Patagonia

27 02 2011

06.02.2011, Tag 124

Meinen Wecker, der seit 4.00 Uhr klingelt, höre ich erst 20 Minuten später…jetzt heisst es beeilen , denn eigentlich soll ich in 10 Minuten bereits an der Abfahrtsstelle im Hafen sein. Daher kann ich leider keine Rücksicht auf die Schlafenden im Raum nehmen und mache mir an diesem Tag keine neuen Freunde…aber so ist das halt in Schlafsälen. Und auch wenn ich bisher immer versucht habe leise zu sein, wenn andere im Raum schlafen, so bin ich doch schon selbst oft genug Opfer von Rücksichtsloseren Bettnachbarn geworden. Um 4.45 Uhr sind wir an der Haltestelle und stellen fest, dass Evas Bus zwar die gleiche Abfahrtszeit hat, aber ich mit einer anderen Busgesellschaft fahre, die noch nicht da oder schon weg ist…?! Ich frage eine Holländerin, die ebenfalls dort wartet und zwar schon seit halb. O.K., weg sein wird der Bus dann noch nicht und um 5.10 Uhr fährt er dann auch endlich vor. Dann verlasse ich Ushuaia, eines der Hauptreiseziele meiner Reise, und fahre Richtung Norden nach genau 4 Monaten in denen ich immer weiter in den Süden gereist bin!

In Tollhuin, das sich wegen seiner zentralen Lage das „Herz Feuerlands“ nennt machen wir eine Frühstückspause und in Rio Grande müssen wir wieder umsteigen, diesmal in einen Doppeldecker. Im Bordfernseher läuft „Karate Kid“, zum dritten oder vielleicht auch fünften mal in der letzten Zeit… Wir füllen die Formulare für die Grenze aus, während draussen Felder mit Schaafherden vorbeiziehen. Da die Stelle wo wir mit der Fähre die Magellanstrasse zurück aufs Festland überqueren auf chilenischen Staatsgebiet liegt, müssen wir aus Argentinien aus und nach Chile einreisen und drüben dann das gleiche nochmal umgekehrt. Bedeutet für mich aber auch 4 zusätzliche Stempel im Pass und nach Chile reise ich ja immer wieder gerne 🙂 Allerdings ist die Einreise nach Chile wie in diesem Blog bereits beschrieben nicht ganz einfach und diesmal missfällt dem Grenzbeamten mein Salami-Brötchen, womit ich möglicherweise den Rinderwahnsinn nach Chile einschleppen könnte… Er fordert mich auf es wegzuschmeissen, aber obwohl ich gerade gut gefrühstückt habe, stelle ich mich in den Abfertigungsraum und drücke mir es vor Ort rein. Mein Käsebrötchen darf ich behalten…

Wir fahren weiter nach Punta Delgado, wo die Fähre ablegt. Diese Überfahrt ist auch wieder der Grund warum ich mir eine 14-stündige Odysee bei Tag antue, denn Nachts kommt man hier nicht rüber. Wir müssen aus dem Bus aussteigen und zu Fuss auf die Fähre gehen. Vom Land aus sehe ich schon den ersten Delfin und nun beginnt das letzte Kapitel „Chile“. Wir haben kaum abgelegt da kommen schon die ersten „Mini-Orcas“ angeschossen und schwimmen neben dem Boot her. Durch das kristallklare Wasser kann man sie schon von weitem deutlich erkennen und so bekomme ich nach dem ersten Delfin-Bild auf der Hinfahrt nun eine ganze Serie an Schnappschüssen und habe sogar Zeit ein Video zu drehen. Wie oft ich das versucht habe,habe ich ja schon erwähnt und nun weiss ich gar nicht welchen ich zuerst fotografieren soll. Es muss eine ganze Gruppe sein, die uns da begleitet und sie zeigen ihre schönsten Sprünge, einfach Wahnsinn! Es ist so stürmisch das mir  die Ohren schmerzen, aber was macht das schon in so einem Moment. Chile scheint seinen letzten Trumpf auszuspielen, nach dem Motto: „Hey, was willst du in einem anderen Land, bleib doch hier, wir hatten doch so eine tolle Zeit zusammen!“ Ich kann dem nichts hinzufügen, Chile war einfach nur ein Traum!

Drüben angekommen durchqueren wir den Nationalpark Pali Aike und ich meine zu der Holländerin, das ich nun alle für Patagonien typischen Tiere gesehen habe bis auf den Vogelstrauss. Und in Chile bleibt mir scheinbar kein Wunsch unerfüllt, kurz vor der Grenze steht dann tatsächlich ein solcher Vogel, und weil es noch nicht genug ist bekomme ich noch ein paar Guanakos dazu. Was ein geiles Land! Und dann, um 16.15 Uhr muss ich das Kapitel schliessen, doch jetzt ist dieser Part der Reise wirklich perfekt! Nach Argentinien reisen wir wieder ein ohne den Bus zu verlassen. Mein Anschlussbus nach El Calafate geht um 20.30 Uhr, es gibt aber noch einen früheren um 18.00 Uhr, den ich allerdings nicht direkt gebucht habe, da mir klar war, das man die angegebene Ankunftszeit um 17.30 Uhr mit 4 Grenzposten und der Fähre schlecht kalkulieren kann. Als wir Rio Gallegos, der Ort in dem ich umsteigen muss, erreichen ist es kurz vor sechs. Ich renne ins Terminal und suche den Schalter um vielleicht das Ticket in eines für den früheren Bus zu tauschen. Das wird zu einem echten Härtetest, denn während der Bus draussen am losfahren zu sein scheint, werde ich zu drei verschiedenen Schaltern meiner Busgesellschaft geschickt… Als es dann doch noch klappt und mein Rucksack eingeladen ist entdecke ich Eva im Warteraum, die dann ebenfalls noch schnell ihr Ticket tauscht. Im Bus sitze ich neben einem Schweizer, der gestern ein Foto von mir im Nationalpark gemacht hat, man trifft immer wieder die gleichen Leute!

Wir fahren durch die patagonische Steppe und es passiert wenig. Plötzlich wird der Bus langsamer und ich sehe vor uns ein Auto, das auf dem Dach liegt. Eine Person liegt auf dem Boden, in Decken eingehüllt, auf der Strasse erkennt man eine lange Bremsspur. Das Auto ist ziemlich platt, das Dach fast bis auf die Türen eingedrückt. Ein Wunder, das dort überhaupt jemand rausgekommen ist. Warum dieser Unfall passiert ist, und wie es den Insassen geht erfahren wir nicht, aber es rüttelt einen zumindest wieder ein bisschen wach, das wir uns doch noch in der Realität befinden. Soviel Spass wir auch meistens haben, neben uns leben Menschen ihr Leben, ihren Alltag, mit Freud und Leid…

Patagonien schenkt uns dann nochmal einen tollen Sonnenuntergang während wir ein weites Tal durchqueren. Auf der einen Seite sieht man die Sonne am Horizont verschwinden, auf der anderen färbt sich der Himmel lila. Als wir El Calafate erreichen wirkt es bereits auf den ersten Blick wie einer dieser argentinischen Touristenorte. Ich weiss nicht was man sich hier denkt oder warum man sämtliche Attraktionen mit einem gleichen Muster überzieht, für mich einfach nur langweilig. Gerade mit dem argentinischen Patagonien verbindet man doch Gauchos auf Pferden, die Rinder jagen, aber nichts… Eigentlich würde unser Hostel uns abholen, doch die rechnen mit unserer Ankunft mit dem späteren Bus, also laufen wir. Im Hostel buchen wir noch einen Bus, denn morgen wollen wir zum Perito Moreno Gletscher.



Estrecho Magallanes

24 02 2011

02.02.2011, Tag 120

Nachdem wir uns von Theresa verabschiedet haben, klingelt unser “Abholservice” und wir brechen bei strahlendem Sonnenschein auf zur Kajaktour in der Magellanstrasse. Die Estrecho Magallanes, wie es auf spanisch heisst, ist 570 km lang, an der schmalsten Stelle 3,5 km breit und trennt den südamerikanischen Kontinent von der Insel Feuerland. Die Meerenge wurde nach dem portugiesischen Seefahrer Fernando de Magallanes benannt, welcher diese Passage 1520 entdeckt hat. Bis zur Eröffnung des Panamakanals war die Magellanstrasse die wichtigste Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik, doch auch heute ist sie nach wie vor eine beliebte und viel genutzte Schiffahrtsroute, da man sich so die Umrundung des unberechenbaren Kap Hoorn erspart. Allerdings ist die Magellanstrasse auch nicht ganz ungefährlich, da duch den unterschiedlich Wasserpegel der Ozeane in Kombination mit den extremen patagonischen Winden, starke Strömungen und Wellen verursacht werden können.

Wir fahren raus aus der Stadt, am Ufer entlang, wo drei Schiffe als Wellenbrecher auf Grund gesetzt wurden. Am Basiscamp erwartet uns schon unser Guide, der uns das o.k. gibt raus auf See zu fahren. Er hatte b uns bei der Buchung  darauf vorbereitet, dass wir bei schlechtem Wetter nur auf einem kleinen Fluss paddeln können, der sich am Ufer entlang zieht. Bei diesem Top-Wetter können wir aber ohne Bedenken rausfahren. Wir legen die Neopren- und darüber die wasserdichten Anzüge an. Draussen steht schon der Hänger dessen Zugfahrzeug ein VW-Käfer ist. Wir fahren noch ein Stück, ehe wir zur Ablegestelle kommen. Dort setzen wir die Boote in den “Fluss” und fahren los. Hannes und ich haben darum gebeten Einzelkajaks zu bekommen, da normalerweise nur in 2ern gefahren wird. Aber da wir beide nicht zum ersten mal in einem Boot sitzen gibt es für uns eine Ausnahme.

