Feuerland

25 02 2011

03.02.2011, Tag 121

Als Vorletzter unserer Torres del Paine Gruppe verlasse ich morgens das Hostel in Punta Arenas. Den Schluss macht Hannes, der in seinen Flieger nach Puerto Montt steigt. Auf mich warten nun 12 Stunden Busfahrt nach Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt. Eigentllich versuche ich immer alle Fahrten, die länger als 6 Stunden dauern als Nachtfahrt hinter mich zu bringen. Dies ist hier nun aber nicht umsetzbar, da die Überfahrt mit der Fähre nach Feuerland nur tagsüber möglich ist. Im Bus habe ich den einzigen Einzelplatz, so dass es wenigstens halbwegs bequem ist. Die erste Strecke von Punta Arenas nach Punta Delgado, der schmalen Stelle wo die Magellanstrasse überqueren, gibt nochmal einen Eindruck von Patagonien. Hier sieht man auch nochmal viele Estancias und noch mehr Schafe auf den Wiesen. Die Fähre legt dann direkt vor unserer Nase ab, so dass wir noch 40 Minuten Zeit haben uns die Beine zu vertreten und ich mache daher noch einen kurzen Spaziergang zum nahe gelegenen Leuchtturm. Als die Fähre anlegen will kann man erkennen was mit dem starken Wellengang in der Magellanstrasse gemeint ist, denn das Schiff hat dabei echte Probleme.

Dann ist es endlich soweit und ich gehe an Bord und es geht rüber nach Tierra del fuego, Feuerland! Den Namen hat die Insel von Fernando de Magallanes erhalten, dem die Leuchtfeuer der indigenen Bevölkerung beim Entdecken dieser Passage aufgefallen war. Ich mache draussen noch ein paar Bilder, dann ist es mir zu stürmisch und ich gehe in den Aufenthlatsraum. Dort klebt alles am Fenster und neugierig stelle ich mich dazu und sehe, