüge, treffen wir André, der meint der Typ in der Hängematte hätte ihm gesagt wir seien hier. Sehr hartnäckig, jedoch übernimmt unser Vermieter die undankbare Aufgabe ihn nach Hause zu schicken. Abends beschliessen wir nach dem verlorenen Tag noch einen Nacht länger zu bleiben. Dazu verdächtigen wir André etwas in die Cocktails gemixt zu haben, da er als einziger gesund ist und so morgen seinen Surfkurs verlängern kann. Als wir ins Bett gehen haben wir wieder Besuch, eine Kakerlaken-Family, die sich einen harten Kampf liefert…

Den letzten Tag in Montanita verbringen wir am Strand. Anja schleppt eine Babykatze an, die wir fortan beaufsichtigen, während sich die Hunde-Gang unseren Liegeplatz als Austragungsort ihrer Revierkämpfe ausgesucht hat. Am späten Nachmittag als die Sonne nachlässt beschliesse ich joggen zu gehen. Als ich Montanita hinter mir gelassen habe ist der Strand nicht mehr so „aufgeräumt“. Neben allerlei Strandgut entdecke ich angespülte Kadaver von Igelfischen, Blaufusstölpeln und Wasserschildkröten mit einem Panzer von gut 50 cm Durchmesser, alles was das Meer nicht mehr braucht. Hinter einem eingestürzten Haus laufen Handtellergrosse Krebse umher, die ruck zuck verschwunden sind wenn man sich ihnen nähert. Nach einer Stunde (perfekte Trainingszeit:)) bin ich wieder zurück und wir starten unser Fotoshooting zum Motto: Hängematte.

Als wir um halb eins Richtung Cabaña gehen, lesen wir noch die Abfahrtszeiten für unseren Bus: 5.45 Uhr! Das wird eine kurze Nacht, ich jage noch ein paar Kakerlaken und packe direkt meinen Rucksack, um morgen nichts zu vergessen wenn wir weiter nach Guayanquil fahren.



Isla del la Plata

20 10 2010

14.10.2010

Um 9.30 Uhr stehen wir vor dem Laden unseres Tour-Veranstalters und für hiesige Verhältnisse fast überpünktlich geht es mit einer bunt gemischten Truppe von 15 Personen Richtung Boot. Am Strand passieren wir noch den Fischmarkt, der direkt dort stattfindet, wo die Fischer ihre Ware an Land bringen. Unmengen von Möwen fliegen herum, ein Pelikan versucht direkt aus einer Kiste, die ein Fischer auf der Schulter trägt sich einen Fisch zu holen. Auf einmal liegen vor unseren Füssen eine ganze Reihe tote Haie und Schwertfische. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese zufällig in die Netze der Fischer geraten sind, oder gezielt abgefischt werden…wahrscheinlich beides. Wir besteigen unser „Speedboot“ mit 185 PS und nehmen auf den zwei Sitzreihen seitlich des Bootes Platz. Das Meer ist ziemlich rau, so dass während der knapp 1,5 Std. Überfahrt zur Insel nichts anderes möglich ist, als sich festzuhalten. Dazu liegt ein extremer Benzingeruch in der Luft, dass selbst denen mit seefesten Mägen etwas flau wird…