Der Fluss ist knapp 5 Meter breit und gerade so tief, dass man nicht aufsetzt. Das wäre eine schöne Pleite gewesen, wenn wir nur hier rumgepaddelt wären… Nach 10 Minuten kommen wir eine schmale Stelle, wo wir aussteigen und die Boote kurz übertragen müssen, und dann ist es soweit: Wir fahren raus auf die Magellanstrasse! Ich muss dazu sagen, durch den geringen Wellengang unterscheidet es sich kaum von einem grossen See, aber uns geht es mehr um dieses “da gewesen zu sein”, was hier an allen Orten im Südzipfel des Kontinents fast immer eine kleine oder sogar grosse Rolle spielt. Das Wasser ist allerdings superklar und man kann den Grund und die von dort wachsenden Pflanzen in 3 – 5 Metern Tiefe sehen. Wir fahren ein Stück am Ufer entlang, wo einsame Hütten stehen. Es hätte eine sehr reizvolle Alternativ-Tour gegeben, die einen ganzen Tag gedauert und zu einem Leuchtturm und einer Bucht mit Walknochen geführt hätte. Allerdings wäre das um das fünffache teurer gewesen als diese Halbtages-Tour und wegen dem Wetterrisiko haben wir uns für die Sparvariante entschieden.

Nach einer kleinen Pause starten wir eine Fotosession. Als ich gerade Richtung Feuerland lospaddel sehe ich plötzlich etwas auftauchen…kurzes Warten und dann nochmal: Delfine! Endlich, bin ich fast geneigt zu sagen, denn bisher gab es unzählige Möglichkeiten auf dieser Reise welche zu sehen, aber bisher hatte ich nie Glück. Dann taucht noch ein Seelöwe auf und springt vergnügt aus dem Wasser. Ich versuche ein Foto zu schiessen, aber mit der kleinen Kamera ist es auf die Entfernung nicht möglich, da sie dann meist schnell wieder abtauchen. Ein Foto das sicher in Din-A1 Grösse im Kajakshop meines Vater an der Wand landen würde, wäre, wenn einer der Delfine neben meinem Boot schwimmen würde…aber es gibt halt nur einen Flipper 😉 Wir amüsieren uns zudem darüber wie cool es wäre nun zu berichten, dass der launische Seelöwe plötzlich das Boot angreift und sich einen Kampf mit dem Paddel liefert…aber das hier ist ja ein Reisebericht und da muss man sich auch mal mit einem Semi-Abenteuer zufrieden geben. So geht es wieder zurück, mit meinem Paddel dessen Aufschrift passender nicht hätte sein können: Feel free!

Am Basiscamp, neben dem sich auch ein Rodeo-Platz befindet, bekommen wir noch einen kleinen Snack. Vor dem Haus bestaunen wir zudem den Wirbel eines Wals, den ich für ein Stück Holz gehalten hätte…würde aber sicher einen ausgefallen Couchtisch abgeben 😉 Anschliessend machen wir uns nach einem netten Vormittag auf dem Weg zurück nach Punta Arenas.




Isla Magdalena

22 02 2011

01.02.2011, Tag 119

Um kurz vor sieben geht´s nach einem schnellen Frühstück zum Büro des Tourveranstalters, wo wir schon erwartet werden. Tatsächlich ist mal jemand pünktlich in diesem Land^^ Bei leichtem Regen fahren wir raus aus der Stadt zur Ablegestelle des Schnellboots an der Magellanstrasse. Die Pinguinkolonie auf der Isla Magdalena ist mit bis zu 400.000 Magellanpinguinen einer der grössten Chiles und sogar weltweit. Wir machen zudem einen kurzen Zwischenstopp an der Isla Marta, welche von Seelöwen und Komoranen bevölkert ist. Auch wenn ich diese Tiere bereits zuvor gesehen habe, ist es immer wieder eine Freude sie zu beobachten, wie sie aus dem Wasser auftauchen, springen und wieder abtauchen oder nur einfach faul am Strand liegen. Dann kommt die Isla Magdalena in Sicht und auf ihr ein Leuchtturm.

Schon von einiger Entfernung entdecken wir die Massen an Pinguinen, die hier leben. Vom Landungssteg weg ist mit Seilen ein Pfad abgetrennt, von wo aus man bis zum Leuchtturm laufen kann. Hier haben Pinguine allerdings “Vorfahrt” und watscheln munter über den Weg hinunter zum Wasser oder hinauf zu den Brutplätzen. Man kann sich wirklich köstlich dabei amüsieren den Jungs einfach nur beim Laufen zuzusehen und wie sie sich anschliessend auf den Bauch ins Wasser platschen lassen. Wenn sie einen “Amigo” treffen begrüssen sie sich indem sie die Schnäbel aneinander reiben und einer steht einfach nur die ganze Zeit da, streckt den Schnabel in die Luft und gibt Laute von sich, die sich anhören als sei er ein Esel. Daneben steht der Nachwuchs mit seinem pflauschigen Gefieder, das langsam abfällt, und scheint zu frieren. Andere liegen in ihren Erdlöchern und einer sieht aus als hätte er sich gerade vollgesabbert^^ Es ist super lustig diese Tiere zu beobachten und wenn man von einem wahrgenommen wird, drehen sie nachdenklich den Kopf und wenn man ihn ebenfalls dreht machen sie es in die entgegengesetzte Richtung nach J

Auf dem Weg zum Leuchtturm hat sich dann ein Pärchen den Weg als Brutplatz ausgesucht und jeder der sich nähert wird von ihnen attackiert. Als ich es vorbei geschafft habe und noch Fotos von Hannes machen soll, versucht mich der Kerl plötzlich von hinten ins Bein zu beissen! Oben am Leuchtturm zeugen die ausgerissenen Flaggen von der Kraft mit der der Wind hier normalerweise durchpeitscht. Von hier oben sieht man auch die Masse der Pinguine, die hier leben, denn die ganze Insel ist mit kleinen schwarzen Punkten übersäht. Dann müssen wir, mit unzähligen Bildern im Gepäck, wieder zurück. Ich glaube man kann hier den ganzen Tag verbringen und die Tiere beobachten ohne das es langweilig wird. Am Boot gibt es noch Tee zum aufwärmen, da es wirklich sehr kalt ist, und dann geht es wieder nach Punta Arenas.




Punta Arenas

21 02 2011

31.01. – 02.02.2011, Tag 118 – 120

Nachdem es mit unserer “Torres-Gruppe” so gut funktioniert hat, nehmen wir morgens gemeinsam den Bus um nach Punta Arenas am südlichsten Ende des amerikanischen Kontinents zu fahren. Die “Stadt der Weltenbummler”, wie man sie bezeichnet, liegt an der Magellanstrasse und galt lange Zeit mit ihren 120.000 Einwohnern als die südlichste Stadt der Welt, daher ein Muss für alle Südamerikareisende. Diesen Titel beansprucht nun allerdings das auf dem argentinischen Teil Feuerlands liegende Ushuaia (64.000 Einwohner) für sich, darüber wird wegen Grösse der Städte allerdings noch diskutiert und natürlich wollen sowohl Chilenen als auch Argentinier dieses Superlativ einheimsen. Am Busbahnhof bietet uns eine Frau ein ziemlich günstiges Hostel an. Wir folgen ihr und als wir das was hier wohl das “Rotlichtmilieu” darstellt durchqueren wird mir der günstige Preis klar. Eigentlich ist es auch gar kein Hostel, sondern eine Familie vermietet eines ihrer Zimmer. Wir fragen nach einer Wäscherei, da quasi meine letzte Garnitur am Körper trage. Die Dame des Hauses nennt uns eine Adresse und werden dabei gefragt, ob Hannes und ich nicht den Wandhalter für den neuen LCD-Fernseher anbringen  können. Kurz später bietet Sie uns an für uns zu waschen, quasi als Tauschgeschäft. Sehr praktisch, denn in Chile sind die Wäschereien ziemlich teuer und ich habe einen Berg an Wäsche. Unsere Gegenleistung entpuppt sich allerdings als schwieriges Unterfangen, denn ausser Hammer und Schraubenzieher gibt es keinerlei Werkzeug. Darüber das man keinen Flatscreen an eine 2 cm dicke Holzwandwand nageln kann sind Hannes und ich uns einig. Dem ebenfalls anwesenden Handwerker, der scheinbar extra für diesen Job bestellt wurde, leuchtet das nicht ein und er muss erst seinen Chef fragen. Wir versuchen ihm dabei zu erklären, dass wir eine Bohrmaschiene oder zumindest eine Zange brauchen um die Löcher  für die Dübel zu bohren bzw. Mit den Schrauben einzudrehen. Ein Ding der Unmöglichkeit, also vertagen wir das ganze auf mañana…

