Puno – Titicacasee

21 12 2010

03. – 05.12.2010, Tag 59 – 61

Die nächsten beiden Tage in dem fast schon zur Heimat gewordenen netten Hostel in Cusco dienen der Entspannung und sind eher unspektakulär. Neben Reisealltag, wie umpacken, waschen und letzte Souvenirs besorgen passiert nicht viel. Trotzdem verschieben wir das Treffen in Puno, unserer letzter Station in Peru, von Samstag Mittag auf Sonntag Morgen, da uns der Nachtbus die entspanntere Variante scheint.

Sonntag Morgen um 5.00 Uhr erreichen wir Puno auf der peruanischen Seite des Titicacasee, einem der grössten und auf 3.810 Metern Höhe dem höchsten schiffbaren See der Welt. Als wir kurz danach im Hostel antreffen, dessen Adresse uns die beiden per Mail haben zukommen lassen, schläft noch alles. Wir bekommen die Couch im 1. Stock zugewiesen, wo uns gegen sieben Theresa schlafend entdeckt. Die beiden haben eine Tour gebucht und müssen los, wir übernehmen so lange das Zimmer und nach einer Dusche fragen wir, ob wir später ein anderes Zimmer mit 4 Betten bekommen. Richtig Ahnung zu haben scheint hier mal wieder niemand, aber wenig später wird dank Zustellbett aus dem ehemals 3-Bett-Zimmer ein Dormitorio (Schlafsaal). Wir begeben uns zum Hafen und suchen uns ein Boot mit dem wir zu den schwimmenden Islas de Uros gelangen. Diese Inseln, die aus Schilf bestehen und durch permanentes aufschichten neuen Materials auf dem See treiben, wurden von ihren Bewohnern als Zuflucht vor den Inkas errichtet. Bis heute leben die Uros auf diesen Inseln, die sie völlig eigenständig existieren lassen. Leider ist diese interessante Kultur, sowie die Inseln und deren Bauweise auch für die Touristen ein Renner und windige Geschäftemacher beuten die Urvölker neben der zur Schau Stellung auch finanziell ziemlich aus. Daher fahren wir direkt ohne einen Touranbieter hinaus auf den Titicacasee, der mit 8.288 Quadratkilometer, etwa 15 mal so gross wie der Bodensee ist.

Auf der Überfahrt macht sich die Müdigkeit der letzten Nacht bemerkbar und so nicke ich ein und wache erst wieder auf, als wir an einer der Inseln andocken. Die Gebilde sind wirklich faszinierend. Wie ein schwimmender Teppich wippen sie mit den Wellen des Sees und wenn man an eine dünne Stelle kommt, muss man aufpassen, dass man keine nassen Füsse bekommt. Auf den Inseln befinden sich die Hütten der Uros, die nach wie vor bewohnt sind und (im Zuge des Tourismus) auch Restaurants und Souvenir-Stände. Mit einem grösseren Schilfboot, dass sie hier den „Mercedes-Benz“ nennen, setzen wir von einer Insel zur nächsten über, wo man von einer Art Aussichtturm die knapp 50 Inseln überblicken kann. Ein geniales Versteck, da durch das hohe Schilf im Uferbereich die bewohnten Inseln von Land aus nicht gesehen werden konnten.

Zurück in Puno lassen wir uns von einem Fahrradtaxi, was wir hier zum ersten mal entdecken zu dem im Restaurierungsprozess befindlichen Boot Yavari bringen. Die Yavari wurde 1861 von der peruanischen Regierung in England bestellt, um Kap-Horn nach Arica (Chile) verschifft, mit dem Zug nach Tacna gebracht und dann in 2766 Einzelteilen mit Maultieren über die Anden geschafft. Das ganze hat mal eben schlappe 6 Jahre gedauert… Als Brennstoffe in Peru knapp wurden, wurde das Schiff teilweise sogar mit Lamadung angetrieben. Seit einigen Jahren wird nun die Yavari, die vorher wie die restliche Flotte an Land vor sich hingerostet ist, wieder seetauglich gemacht und soll irgendwann als Ausflugsdampfer dienen. Wir bekommen eine Führung über das gesamte Schiff, dessen Teile noch zu 80 % Original sind. Für 45 Soles (ca. 12 Euro) die Nacht kann man sogar in der Kajüte übernachten. Mit viel Liebe zum Detail wird hier, teilweise sogar mit Original-Werkzeugen, gearbeitet, so dass uns die Spende in den Kasten am Ausgang zur Finanzierung dieser Arbeiten nicht unangebracht scheint und wir ihr gerne nachkommen.

Nachdem unser strampelnder Fahrer uns wieder im Hafen ausgeladen hat, suchen wir einheimisches Lokal zum Mittagessen aus. Während wir im ersten noch kommentarlos eine Karte gereicht bekommen, die von uns gewünschten Gerichte aber alle nicht verfügbar sind, ignoriert man uns im zweiten Lokal schon bei der Frage nach einem leeren Tisch. Ein seltsames Verhalten, der sonst schon eher überfreundlichen peruanischen Gastwirte. An der Plaza, der sonst ziemlich hässlichen Stadt, kehren wir in ein eher touristisch ausgerichtetes Lokal ein. Zum Abschluss unseres Peru-Aufenthalts bestelle ich mir dann ein Alpaka-Steak, hier eine Spezialität und Peru-Reisenden auf jeden Fall zu empfehlen. Abends trinke ich zum Abschluss dann auch nochmal das nach Kaugummi schmeckende Nationalgetränk Inca-Kola, während es draussen in Strömen schüttet. Die Regenzeit hat begonnen und wir setzen unsere Reise morgen fort in Richtung Bolivien.



Choquequirao

17 12 2010

01./02.12.2010, Tag 57/58

Nachdem wir das Zelt aufgebaut und zu Mittag gegessen haben, verkündet Dayme, dass wir heute Mittag alleine nach Choquequirao laufen können um den oberen Teil der Ruinen zu besichtigen. Morgen früh werde er uns dann die sogenannten Lama-Terassen auf der Rückseite des Berges zeigen. Anschliessend steigen wir dann wieder nach Santa Rosa ab. Wir geben ihm allerdings zu Verstehen, dass wir morgen zumindest den Fluss überqueren und ein Stück auf der anderen Seite wieder hinauf wollen, da wir sonst die komplette Strecke vorm Vortag am Freitag Vormittag laufen müssten. Dann machen wir uns auf die letzten 4 Kilometer bis zum Ziel. Wir kommen an ein paar weiteren Hütten von ehemaligen Bauern vorbei, die ihre Wiesen auf der Hochebene zu Campingplätzen umfunktionieren und Verpflegungsstellen einrichten. Hier sehen wir die Millionäre von Morgen, wenn hier in ein paar Jahren wahrscheinlich Luxushotels errichtet werden!

Als wir um die nächste Kurve kommen, haben wir eine herrliche Aussicht auf die unteren Terassen, die im Steilhang hängen und auf dem Bergrücken entdecken wir die Ruinen. Nach einer knappen halben Stunde haben wir den Kontrollpunkt, der sich in einer Blechhütte befindet, erreicht. Hier erfahren wir das die Tickets nur einen Tag gültig sind, wird also nichts mit der zweiten Tour morgen früh und so müssen wir uns beeilen. Das sehen die Wildpferde, die auf dem schmalen Weg am Berg grasen anders. Langsam gehen wir an den Tieren vorbei, die durch unsere Anwesenheit doch etwas beunruhigt scheinen. Nachdem das Leittier und ein weiteres an uns vorbei sind, beschliesst der Rest lieber zu flüchten und so werden wir wieder überholt und treiben die kleine Herde nun vor uns her bis wir eine Weggabelung erreichen. Davor sehen wir noch eine Schlange, die dem giftigen Exemplar von gestern ziemlich ähnlich ist…

Nachdem wir gute 45 Min. vom Eingang aus (!) unterwegs sind gabelt sich der Weg. Links geht es scheinbar zur Stadt, rechts den Berg hoch, vielleicht zum Aussichtspunkt…? Wir entscheiden uns für den einzig unbeschilderten Weg in der Mitte und ein paar Minuten später entdecken wir durch den Wald die ersten Ruinen und plötzlich stehen wir mittendrin und blicken über die komplette Anlage, wie sie sich über den Bergrücken erstreckt bis zu dem grossen Platz auf der gegenüberliegenden Anhöhe. Es gibt zwar nicht diesen einen atemberaubenden Moment wie in Machu Picchu, aber das Gefühl hier an einem Ort zu sein, der gerade erst wieder dabei ist zu erwachen und zu bestaunen was auch hier für eine beeindruckende Anlage errichtet wurde ist ebenfalls erwähnenswert. Und während letzte Woche noch knapp 1.000 Menschen mit uns den heiligen Berg besichtigt haben sind wir hier alleine. Nur später erblicken wir noch 3 weitere Abenteurer, die sich bis hierher durchgekämpft haben. Das ganze hat ein bisschen was von einem Indiana-Jones Film, irgendwo mitten im Nebelwald auf einem Berg eine Ruine, zu der man nur durch echte körperliche Anstrengung gelangt. Ein Traum, den die meisten Jungs sicher mal hatten 😉