Die Wellen sind teilweise höher als unser Boot, dass mit seinem Kunststoffrumpf im Sekundentakt auf das Wasser aufschlägt. An Bord geht der Runnig-Gag rum, dass wir einen Wal überfahren haben 😉 Die Walsaison ist eigentlich vorbei. Zwischen Mai und September paaren sich Buckelwale vor der Küste Ecuadors oder ziehen dort ihren Nachwuchs gross. Als wir die Insel fast erreicht haben, klettert einer der beiden Guides auf die Reling und stellt sich auf dem Bug. Wir sind uns nicht sicher, ob er was gesehen hat, oder nur die Anlegestelle sucht. Nachdem 10 Min. nichts passiert ist, kommt er wieder nach hinten und zeigt nach rechts: Eine Schwanzflosse! Was haben wir für ein Glück, eine Mutter mit ihrem jungen ist noch unterwegs Richtung Süden. Das Jungtier setzt zu einem Sprung an, wie man es sonst nur aus dem Fernsehen kennt und wirft sich auf´s Wasser, Wahnsinn! Leider bin ich auf der falschen Seite und wir dürfen unsere Plätze nicht wechseln, damit das Boot im Gleichgewicht bleibt. Plötzlich ruft der Guide: „4 People can go to the Roof!“ Bevor die Amis, Schweden und Franzosen um uns herum reagieren können sitzen „los quatro Alemanos“ auf dem Dach des Boots. Erst oben merke ich, dass es keine Haltemöglichkeit gibt…der Captain gibt Gas um hinter dem Wal zu bleiben, dabei werden wir nach oben geschleudert und es scheint nur eine Frage der Zeit wann wir samt der kompletten Kamera-Ausrüstung im Wasser liegen. Aber egal, beide Tiere tauchen noch mehrmal zum Luft holen vor uns auf und gehen dann für 3-4 Min. wieder unter Wasser. Unser Guide kann die Entfernungen scheinbar blind abschätzen, wir kreuzen deren Weg, so dass wir vermuten unser Scherz von vorhin könnte Realität werden, und beim auftauchen sind wir knappe 20 Meter von den beiden entfernt. Ein gigantisches Erlebnis!

Wir klettern wieder ins Boot, erst jetzt merke ich das der schmale Trittbereich neben der Rehling vielleicht 10 cm breit ist und es auch hier nichts zum festhalten gibt. Irgendwie müssen wir vorhin hochgeflogen sein… Noch völlig euphorisiert landen wir auf der Insel und starten die 3-stündige Wandertour in sengender Sonne bei gut 35 Grad im Schatten. Die Isla del la Plata ist vom Vogelbestand her den Galapagos-Inseln recht ähnlich. Ich hatte zwischenzweitlich auch in Erwägung gezogen dorthin einen Abstecher zu machen, aber die Preise beginnen mit 1000 Euro aufwärts für 8 Tage und das ist auf dieser Reise nicht drin.

Oben teilen wir die Gruppe auf und wir gehen den längeren Weg, auf dem es vielleicht auch Seelöwen zu sehen gibt. Schon nach wenigen Metern begegnen wir dem ersten Blaufusstölpel. Die Tier nisten zu tausenden hier auf der Insel und an jeder Ecke trifft man auf Pärchen oder brütende Mütter, vorzugsweise am oder besser direkt auf den Wegen, so dass wir jedes mal ein lauter Geschnatter zu hören bekommen, wenn wir zu nah an ihrem Revier vorbeistreifen. Witzig zu beobachten ist eine Art Tanz, den sie während der Paaarungszeit aufführen. Auf dem Rundgang begegnen wir ebenso noch Nazcatölpeln und einer Albatross-Kolonie, die allerdings in einem abgesperrten Bereich lebt. Seelöwen sind leider keine mehr auf der Insel, aber wir hatten ja schon Glück mit den Walen, daher wollen wir uns nicht beschweren.

Zurück am Boot essen wir zu mittag, während uns der Captain ein Stück um die Insel fährt, wo man schnorcheln kann. Eigentlich ist das Wasser hier draussen zu kalt und die Motivation hält sich bei allen in Grenzen. Dann schauen wir ins Wasser und sehen knallbunte Fische, da muss ich rein! Schliesslich habe ich mir vor der Reise extra eine wasserdichte Kamera als „Zweitgerät“ zugelegt, die nun eingeweiht wird. Die Schnorchel sind nicht jedermanns Sache, wer Problem mit Schimmelflecken hat ist hier verkehrt…ich habe aber Glück und ergattere einen halbwegs neuen. Unter dem Boot sammeln sich hunderte bunter, gestreifter Fische. Die grauen sind etwas zutraulicher und kommen so nahe, dass man sie fast berühren kann. Erst zurück an Bord fällt mir ein, dass die Haie, die wir morgens am Strand gesehen haben eigentlich auch hier rumschwimmen müssten…

Auf der Rückfahrt scheint der Captain eine Rekord knacken zu wollen, das Boot klatscht bei jeder Welle mit solch harten Schlägen auf´s Wasser, dass es nur eine Frage der Zeit scheint wann es bricht -was natürlich nicht passiert- dafür aber der ein oder andere Passagier… Mein Magen bleibt stabil (wäre ja auch gelacht bei einem Wassersportler ;)), aber da ich an der Schnittstelle zwischen Dach und dem Zelt, dass über das Heck gespannt ist sitze bekomme ich bei jeder Welle eine unfreiwillige Dusche ab…

Abends in der Strandbar beschliessen wir noch eine Tour in den Machalilla-Nationalpark zu machen und danach nach Montanita aufzubrechen.