Wir gehen in die Stadt um eine Tour zur Pinguinkolonie auf der Isla Magdalena für den morgigen Tag zu buchen. Dann entscheiden Hannes und ich uns zudem übermorgen eine Kajaktour auf der Magellanstrasse zu machen. Damit ist meine Zeit, die mir hier zur Verfügung steht verplant. Eva beschliesst derweil schon morgen nach Ushuaia aufzubrechen und Theresa folgt ihr am nächsten Tag. Damit löst sich dann auch diese Gruppe langsam auf, aber wir geniessen noch den sonnigen Tag in Punta Arenas. Auf der Plaza, die von schönen, teilweise herrschaftlichen Häusern eingerahmt ist, steht eine Statue von Fernando de Magallanes, auf dessen Podest wiederum eine Indianerfigur sitzt. Wenn man den Fuss des Indianer küsst, so heisst es, wird man nach Patagonien zurückkommen – auf geht´s! Richtung Hafen finden sich die typischen Häuser einer Hafenstadt und in diesem hat gerade ein Kreuzfahrtschiff festgemacht. Ich gehe anschliessend meinen Bus buchen und versuche auch die weiteren Fahrten zu organisieren, da ich morgen in einer Woche in meinem Flugzeug nach Buenos Aires sitzen muss. Eigentlich etwas was ich überhaupt nicht mag, dieses lange vorrausplanen. Bisher wusste ich eigentlich nie wie lange ich tatsächlich irgendwo bleibe und habe die Orte erstmal auf mich wirken lassen, bevor ich entschieden habe wann ich weiterreise. In diesem Fall geht es leider nicht anders und so muss ich mich damit rumärgern, dass man von hier zwar eine Verbindung in Argentinien buchen kann, aber nicht die von Ushuaia wieder hoch auf´s Festland, obwohl diese über chilenisches Gebiet führt… Die fehlende Verbindung finde ich dann online und somit ist alles organisiert, damit ich wieder voll im Zeitplan bin.

Als wir das Internet-Café verlassen, treibt mich mein Hunger in den nächstbesten “Completo-Laden” der in den nächsten Tagen unser Stammlokal werden soll. Der kleine Imbiss ist so chaotisch eingerichtet, dass es schon fast wieder Stil hat: Vor der mit Teppich bezogenen Theke und einer rustikalen Holzverkleidung in Richtung Küche, deren Fenster durch Vorhänge mit Stockenten-Bildern zugehängt sind, steht eine Bak mit grünen Schalensitzen, die wahrscheinlich aus dem ehemaligen Mobiliars eines Busbahnhof stammt. In der Ecke steht völlig schief ein museumsreifer Ofen über dem eine Kuckucksuhr hängt. Die restlichen Wänder sind entweder mit Kitsch, oder 80er-Jahre Postern behängt. Zu der Einrichtung kommen die optischen und akkustischen Reize: Ein blinkender Licherschlauch und ein Fernseher mit Schneegestöber und lautem Rauschen werden von der noch lauteren, im Radio laufenden Folklore untermalt. Soweit die wichtigsten Details… Wir setzen uns auf die antiken Barhocker und geniessen den im Preis- Leistungsverhältnis kaum zu schlagenden Completo! Auf dem Rückweg begrüssen uns dann noch ein paar (trotz der Kälte) leicht bekleidete Damen, die vor den Nachtclubs warten…

Nachdem wir am nächsten Tag von der Isla Magdalena zurück sind (Bericht folgt), machen wir uns auf zum Friedhof der Stadt, der einer der schönsten des ganzen Kontinents sein soll. Und tatsächlich sind wir beeindruckt, zunächst von den langen, exakt geschnittenen Baumreihen, dann von den grossen und pompösen Grabstätten. Zu den Glanzzeiten der Stadt, in der die Schafszucht eine entscheidene Rolle spielte, haben hier Einwanderern aus Europa ihre Familiengruft errichtet: Wir spazieren eine zeitlang herum und sehen uns um. Anschliessend gehen wir zur Pferderennbahn, die allerdings seit langem nicht mehr in Betrieb ist, und ins Fussballstadion. Das hat auch nicht viel zu bieten, ausser einem Blick auf´s Wasser von der Tribüne aus. Auf dem Heimweg kommen wir noch am Aussichtspunkt vorbei, auf welchem Schilder mit den Entfernungen zu verschiedenen Orten weltweit angebracht sind. Der zu Offenbach nächstgelegene Ort ist das fränkische Erlangen, aus dem auch ein Teil meiner Familie stammt, mit 13.625 km. Verdammt weit weg von zu Hause 😉

Der nächste Tag beginnt mit der Kajaktour auf der Magellanstrasse (Bericht folgt ebenfalls). An meinem letzten Nachmittag in Chile gehe ich nochmal runter an den Hafen. Es ist windig, aber die Sonne strahlt und ich blicke auf´s Wasser in Richtung Feuerland. Eine tolle Zeit, vielleicht mit die Beste dieser Reise liegt nun fast hinter mir. Die 6 Wochen in diesem Land haben den tollen Eindruck, den ich seit meinem Aufenthalt hier im Jahr 2009 sowieso schon hatte, nochmal fett unterstrichen. Die Vielseitigkeit der Landschaft und die Herzlichkeit der Menschen hier sind einfach unübertroffen und so werde ich doch mit ein bisschen Wehmut die Ausreise antreten…Chile, nos vemos!




Torres del Paine – Torres

19 02 2011

29./30.01.2011, Tag 116/117

Als der Wecker um 7.00 Uhr klingelt schüttet es wie aus Eimern, echtes patagonisches Wetter! Wir verschieben den Abmarsch um 2 Stunden, da wir durch die letzte Nacht sowieso nicht wirklich ausgeschlafen sind. Das Zelt hält dicht, doch es ist ein echte Herausforderung nicht an irgendeiner Stelle die Zeltwand zu berühren, wenn man sich beim schlafen umdreht. So trägt mein Schlafsack doch einige nasse Stellen davon. Als wir aufstehen hat der Regen zwar nachgelassen, aber nun ist alles nass. Wir packen das klatschnasse Aussenzelt separat in einen Müllsack, aber nun trage ich durch das Wasser und den Dreck wieder entsprechend mehr Gewicht mit mir rum… Als wir eine Viertelstunde gelaufen sind lässt der Regen nach und langsam kommt die Sonne durch. Über Holzstege durchqueren wir Sumpflandschaften und laufen in einem Balanceakt über im Wasser liegende Steine um die Bäche zu überqueren. Wir benutzen eine Abkürzung, die auf der offiziellen Karte nicht eingezeichnet ist, uns aber etwa 1 Stunde sparen soll. Dafür geht es steil bergauf und der Wind nimmt langsam zu. Von der Landschaft ist es wieder absolut unterschiedlich, von Kiesflächen über weite Graslandschaften, wo Pferde am Hang grasen. Übrigens keine Wildpferde, das erkennt man an den Sattelnarben wie Theresa uns erklärt. Ich hätte es allerdings cooler empfunden jetzt von wilden Pferden zu berichten und wie ich eins mit blossen Händen eingefangen habe um damit das letzte Stück zu reiten, aber bleiben wir bei der Wahrheit 😉

Als wir relativ weit oben angekommen sind machen wir eine Pause, bei der wir echte Probleme haben, dass uns nicht irgendetwas wegfliegt. Laut Plan kommt nun der windigste Teil, deswegen wird nun nochmal alles festgezogen und verpackt. Keine schlechte Entscheidung, denn als wir “um die Ecke” kommen und in das Tal einbiegen an dessen Ende sich die Torres befinden, habe ich das Gefühl weggeweht zu werden. Mit dem schweren Rucksack ist es kaum möglich voran zu kommen, so stürmisch ist es dort oben. Im Schneckentempo kämpfe ich mich durch den Windkanal und diese Beschreibung ist keineswegs übertrieben. Die wenigen Bäume, welche hier am Berg wachsen, zeigen eine deutliche Biegung in eine Richtung. Hier sind deutlich mehr Leute unterwegs, da die meisten Tagestouristen nur diesen Teil des Parkes besuchen und sich teilweise mit Pferden hochtragen lassen… Nach der anstrengensten halben Stunde bergab laufen, geht es wieder halbwegs mit dem Wind und nach einiger Zeit erreichen wir das am Fluss gelegene Campamento Chileno. Von hier sind es noch 1,5 Stunden bis zu unserem Nachtlager zu Fusse der Torres. Erst geht es über mehrere Holzbrücken und dann bergauf durch den Wald. Nach 15 km in 9,5 Stunden erreichen wir dann das Campamento Torres. Der Zeltplatz liegt abschüssig im Wald, weshalb es schwierig ist einen Stellplatz zu finden. Nachdem wir uns damit abgefunden haben die letzte Nacht bergab zu schlafen, beschliessen wir bereits heute Abend den einstündigen Weg hoch zu den Torres zu laufen. Da der Himmel gerade recht frei ist bietet sich es an und falls es morgen beim Sonnenaufgang bewölkt ist haben wir die Berge wenigstens einmal in voller Grösse gesehen. Also machen wir uns auf den Weg, obwohl bei mir eigentlich nichts mehr geht. Die Knie schmerzen, der Rücken sowieso und da ich nur das nötigste eingepackt hatte, habe ich für heute auch nur noch eine Mahlzeit und bisher ausser Toastkrümeln zum Früstück und ein paar Keksen nichts gegessen. Schritt für Schritt muss ich also auf die Zähne beissen um mich nach oben zu schleppen, aber es soll ja nicht alles umsonst sein. Der Höhenunterschied beträgt nochmal 400 m und führt grösstenteils über Steine und Felsen. Dann endlich ist das Ziel dieser 5-Tagestour erreicht und vor mir erheben sich über einer Lagune die Spitzen der Torres. Ein toller Moment, aber mehr am morgigen Tag. Es ist ziemlich kalt, also steigen wir ab und können im Camp endlich essen. Vorher entwickle ich noch eine neue Waschtechnik, nämlich das eiskalte Wasser einfach kurz auf dem Kocher zu erwärmen, welches sofort von meinen israelischen Freunden kopiert wird. Das englische Pärchen zeltet auch wieder neben uns und Anthony, der die Strecken meist alleine läuft ist ebenfalls eingetroffen. Da man sich jeden Abend wieder trifft kennt man sich mittlerweile und es ist immer wieder nett sich auszutauschen und einen kurzen Smalltalk zu halten.