Die bisher freigelegten Gebäude in Choquequirao kommen mir sogar etwas grösser vor als die in der Schwesterstadt. Ganz deutlich zu erkennen ist das Bewässerungssystem, dass sich durch die ganze Stadt zieht. Ich steige noch ein Stück nach oben und hinter dem Berg breitet sich das Tal des Rio Apurimac aus, ein fantastisches Bild! Der Fluss, dann die saftig grünen Berghänge, Hochebenen und dahinter teilweise schneebedeckte Berge, vor die sich von Zeit zu Zeit die Wolken schieben. Es beginnt zu regnen und neben der Stadt zeigt sich ein Regenbogen – WOW! Wie schon in Machu Picchu bekommen wir wieder die komplette Palette an Naturschauspielen geboten. Kein Wunder, dass die Inkas sich solche Orte ausgesucht haben. Wir besichtigen die weiteren Teile der Stadt und steigen die Treppen zu dem grossen runden Platz in 3.100 Metern Höhe hinauf, der wahrscheinlich religiösen Zwecken gedient hat. Anschliessend geht es über einen schmalen Pfad den Bergrücken hinuter bis es nicht mehr weiter geht. Zurück in der Stadt wollen wir noch die Lama-Terassen besichtigen, die ihren Namen aufgrund der Stein-Verzierungen in den Wänden haben. Es ist kurz vor fünf, in 15 Minuten sollen wir uns eigentlich am Kontrollpunkt wieder aus dem Buch austragen, da die Ruinen offiziell um 17.00 Uhr schliessen. Aber den fast einstündigen Weg schaffen wir sowieso nicht mehr und wann komme ich nochmal hierher, also auf geht´s! Auf den oberen Terassen sehe ich ein Zick-Zack Muster und denke an die Fotos die ich gesehen habe, wo die Lama-Bilder darunter lagen. Also steigen wir die steilen Treppen herunter, deren Stufen maximal für Schuhgrösse 35 geeignet sind… Wir gehen ein ganzes Stück, können aber nichts entdecken. Gegenüber befindet sich ein Aussichtspunkt, sind wir vielleicht zu nahe dran?! Jeder kleine weisse Stein wird zu einem Teil eines Lamas, aber recht überzeugen will es uns nicht. Weiter geht´s und nach etwa 15 Minuten Abstieg sehen wir endlich die erste Zeichnung. Darunter befinden sich dann unzählige weitere, aber die sparen wir uns, den Aufstieg im Hinterkopf, dann doch. Nachdem wir wieder gut ein Drittel nach oben gestiegen sind beginne ich die Treppen zu zählen: 294 Stufen, wer meint da noch ich habe kein Wintertraining!

Als wir wieder oben sind hat sich ein Nebelschleier über die Stadt gelegt und wir erleben nochmal dieses mystische Bild. An den nicht enden wollenden Terassen auf der anderen Bergseite geht es zurück. Der Weg zieht sich, da ich kein Wasser mehr habe befülle ich meine Flasche an dem Bergbach mit super klarem Nass, hier kann man das Risiko mit ungereinigten Wasser mal eingehen. Als wir den Checkpoint erreichen ist niemand mehr da, na ja dann gelten wir in der Statistik jetzt wahrscheinlich als Verschollen in Choququirao… Im Dunkeln erreichen wir das Camp, wo sich mittlerweile auch andere Traveller eingefunden haben. Während wir unsere Nudelsuppe löffeln, wird am Nachbartisch Pizza und frischer Kuchen als Nachspeise serviert. Hier merkt man dann doch den Preisunterschied.

Ich spreche Dayme darauf an, ob man nicht morgen nicht den kompletten Weg zurückwandern könnte. Er redet ein wenig darum herum, bis ich mitbekomme, wie er zu dem Guide der anderen Gruppe, der ebenfalls morgen an einem Tag zurück will, sagt das wir einen Vertrag für 4 Tage haben. Ich gebe ihm zu verstehen, dass wir kein Geld zurück wollen und wir legen das Frühstück auf 6.00 Uhr fest. Als letzte „Heldenaktion“ geht es wieder Richtung Gebirgsbach, der, analog der Aussentemperatur, 800 Meter höher als gestern auch bedeutend kälter ist. Aber sich Nachts auf einem Berg vom Wind trocknen zu lassen und dabei aus 2850 m in das vom Mond beleuchtete Tal zu blicken vermittelt schon ein ungemeines Gefühl an Freiheit!

Um 5.30 Uhr klingelt mein Wecker. Das Tal liegt noch im Nebel, als wir das Lager abbrechen und losmarschieren. André legt den Weg bergab auf dem Reitmuli zurück, ich spare es mir für den für mich anstrengenderen Weg bergauf. Der Weg den Berg hinunter ins Tal des Rio Apurimac, dauert länger als ich dachte, nach fast 2 Std. erreichen wir erst Santa Rosa, wo wir die erste Nacht verbracht haben, und füllen die Wasservorräte auf. Als wir vor zwei Tagen in Cachora los sind meinte Dayme, der selbst kaum getrunken hat, wir hätten zuviel dabei. Nun sieht er warum wir diese Masse an Flüssigkeit eingepackt haben. Den restlichen Weg ins Tal gehe oder besser renne ich vor, da es einfacher ist etwas schneller zu laufen, als ständig abbremsen zu müssen. Nachdem die anderen am Fluss angekommen sind, nimmt Dayme die beiden Mulis und reitet voraus um das Mittagessen vorzubereiten. Für mich beginnt nun der anstrengenste Teil des Tages. Nach einer langen Geraden, geht es unter brennender Sonne steil bergauf. Meine Erkältung meldet sich zurück und ich muss alle paar Meter anhalten um zu trinken oder die Nase zu putzen. 1.400 Höhenmeter müssen wir in den nächsten 10 km überwinden und dann folgen weitere 11 km bergab. Ein gutes Programm und in den nächsten 1,5 Stunden haben ich echte Zweifel ob es tatsächlich zu schaffen ist. Dann plötzlich die ersten Hütten, die ich erst in einer guten Stunde erwartet hätte. Geschafft! Um 11.30 Uhr erreichen wir den Punkt, auf den wir nach unserem Veto das Nachtlager verlegt hätten. Die Zuversicht es heute doch zu schaffen steigt.

Um uns nicht nur von Reis zu ernähren kaufen wir noch etwas Tomatensosse bei den Einheimischen und unterhalten uns während des Essens mit Corinna und Jörg, die ihren Trip bei einer der Agenturen in Cusco gebucht und dafür das doppelte von uns gezahlt haben. Ihr Guide scheint zudem ein echtes A… zu sein, denn von dem was versprochen wurde, wurde vieles nicht eingehalten. Traurig, dass Touristen bereits in diesem Stadium nur als Geldmaschine gesehen werden… Nachdem die beiden hören, dass wir heute noch komplett zurück laufen, fragen sie ob sie sich uns anschliessen und wir zusammen heute Abend nach Cusco fahren. Wir willigen ein und die beiden gehen vor um weiteren Streitereien mit ihrem Guide aus dem Weg zu gehen.