Puerto Lopez

17 10 2010

12./13.10.2010

Morgens erkundigen wir uns nach dem Bus nach Puerto Lopez an der Pazifikküste. Wir wollen unsere Minimal-Chance wahren vielleicht noch Buckelwale zu sehen, die sich bis Anfang Oktober vor der Küste aufhalten. Die günstigste Verbindung ist der Nachtbus nach Manta (ja, den Ort gibt es tatsächlich;)) für 8 $, Fahrtzeit 8 Std. Eigentlich soll man in Ecuador die Nachtbusse meiden, aber der Preis und die gleichzeitig eingesparrte Übernachtung sind zu verlockend. Also verbringen wir noch einen entspannten Tag in Quito, vertreiben uns die Zeit mit verschiedenen Erledigungen und Blog schreiben^^

Um 21.00 Uhr bringt uns dann ein Taxi zum Busterminal und wir erwischen gerade so den Nachtbus, der eine halbe Std. früher fährt als angekündigt – ein sehr seltenes Erlebnis in Südamerika denke ich. Im nicht mal halb gefüllten Bus müssen wir uns dann noch mehrmals umsetzen, da es hier eine feste Platzreservierung gibt, Ordnung muss sein! Während aus dem Handy unseres Sitznachbarn Latino-Pop dudelt, ist es draussen stockdunkel. In Ecuador wird es meist schon ab 18.00 Uhr dunkel, weshalb man sich als Ausländer danach nicht mehr auf der Strasse aufhalten soll. In den nächsten Stunden folgt ein nicht enden wollenes Gerüttel über die scheinbar nicht wirklich ausgebaute Strasse. Man kann zwar nichts sehen, aber ich vermute, dass es in Serpentinen steil bergab geht. Ab und an wir abgebremst, weil scheinbar gerade ein Schlagloch in der Strasse ist. Dann wird wieder beschleunigt um einen LKW zu überholen. Vielleicht ist es auch besser, dass ich nichts sehe…

In Manta steigen wir in einen einfacheren Bus Richtung Puerto Lopez, für weitere 3 $. Auf der Fahrt dahin kommen wir zunächst durch die Slums, wo sich eine Blechhütte an die nächtse reiht, dann fahren wir durch viele kleinere Dörfer mit einfachsten Strohhütten. Das was man manchmal im Fernseh sieht gibt es hier wirklich noch und dabei sind wir gerade gar nicht so weit von der „Zivilisation“ entfernt. Plötzlich sind wir da, Hektik bricht aus. Wir steigen aus dem Bus, versuchen schnell an unsere Rucksäcke zu kommen. Als ich meinen herausziehe lässt der Fahrer aus irgendeinem Grund den Deckel des Kofferraums runter fallen und das Teil knallt mir voll auf den Kopf. Jetzt stehe ich erstmal da, mir läuft das Blut von der Stirn und um uns herum warten sämtliche Motorradtaxis der Stadt um uns zum Hostel zu bringen, was in Gehweite ist.

Nachdem wir für 6 $/Nacht eingecheckt haben setzen wir uns in die Liegestühle einer Strandbar und frühstücken erstmal. Anschliessend klappern wir die verschiedenen Anbieter ab um eine Tour zur Isla del la Plata, die als das „Galapagos für Arme“ gilt zu buchen. Auf der Überfahrt bekommen wir dann vielleicht auch noch Wale zu sehen. Die Chancen stehen aber schlecht, meint die Veranstalterin, bei der wir den Ganztagestrip inkl. Verpflegung für 30 $ buchen. In Deutschland ein Witz aber für unser Budget ein Grossinvestition, also soll sich das ganze auch lohnen.