Um 4.30 Uhr haben wir uns den Wecker gestellt. Da ich irgendwie total benebelt bin lasse ich die anderen vorlaufen. Als ich mich um kurz nach fünf auf den Weg mache bin ich allerdings schon bei den Letzten auf dem Zeltplatz. Mit Taschenlampe geht es den gleichen Weg wie gestern hinauf, was gut ist, denn ich weiss nicht, ob ich ihn sonst gefunden hätte… Heute bin ich deutlich schneller unterwegs und als ich im Tal hinter mir das erste Licht sehe, gebe ich nochmal zusätzlich Gas. Nach 40 Minuten bin ich oben, wo sich auf den Felsen mit Blick auf die Berge ca. 30 Leute versammelt haben und teilweise eingehüllt in Schlafsäcke auf den Sonnenaufgang warten. Ich setze mich zu den anderen und frühstücke meinen letzten Müsliriegel. Die Atmosphäre hat was von dem Sonnenaufgang in Machu Pichu und während dies das kulturelle Highlight Südamerikas ist, sind die Torres del Paine auf jeden Fall das landschaftliche. Und wie dort beginnt das Schauspiel in Zeitlupentempo, dafür umso beeindruckender:

Langsam beginnt sich die mittlere Bergspitze rötlich zu färben, ein Raunen geht durch die Runde, dann Stille und alles blickt gespannt nach oben, nur das Klicken der Kameras ist zu hören. Wie in einem Film färbt sich erst die mittlere Bergspitze etwas mehr, dann die rechte und beginnen zu leuchten wie ein Streichholz. Ich habe viele Fotos davon gesehen und dachte immer das sei nachbearbeitet, aber genauso findet dieses Naturspektakel statt und ist live um ein vielfaches beeindruckender. Das Wetter ist perfekt und wir haben absolut freie Sicht. Die einzelnen Wolken die ab und zu an den Bergspitzen hängenbleiben verfärben sich und untermalen das ganze nochmal extra. Der grosse Torre im Vordergrund behält dabei durch den Lichteinfall zunächst seine dunkle Färbung bei und lässt das ganze so noch etwas surrealer erscheinen. Die Lagune dient dabei als zusätzlicher Farbtupfer, einfach gigantisch was es hier zu beobachten gibt. Mit jeder Minute verändern sich die Farben und verschieben sich die Verfärbungen nach unten. Ihr denkt bei den Fotos sicher ich habe jetzt einen Faible für Berge, aber ich kann euch sagen, das sind nicht mal 5 %, von meinen Fotos, die dort entstanden sind. Trotz der eisigen Kälte harren wir weiter aus und gehen anschliessend nochmal runter zur Lagune, von wo (so behaupte ich) der Blick wahrscheinlich noch beeindruckender gewesen wäre. Auf einen Felsen im Wasser gibt es dann eine letzte Fotosession, ehe wir gegen 7.00 Uhr wieder absteigen. Das war wieder einer dieser unvergleichbaren und unvergesslichen Momente meiner Reise!

Im Camp packen wir schnell zusammen und machen uns auf den Rückweg, da wir den Bus um 14.30 Uhr erwischen wollen. Mein Rucksack ist nun ohne Essen und mit trockenem Zelt deutlich leichter. Nur da es an den kostenlosen Camps keine Mülleimer gibt, müssen wir unseren Abfall wieder abtransportieren. Und wenn wir wie heute alles zusammenwerfen, kann da schon einiges (auch an Gewicht) zusammenkommen. Aber eine verständliche Regelung. Der Weg zurück vergeht wie im Flug und wir treffen alle wieder mit denen wir die letzten Tage verbracht haben und überall herrscht Begeisterung über das fantastisches Erlebnis. Wie schon so oft auf dieser Reise hat das Wetter, was für hiesige Verhältnisse absolut ungewöhnlich ist, fast durchweg mitgespielt. Mit unserer 4er-Gruppe war es super lustig und ich bin mir sicher, dass, wenn alle zurück in Deutschland sind, wir uns auch nochmal wiedersehen. Der stürmische Pass ist heute auch erträglich, aber jetzt könnte es aus Eimern regnen und ein Sturm über uns hinwegfegen, die gute Stimmung kann nichts trüben. Dann geht es nur noch bergab und gegen zwölf erreichen wir das Park-Hotel, von wo aus die Busse zum Parkeingang fahren. Ich esse meine letzten Gummibärchen und dann habe ich wirklich nichts mehr. Als wir zum benutzen der Toilette das Hotel betreten fühlen wir uns durch all den Luxus in eine andere Welt versetzt und nach 5 Tagen sehe ich mich zum ersten mal wieder im Spiegel… Bis zum Parkeingang sind es noch 7 km und da wir noch 2 Stunden Zeit haben, beschliessen wir uns die knapp 5 Euro für das Shuttle zu sparen. Die Strecke machen wir jetzt mit links und es zeigen sich nochmal ganz unterschiedliche Landschaften. An der Rangerstation steigen wir in den Bus und nachdem ich noch ein paar Alpakas erblickt habe schlafe ich ein und wache erst wieder auf als wir um fünf in Puerto Natales ankommen.

Wir geben das Zelt zurück und verabreden uns für den Abend in einer Pizzeria. Anschliessend gehe ich in den Supermarkt und habe das Gefühl hier jeden zu kennen, da sämtlicher Park-Besucher, scheinbar auch völlig ausgehungert, gerade ihre Vorräte aufstocken. Ich räume meinen Rucksack aus und um und als ich anschliessend meine Mails checke, lese ich das mein schon als vermisst abgeschriebenes Paket aus Bolivien nach 7 Wochen endlich angekommen ist! Die Familienpizza mit dem dicksten Käsebelag, den ich je gegessen habe, krönt dann diesen tollen Tag. Und als ich im Bett zum ersten mal nach 4 Nächten wieder gerade schlafen kann ist alles perfekt!




Torres del Paine – Valle Francais

18 02 2011

28.01.2011, Tag 115

Als ich gegen 6.00 Uhr meinem Kopf aus dem Zelt strecke begrüsst mich ein herrlicher Sonnenaufgang über dem Lago Pehoé und den Torres. Auf dem Gaskocher toaste ich mit einem Aufsatz, den ich in der Hütte gefunden habe, mein jetzt schon ziemlich bröselndes Toastbrot. Bis wir die Zelte abgebaut und alles in den Rucksäcken verstaut haben ist es bereits nach acht, jetzt müssen wir uns langsam beeilen, den heute steht eine Strecke von 28 km auf dem Programm! Zunächst geht es am See entlang und dann langsam bergauf. Es sind wieder tolle Bilder, die wir hier auf uns wirken lassen können: Lagunen, grüne Hügel und endlos weites Land auf der einen Seite, während auf der anderen sich die Gletscher erheben, deren Schmelzwasser sich in Wasserfällen ins Tal stürzt und die Gebirgsbäche bildet an denen wir unsere Flaschen auffüllen. Heute fallen uns auch besonders die Waldstücke auf, die (natürlich) nicht wie bei uns aufgeforstet werden, sondern einfach alles so liegen bleibt wie es gerade umfällt. Dazu sieht man unzählige Bäume, die scheinbar vom Blitz getroffen wurden und ausgebrannt sind. Eine “abgefahrene Natur” und wir sind uns darüber einig, so schön Neuseeland auch ist, der perfekte Drehort für die “Herr der Ringe” Triologie wäre Patagonien gewesen! Diese wilde, unwirtliche Natur mit ihren unterschiedlichsten Facetten ist einfach nur beeindruckend.

Wir erreichen den Eingang zum Valle Francais, dass von einem Gebirgsbach durchzogen ist, über den eine Hängebrücke gespannt ist. Die verschiedenen Brückenkonstruktionen, die es im ganzen Park gibt, haben es mir sowieso angetan. Aus Sicherheitsgründen darf man sie allerdings immer nur alleine, maximal zu zweit überqueren. Drüben erwartet uns Theresa, die heute morgen schon eine knappe Stunde vorher los ist, weil sie dachte wir laufen deutlich schneller, aber unsere die ”Fotopausen” unterschätzt hat. Nach einem kurzen Imbiss verpacken wir die Rucksäcke halbwegs wasserdicht und lehnen sie an die Hütte im Campo Italiano. Den Weg ins Tal hinein, der steil hinauf bis zu einem Aussichtspunkt geht, wollen wir um Zeit zu sparen ohne Gepäck zurücklegen und es auf dem Rückweg wieder mitnehmen. Die Strecke ist wirklich nicht ohne und vielleicht die anspruchvollste der ganzen Wanderung. Es geht zunächst am Bach entlang durch den Wald, dann über Felsen, ehe wir wieder zwischen Bäumen zu einem ersten Plateau kommen, von dem man aus einen herrlichen Blick auf das Tal hat. Danach erreichen wir einen Teil, den wir den “Märchenwald” nennen, einfach nur unbeschreiblich wie vielfältig diese Landschaft hier ist. Unterwegs müssen wir immer wieder stoppen um die Flaschen mit dem kristallklaren Wasser aufzufüllen. Es schmeckt wirklich klasse, nur einmal ist der Geschmack etwas faulig, was uns zu dem Schluss kommen lässt, dass deswegen wohl sämtliche Bäume um uns herum abgestorben sind… Wir erreichen das Campamento Britanico und haben nun noch eine halbe Stunde bis zum Ziel. Ohne die Rucksäcke sind wir aber deutlich schneller unterwegs und wir erreichen den Mirador (Aussichtspunkt) nach 10 Minuten. Zwischen Bäumen ragen riesige Felsbrocken hervor, auf die wir hinaufklettern und die Atemberaubende Sicht durch das Valle Francais geniessen, Im Hintergrund erheben sich wie eine Wand die Berge, mit den Torres als krönenden Abschluss. Ich sitze einfach nur auf einem der Felsen und blicke ins Tal und auf den See…egal wie anstrengend es manchmal auch sein mag, diese Anblicke hier zahlen das um ein vielfaches wieder zurück. Dazu passt das tolle Wetter, es ist zwar kalt, aber sonnig und trocken und für hiesige Verhältnisse fast schon windstill. Auf dem Rückweg denke ich es fängt an zu Gewittern, als ich ein Donnern hinter uns höre. Als ich das ganze wiederholt stellen wir fest, dass es Lawinen sind, die am gegenüberliegenden Gletscher abgehen.

Zurück im Camp packen wir die Rucksäcke auf und machen uns auf das letzte ebenfalls wieder sehenswerte Teilstück zum und am Lago Nordenskjöld entlang. Nochmal 5,5 km, die aber dadurch das wir die Route in der entgegengesetzten Richtung laufen hauptsächlich bergab gehen. Wir erreichen das Ufer des Sees und gehen die letzten Kilometer am Stein-Strand entlang. Nach 11 Stunden erreichen wir das Campamento Los Cuernos, das gleichzeitig Hütten mit Jacuzzi anbietet. Heute ist es ziemlich voll und die ersten Zelte stehen schon im angrenzenden Wald. Auf dem mit Sträuchern durchzogenen Gelände finde ich dann doch noch einen halbwegs ebenen Platz für das Zelt. Da Theresa noch nicht da ist baue ich das Zelt alleine auf. Ein englisches Pärchen, dass wir aus den letzten Tagen bereits kennen, bietet an mir zu helfen, allerdings wirken sie mit ihrem Zelt (gleiches Model) schon etwas überfordert und so überlege ich, ob ich ihnen helfen soll als ich mit unserem fertig bin und sie immer noch mit dem Innenzelt ihre Schwierigkeiten haben^^ Dann suche ich jedoch noch Steine um das Zelt gegen den immer stärker werdenden Wind zusätzlich zu sichern. Durch den grossen Andrang muss ich zunächst anstehen um nach dem Essen mein Geschirr zu spülen, dann um die Toilette zu benutzen und anschliessend an der Dusche, wovon jeweils ganze zwei vorhanden sind. So wird aus tatsächlich 30 Minuten mal eben 2 Stunden und während der Sturm stärker wird verkrieche ich mich gegen zehn im Zelt. Allerdings fällt es mir schwer zu schlafen, denn der Sturm braust aus dem Tal heran und fegt durch das Zelt und schüttelt es jedes mal durch. So döse ich immer mal kurz weg und werde dann wieder wachgerüttelt. Obwohl ich totmüde bin geht das so bis etwa 3.00 Uhr, da tobt der Sturm draussen dermassen, dass man meint ein Zug würde herangebraust kommen und wenn er durch das Zelt rauscht scheint es mir nur eine Frage der Zeit wann es irgendwo reisst…dazu muss ich dringend auf Toilette und da ich sowieso nicht schlafen kann traue ich mich nach draussen, wo unsere Nachbarn gerade versuchen ihr Zelt wieder zu befestigen. Unseres dagegen steht genauso wie ich es aufgebaut habe, deutsche Qualitätsarbeit nenne ich das 😉




Torres del Paine – Glacier Grey

16 02 2011

26./27.01.2011, Tag 113/114

Im Bus der uns kurz vor acht einsammelt treffen wir Eva und Hannes, der mit seinem Rucksack ein ähnliches Gewichtsproblem hat wie ich. Es geht raus aus Puerto Natales, vorbei an der Figur des Mylodon, ein Urzeittier von welchem Knochen- und Haarreste in der Nähe in einer Höhle gefunden wurde, welches auf einer Verkehrsinsel am Eingang zur Stadt steht. Der Nationalpark liegt ungefähr 180 km nördlich und gilt als der bekannteste und beliebteste Chiles, wahrscheinlich sogar Südamerikas. Jährlich strömen tausende von Trekking-Freunden in den Park, dessen Wahrzeichen die 3 Bergspitzen bilden, die gleichzeitig Namensgeber des Parks sind. Die “Türme des blauen Himmels”, so die Übersetzung  aus der Sprache der Mapuche-Indianer gehören zu den Andenausläufern und ragen mit fast 3.000 Metern Höhe aus der patagonischen Steppe. Das besondere ist zunächst schon die natürliche Färbung der verschiedenen Gesteinsarten und diese führt wiederum dazu, dass sich beim Sonneraufgang die Spitzen langsam rötlich färben und ein Bild erzeugen als würden sie leuchten. Dies soll eins der Highlights auf dieser Reise werden und ich kann nur beten, dass das Wetter mitspielt! Denn die Temperaturen liegen hier im patagonischen Sommer bei 1 – 11 Grad, was nicht so schlimm wäre. Jedoch machen die Winde oder besser gesagt Stürme, die im Schnitt mit 80 km/h über das Land fegen und der fast tägliche Regen das ganze etwas unangenehmer.

Nachdem wir an Bord der Evangelistas diverse Tipps erhalten haben, haben wir beschlossen nicht die übliche Tour zu gehen, sondern die Strecke quasi rückwärts zu laufen. Die Wanderstrecke im Torres del Paine nennt man das “W”, weil die Strecke die man in die Täler reinläuft auf der Karte aussieht wie eben dieser Buchstabe. Wer sich das jetzt nicht vorstellen kann, macht euch nichts draus, ich habe es auch erst vor Ort verstanden… Auf jeden Fall laufen die Tagestouristen, sowie die meisten, die die 5-tägige W-Route laufen direkt am Parkeingang los. Es gibt allerdings noch die Alternative mit einem Katamaran über den Lago Pehoé zu fahren und am hinteren Teil des Parks zu beginnen, wo man sonst am 5. Tag ankommt und mit dem Katamaran wieder zurückfährt. Das hat den Vorteil das man sich das Beste, den Besuch der Torres zum Sonnenaufgang, für den letzten Tag zum “Finale”, aufhebt. Zudem hat man so die Berge die Tage zuvor ständig im Blick, anstatt von ihnen weg zu laufen und die tolle Kulisse im Rücken zu haben. Deshalb lassen wir uns vom Bus, nachdem wir am Parkeingang registriert und den Eintritt entrichtet haben, direkt weiter zur Ablegestelle bringen. Dort treffen wir auf Anthony und sind somit komplett. Da der Katamaran erst in 45 Minuten ablegt wollen wir noch kurz zu einem Wasserfall, der angeblich 15 Minuten entfernt ist. Die Sonne strahlt und man kann kaum glauben, dass man in einer Gegend ist, die für ihr extremes Wetter bekannt ist. Die 15 sind dann eher 25 Minuten, aber der Blick auf den Wasserfall, die Berge im Hintergrund ist schon fantastisch.Als sich dann noch ein Regenbogen davor spannt ist die Kulisse perfekt. Wir rennen zurück, da es mit der Zeit langsam eng wird und als wir noch vielleicht 300 Meter vom Boot entfernt sind legt es ab. Das erste mal in Südamerika, dass ich ein Verkehrsmittel verpasse! Das Problem war allerdings nicht die Zeit, sondern die Personenzahl und so gibt es in einer Stunde eine zusätzliche Fahrt. Die Zwischenzeit nutzen wir zum Mittagessen, was gleich meinen Rucksack etwas leichter werden lässt.