Wir brechen um 13.00 Uhr auf. Dayme meint, dass ich wenn jetzt reiten könnte, da es später zu steil wird. Also steige ich auf das Maultier und reite, soweit ich mich erinnen kann zum ersten mal, los. Es geht den Hang hoch, neben uns Kakteen, im Tal der Fluss, dahinter ragen die Berge auf. Der nächste Kindheitstraum geht in Erfüllung: Als Karl May Fan wollte ich früher immer mit meinen „indianischen Freunden“ durch die Wildnis reiten, wie es in den Filmen, die ich mir unzählige Male angeschaut habe, zu sehen ist. Mein „roter Freund“ ist zwar etwas älter als Winnetou und mein Reittier gleicht wohl eher der Mähre von Sam Hawkens als dem Rappen Old Shatterhands, aber der Gedanke bringt mich zum schmunzeln und so wippe ich im Sattel den schmalen Bergpfad entlang. Als es steiler wird erlöse ich meinen treuen Begleiter und führe ihn noch eine ganze Weile bis zum nächsten Rastpunkt. Von hier sollen es noch gut 1,5 – 2 Stunden bis zum Pass sein. Das erfahren wir vom Guide der beiden deutschen, die wir bisher noch nicht eingeholt haben, und der sie nun wohl „verfolgt“. Mehr Wild-West-Atmosphäre geht nicht 😉

Das Ziel im Blick geht es weiter. Dayme meinte als wir losgelaufen sind: Der 1. Tag wird schwierig, der 2. auch, der 3. so lala und am 4. lachst du drüber. Es ist der Nachmittag des 3. Tages und ich bekomme aus Gründen die ich mir selbst nicht erklären kann eine zweite Luft, ich nenne es mal den Endspurt. Ich ziehe den Rest des Berges hinauf und etwa 1 km unter dem Gipfel treffe ich auf Corinna und Jörg, die mit ihrem kompletten Gepäck unterwegs sind, eine beeindruckende Leistung! Da es mir gerade ziemlich gut geht, nehme ich noch einen der Rucksäcke mit und treibe zu guter letzt noch die Mulis, die Dayme unterwegs hat grasen lassen, zum Gipfel auf 2.900 Metern hinauf. Ein kleiner Jubel kommt bei allen auf, das wäre geschafft!

Dayme, der auch mit einer Erkältung zu kämpfen und sich seine Jacke samt Kapuze zugezogen hat, wirkt sichtlich erschöpft. Wir verabreden uns mit Jörg und Corinna in Cachora, da die beiden direkt weiter wollen um nicht noch einmal dem Guide zu begegnen, den wir unterwegs abgehängt haben. Als er 10 Minuten später ankommt erzählt er, dass 1 Std., 15 Min. vom letzten Punkt hier hoch sein Rekord seien. Äusserlich ziemlich sportlich und erst Anfang 20 weiss ich nicht ob man sich damit schmücken kann, wenn zwei fast 30-jährige, ohne Trekking Erfahrung und ein Sechzigjähriger ihm, der dies beruflich macht, auf dieser Strecke gut ein Drittel der Zeit abnehmen… Vielleicht sollte ich hier auch als Guide anfangen, die Konkurrenz ist zumindest nicht allzu gross…

Die letzten 11 Kilometer sind nun ein Spaziergang, zumal es meist bergab geht. In einem letzten längeren Gespräch mit Dayme, dank dem mein Spanisch deutlich Fortschritte gemacht haben dürfte, fragt er mich wie eigentlich die Preise seines „Amigos“ seien, der die Tour organisiert habe. Ich vermute er hat das ganze wohl für ein Trinkgeld gemacht. Von der Strasse aus sehen wir seinen Bruder Don Pedro auf dem Feld, der uns freudig überrascht begrüsst. Die Frau des Hauses läd uns dann nochmal auf eine Suppe ein, eine super herzliche Atmosphäre. Generell waren die letzten Tage weniger ein geschäftliches Verhältnis, sondern eher sowas wie ein Wander-Ausflug unter Freunden. Die letzten Kilometer runter nach Cachora ziehen sich dann doch nochmal und nachdem wir noch kurz bei unserem Veranstalter vorbeigeschaut haben besorgt uns Don Pedro jemanden, der uns nach Ramall fährt. Der Abschied hat nach dem Erlebten fast schon etwas wehmütiges und man merkt, dass es unseren Führer auch viel Spass gemacht hat und mehr als ein Geschäft war. Ich bin gespannt wie sich der Tourismus in Choquequirao in den nächsten Jahren entwickelt.

Unser „Taxi“ ist es Pick-Up, dessen Frontscheibe eine Klarsichtfolie ersetzt und statt einem Sitz finde ich mich auf einer Reihe offener Metallfedern wieder. Dazu leuchtet der Sohn unseres Fahrers von der Ladefläche mit einer Taschenlampe die Fahrbahn ab, da das Licht wohl auch nicht das beste ist… Das deutsche Pärchen mit dem wir uns treffen wollten können wir an der Plaza nicht erblicken, dafür treffen wir uns eine knappe Stunde später an der Strasse in Ramall wieder. Nach ein paar erfolglosen Versuchen reagiert ein Collectivo (Sammeltaxi) auf meinen ausgestreckten Daumen. Der Kleinbus ist proppevoll, aber geht nicht, gibt es hier nicht und so wird für die 4 Gringos die Rückbank geräumt, was zu viert in den nächsten 3 Stunden nochmal eine echte Qual ist, aber was kann uns heute noch schocken… Kurz nach Mitternacht checken wir dann um dritten mal im Yamanya-Hostel in Cusco ein und fallen halbtot ins Bett. Ein weiterer supergeiler Tripp liegt hinter uns!

Samstag geht es nun weiter zum Tititcacasee.




Camino Inka

13 12 2010

29.11. – 01.12.2010, Tag 55 – 57

Nach dem Frühstück machen wir uns auf zum Terminal um uns nach der Abfahrt des Busses nach Abancay zu erkundigen, aus dem man unterwegs angeblich in Ramall aussteigen kann um nach Cachora zu kommen, wo wir uns jemanden suchen wollen, der uns nach Choquequirao bringt. Das nur die wenigsten Backpacker überhaupt schon mal von der Schwesterstadt Machu Picchus gehört haben, macht deutlich, dass es sich noch um einen echten Geheimtipp handelt, sowas nach dem jeder Traveller sucht. Ich bin selbst auch nur durch Zufall darauf gestossen, als während der Südamerika-Woche im August auf 3Sat (es gibt tatsächlich Leute die den Sender einprogramiert haben ;)) eine Dokumentation darüber gezeigt wurde. Dabei musste der Reporter insgesamt 4 Tage (2 hin, 2 zurück) zu Fuss mit einem Maultiertrupp durch die Berge wandern um zu den Ruinen zu gelangen. Diese sind momentan erst zu gut 40 % freigelegt, sollen aber insgesamt drei mal so gross wie die von Machu Picchu sein. Dabei bietet sich uns nochmal die Gelegenheit auf dem Camino Inka, dem Strassennetz das zu Hochzeiten der Inkas von Ecuador bis nach Chile reichte zu wandern. Durch diese Wege an denen Läufer stationiert waren, war es z.B. möglich Nachrichten von der Küste innerhalb von 2 Tagen ins knapp 700 km entfernte Cusco im Landesinneren zu bringen.

Cachora scheint zudem so klein zu sein, dass es noch nicht mal den Einheimischen im Hostel bekannt ist. Wir haben selbst haben bei unserer Dschungel-Tour den Tipp bekommen dort jemanden anzuheuern, der uns nach Choquequirao bringt. Zwar haben die Tour-Veranstalter in Cusco es mittlerweile auch im Programm, aber für mindestens den doppelten Preis. Die Resonanz scheint hierzu auch nicht so gross zu sein, da der Aufwand mit 4 Tagen Trekking für eine Ruinenstadt, die niemand kennt scheinbar viele abschreckt. Wir hingegen kämpfen uns zunächst durch die Vielzahl an Angeboten, doch irgendwie scheint kein Bus einen Stopp in Ramall im Programm zu haben. Auch unsere Anfrage, ob man uns nicht einfach an der Strasse rauslassen kann scheint nicht realisierbar zu sein. Als wir nun endlich eine passende Verbindung finden soll diese Cusco schon in 45 Min., um 13.30 Uhr verlassen. Wir nehmen ein Taxi zurück ins Hostel, landen jedoch im Stau, steigen aus und rennen den Rest. Schnell packen und auschecken und ab geht es wieder Richtung Busstation. Dort angekommen erfahren wir, dass der Bus doch nicht in Ramall anhalten kann, man hat aber einen anderen Bus für uns im Angebot, der um 18.30 Uhr fahren soll. Nachdem wir uns für diesen entschieden haben, sagt uns die Dame am Ticketschalter, dass wir um 15.30 Uhr da sein sollen, da der Bus um 16.00 Uhr fährt. Soviel zum Thema Busreisen in Peru… Wir kehren nochmal ins Hostel zurück und suchen unsere beiden Reisebegleiterinnen, die ebenfalls heute nach Arequipa reisen wollen, da wir uns vorhin nicht verabschieden und einen Treffpunkt ausmachen konnten. Als wir niemanden antreffen hinterlassen wir einen Zettel mit Treffpunkt Samstag in Puno am Titicacasee. Manchmal frage ich mich warum ich in Deutschland ein Handy habe, es geht auch ganz locker ohne…

