Cotopaxi – Pasochoa

27 10 2010

22./23.10.2010

Freitags steht kein festes Programm an, also beginnen André und ich nach dem Frühstück an den Mountainbikes herumzuschrauben, die wir kostenlos nutzen können. Der Zustand der Räder ist allerdings mehr als bescheiden und nach langer Bastelei habe ich ein Bike halbwegs fit, dass aber eigentlich nur für Leute mit einer Körpergrösse bis max. 1,70 m passend wäre… Unser Ziel ist die nächste grössere Stadt, wo wir per E-Mail Anja kontaktieren wollen, damit sie morgen mit uns gleichzeitig in unserem nächsten Ziel Riobamba ankommt. Carolina und der Rest der Crew glauben nicht recht daran, dass wir die 20 km bis nach Machachi schaffen, da die Wege, wie beschrieben schon mit dem Geländewagen schlecht zu befahren sind.

Wir starten über den Feldweg in Richtung „Strasse“. Schon nach 10 Min. schnappen wir das erste mal nach Luft, hier oben ist Radfahren echter Sport. Nach 25 Min. haben wir den Eingang zum Gelände erreicht und wir biegen auf die Strasse ab. Mittlerweile haben wir unseren Rhythmus gefunden und kommen mit der Höhenluft halbwegs klar. Da es nach Machachi den Grossteil des Weges bergab geht, plane ich den Rückweg per Anhalter mit einem der LKWs, die hier hochfahren, mitzufahren, damit wir zum Mittagessen wieder da sind. Doch soweit kommt es nicht. Als wir etwa 2 km gefahren sind, stelle ich mich bei einer Anhöhe in die Pedale und trete auf einmal mit dem linken Fuss ins leere – das Pedal ist weg! Ich bremse, drehe mich um und sehe es auf der Strasse liegen. Hmm, gut das wir kein Werkzeug dabei haben…aber die Mutter zum festziehen ist sowieso nicht mehr auffindbar und so versuche ich das Pedal mit einem Stein auf das Gewinde zu klopfen, was auch halbwegs gelingt. Zwei Kühe beobachten mich skeptisch. Weiter geht´s, etwa 200 m, dann ist es wieder unten. Das wird wohl nichts heute und unverichteter Dinge drehen wir wieder um. Der Rückweg zum Hostel besteht darin das Rad den nächsten Hügel heraufzuschieben, dort das Pedal dran zu hämmern und mit leichten Tritten runterrollen zu lassen und zu hoffen, dass ich die nächste Anhöhe ohne Kraftausübung schaffe und weiterrollen kann. Nach über einer Std. sind wir zurück. Dank der Panne bleibt uns wenigstens der Spott erspart…

Ich leihe mir Alex Laptop und beginne meine mittlerweile schon über 1200 Fotos zu sichern und zu sortieren. Wenn ich damit warte bis ich zurück bin fehlt mir sicher der Überblick. Draussen beginnt es aus Eimer zu schütten, zum Glück hatte ich die Panne 🙂 Den Rest des Nachmittags verbringen wir wieder im Jacuzzi und Abends sitzen wir in einer fast deutschen Runde zusammen, da mit Julian ein weiterer deutscher angekommen ist, der mit einer Cotopaxi-Besteigung liebäugelt. Alex erzählt von einer Nachbarin des Hostels, der auf ihrem Grundstück die Jungfrau Maria erschienen ist. Seitdem steht dort ein Schrein, der regelmässig von den streng gläubigen Ecuadorianern besucht wird, die dann an dem von ihr eröffneten Kiosk einkaufen. Gleichzeitig zahlen sie den Eintritt für den Nationalpark, da das Grundstück in diesem liegt und wie es der Zufall will arbeitet ihr Mann bei der Parkverwaltung…

Samstags wollen wir eigentlich morgens abreisen, aber da das irische Ehepaar, mit dem wir uns das Taxi teilen wollen, bis nach dem Mittagessen bleiben möchte, beschliessen wir kurzfristig noch eine Tour auf den Pasochoa (4200 m), der hier quasi sowas wie der Hausberg ist, mitzumachen. So ein zweiter 4000er macht sich ja nicht schlecht in meiner noch recht frischen „Bergsteiger-Vita“ 😉