Auf dem Katamaran suchen wir uns einen Platz auf dem Oberdeck und geniessen den ersten freien Blick auf die Torres und wie sie sich im türkisblauen Wasser des Sees spiegeln, Sensationell! Dann geht es nochmal vorbei an dem Wasserfall, vor dem eine eingestürzte Brücke im See liegt. Nach einer halben Stunde haben wir das Camp am Ende des Lago Pehoé erreicht. Als wir die Rucksäcke aus dem Unterdeck holen wollen sucht Hannes seinen vergeblich. Plötzlich sieht er beim Blick aus dem Fenster wie ein Mädel mit seinem Rucksack auf dem Rücken gerade vom Steg runter spaziert. Sein Rufen registriert sie nicht, aber die Parkranger bekommem es mit und halten sie in letzter Minute auf. Ihr Rucksack hat zwar die gleiche Farbe ist, vom Model und vor allem vom Gewicht deutlich unterschiedlich. Aber eine lustige Vorstellung wenn sie heute Abend den Rucksack geöffnet und nur Männerkleidung darin gefunden hätte^^

Nach diesem kleinen Zwischenfall gehen wir los. Ich merke jetzt schon das mein Rucksack deutlich zu schwer ist um mit ihm solche Strecken zu laufen, aber jetzt geht kein Weg mehr zurück. Die erste Strecke durch hohes Steppengras ist noch o.k., aber als es anfängt bergauf zu gehen muss ich ziemlich auf die Zähne beissen und das nach vielleicht 20 Minuten…ich ziehe den Bauchgurt noch fester und stelle damit das komplette Gewicht in die Hüfte. Das war auch der Grund warum ich meinen grossen Rucksack für diese Tour genommen habe, da im Rücken Carbonstäbe eingelassen sind, mit denen man das Gewicht auf dem Bauch-/Hüftgurt verlagert und so mit den normalen Schultertragegurten nur noch vertikal stabilisiert. Wir erreichen einen Aussichtspunkt und blicken auf eine Lagune. Die Natur um uns herum ist wirklich atemberaubend, Bäume, Gräser, Berge in sämtlichen Farben, dazu die Lagunen, da wird einem wirklich nicht zuviel versprochen. Wir sinieren schon darüber das die “Herr der Ringe” Filme auch gut und gerne hier hätten gedreht werden können. Der schmale Wanderpfad führt am Lago Grey entlang hinauf auf eine Landspitze, von welcher man den ersten Blick auf der Gletscher hat. Hinter uns ragen die Torres in den wolkenlosen Himmel, einfach klasse. Wir machen eine Pause und amüsieren uns über eine Gruppe Israelis, die mit ihren äusserst schlecht gepackten Rucksäcken vorbeimarschiert. Das ist deswegen so lustig, weil man fast alle Israelis eben an dieser Packweise erkennt, was verwunderlich ist, weil die meisten gerade ihren Militärdienst hinter sich haben und wissen sollten wie man einen Rucksack packt. Wir stellen fest das wir uns beeilen müssen, denn wenn die Zeitangaben im Plan stimmen sind wir ziemlich langsam, was wahrscheinlich an den zahlreichen “Fotopausen” liegt…ich denke 6 Kameras bei 4 Personen sagt alles 😉 Aber ich freue mich mit Leuten unterwegs zu sein, die nicht gernervt sind wenn ich schon wieder stehen bleibe um zu fotografieren^^

Nach 5 Stunden erreichen wir das Refugio, wo die Zeltplätze allerdings kostenpflichtig sind. Von den Schlafplätzen in der Hütte, die im ganzen Park die Preiskategorie eines Mittelklasse-Hotels haben, gar nicht erst zu reden. Daher machen wir uns auf zum nächsten Zeltplatz, der in 1 Stunde zu erreichen sein soll. Eine Gruppe, die uns entgegenkommt meint das Stück sei “wirklich anspruchsvol”, na herzlichen Gkückwunsch! Der Weg führt durch einen Wald, der von zahlreichen Bächen durchzogen ist. Wir füllen zum ersten mal die Flaschen auf und das kristallklare Wasser schmeckt wirklich vorzüglich. Das Campamento Los Guardas erreichen wir in der Dämmerung nach einer 15 km Wanderung in 7 Stunden. Das Camp verfügt nur über eine Toilettenhütte, deren Geruch bereits jegliches Annähern verhindert. Wir bauen die Zelte zwischen den Bäumen auf und ich gehe zum angrenzenden Bach um mich zu waschen. Dort steht gerade ein Israeli-Pärchen und er meint er habe noch etwas warmes Wasser für mich übrig gelassen. Da wir die beiden nun jeden Abend wiedertreffen, wird das unser Running-Gag. Anthony, unser Ami, ist auch schon da und schüttelt nur den Kopf. Ich dachte auch, dass ich nach der Dusche in den Bergen von Peru abgehärtet bin, aber so ein Bach direkt aus dem Gletscher ist schon nochmal eine andere Hausnummer. Anschliessend kommt mein Gaskocher, den ich mir bereits in Cusco (Peru), in der Annahme ich würde ihn unterwegs brauchen, gekauft habe zum ersten mal zum Einsatz und ich beweise, dass man alleine 400 Gramm Nudeln essen kann! Danach wird alles wasserdicht verpackt und ich stelle fest, dass ich mich im Zelt nicht komplett ausstrecken kann, da sonst meine Füsse die Zeltwand wegdrücken und so Wasser reinlaufen könnte. Das kann ja lustig werden die nächsten 4 Nächte…

Am nächsten Morgen machen wir uns nur mit Handgepäck auf zu einem Aussichtspunkt von dem aus man von oben auf den Gletscher blicken kann. Es geht durch den Wald, über einen Bach, ehe wir zu einer Schlucht kommen, die wir durchwandern und auf der anderen Seite mit einer dort angebrachten Leiter wieder hinaufklettern müssen. Als wir oben ankommen, lesen wir das Schild, das nur 1 Person jeweils die Leiter nutzen soll.zum Glück sind wir hier gerade zu viert hintereinander hoch! Wir erreichn den ersten Aussichtspunkt und blicken auf die blauen Zacken, die wie Stalagmiten in die Höhe ragen. Es ist schwer abzuschätzen wie weit sich der Glaciar Grey zwischen den Bergen entlang zieht, aber ich sage mal er ist ziemlich gross und lang 😉 Es fängt an zu regnen und wir beschliessen statt weiter zu dem zweiten Aussichtspunkt wieder zurück zu gehen, da wir die komplette Strecke von gestern noch zurücklaufen müssen. Die Zelte sind nun natürlich nass und wir hoffen früh genug am nächsten Camp zu sein, um sie noch vor dem Abend zu trocknen.

Nach ein paar Minuten hört es zum Glück auf zu regnen, es bleibt den ganzen Tag aber bewölkt und windig. Nachdem wir wieder recht langsam unterwegs sind, beschliessen Eva und ich mit den Zelten vorzulaufen, damit wir diese noch trocknen können. Als wir kurz vor dem Eingang zum Tal sind, welches am Lago Pehoé endet, entdecken wir plötzlich einen Kondor über uns. Es gab auf meiner Reiseroute einige Möglichkeiten die grössten Vögel der Erde zu beobachten, aber bisher hatte ich leider kein Glück, doch nun ist es soweit! Danach geht es den letzten extrem windigen Abschnitt durch das Tal und wir erreichen das Campamento Lago Pehoé, wo sich im Hintergrund die Torres erheben, um kurz nach sechs. Ein tolles Bild, mit den vielen Zelten, die überall verteilt auf dem Gelände stehen, wirkt es auf mich wie das Basiscamp unterhalb eines grossen Berges. Die Zelte trocknen in der Abendsonne schnell und da es bis weit nach 22.00 Uhr hell ist, haben wir auch genügend Zeit uns für die Nacht vorzubereiten. Der Zeltplatz kostet hier, jedoch bekommt man dafür warme Duschen und einen Unterstand in dem man kochen kann, was wegen des Winds sonst schwierig wäre. Ich baue mir aus Toast und Würstchen einen, ich nenne es “Completo für Arme”;) Danach geht es ziemlich schnell in die Schlafsäcke, 19 km in 10 Stunden waren dann doch ordentlich und morgen folgt der härteste Teil der Strecke…




Puerto Natales

15 02 2011

24./25.01.2011, Tag 111/112

Als wir die Hauptstrasse hochlaufen entdecken wir ein recht einfach wirkendes Hostel. Da die Unterkünfte in Puerto Natales vergleichsweise teuer sind, da der Ort fast ausschliesslich vom Tourismus lebt, steuern wir andere Hostels gar nicht erst an, sondern checken in dieser Familienherberge ein. Der Ort ist der ideale und eigentlich auch einziger Ausgangspunkt um Trekking-Touren in den Nationalpark Torres del Paine zu organisieren. Dementsprechend finden sich hier unzählige Outdoorläden, Ausrüstungs- und Zeltverleiher, Touranbieter und alles was man rund um so ein Unternehmen braucht. Da unsere Planung bereits morgen in den Park aufzubrechen durch die verspätete Ankunft nicht mehr umsetzbar ist, haben wir die Möglichkeit Preise und Zustand der verschiedenen Anbieter zu vergleichen, also gehen wir durch die Stadt und klappern die verschiedenen Zeltverleiher ab. Nachdem wir halbwegs informiert sind gehe ich einkaufen. Im Supermarkt treffe ich Eva wieder. Wir hatten uns beim verlassen der Fähre irgendwie nicht mehr gesehen und da wir nun auch erst einen Tag später aufbrechen passt das genau mit den Plänen von ihr und ihrem Reisepartner, der morgen eintrifft, zusammen. Daher beschliessen wir gemeinsam loszuziehen und verabreden uns für morgigen Vormittag.