Der Bus entspricht nicht mehr der Luxus-Variante, die wir zuletzt genutzt haben und ausser uns sind nur Peruaner an Bord. Bei der Fahrt durch die Bergwelt zeigt sich uns zum wiederholten male eine tolle Landschaft, während im Bordfernsehen eine Best-Of Sylvester Stallone DVD läuft. Nach 3,5 Std. werde ich vom Beifahrer geweckt, der meint: “Cachora!” Sind wir jetzt schon direkt dort?! Kann nicht sein! Wir steigen aus und stehen im Stockdunkeln an einer Häuseransammlung irgendwo im Nichts an der Landstrasse. Ich frage zwei Jungs, die in einem Auto sitzen, ob es irgendwo ein Taxi nach Cachora gibt. Der eine holt seinen Vater aus dem Haus, der sich bereit erklärt uns mit dem Familienauto ins ca. 50 Min. entfernte Cachora zu bringen. Die Häuser an der Landstrasse wo wir uns gerade befinden scheinen der Ort Ramall zu sein… Als wir gerade losfahren setzen sich die zwei Jungs in den Kofferraum und eine Frau auf den Beifahrersitz – zum Glück haben sich endlich zwei Gringos gefunden, die den Sprit bezahlen! Die “Strasse” ist alles andere als was man damit bezeichnet. Tiefe Schlaglöcher lassen das Auto an allen Ecken klappern, während die Lichter im Tal nur erahnen lassen, wie steil der Hang neben uns wahrscheinlich abfällt. Unterwegs halten wir noch an einem Haus, vor dem sich mehrere Männer versammelt haben. Ein Paar mit Kind steigt zu uns auf die Rückbank und wir liefern die drei noch schnell im Krankenhaus ab, was von aussen ebenfalls nicht als solches zu identifizieren gewesen wäre.

Von der Plaza aus beginnen wir die Suche nach dem Hostel dessen Name unser holländischer Tipp-Geber leider nicht mehr wusste. Da es ausser auf der Hauptstrasse keine Strassenbeleuchtung gibt, gestaltet sich das als recht schwierig und auch die Dorfbewohner scheinen nicht richtig zu wissen, wo man hier unterkommen kann. Ein weiteres Indiz für den noch nicht angekommenen Tourismus. Nach einiger Zeit entdecken wir dann doch ein Schild und für schlappe 10 Sohlen (ca. 3 Euro) bekommen wir ein Zimmer und sogar warmes Wasser, was ich hier nicht erwartet hätte. Ich frage den Hostelier, wo man jemanden findet der uns nach Choquequirao bringen kann. 5 Minuten später stellt er uns dem Besitzer des Nachbarhostels vor (was der Holländer in seiner Beschreibung wohl auch gemeint hatte), der hier sowas wie ein Monopol auf Choquequirao-Touren zu haben scheint. Wir erklären was wir brauchen und fragen, ob wir morgen früh los können. “Si, está no Problemo!” Schon beeindruckend wie schnell das hier manchmal funktioniert, wofür man bei uns sicher mal eine Woche hätte einplanen müssen. Er telefoniert kurz mit dem Caballero, der uns mit zwei Maultieren nach Choque bringen soll, erklärt uns die Route, wir feilschen noch etwas um den Preis (ab hier alles nur noch auf spanisch) und einigen uns am Ende auf 245 Soles (ca. 60 Euro) pro Person, für unseren Führer, die 2 Mulis, Zelt, Gaskocher und Verpflegung für 4 Tage. Soviel hatten wir für die Hinfahrt und den Eintritt nach Machu Picchu bezahlt. Und dabei sind wir mit nur 2 Personen sogar noch ein wenig teurer als die 4 von denen wir die Infos hatten.

Am nächsten Morgen klopft es um 7.30 Uhr an der Tür. Unser “Organisator” steht draussen und meint alles sei “fertig”. Auch so ein Begriff, der bei nicht unbedingt dem entspricht was wir normalerweise darunter verstehen… Als wir um neun, also eine Stunde vor der geplanten Abmarschzeit eintreffen stehen die beiden Maultiere bereits auf der Strasse. Während wir frühstücken werden unsere Rucksäcke begutachtet. Da wir damit gerechnet haben diese selbst tragen zu müssen, haben wir statt den kleinen Tagesrucksäcken unsere Reiserucksäcke mitgenommen, da sie neben ausreichend Platz über ein vernünftiges Tragesystem verfügen. Allerdings landen sie nun auf einem der beiden Mulis und hierfür befinden sie die beiden Damen des Hauses für zu schwer. Also sollen wir etwas auspacken, was schwierig ist, da wir nur das nötigste dabei haben. Zum Glück sieht Dayme, unser Führer das anders und so packen wir wieder ein. Ich werde ins Büro gerufen um nochmal die Details zu besprechen. Bei sowas ist man hier genau. Als wir uns in das Register eintragen sehe ich zwei Seiten vorher die Gruppe des Holländers, die breits im September hier waren. Dazwischen liegen vielleicht 10 Personen, reger Betrieb ist was anderes. André geht derweil mit der Chefin die Verpflegung einkaufen (soviel zum Thema “alles fertig”). Der hierfür angesetzte Preis schien mir etwas hoch, aber als André sogar das Restgeld ausgehändigt bekommt, habe ich zum ersten mal beim Bezahlen einer Tour nicht das Gefühl übers Ohr gehauen zu werden.

Als die Tiere bepackt sind geht es los. Wir laufen die fast menschenleeren Gassen runter, binden die Mulis kurz an eine Laterne, um vom Restgeld nochmal Wasser zu kaufen und ziehen dann weiter. Das einzige Verkehrsmittel was uns hier begegnet sind ebenfalls 4-Beiner, man fühlt sich wie vor 100 Jahren. Als wir in Comeña, wo Daymes Familie lebt, ankommen verabschieden wir uns nach einem kurzen Fotoshooting von seinem Bruder Don Pedro, der uns auf den knapp 5 km von Cachora die Namen von verschiedenen deutschen Generälen im 2. Weltkrieg um die Ohren gehauen hat, um damit seine Sympathie für Alemania zu zeigen. Wir laden den Gaskocher, der sonst wahrscheinlich in der Küche des Lehmgebäudes steht, auf das zweite Muli. Eigentlich war dieses zum Reiten gedacht, da wir im insgeheimen planen die Strecke in 3 statt 4 Tagen zu bewältigen. Die ersten 11 der insgesamt 32 km sind noch vergleichsweise harmlos. Es geht eine ähnliche Schotterpiste entlang, wie wir sie gestern mit dem Auto gefahren sind. Der Weg ist mit Baggerspuren durchzogen, den Grund erfahren wir ein paar Kilometer weiter, wo ein Erdrutsch die Strasse zugeschüttet hat und nun Aufräumarbeiten laufen. Ich frage mich für was, da ein paar hundert Meter weiter diese endet…? Plötzlich stoppt Dayme und deutet auf den Boden: Eine Schlange, die so meint er zumindest, giftig ist. Wir erreichen den ersten von zwei Pässen, die wir auf unserem Weg überqueren müssen, in 2850 Metern Höhe. Vor uns öffnet sich das Tal mit dem Rio Apurimac, der später in den Amazonas mündet. Eine traumhafte Landschaft mit dem Salkantay-Gebirge im Hintergrund, dessen Gipfel jedoch leider im Nebel liegen.

Auf dem Weg nach unten durchqueren wir Kakteenfelder und mit den beiden Mulis, die vor uns hertroten kommt eine echte Wild-West Atmosphäre auf, wie ich sie bisher nur aus Filmen gekannt habe. Zwischen Dayme und mit beginnt eine muntere Unterhaltung und am Ende des Tages habe ich gefühlt mehr Spanisch gesprochen, als auf der kompletten Reise. Zwar nicht immer flüssig, aber irgendwie versteht man sich. Kurz bevor wir das Tal erreichen werden die Wege steiler und bestehen fast ausschliesslich aus Geröll. Wahnsinn, dass die Tiere hier runter kommen, wo ich ohne Gepäck schon Probleme habe nicht abzurutschen. Als wir im Tal des Rio Apurimac auf 1500 m angekommen sind, erblicken wir die ersten Anzeichen der beginnenden touristischen Erschliessung. Hier werden erste Häuser errichtet, von wo aus in absehbarer Zeit dann wahrscheinlich ganze Horden nach Choquequirao pilgern werden. Allerdings wundere ich mich, wie die Masse an hochwertigen Baumaterialien hierher geschafft werden konnte?! Vielleicht über den Fluss, dessen niedriger Wasserstand an den freiliegenden riesigen Steinen zu sehen ist, auf denen die Hängebrücke befestigt ist. Wir passieren Kilometer 21. Unser Nachtlager befindet sich hinter Kilometer 24 auf 2300 Meter Höhe. Also mal schlappe 800 Höhenmeter den Berg hinauf. Wir gehen vor, Dayme folgt mit den Mulis. Nach jeder Schleife folgt eine weitere und es wird immer steiler und der Untergrund immer unwegsamer. Kilometer 22, Kilometer 23, wann kommt endlich der besch… Kilometer 24?! Ein nicht enden wollender Marsch, mittlerweile sind wir gute 7 Stunden unterwegs und es dämmert. Dann endlich, nach etwas über eine Stunde haben wir es geschafft. Ein ordentliches Tempo haben wir da vom Fluss aus vorgelegt, meint Dayme, der mit seinen 60 Jahren aber auch noch richtig gut in Form ist.

Auf der kleinen Ebene von Santa Rosa haben die Bauern eine Art Campingplatz eingerichtet, wo man sein Zelt aufschlagen, sich am Gebirgsbach waschen und Getränke kaufen kann. Während es zu regnen beginnt bauen wir schnell das Zelt auf und gegeben uns dann zum Abendmahl in die Lehmhütte, wo Dayme ein richtig gutes Essen bereitet. Glücklicherweise haben wir unser Geschirr dabei, denn unser Organisator hat es wohl vergessen… Eine kleine Unprofessionalität, die diese Tour ungemein sympathisch macht. Bevor ich mich in meinen Schlafsack packe gibt es noch eine Dusche unter dem Rohr, das aus dem Bach abgezweigt wurde – Warmduscher braucht mich nun niemand mehr zu nennen 😉

Am nächsten Morgen höre ich durch die Zeltwand: “Rolando, Desayuno!” Das Frühstück ist fertig und meinen Spitznamen habe ich nun auch gleich mal weg. Ich sehe auf die Uhr und mir fällt das Datum auf: 1. Dezember, krass! Ich gehe in Shorts vor das Zelt und begrüsse die Morgensonne, während der Nebel sich lichtet. Bereits während wir noch die Sachen zusammenpacken beginnen mich die Moskitos aufzufressen, fast so wie im Dschungel. Als Frühsport stehen weitere knapp 800 Höhenmeter, verteilt auf 4 km an, bis wir unser “Basislager” in Marampata erreichen. Bei sengender Sonne schleppe ich mich den Berg hinauf. Unserem Führer scheint das ganze auch nicht so leicht zu fallen, neben zahlreichen Pausen hält er sich meist am Schwanz eines der Mulis fest und lässt sich ziehen, in seinem Alter aber auch keine Schande. Ich frage mich in solchen Momenten ja doch des Öfteren warum ich sowas wie hier eigentlich mache. Heute Morgen kommt mir der Gedanke: “Was würde ich jetzt in Deutschland machen?” Wenn das keine Motivation ist J Nach knapp 2 Stunden erreichen wir Marampata auf 2850 m und erblicken hinter dem nächsten Berg Choquequirao.




Salineras & Moray

12 12 2010

28.11.2010, Tag 54

Nach einer kurzen Besichtigung des Sonnentempels Qorikancha, der uns als letzter Punkt auf unserer Cusco-Karte noch fehlt, quetschen Anja und ich uns mit einer Peruanerin und ihrem Sohn auf die Rückbank eines Collectivo und machen uns auf den Weg in das heilige Urubamba-Tal. Dort wollen wir die von den Inka angelegten Salzterassen von Salineras besichtigen, die bis heute noch zur Salzgewinnung genutzt werden. Der Fahrer bringt uns bis zur Brücke von wo aus es noch 60 – 90 Min. Fussweg sein sollen. Wir folgen der vagen Beschreibung die wir haben und landen irgendwann auf einem schmalen Weg, der zu einem Privathaus führt. Aber wie immer ist auch hier jemand zur Stelle: Ein kleiner Junge, der durchweg vom Essen erzählt bringt uns zu dem Beginn des Maultierpfads von wo aus wir schon die weissen Umrisse der Salzterassen erkennen können. Nach einer halben Stunde den Hang hinauf liegen sie dann vor uns und wir können beobachten wie deren Besitzer das Salz abschürfen. Dies ist nach wie vor ein lukratives Geschäft, so dass die Salzbecken von Generation zu Generation vererbt werden. Angeblich sollen es 3000 sein. Ich zähle hoch und dann quer und auf maximal 500… Da wir vielleicht noch weiter nach Moray wollen gehen wir den Weg noch ein Stück weiter und da öffnet sich das Tal und zeigt die eben noch fehlenden Salzpfannen – wirklich beeindruckend!

Wir gehen hinunter und gegen einen kleinen Obulus kann man zwischen den Terassen herumlaufen und die unterschiedliche Härte selbst antesten. Nachdem ich noch ein Päckchen Original Inka-Salz erstanden habe, suchen wir einen Weg um nach Moray zu kommen. Ein Amerikaner der zurück zur Hauptstrasse will nimmt uns in einem Taxi mit. Als wir auf der gegenüberliegenden Bergseite die Hochebene erklommen haben eröffnet sich an fantastisches Bild. Passend dazu überholen wir einige Jungs die ihre Schafe zurück in die Dörfer treiben, ehe eine Esel-Familie den Weg versperrt und einen kleinen Stau verursacht . Mehrere schwer bepackte Artgenossen kommen uns entgegen und ein Hund versucht unseren Reifen platt zu beissen. Hier sind wir wirklich weg von den touristischen Pfaden.

Moray ist ebenfalls eine archäologische Stätte der Inka, die von oben wie eine Art Kolosseum wirkt. Es handelt sich jedoch um landwirtschaftlich genutzte Ebenen, die wir eine Art Gewächshaus funktioniert haben sollen. Zurück in Cusco besprechen wir die weitere Reiseplanung: André und ich wollen versuchen nach Cachora, einem kleinen Dorf 150 km von Cusco entfernt, zu gelangen um dort jemanden zu finden der uns nach Choquequirao, der Schwesterstadt Machu Picchus, bringt. Diese ist etwa dreimal so gross, jedoch bisher nur zu etwa 30 % freigelegt und nur durch einen zweitägigen anspruchsvollen Fussmarsch erreichbar. Daher ist Choquequirao bisher touristisch noch quasi unerschlossen, was die fehlende Erwähnung im Reiseführer bestätigt. Dazu kennen selbst die meisten Backpacker diese Stätte nicht, was es zu einem echten Geheimtipp und daher besonders reizvoll macht. Anja und Theresa wollen derweil nach Arequipa und in den Colca-Canon Condore beobachten. Die hätte ich auch gerne gesehen, aber ich entscheide mich dann doch für Choquequirao und den Pfad der Inkas.

Samstag wollen wir uns dann im Puno am Titicacasee wiedertreffen und gemeinsam nach Bolivien reisen.



Cusco II

11 12 2010

26. – 28.11.2010, Tag 52 – 54

Am nächsten Morgen geniessen wir die Vorteile des Spätaufsteher-Frühstücks und lassen die Erlebnisse des letzten Tages nochmal Revue passieren: Einfach Wahnsinn diesen magischen Ort Machu Picchu mit eigenen Augen gesehen zu haben! Das klingt jetzt sicher übertrieben, aber wer dort war weiss was ich meine… Der Tag steht daher eher im Zeichen der Entspannung. Dazu eignet sich unser Hostel bestens, die nette Atmosphäre und die zahlreichen Angebote um sich die Zeit zu vertreiben, lassen den Tag wie im Flug vorbeigehen, daher nochmal ein paar Schnaapschüsse. Am späten Nachmittag besichtigen wir dann noch das Museo Inka und das Museo Precolombiano, eines der besten Südamerikas, und gönnen uns dann anschliessend noch eine Massage 🙂

Am folgenden Samstag begeben Anja und ich uns nochmal auf einen grösseren Stadtrundgang, da Cusco unmöglich in einem Tag zu besichtigen ist. Wir gehen die Bereiche der Altstadt ab und um jede Ecke scheint sich eine neue Plaza mit Springbrunnen und Kathedrale aufzutun. Nachdem wir in der grossen Markthalle einen Saft getrunken entdecken wir einen Strassenzug, der ebenfalls nach einem Markt aussieht. Das Viertel wirkt nicht gerade vertrauenserweckend und auf diesem (Floh-) Markt kann man alles kaufen was man sich vorstellen kann. Von gefälschter Ware, über gebrauchte Gegenstände (die sicher nicht alle mit Einwilligung ihrer ehemaligen Besitzer hier gelandet sind…) bis hin zur Kloschüssel, die komplette Palette. Anja fragt mich nebenbei: “Du hast doch nichts wertvolles dabei?” – “Nein, nur meine Kamera und die Kreditkarte mit dem Bargeld was ich gerade abgehoben habe…” Aber wir haben mal wieder Glück und es passiert nichts, so dass wir den Weg zur Statue des Inka Pachakuteq antreten, der ankommende Cusco-Besucher von der Spitze des Turms aus begrüsst. Im inneren findet sich eine kleine Ausstellung mit allen bedeutenden Inkas (Könige) und deren Herrschaftszeitraum. Das Thema ist wirklich unerschöpflich.