Es geht durch den Wald, unter Bäumen mit dichtem Moos, durch ausgespülte Gräben, die sicher nicht für Leute mit europäischer Durchschnittsgrösse vorgesehen sind. Fast eine halbe Stunde laufe ich gebückt oder in der Hocke, bis wir einen Hang mit kniehohen Steppengras erreicht haben. Jetzt geht es dafür steil bergauf. Julian teilt mir mit, dass er seine Cotopaxi-Pläne gerade verworfen hat und auch für Christian, der von allen eigentlich am fittesten wirkt, hat sich das Thema erledigt. Bei mir machen sich auch wieder leichte Kopfschmerzen breit, eigentlich ein Signal wieder abzusteigen, aber der Ergeiz oder besser die Unvernunft ist wieder stärker… Es folgt eine Bergkuppe nach der anderen, immer steiler und immer noch eine Klettereinlage. Wildpferde beobachten uns aus sicherer Entfernung. Dann noch ein letzter Sprung über eine Felsspalte und geschafft! 2 Std. 45 Min. – „You´re Machines“, meint Carolina später bei unserer Rückkehr.

Oben ist die Sicht schlecht, eigentlich rund um uns herum nur dichter Nebel. Neben den beiden Dalmatinern hat es sogar einer der Dackel mit auf den Gipfel geschafft. Ich kann mir es wieder nicht erklären wie die Tiere da hochkommen, wo wir teilweise nur mit klettern weiterkommen. Auf dem Weg nach unten ist es wie immer rutschig und auf halben Weg beginnt es mal wieder zu regnen.

Nach dem Mittagessen steht das Taxi abfahrbereit vor der Tür. Ein Pick-Up mit 4 Sitzplätzen für 5 Personen. Ein wenig hatte ich damit gerechnet und nach einer herzlichen Verabschiedung von allen, nehme ich neben den Rucksäcken auf der Ladefläche Platz. Das Secret Garden verschwindet langsam am Horizont und die bis jetzt besten Tage der Reise liegen hinter uns. Eine Zeit, die sich sicher in meinem Gedächtnis einbrennen wird. Es beginnt zu tröpseln, ich ziehe die Kapuzze hoch und betrachte die Landschaft, die aus der Perspektive viel mehr zu bieten hat. Nach knapp einer Stunde, die wie im Flug vergeht, halten wir in Machachi am Geldautomaten. Da ich nur 2 Nächte eingeplant hatte, hat mein Bargeld nicht ausgereicht und so soll ich beim Fahrer den Rest zahlen. Der Automat nimmt meine Karte nicht und ich steige wieder auf die Ladefläche, während es richtig zu regnen beginnt. Wir biegen auf die Panamericana ab und mit deutlich mehr als 100 Sachen peitschen wir zur nächsten Tankstelle. Ab jetzt heisst es festhalten, denn trotz lebender Ladung verzichtet unser Fahrer nicht auf die traditionellen Überholmanöver…erzähl mir einer noch was von Gurtpflicht^^

Der Geldautomat an der Tankstelle hat heute Lust auf Visa und spuckt mir mein Geld aus. Nach einer weiteren Fahrt, die die Überschrift haben könnte: „Lebensmüde bitte einsteigen“, stehen wir in strömenden Regen an der Bushaltestelle im Nirgendwo an der Panamericana. Bisher bin ich dank meiner wasserdichten Jacke (gute Investition :)), in deren Windschatten ich während der Fahrt sass, fast trocken. Doch die nächsten 10 Min. reichen um von den Oberschenkeln ab klatschnass zu sein. Aus einem der Buss die vorbeirasen brüllt der Beifahrer „Riobamba“ und wir steigen ein.

Nach fast 4 Std. sind wir am Ziel. Im Hotel erfahren wir, dass der Zug nach Sibambe wegen Renovierungsarbeiten an der Strecke nicht mehr fährt. Es gibt alternativ einen Schienenbus, morgen um 6.30 Uhr – herzlichen Glückwunsch! Der Bahnhof, wo wir Ticktes holen wollen hat um 19.00 Uhr bereits geschlossen. Nachdem wir beim Essen von zwei ecuadorianischen Mädchen eingehend gemustert werden, gehen wir ins Internet-Café und erfahren, dass Anja sich im Urwald befindet. Wird also nichts morgen mit der Zugfahrt.



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