Da der Tag noch jung ist nehmen wir uns ein Taxi und fahren nach Agua Blanco, ein kleines Dorf mit archälogischem Museum im Machalilla Nationalpark, wo es eine Lagune gibt, deren schwefelhaltiges Wasser gut für die Haut ist. Gerade das richtige für meinen zerschundenen Körper 😉 Nach einen halbstündigen Marsch durch Palmenwald und vorbei an Bananenbäumen, erreichen wir die Lagune, deren Geruch nicht gerade einladend wirkt. Da uns der Guide aber versichert, dass man danach nicht stinkt, schwimmen wir ein paar Runden. Auf der Rückweg entdecken wir noch einen Aussichtspunkt mit schönen Blick über den Nebelwald.

Die Heimfahrt verbringe ich im „Kofferraum“ eines Motorradtaxis, was eigentlich nur für 2 statt der nun 4 Personen ausgelegt ist. Steine fliegen um mich herum und jede Pfütze bringt eine kleine Dusche mit sich. Aber der Wind um die Nase, die Landschaft die vorbeifliegt, Menschen am Strassenrand, die winken weil sie sich über die Gringos amüsieren, vermitteln schon ein ungemeines Gefühl an Freiheit. Wieder einer dieser kleinen Momente, die am Ende wahrscheinlich diese Reise ausmachen werden.

Nach einem guten Essen gehen wir für meine Verhältnisse früh ins Bett, denn morgen wollen wir fit sein für die Tour zur Isla del la Plata.



Pichincha

14 10 2010

11.10.2010

Wieder früh aufstehen, und das obwohl ich doch eigentlich frei habe…aber heute steht die Besteigung des Pichincha direkt über Quito an. Mit dem Teleferico, einer Seilbahn, fahren Theresa und ich zum Aussichtspunkt auf 4100 m. Derzeit machen wir die meisten Aktivitäten zu zweit, da Anja das meiste schon gesehen und André gestern erst angekommen ist und wir ihn nicht gleich auf fast 5000 m hochschleppen wollen.

Das ist nämlich das Ziel des heutigen Tages: Hoch auf den Gipel in 4794 m Höhe. Ein guter Test wie sich das mit der Höhenluft so verhält, da es hier noch einige interessante Berge gibt, die für Anfänger vergleichsweise leicht zu besteigen sind. Wir hatten darüber nachgedacht einen Führer zu engagieren, da in den Reiseführern aber steht das der Pichincha leicht zu besteigen ist verzichten wir darauf. Was „leicht“ in Südamerika-Reiseführern bedeutet, hätte ich eigentlich wissen sollen… Im Teleferico lernen wir zwei deutsche kennen, einer von beiden war schon zwei mal oben und will demnächst auf den Cotopaxi, vom Erdmittelpunkt gemessen der höchste Berg der Welt. Oben frühstücke ich erstmal und stelle fest, dass ich ausser meinen beiden Brötchen keine richtige Nahrung eingepackt habe, obwohl wir min. 5 Std. unterwegs sein werden.

Wir wandern über mehrere Hügel richtung Berg, relativ langsam, da man den Höhenunterschied anhand der Luft sofort merkt. Nach ca. 1,5 Std. kommen uns die beiden deutschen aus der Seilbahn entgegen. „Wart ihr schon oben?“ frage ich. „Nein, das Wetter ist zu schlecht, direkt hinter dem Berg wo der Weg langführt ist es zu stürmisch!“ Hmm, wenn das einer sagt, der schon zweimal oben war sollte man vielleicht darauf hören…allerdings sind die beiden in Shorts, Turnschuhen und Sommerjacken unterwegs. Wir sind dagegen recht gut ausgestattet, denn wenn ich eins bei unserer Villarica-Besteigung letztes Jahr gelernt habe: Man kann am Berg nie zuviel Kleidung dabei haben! Wir besprechen uns kurz, beschliessen den Aufstieg zu versuchen und ziehen alles an was der Rucksack hergibt. Zum Glück habe ich meine Mütze eingepackt, nur die Handschuhe habe ich dummerweise im Zimmer liegen gelassen, ein fataler Fehler…