Abends warten wir vergebens auf André, der sich ein Motorrad ausgeliehen hatte. Als er am nächsten Morgen immer noch nicht da ist, spekulieren wir was passiert sein könnte. Nach dem Frühstück taucht er dann wieder auf und berichtet von seiner Panne in den Bergen und dem Rückweg mit dem Bike im Kofferraum eines Taxis nach einer Nacht in einem Bergdorf. Anja und ich machen uns danach auf zu den Salzterassen von Salineras.




Machu Picchu II

6 12 2010

25.11.2010

Als wir wieder unten sind, ist die Stadt noch mit Besuchern überfüllt. Momentan liegt die Grenze bei 2500 am Tag. Die Unesco fordert jedoch diese auf 500 zu beschränken, um das Weiterbestehen von Machu Picchu zu sichern. Der Berg rutscht derzeit nämlich 1 cm pro Monat ab, da die Besuchermassen wie kleine, permanente Erdbeben wirken. Es scheint also nur ein Frage der Zeit bis es Machu Picchu in seiner derzeitigen Form nicht mehr gibt!

Wir verbringen den Nachmittag in den Ruinen, überqueren die zentrale Plaza und besteigen zunächst die Heilige Plaza und gehen zum Intihuatana, dem „Ort an dem die Sonnen angebunden wird“, einem behauenen Stein, der aussieht wie eine Sonnenuhr, aber mehr mit dem Ablauf der Jahreszeiten zu tun hat. Ein Stück weiter unten befindet sich der Tempel der 3 Fenster die Sakristei. Von dort geniesst man einen tollen Blick über das Urubamaba-Tal, die Zentrale Plaza und den gegenüberliegenden Handwerks- und Wohnsektor, den wir ansteuern, nachdem wir noch den Königspalast, den Tempel der Kondore, auf dessen Dach sich zwei Steine wie Flügel auftürmen und das Gefägnis besichtigt haben. Es gibt unzählige Wege durch die Ruinen und es wird nicht langweilig die Bauwerke zu bestaunen. Wie es hier wohl ausgesehen haben muss als die Stadt noch von ca. 1000 Menschen bewohnt war. Ein perfekter Ort, für Angreifer absolut unmöglich einzunehmen. Dazu komplette Eigenversorgung durch landwirtschaftliche Anlagen und eigenes Wassersystem, so das jede Belagerung sinnlos gewesen wäre.

Entdeckt wurde Machu Picchu (“alter Gipfel”), das auf 2360 m Höhe liegt, offiziell 1911 vom amerikanischen Forscher Hiram Bingham, der von einem Bauer hierhergeführt wurde, als er auf der Suche nach der Inka-Stadt Vilcabamba war. Die Einheimischen wussten jedoch auch davor von den Ruinen auf dem Berg und im Plan, der mit den Eintrittskarten verteilt wird, ist von vielen anderen (u.a. auch deutschen) die Rede die bereits vorher dort waren. Doch erst die archäologischen Ausgrabungen Binghams, wobei die meisten Fundstücke in die Yale-Universität geschafft wurden, machten Machu Picchu weltberühmt.

Nachdem wir die weiteren Bereich besichtigt haben kehren wir zurück zur Hütte auf der Anhöhe, von wo aus wir heute morgen diesen fantastischen Ausblick hatten. Das einzige was mich etwas plagt ist der Durst. Eines dieser Gerüchte, was sogar in den Reiseführern abgedruckt wird, ist das weder Flaschen noch Essen und sogar keine Rucksäcke mitgebracht werden dürfen. Daher hatten wir nur soviel eingepackt, dass es nicht so dramatisch gewesen wäre etwas wegzuschmeissen, in meinem Fall 1,5 L Wasser. Nach zwei Bergbesteigungen und einem Sonnentag definitiv zu wenig, aber was macht das jetzt schon. Wir schiessen noch unzählige Fotos, am Ende des Tages sind es allein bei mir fast 400!

Liegen auf den Terassen und blicken einfach nur hinunter auf dieses Postkartenmotiv. Das Wetter hätte nicht besser sein können. Morgens Nebel, danach Sonnenschein, wie bestellt. Ich denke an unsere Zweifel am Morgen zurück und sage: Alles richtig gemacht! Insgesamt verbringen wir 11 Stunden auf dem Berg, von der Öffnung bis zum Schliessen. Ich weiss nicht wie lange ich von diesem Ort geträumt habe, Machu Picchu einmal selbst zu sehen. Wahrscheinlich seit ich das erste Bild gesehen habe und wusste was diese Stadt ist. Vor einigen Jahren habe ich dann fest ins Auge gefasst nach Peru zu reisen. Und zu einem gewissen Teil war Machu Picchu und die Inka-Kultur auch ausschlaggeben, dass ich Südamerika für dieses Reise ausgewählt habe. Es war mein Reiseziel Nr. 1 und wenn ich jetzt überlege weiss ich nicht was an diese Stelle treten soll oder kann…aber die Welt ist gross 😉

Zum Abschluss des Tages zeigt sich neben der Stadt ein Regenbogen, ein fantastisches Bild. Als sich die Ruinen langsam leeren müssen auch wir den Weg zurück antreten. Wir gehen die Treppen runter, bleiben nochmal kurz stehen. Ein letzter Blick auf Machu Picchu, ich atme tief durch drehe mich um, blicke nochmal kurz über die Schulter und muss fast eine Träne verdrücken – was für ein Tag! Augenblicke die ewig im Gedächtnis bleiben werden, vielleicht das beeindruckenste was ich je gesehen habe. Das Highlight der Reise liegt hinter mir und es war ein perfekter Tag, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können. Ein grosser Traum ist in Erfüllung gegangen und wenn ich jetzt ein paar Tage später darüber schreibe und die Bilder sehe schreibe bekomme ich immer noch Gänsehaut.

Als wir gegen halb sechs die Brücke im Tal überqueren beginnt es zu regnen. Aber mit den Erlebnissen und Bildern im Kopf ist das egal. Wir besorgen uns Tickets für den letzten Zug um 22.30 Uhr und um 3.00 Uhr, also genau 24 Stunden nachdem die Machu Picchu Tour begonnen hat liege ich im Bett in Cusco.





Machu Picchu I

4 12 2010

25.11.2010

Ich schlafe kaum, vielleicht liegt es am frühen ins Bett gehen, vielleicht ist es auch die Aufregung… Um 3.00 Uhr ist die Nacht vorbei. Wir haben verschiedene Hinweise zur Öffnungszeit der Brücke über den Rio Urubamba von der aus man zu den Treppen nach Machu Picchu gelangt. Zwischen 3.30 und 5.00 Uhr sind alle Zeiten vertreten. Der Grund des frühen Aufbruchs ist es einen Stempel für den Zugang zu Huayna Picchu, der Berg der im Hintergrund der Ruinen thront, zu bekommen, von denen täglich nur 400 an die ersten Besucher vergeben werden. Und dann ist da noch der Sonnenaufgang, was laut den meisten Reiseführern und Erzählungen zu den spektakulärsten Erlebnissen weltweit zählt.