Als wir am nächsten Morgen uns an der verabredeten Stelle einfinden ist auch Anthony dort, der im gleichen Hostel wie Eva untergekommen ist. Während sie noch auf Hannes wartet, der unsere Gruppe vervollständigen soll, gehen wir uns derweil ausrüsten. Ich lege mir sicherheitshalber eine Regenhose und ein paar winddichte Handschuhe zu, man weiss ja nie bei dem Wetter in Patagonien… Als wir uns kurz später wiedertreffen steuern wir direkt den von uns als am besten empfundenen Zeltverleiher an. Zum testen bauen wir die Zelte auf dem schmalen Grünstreifen vor dem Gebäude auf, was sich durchaus als berechtigt erweist, denn eins ist geklebt und bei dem anderen klemmt der Reisverschluss. Als wir zwei halbwegs taugliche Zelte zusammengestellt und die Busverbindung für den Transfer in den ca. 180 km entfernten Park gebucht haben, gehe ich meine Verpflegung kaufen. Das hört sich sicher einfach an, aber geht mal für 5 Tage einkaufen und suche dabei nur Sachen heraus, die nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen, nicht schwer sind (d.h. mehr als 500 Gramm pro Mahlzeit) und auf einem Gaskocher zubereitet werden können. Gleichzeitg muss es nahrhaft sein, da man den ganzen Tag auf den Beinen ist und möglichst nicht zu eintönig… Nach über einer halben Stunden habe ich dann alles zusammen und bin etwas geschockt als ich die Tüten hebe, da sie alleine schon das Gewicht überschreiten, dass ich eigentlich mitnehmen wollte. Und da ist jetzt keinerlei Flüssigkeit dabei, da ich darauf vertraue, dass das Wasser aus den Bächen im Park trinkbar ist (wie man überall gesagt bekommt) und ich meine Flasche unterwegs auffüllen kann. Bei schätsungsweise 3 – 4 Litern, die ich an solchen Tagen trinke, sonst auch nicht anders machbar. Für den Notfall packe ich meine Wasserentkeimungstabletten ein, sicher ist sicher. Das Gewicht entwickelt sich aber trotzdem zum echten Problem. Dabei ist sowohl das Zelt, als auch mein Schlafsack und die Luftmatratze “ultralight”. Der Rest meines Gepäcks beschränkt sich im groben auf Unterwäsche und Shirts zum wechseln, den kleinen Kocher und Alu-Geschirr. Ich frage mich wie die Leute das früher gemacht haben als es noch nicht diese leichte Ausrüstung für jeden zu kaufen gab, haben die Packesel mitgenommen?! Na ja, mit dem Ergebnis zwar unzufrieden aber ohne andere Lösung parat zu haben geht es dann ins Bett, damit ich morgen fit bin für 5 Tage Torres del Paine!



Fiordos de la Patagonia II

14 02 2011

23./24.01.2011, Tag 110/111

Nach hochgerechnet Fast 12 Stunden Schlaf plagt mich immer noch die Müdigkeit. Ich schiebe es auf die Tablette und das deren beruhigende Wirkung auf meinen Magen auch den Rest meines Körpers beruhigt. Aber so geht es mir wenigstens besser als einigen, die heute Nacht während wir auf dem Pazifik waren die Toilette aufsuchen mussten, was deutlich zu riechen ist… Draussen ist das Wetter immer noch ungemütlich, was uns die schöne Landschaft die sonst (wahrscheinlich) zu sehen gewesen wäre etwas verdirbt. Also mache ich mich an Teil 2 meines “Projekts” und individualisiere meinen grossen Rucksack. Währendessen durchfahren wir den Canal Messier und den Bajo Cotopaxi. Als wir die Angostura Inglesa (Englische Engstelle) und das davor vor sich hinrostende Schiff, welches als Leuchtturm dient, erreichen haben wir gerade eine der wenigen „Sonnenphasen“ und können sehen wie die Inseln zum greifen nah an uns vorbeiziehen. Schon beeindruckend wie dieses Riesenschiff durch diese engen Stellen manövriert wird. Am frühen Nachmittag gibt es die Möglichkeit zum Landgang in einem Fischerort Namens “Puerto Eden”. Da es dort aber nichts zu sehen gibt und die Überfahrt extra gezahlt werden muss, bleibe ich an Bord. Von dort aus ist es auch viel lustiger die orangenen Schwimmwesten zu beobachten, wie sie am Ufer entlang gehen. Eva meint später das ganze habe der Reise so einen Touch von Kreuzfahrt gegeben 😉

Der Nachmittag zieht langsam vorüber und gerade will sich eine kleine  Frustration über das Wetter breit machen, da gibt es eine Durchsage und alles stürmt nach draussen: Auf dem Wasser treiben grosse Eisbrocken und am Ende des Fjords ist ein Gletscher zu erkennen. Ein beeindruckendes Bild den der „Glaciar Pío XI“ bietet. Eine blaue Eiswand die zwischen den beiden Ufern aus dem Wasser ragt. Für jemand wie mich, der sowas noch nie gesehen hat, ein fantastischer Anblick! Vor ein paar Stunden hatten wir gerade bei einem der Vorträge gelernt, dass nur junges Eis weiss ist und mit dem Alter dann blau wird. Ein Schlauchboot legt ab und als es sich dem Eisklotz nähert erkennt man es die wahre Grösse. Es beginnt zu regnen und zu stürmen, ein echter Eiseregen. Ich gehe kurz (wie viele andere) auf die Brücke um meine Hände, die von den paar Minuten schon leicht angefroren sind, aufzuwärmen und mein Objektiv zu trocknen. Auf dem Radar kann man deutlich Ausmasse des Gletschers erkennen. Trotz des feindseligen Wetters muss ich nochmal raus und starte eine weitere Fotosession des spitzgezackten Kolosses, während es mir fast die Mütze vom Kopf weht.

Während dem Abendessen beschliessen Theresa und ich zusammen in den Nationalpark zu gehen. Anthony will sich uns ebenfalls anschliessen. Dies hat, neben dem Vorteil der Gesellschaft, auch den angenehmen Nebeneffekt, dass nicht jeder ein Zelt oder einen Kocher usw. mitnehmen muss, sondern man sich diese Dinge teilen kann. Als ich gerade auf dem Weg in meine Koje bin kommt Eva mit einer Flasche Wein, die sie beim Bingo gewonnen hat. Oben in der Bar findet gerade sowas wie eine Abschlussparty statt und so lasse ich mich überreden nochmal vorbeizuschauen. Die Stimmung ist gut und nach 3 Gläsern Wein merke ich, dass mein Alkoholkonsum seit Santiago wieder ziemlich gering war…

Nach einer kurzen Nacht muss ich mich beeilen um beim letzten Frühstück noch genügend Vorräte für die Wanderung zu ergattern. Das Wetter ist heute gut und die Sonne kämpft sich langsam durch die Wolkendecke. Wir passieren eine weitere Engstelle und trotz eines strengen Winds sind viele auf Deck. Dann plötzlich wildes Fingerzeigen auf der linken Seite: Vor uns erheben sich die Torres del Paine! Die Bergspitzen, die mit fast 3.000 m Höhe aus der patagonischen Steppe ragen und das Highlight im gleichnamigen Nationalpark sind. Ich hatte nicht damit gerechnet sie hier schon zu sehen, umso erfreulicher jetzt der Anblick, der zusammen mit dem Gletscher gestern die Fahrt doch um einiges aufwertet. Die Ankunft in Puerto Natales ist planmässig für 10.00 Uhr vorgesehen, doch wir haben knapp 4 Stunden Verspätung, was uns ein zusätzliches (kostenloses) Mittagessen bescherrt. Vorher gibt es noch einen Vortrag über den Nationalpark und wir beschliessen daraufhin unsere Wanderroute zu ändern, dazu später mehr.

Bei strahlenden Sonnenschein erblicken wir dann den Hafen, das Ziel unserer Reise ist erreicht. Der Wind ist allerdings so stark, dass sich das Anlegen nochmal verzögert. Wie Touristen aber so sind, stehen viele schon mit vollem Gepäck an der Reling um möglichst schnell vom Boot zu kommen, was dann nochmal fast 3 Stunden dauert… Die verbringe ich derweil in den bequemen Sesseln der Bar, bzw. in meiner Koje. Als es dann endlich runter vom Schiff geht, sind wir somit fast die letzten die die Evangelistas verlassen und den Fuss auf patagonischen Boden setzen und uns auf den kurzen Weg ins Zentrum von Puerto Natales zu machen.




Fiordos de la Patagonia I

13 02 2011

21./22.01.2011, Tag 108/109

Morgens geht es direkt zum Hafen ins Terminal von Navimag, der Fährgesellschaft, die das Monopol auf Schiffsreisen in den Süden Chiles hat und deswegen für 3 Tage in einem Schlafraum mit 42 Personen 310 Euro verlangen kann. Zum Vergleich: Für den gleichen Zeitraum habe ich auf dem Amazonas knapp 10 % bezahlt. Normalerweise also ein No-Go für meine Reisekasse, aber diesen Abschnitt, der (so hoffe ich) einer der landschaftlich schönsten dieser Reise sein soll, habe ich einkalkuliert, denn die Alternativen sind rar. Man kann entweder fliegen und gar nichts sehen, oder mit dem Bus über Argentinien in den Süden reisen. Da die Panamericana wie beschrieben auf Chiloe endet, gibt es als einzigen Verkehrsweg durch Patagonien die (unter Travellern) berühmte Carretera Austral, eine Naturpiste auf der keine öffentlichen Verkehrsmitteln verkehren und die allerdings auch irgendwann in den südlichen Anden endet, wo man dann ebenfalls nach Argentinien rüber muss. Von daher war die Wahl mit der Fähre die beste Variante und wurde mir auch von vielen an Herz gelegt.

Beim Check-In lerne ich Eva aus Frankfurt kennen, die in den nächsten Tagen meine Bettnachbarin sein wird. Nachdem ich meinen Rucksack abgegeben habe bleiben bis zum Boarding um 15.00 Uhr nun noch über 4 Stunden. Eigentlich bin ich davon ausgegangen direkt auf das Boot zu gehen, aber so bleibt noch Zeit ein paar Erledigungen zu machen. Als ich kurz vor drei zurück bin treffe ich Theresa im Wartebereich wieder. Wir hatten bereits vorher per E-Mail festgestellt, dass wir beide auf der gleichen Fähre sind und uns hier treffen würden. Die Wahrscheinlichkeit eine meiner ehemaligen Reisebegleiterinnen hier wieder zu treffen war allerdings auch recht hoch, da wie geschrieben die Alternativen rar sind und das Boot nur einmal wöchentlich fährt. Anja ist bereits vor 2 Wochen mit der Fähre gefahren. Ich wäre gerne eine Woche früher gefahren, aber da gab es in der Grossraumkabine keine freien Plätze und alles andere wäre preislich nicht drin gewesen. So hatte ich aber wenigstens die Möglichkeit das Seengebiet etwas intensiver zu erkunden (auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat…). Zudem treffe ich noch Abby und Owen, ein Pärchen aus London, die mit uns an Silvester im gleichen Hostel in Valparaiso waren, so klein ist die Backpacker-Welt 😉

Mit Bussen werden wir aus Sicherheitsgründen vom Terminal zur 200 Meter entfernten Ablegestelle gebracht, wo die “Evangelistas” schon vor Anker liegt. Ich hatte mir beim meinem ersten Hafenbesuch nicht wirklich vorstellen können mit so einem Riesenschiff hier in den vergleichsweise kleinen Hafen mit niedrigen Wasserpegel einfahren zu können und damit gerechnet mit kleinen Booten zur Fähre gebracht zu werden. Aber so liegt unser “zu Hause” für die nächsten Tage mit “offenen Bauch” vor uns und ist bereit zum Einsteigen. Über das Unterdeck, wo sich die Fahrzeuge befinden geht es über die Treppen hoch auf die Balkone mit den Eingängen zu den Schlafkabinen. Wir haben auf dem ersten Deck gleich die erste Kabine im Heck. Leicht wiederzufinden, denn so ein grosses Schiff in dem alles gleich aussieht kann am Anfang ziemlich verwirrend sein^^ Die Schlafkojen sind deutlich besser als ich es mir vorgestellt habe. Jeweils zwei übereinander links und rechts, mit Vorhängen und einer kleinen Lampe (erinnert mich an mein früheres Hochbett…), sowie einem Schrank in den sogar der grosse Rucksack passt. Glücklicherweise haben wir sogar ein Fenster und es damit besser getroffen als die Leute in den 4er-Kabinen. Die 42 Personen die hier zusammen in einem “Raum” schlafen sind so gezählt, dass es jeweils 2 – 4 Personen in Abteilen ohne Tür sind. Das stört aber eigentlich überhaupt nicht und ist mir persönlich lieber als mich zu viert in einer fensterlosen Kabine einzuschliessen. Mit Eva und Dunja bilden wir eine deutsche Mehrheit in unserem Kojenraum, der durch Anthony aus den USA vervollständigt wird.

Wir sehen uns um, laufen einmal ausserhalb über die Decks, wo sich zahlreiche Sitzmöglichkeiten, sowie im Heck ein Hubschrauberlandeplatz befindet, neben dem ein grosses Schachbrett aufgezeichnet ist. Von hier aus geht es in die Bar und durch das “Treppenhaus” runter in den Essenssaal wo auch gleich ein Begrüssungssnack serviert wird., während es draussen anfängt zu regnen…nicht schon wieder! Es folgt eine kurze Infoveranstaltung während sich das Schiff in Bewegung setzt. Als wir wieder draussen sind können wir bereits Puerto Montt nur noch aus der Entfernung sehen. Der Abend endet relativ früh, da die Möglichkeiten beschränkt sind. Am nächsten Morgen weckt mich um 8.00 Uhr die Lautsprecherdurchsage: “Desayuno!” Da das Schiff relativ voll ist sind die Essenszeiten aufgeteilt und wir sind glücklicherweise in der zweiten Gruppe. Wenn man aber etwas früher geht, hat man die Möglichkeit sich zwei oder mehrmals anzustellen, da die Damen bei der Essensausgabe auf der Abzeichnen der Tickets verzichten. Das Essen ist deutlich besser als ich erwartet habe, ich würde sogar sagen richtig gut, und den ganzen Tag kann man Wasser und Saft kostenlos trinken oder sogar abfüllen. Das Frühstück ist reichhaltig und jeden Tag wandern ein paar der kleinen abgepackten Marmelade-, Magarine-, Tee- und Zuckerpäckchen in meine Jackentasche. Damit spare ich mir natürlich jetzt nicht die Reisekosten zusammen, sondern diese kleinen Verpackungseinheiten bekommt man hier nicht zu kaufen, für die 5-tägige Wanderung im Torres del Paine Nationalpark, die bei der Ankunft in Puerto Natales ansteht, sind sie geradezu perfekt. Denn wer rennt schon mit einem Marmeladenglas oder einem Kilo Zucker im Rucksack durch die Gegend?!

Nach dem Frühstück starte ich ein Projekt, was genau genommen schon seit Ecuador auf die Umsetzung wartet: Ich habe mir in jedem Land die jeweilige Flagge, sowie weitere Aufnäher gekauft und damit sowohl meinen Rucksack als auch meine Umhängetasche zu schmücken. Mittlerweile ist einiges zusammen gekommen und so sitzen Theresa und ich auf dem Balkon vor unserer Kabine und spielen “fleissiges Schneiderlein”. Ab und zu wenn sich ein gutes Motiv, wie die unzähligen Wasserfälle die von den Bergen hinabrauschen, bietet wird ein Foto von der Landschaft gemacht und dann geht es weiter. Leider ist es ziemlich bewölkt, aber diese etwas mystische Atmosphäre hat auch was. Und es ist erstaunlich wie ruhig es hier ist, ausser den Wellen ist kaum etwas zu hören, eine absolut entspannte Art zu reisen. Ich brauche für die Näherei zwar meine Zeit aber, unterbrochen vom Mittagessen und einem Vortrag, ist die Tasche am selben Tag fertig. Nachmittags besichtige ich noch die Brücke, wo neben dem technischen Dingen sogar noch echte Seekarten mit Zeichenmaterial verwendet werden. Anschliessend findet eine Informationsveranstaltung zu der patagonischen Tier- und Pflanzenwelt statt. Draussen beginnt es zu regnen und in Verbindung mit dem Wind und den niedrigen Temperaturen ist es extrem ungemütlich, also lege ich mich in meine Koje und döse ein. Anthony weckt mich und fragt mich, ob ich nicht zu Abend essen will…haben wir nicht gerade erst Mittag gegessen?! Und dann erfahre ich das es über die Lautsprecher (was ich wohl nicht gehört habe…) eine Durchsage gab, dass wir Wale gesichtet haben, so ein Mist! Allerdings habe auch nur wenige die Tiere wirklich gesehen.

Während des Essens dann wieder ein Durchsage: “Wal auf Steuerbord!” Alles stürmt nach draussen in den Regen, aber auch nach langem ausharren ist nichts mehr zu sehen. Nachdem wir den Tag über die verschiedenen Kanäle passiert haben (deren Namen ich hier nicht alle aufzählen brauche denke ich), geht es vorbei an der “Bahia Anna Pink” (den fand ich lustig ;)) raus auf den pazifischen Ozean. Eigentlich ist mein Magen hochseetauglich, aber da Eva zu viele Tabletten gegen Seekrankheit dabei hat, habe ich mir sicherheitshalber auch mal eine eingeworfen. Vielleicht gar nicht so schlecht, denn der Seegang ist wirklich hart. Ich gehe nochmal nach draussen und sehe wie der Bug  sich deutlich anhebt und dann das Schiff wieder nach unten auf das Wasser klatscht. Dabei wird der Ozean sichtbar, der aber gleich wieder verschwindet als sich das Boot über die nächste Welle kämpft. Zurück in der Kabine überkommt mich nochmal die Müdigkeit und wieder weckt mich Anthony, nun als er auch schlafen geht. Ich gehe nochmal meine Wasserflasche auffüllen. Mittlerweile ist die See so rau, dass es nicht möglich ist gerade zu laufen. In den schmalen Gängen geht das noch halbwegs, weil man sich abstützen kann, aber als ich den Essenssaal erreiche und diesen einmal durchqueren muss komme ich mir vor wie ein Besoffener, der durch die Gegend taumelt. Zeit tatsächlich schlafen zu gehen…