Theresa geht ein Stück vor, ich ziehe mich noch fertig an, als plötzlich ein Adler über mir kreist. Schnell die Kamera raus, vielleicht erwische ich ihn noch aus der Nähe. Aber es kommt noch besser: Nach einer weiteren Runde setzt der Vogel zur Landung an und sitzt ungefähr 2 m von mir entfernt, beobachtet mich und kommt auf mich zu. Wahnsinn! Wo kann man so ein Tier in der freien Natur auf diese Distanz sehen?! Unser neuer Freund soll uns dann noch den Rest des Tages begleiten, vielleicht als Glücksbringer 😉

Nachdem wir die Hügel hinter uns gelassen haben, schlängelt sich der Weg an der Felswand entlang. Es ist wie die beiden angekündigt haben ziemlich stürmisch und wegen der Luft müssen wir viele Pausen einlegen und kommen nur langsam voran. Die Vegetation wird auf einmal wieder ziemlich bunt, wo bisher fast nur Gras gewachsen ist stehen nun Blumen und Sträucher. Wir kommen an einer kurze Steilwand, die wir mit Klettern ohne Probleme überwinden können. Ein Schweizer in voller Bergmontur kommt uns entgegen gerannt und meint in 30 Min. seid ihr oben! Eine willkommene Motivation, doch kurz später treffen wir einen Engländer, der wohl eher unserem Leistungsniveau entspricht, der meint min. 1 Std. Puh, immerhin sind wir schon über 2 Std. unterwegs. Aber die beiden sind bisher die einzigen, die es heute auf den Gipfel geschafft haben.

Wir kommen an ein Geröllfeld, von dem uns die beiden aus der Seilbahn erzählt haben. Wahrscheinlich der schwierigste Teil nach oben, kein halt und kein Weg ist mehr erkennbar. Ein Pakistani kommt uns entgegen und meint er habe den Weg nicht gefunden. Das macht mich schon mal nachdenklich, das von einem zu hören, der in seiner Heimat die höchsten Berge der Welt vor der Tür hat. Aber egal, versuchen wollen wir es und so kämpfen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes durch das Geröllfeld. Ungefähr eine Stunde brauchen wir, bis die Steilwand unterhalb des Gipfels erreicht ist. Die körperliche Anstrengung ist nicht das Problem, nicht vergleichbar mit der Tour auf den Villarica letztes Jahr in Chile, aber die Luft wird immer dünner uns sobald man etwas schneller geht ist man sofort ausser Atem. Langsam merke ich auch den Hunger und mein Wasservorat geht auch zur Neige. Ich muss einen paar Minuten auf Theresa warten. Es ist richtig kalt, ich sehe meinen Atem. Die Fingerspitzen spüre ich kaum noch, also stecke ich mir die Hände zum aufwärmen erstmal da hin wo es am wärmsten ist…sicher eiun Bild für die Götter wenn mich jetzt jemand sehen könnte 😉

So, jetzt nochmal klettern. Ziemlich steil und ohne Absicherung, aber wir wollen hoch, also auf geht´s! Ohne zu wissen wo es wirklich weiter geht hängen wir in der Wand. Nach etwa 15 min. Kletterei sehe ich eine Felsen mit einer Markierung – das muss der Gipfel sein! Und tatsächlich, nach fast 4 Std. stehen wir auf 4794 m!

Zunächst ist alles bewölkt, doch dann reisst die Wolkendecke auf und gibt einen atemberaubenden Blick in den Krater, auf Quito und den Cotopaxi im Hintergrund frei. Dafür hat sich der Aufwand wirklich gelohnt, das ist quasi die Belohnung. Theresa steigt als erstes ab, ich mache noch ein paar Fotos und gehe dann hinterher. Irgendwie halte ich mich zu weit rechts und finde den Weg auf dem wir hoch gekommen sind nicht mehr. Ich versuche eine Felsspalte, finde keinen Tritt und gehe wieder ein Stück hoch. Auch an der nächsten Stelle fehlt mir der Halt, allerdings befindet sich 2-3 m unter mir ein kleiner Absatz aus Geröll. Springen? Schnappsidee! Falls ich mir nichts breche, brauche ich nur ein Stück zu weit zu rutschen und stürze den ganzen Hang hinunter. Eine Gruppe Schweizer, die nach uns die letzten sind, die es auf den Gipfel schaffen, kommt gerade vorbei und rät mir wieder hoch zu steigen.

