Cotopaxi – Secret Garden

26 10 2010

20.10.2010

Nach einer gefült kurzen Nacht erreichen wir um kurz nach fünf Latacunga, was auf den ersten Blick nicht gerade einladen wirkt. Wir lassen uns von einem Taxi vor einem im Lonely Planet empfohlenen Hostel rauswerfen, wo auf unser klingeln niemand reagiert. Der Fahrer meint wahrscheinlich erst ab 6.00 Uhr, das heisst 45 Min. auf der Strasse rumstehen…und es ist wirklich kalt. Nach den warmen Tagen an der Küste haben wir die Temperaturen in den Höhenlagen unterschätzt. Zum Glück komme ich schnell an meine Jacke, aber eine Mütze wäre jetzt auch nicht verkehrt. Ich gehe ein Stück und suche irgendwas wo man sich reinsetzen kann, aber die Stadt ist wie ausgestorben. Um 6.00 Uhr nach weiteren erfolglosen Klingelversuchen wird es mir zu bunt und ich hämmer gegen die Tür und diese geht nach nicht mal einer Minute auf. Wohl mal wieder die Klingel defekt. Da uns gerade kein Bett angeboten werden kann, wir aber hundemüde sind und keine Lust haben bis mittags zu warten gehen wir wieder. Unsere überlegung geht hin zum “Secret Garden“, ein Hostel direkt im Nationalpark, was uns in Quito empfohlen worden ist. So kann man die Transferkosten in den Park sparen, zahlt dort allerdings stolze 28 $ für All-Inclusive. Zunächst erreichen wir aber niemand und klappern erfolglos weitere Hostels ab. Beim zweiten Anruf haben wir Erfolg und sie schicken uns den Abholdienst nach Machachi, einer Ansammlung von Häusern entlang der Panamericana, die wir mit dem Bus nach einer halben Stunde erreichen.

Dort behauptet jeder der ein Auto hat unser Fahrer zu sein, also rufen wir nochmal an und nach 5 Min. steht ein Pick-Up vor uns. Die Strasse, die sich in den Nationalpark hineinwindet, hat diesen Namen eigentlich nicht verdient. Eine Art Kopfsteinpflaster, dass keine 3 Meter ohne grösseres Schlagloch auskommt schüttelt uns ähnlich wie bei unserer Bootstour durch. Als nach fast einer Stunde im „Mixer“ das Schild „Secret Garden 200 m“ sehe, erwarte ich mehr als ein Feldweg auf den wir jetzt abbiegen. Nochmal 10 Minutenüber einen Feldweg und wir stehen vor dem Secret Garden auf 3500 m, höher als der höchste Berg Deutschlands. Carolina, die derzeit das Hostel leitet begrüsst und herzlich.

Uns erwartet sowas wie eine Kommune an Backpackern aus allen Ländern, ich fühle mich irgendwie wie bei „The Beach“, nur ohne Strand, dafür Berge. Überall stehen Rucksäcke, in den Hängematten und auf den Sofas rund um den Kamin tummeln sich Rucksackreisende, lesen, schreiben oder unterhalten sich. Die Atmophäre zieht uns sofort in ihren Bann. Alex aus der Nähe von Berlin, der für Unterkunft und Verpflegung als Volunteer hier arbeitet, bringt uns das Frühstück, bevor er zur Besteigung des Coopaxi aufbricht, die über Nacht erfolgt.

Das Secret Garden ist sowas wie ein Öko-Hostel, nur mit einem coolen Touch. Obst und Gemüse wird selbst angebaut, das Wasser kommt direkt aus einer Quelle in den Bergen und in den Gehegen rund um das Hostel lebt ein halber Zoo: Hühner, Gänse, Schweine, Kaninchen, Meerschweinchen, Schafe, Kühe und Pferde. Alles Nutztiere bis auf je ein Dackel und Dalmatiner-Pärchen. Als ich zum Lama-Gehege gehe reisst die Wolkendecke auf und der Cotopaxi zeigt sich in seiner vollen Prach – was ein Motiv! Ich erkunde weiter das am Hang gelegene Gelände, überall Gewächshäuser und Beete, kleine Hütten für je 8 Personen und Zelte auf Terassen, falls alle Dorms ausgebucht sind. Überall stehen Behälter für Dinge die wiederverwendet werden, es gibt ein Öko-WC mit Asche und unmengen an Holz zum heizen. Strom gibt es nur für wenige Stunden am Tag. Das Highlight ist ein Jacuzzi, von welchem man bei gutem Wetter freien Blick auf den Vulkan hat.

Als wir beim Mittagessen sitzen beginnt es zu Regnen, der erste Regen seit meiner Ankunft und das zu Beginn der Regenzeit. Als dieser vorbei ist ziehen wir Gummistiefel über und machen eine Tour zu den Wasserfällen in der Nähe. Die Hunde begleiten uns. Es geht über eine Wiese, den Hang runter und den Bach entlang. Immer wieder kommen tiefe Stellen, die wir am Hang entlang kletternd überwinden müssen. Über uns bilden Bäume mit einer dicken Moosschicht ein dichtes Dach. Nach einer Stunde erreichen wir den ersten Wasserfall. Wir klettern an den Seite vorbei, einer der Dalmatiner ist immer noch dabei, keine Ahnung wie er da hoch gekommen ist. Es geht weiter durchs Wasser und über riesige Felsbrocken, bis wir den zweiten Wasserfall erreichen, ein nettes Schauspiel. Den Rückweg finden wir nicht ganz ohne Probleme, aber zum (super) Abendessen sitzen wir pünktlich bei Kerzenschein an der langen Tafel.

Carolina, die in Polen geboren ist und mittlweile seit 7 Jahren unterwegs ist und nun seit 2 Monaten das Hostel leitet schwärmt von der Stimmung. Ohne Elektrizität beschäftigen sich die Leute wieder miteinander und hängen nicht in Internet Cafés rum usw. Wir kucken uns an: Recht hat sie, aber irgendwie müssen die ganzen Erlebnisse auch festgehalten werden denke ich und kritzel bei dumpfen Licht in meinen Notizblock.

Die „Partygesellschaft“ die an diesem Abend aus Amis, Holländern und einem Rumänen besteht zieht weiter in den Jacuzzi. Wir sind nach 2 kurzen Nächten zu platt. Der Vollmond erlaub noch einen letzten freien Blick auf den wolkenlosen Gipfel, perfektes Wetter für die Bergsteiger, die um Mitternacht aus dem Refugio in 4800 m Höhe zum Gipfel aufbrechen. Um 22.00 Uhr bin ich im Bett, keine ahnung wann ich das das letzte mal geschafft habe, aber morgen geht´s auf den Gletscher.




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