Draussen regnet es, verdammte sch…! Gerade heute! Wir haben unzählige Wetterberichte studiert, Einheimische befragt, aber in den Anden ist das Wetter einfach unberechenbar. Um kurz vor vier brechen wir trotzdem auf und kommen an der Bushaltestelle vorbei, wo ebenfalls schon die ersten auf den Bus um 5.30 Uhr warten. Wenn alles klappt sind wir vor ihnen oben. Um 4.15 Uhr sind wir an der Brücke wo knapp zehn Leute vor uns warten, da ist o.k, allerdings nicht die Öffnungszeit von 5.00 Uhr die uns der Wärter mitteilt. Für die 3,5 km lange Strecke, die über Treppen die Serpentinen schneidet auf denen die Busse den Berg hochfahren, braucht man ca. 1 Std. Die Busse brauchen für knapp 10 km etwa eine halbe Stunde. Könnte also eng werden. Aber scheinbar hat der Brückenwärter einen guten Tag und schliesst schon um halb fünf das Tor auf und mit uns begeben sich ca. 50 Frühaufsteher ausgerüstet mit Taschenlampen auf den Weg durch den Nebelwald. Der ist rutschig und (für mich um diese Uhrzeit) doch anstrengend. Als der Weg das erste mal die Strasse schneidet entledige ich mich meines Pullovers, dabei ziehen die meisten, die eben noch hinter uns waren an uns vorbei, Mist! Zwei Absätze weiter oben haben wir sie aber fast alle wieder überholt, da die meisten nach Luft schnappen. Gar nicht so einfach mit der Höhenluft…;) Die Strecke zieht sich und wird immer steiler. Nachdem wir eine halbe Stunde unterwegs sind dämmert es und ich kann die Lampe ausmachen. Eine Schulklasse zieht quasi im Sprint an uns vorbei, ich rede mir es schön, dass sie jünger und an die dünne Luft gewöhnt sind. Nach 55 Minuten haben wir es geschafft. 19 Leute stehen vor uns, wir haben also sogar die Wahl wann wir auf den Huayna Picchu steigen (je 200 Personen um 7.00 und 10.00 Uhr). Es regnet immer noch. Als die Mädels ankommen, die wir unterwegs hinter uns lassen mussten, diskutieren wir, ob wir heute reingehen oder es auf morgen verschieben. Die Karten können ab Kaufdatum an einem der 3 folgenden Tage verwendet werden. Entwertet werden sie erst hier oben, also beratschlagen wir ob es bei Regen Sinn macht. Die Euphorie ist jedoch so gross, dass wir unbedingt heute nach Machu Picchu wollen. Der erste Bus kommt an und die Schlange steht mittlerweile bis auf die Strasse. Als die Stempel verteilt werden entscheiden wir uns die Besteigung des Huayna Picchu erst um zehn zu machen, da durch den Nebel um 7.00 Uhr wahrscheinlich keine Sicht auf die Ruinen von Machu Picchu möglich ist.

Als um 6.00 Uhr die Tore aufgehen und wir das Weltkulturerbe betreten hört es auf zu regnen, was haben wir für ein Glück! Auf geht´s zur Hütte des Verwalters des Grabfelsen von wo aus man am besten den Sonnenaufgang beobachten kann. Der Nebel liegt noch tief über der Stadt. Wir laufen über die landwirtschaftlichen Terassen, die am Berg hängen und sehen die ersten Gebäude. Nochmal 15 Minuten bergauf, dann haben wir es geschafft. Bis auf die geführten Gruppen versammelt sich alles um das Steinhaus mit Strohdach, was auf der Anhöhe thront. Noch kann man vielleicht 20 – 30 Meter sehen, der Rest der Stadt liegt im Morgennebel. Viele scheinen ihr eigenes Ritual zu haben, manche ziehe die Schuhe aus um den Ort besser zu spüren, andere kauen Coca-Blätter, rauchen was auch immer oder trinken wahrscheinlich „bewusstseinserweiternde Getränke“. Wir ergattern einen Platz auf dem Sims vor der Hütte, quasi in der ersten Reihe. Ich habe den Tipp bekommen ein frisches Shirt mitzunehmen, dafür bin ich jetzt extrem dankbar, den im Sitzen ist es doch richtig kalt und durch den Marsch nach oben ist alles ziemlich nass.

Wir warten aber es tut sich wenig. Ab und zu verzieht sich der Nebel ein Stück, gibt den Blick auf ein paar Häuser frei, zieht dann aber wieder zu. Die Leute die den Inka-Trail, eine 3 bis 8 tägige Wanderung, die über das von den Inkas angelegte Strassensystem geht, gegangen sind kommen an. Eigentlich ist diese Route Pflichtprogramm und ich hatte auch lange hin und her überlegt. Aber um die Faszination dieser Stadt wirklich hundertprozentig erleben zu können, wollte ich lieber ausgeschlafen hierher kommen und nicht nach tagelanger Wanderung und schlafen im Zelt mich hier hoch schleppen. Wir spekulieren, ob es heute überhaupt nochmal richtig freie Sicht gibt oder wir den ganzen Tag im Nebel herumwandern müssen. Nach über einer Stunde ist immer noch nichts zu sehen. Doch dann, gegen 8.00 Uhr beginnt die Vorstellung:

Langsam schiebt sich der Nebel zu Seite und gibt den Blick frei. Es herrscht Stille, dann folgen “Ahh”, “Ohh”, “Wow”, “I can´t believe it”. Erst sehen wir einzelne Häuser, den Königspalast, den Wohn- und Handwerkssektor, den Hügel mit der Tempelanlage und im Hintergrund die Haupt-Plaza. Das Tal liegt noch im Nebel, der auch immer wieder die Stadt einhüllt. Dann die ersten Sonnenstrahlen und der Blick herunter in das Urubamba-Tal wird frei. Die Sonne drängt sich durch die Wolken, die Nebendecke lichtet sich weiter und im Hintergrund sehen wir die Umrisse des Huayna Picchu. Noch ein paar Minuten und vor uns liegt das Motiv was ich bisher nur von Bildern kannte – Gänsehaut!

Das ganze dauert etwa 20 Minuten, kommt mir aber vor wie mehrere Stunden. Man kann es eigentlich nicht wirklich beschreiben, auch wenn ich mir hier grosse Mühe gebe. Die Magie dieses Ortes ist einfach unfassbar. Alles was vorher versprochen wurde, wird hier nochmal übertroffen wenn man es mit eigenen Augen sieht.

„Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben!“

Dieses, eines meiner Lieblingszitate, hat wohl noch nie besser zugetroffen.

Wir sitzen noch einer Weile und beobachten einfach nur dieses fantastische Bauwerk und die Natur. Allein die Berge, die sich um die Stadt auftürmen und mit dichten Wäldern überdeckt sind, wären schon beeindruckend genug, wäre da nicht Machu Picchu. Es ist unvorstellbar wie seine Erbauer es geschafft haben alleine mit Körperkraft all diese Steine hier hoch zu schaffen, die nachweislich nicht von diesem Berg stammen. Gelöst ist dieses Rätsel bisher nicht, genauso wenig der genaue Zweck dieser Stadt und warum ihre Erbauer sie nach nur 90 Jahren (1450 – 1540), vor Ankunft der Spanier wieder verlassen haben. Generell sind die Inka ein faszinierendes Volk, obwohl ihr Hochzeit nur knapp 400 Jahre währte, sind die Bauwerke die von ihnen geschaffen wurden mit denen anderer grosser Kulturen mindestens gleichzusetzen. Ich persönlich denke sogar, dass die indigenen Kulturen des amerikanischen Kontinents in der Einstufung ihrer Leistungen sogar etwas schlechter wegkommen, da diese natürlich durch Völker aus der “alten Welt” vorgenommen wird. Allein die fugenlose Bauweise, die die Inka ausübten ohne die Steine miteinander zu verbinden und dadurch die Häuser absolut Erdbebensicher machen ist grandios.

Als wir den Aussichtspunkt verlassen, müssen wir zurück zum Eingang, wo sich die einzige Toilette befindet. Da ich nun schon 6 Stunden wach bin esse ich am Imbiss, der von seinen Preisen her auch in Deutschland stehen könnte, zu Mittag. An einem Schalter am Eingang herrscht ein ziemlicher Andrang. Wir fragen zwei Backpacker, die wir aus dem Hostel kennen was da los sei und bekommen erklärt das man sich dort seinen Pass abstempeln lassen kann. Auf geht´s, wer hat schon einen “Einreisestempel” von Machu Picchu?! Anschliessend machen wir uns auf den Weg zum Huayna Picchu oder Wayna Pikchu (“junger Gipfel”) wie er in der einheimischen Sprache Quechua heisst. Wie gesagt dürfen diesen Gipfel, von wo aus man aus 2701 Metern Höhe auf die Ruinenstadt hinunterblickt, täglich nur 400 Besucher besteigen. Pünktlich um 10.00 Uhr tragen wir uns in die Liste am Eingang ein, da die Besteigung nicht ganz ungefährlich ist. Und in der Tat, nachdem wir den kleineren Gipfel neben uns liegen gelassen haben geht es die Treppen bergauf. Umso höher wir kommen umso steiler und kürzer werden die Stufen und Nach fast einer Stunde entdecken wir die Gebäude die in dieser Höhe einfach am Berg hängen. Das ganze wirkt fast von beeindruckender als die Ruinen unten in der Stadt. Über Treppen und Wege kommt man immer höher, dann ein Tunnel der unter den Felsen durchführt. Ich muss auf allen vieren kriechen und meinen Rucksack vorausschieben um durchzukommen. Oben nochmal Treppen, dann sehe ich auf den Felsen auf dem Gipfel eine staunende Menge aus aller Herren Länder sitzen. Ich suche mir einen Platz und blicke auf die Stadt, die nun ziemlich klein wirkt. Noch so ein unbeschreibliches Erlebnis!

Den Weg nach unten treten wir auf der Rückseite des Berges an, wo man zunächst einen glatten Felsbrocken gut 15 Meter herunterlaufen muss, natürlich ohne Möglichkeit zum Festhalten. Jetzt wird mir klar warum man sich unten eintragen muss…

Hier geht´s weiter zu Teil II




Aguas Calientes

29 11 2010

24.11.2010

Um 10.00 Uhr wollen wir aufbrechen um mit dem Sammeltaxi nach Ollantaytambo zu fahren, von wo aus der Zug uns nach Machu Picchu Pueblo, besser bekannt als Aguas Calientes (“heisses Wasser”) am Fusse des heiligen Bergs bringen soll. Anja kommt abgehetzt in den Schlafraum und berichtet, dass man ihr im Supermarkt einen falschen 100 Soles Schein untergejubelt habe. Sie hatte mit einem druckfrischen Schein aus dem Automaten bezahlt, die Kassiererin hat ihn an ihren Kollegen hinter sich weitergegeben, der gibt ihn zurück und meint Falschgeld. Allerdings handelt es sich nun um einen alten zerknitterten Schein, der gegen den neuen ausgetauscht wurde. Alles protestieren hilft allerdings nicht und auch als jemand vom Hostelpersonal zum übersetzen nochmal mit in den Markt geht ist nichts zu machen. Der Schein stellt dann das Gesprächsthema bei unserer Fahrt nach Ollantaytambo dar. Jeder will ihn sehen, die Einheimischen zeigen uns die (kaum sichtbaren Unterschiede) und ein alter Mann bekreuzigt sich erstmal.

Der Zug nach Aguas Calientes ist (fast) die einzige Möglichkeit nach Machu Picchu zu gelangen. Es gibt zwar eine Alternative, aber mit der braucht man für die knapp 200 km von Cusco aus 9 statt 3 Stunden und die Verbindungen liegen so, dass man Nachts 4 Stunden wandern muss. Somit sind die Preise, die wie bei allen grossen Sehenswürdigkeiten in Peru in Dollar ausgewiesen sind, entsprechend hoch. Eine (offizielle) Strassenverbindung gibt es nicht. Der Zug mit Panoramadach und kleinem Imbiss ist dann aber doch recht nett. Als wir am Zielort aussteigen müssen wir uns jedoch erstmal durch die engen Gassen an Verkaufsständen zwängen, die sich um den Bahnhof drängen.

Aguas Calientes würde trotz seiner wirklich traumhaften Lage am Rio Urubamba, eingezwengt zwischen die Berge des Nebelwalds, ohne Machu Picchu wahrscheinlich gar nicht existieren. Und was der Tourismus hier geschaffen hat ist einfach nur hässlich. Allein die Plaza wurde versucht aufzuhübschen. Wir suchen ein Hostel und gehen zu Touristen-Information um die Tickets für unsere für morgen geplante Tour zu erstehen. Dort gibt es auch gleich ein kleines Museum, wo man Bilder von der Zeit der ersten Ausgrabungen entdecken kann. Ich seile mich dann ab um per Skype meiner Schwester zum Geburtstag zu gratulieren 🙂

Als ich später zu den anderen ins Restaurant dazu stosse, kommt gerade die Rechnung auf die der Kellner neben 20 Soles Servicegebühr auch die Getränke gesetzt hat, die er vorher als Lockangebot als “free” angeboten hat. Hier wird Touristenabzocke mal wieder gross geschrieben. Nach einem Einkaufsbummel über den Markt, wo alles angeboten wird wo man Machu Picchu draufschreiben kann, gehe ich vergleichsweise früh ins Bett. Leicht nervös, denn morgen ist der grosse Tag…!



Sacsayhuamán

29 11 2010

23.11.2010

Über ein paar schmale Gassen erreichen wir den Eingang zur Festung Sacsayhuamán aus dem 15 Jahrhundert, die auf dem Berg über Cusco thront. Hier fand u.a. eine der grössten Schlachten gegen die spanischen Eroberer statt. Nach deren Triumph wurden viele der Steine abgetragen, so dass von der ursprünglichen Anlage nur noch ein kleiner Teil übrig ist. Aus der Luft gesehen soll die Festung einen Pumakopf darstellen, dessen Körper die Strassen des alten Cuscos bilden.

Kurz vor dem Eingang zur Anlage fängt uns eine peruanische Schulklasse ab und die Jungs bitten um Fotos mit meinen blonden Begleiterinnen. Ich amüsiere mich ein wenig darüber, da die meisten etwas kleiner sind. Schon eine kleien Ehre das man hier als Ausländer interessanter ist als die Ruinen, zu deren Bescihtigung sie extra hier sind. Als wir dann wiederum Fotos mit den Peruanerinnen in traditionellen Trachten machen, werden wir erstmal zur Kasse gebeten, 1 Sol pro Foto. Hätten wir auch machen sollen, dann wär der Eintritt bezahlt^^ Wir begeben uns in die Festung und bewundern die riesigen Felsbrocken, die hier aufeinandergereit wurden und deren Ausmasse vor Zerstörung gigantisch gewesen sein muss. Anschliessend geniessen wir den Blick auf Cusco, das auch von oben den Eindruck als schönste Stadt auf der bisherigen Reise bestätigt. Als ich gerade ein Bild in einem Tor machen möchte steht auf einmal die weibliche Fraktion der Schulklasse vor mir und bittet ebenfalls um ein Foto mit dem “Gringo grande”. So ein Leben als Teenie-Schwarm ist schon nicht leicht 😉

Nach der Fotosession begeben wir uns auf den gegenüberliegenden Hügel, auf dessen Spitze so etwas wie eine Opfer-Plattform thront. Da unsere Eintrittskarten auch für weitere drei Inka-Bauwerke in der Umgebung gültig sind, schauen wir uns noch Quenko an, wo in verschiedenen Höhlen Altäre aus der damaligen Zeit zu sehen sind. Zum Abschluss des Tages blicken wir dann nochmal vom Fusse der Jesus-Statue, die ihre Arme über der Stadt ausbreitet hinunter auf den “Nabel der Welt”. Von hier aus starten wir morgen nach Aguas Calientes am Fusse des heiligen Bergs – Machu Picchu!



Cusco

29 11 2010

22./23.11.2010

Cusco – der Nabel der Welt, wie es in der Inka-Sprache heisst, erreichen wir kurz vor Mittag. Trotz der durchgängigen Schaukelei haben wir die Fahrt unbeschadet überstanden und steuern nun unser Hostel an. DasYamanya im Herzen Cuscos befindet sich in einem schönen alten Gebäude mit zwei Innenhöfen und wurde vor 2 Monaten erst eröffnet. Neben einer Bar, Internet-PCs, Tischkicker gibt es sogar einen Kino-Raum. Viel zu viele Angebote für einen Ort an dem es in der näheren Umgebung viel mehr zu sehen gibt, als wir überhaupt schaffen können. Wir nehmen die Betten im 10 Personen Schlafsaal, der allerdings nur mit 7 Leuten belegt ist. Am Ankunftstag passiert ausser Planung der weiteren Aktivitäten nicht mehr viel.

Am folgenden Tag machen wir uns auf zur Stadtbesichtigung. Cusco ist die am längsten durchgehend bewohnte Stadt Amerikas und war bis zur Eroberung durch die Spanier Zentrum des Inkareichs. Leider ist aus dieser Zeit nicht mehr viel übrig, da die Spanier die Gebäude der Inka abgerissen und ihre darüber errichtet haben. Die fugenlose Bauweise der Inka ist absolut Erdbebensicher und es ist faszinierend wie jeder Stein lückenlos an den nächsten passt. Das Highlight dieser Baukunst ist es 12-eckiger Stein in einer Mauer der perfekt eingepasst wurde. Natürlich hat Cusco auch eine Plaza de Armas, die bereits zu Inka-Zeiten das Stadtzentrum bildete. Von den Städten die wir bisher gesehen haben begeistert mich Cusco auf Anhieb am meisten. Hier wurde mit einer eher untypischen Sorgfalt restauriert und hergerichtet. Besonders die hölzernen Balkone, die einige der Häuser schmücken sind nett anzusehen.

Wir buchen eine Zugverbindung für den nächsten Tag nach Aguas Calientes am Fusse von Machu Pichu, von wo aus wir Donnerstag morgen um 3.30 Uhr zum heiligen Berg der Inka aufbrechen wollen. Zur Einstimmung geht es nun erstmal hoch zur Festung Sacsayhuamán, die über Cusco thront.