Nochmal hoch und weiter suchen…ich halte mich mit den Armen zwischen zwei Felsen, so dürften es unter meinen Füssen vielleicht noch 1,5 m sein. Hoch kann ich jetzt sowieso nicht mehr und in Gedanken bei unserem Abstieg im Conguillio-Nationalpark letztes Jahr setzte ich zum „Martin-Rieche-Gedächtnissprung“ an. Einen Bruchteil einer Sekunde finde ich mich auf dem Absatz wieder uns komme auf der Seite rutschend kurz vor der Kante zum stehen. Gebrochen ist nichts, zum Glück habe ich auf die Leute gehört die mir knöchelhohe Schuhe empfohlen haben (danke Christoph!). Meine rechte Hand ist aufgeschürft, da wären Handschuhe auch nicht verkehrt gewesen. Genauso mein Schienbein und mein Hinterteil. Und meine unkaputtbare Jogginghose hat ein Loch, zum Glück habe ich auf Anja gehört und nicht meine einzige Jeans angezogen.

Ich verarzte die Wunde notdürftig und rutsche das Geröllfeld runter, wo Theresa wartet und sich wundert warum ich so lange gebraucht habe. Ich berichte dann von meiner neuen Sportart, dem „Mountain-Jump“. Und zumindest bin ich der erste aus unserer Truppe, der seinen Reiseapotheke tatsächlich gebrauchen kann. Der Rest des Abstiegs verläuft ohne grössere Probleme und kurz vor der Seilbahn-Station bekommen wir noch einen komplett freien Blick auf den ca. 200 km entfernten Cotopaxi, ein Postkarten-Motiv!

Unten holen uns die Schweizer wieder ein und wir fahren, nach einem kurzen Smalltalk über den Gipfelsturm, mit dem Shuttle an die Hauptstrasse. Da es dort ausnahmsweise überhaupt keine Taxen gibt, laufen wir ein Stück Richtung Innenstadt durch ein ziemlich ärmliches Viertel. Jetzt wäre ein Taxi nicht schlecht… Nach ca. 20 min. hält ein leeres neben uns, dummerweise ohne Registrier-Nr. auf der Tür, also eins von denen die man eigentlich nicht nehmen soll. In dem Moment ist uns aber alles egal. Wir steigen ein und sagen „Quicentro“. Das riesige Einkaufszentrum direkt bei uns um die Ecke kennt eigentlich jeder. Nach 10 Min. sehen wir das Flughafen-Schild, irgendwas stimmt hier nicht! Ich hole meinen Stadtplan raus, zeige ihm auf der Karte wo wir hinwollen, er tut ganz überrascht und meint „Aah, Quicentro!“ – Ja, was habe ich denn gesagt?! Langsam erkennen wir das Viertel wieder und erkennen, dass er mit uns eine „Stadtrundfahrt“ macht. Also ganz klar so eine Touri-Abzock-Masche. Als wir das Center sehen steht auf dem Taxometer 4.50 $. Zwar nicht teuer, aber morgens hatten wir 3 $ bezahlt und da uns der Umweg ziemlich absichtlich erscheint, drücken wir ihm eben diesen Preis in die Hand und steigen direkt vor einer belebten Bushaltestelle aus und verdrücken uns, den schimpfenden Taxifahrer im Hintergrund, durch die Menge.

Nach dem duschen verarzte ich erstmal meine Wunden. Da ich für das Bein keinen grossen Verband habe muss mein Küchenhandtuch herhalten. Dann betrachte ich mich im Spiegel von hinten, das wird ein Spass. Wer sich schon mal selbst dort verarztet hat weiss was ich meine…und damit dann morgen im Bus sitzen. Abends beschliessen wir unsere eigentliche Route, die uns an den Cotopaxi und den umliegenden Nationalpark gebracht hätte, umzuwerfen (ich habe auch gerade mal wieder genug von Bergen ;)) und erstmal an die Küste nach Puerto Lopez zu fahren.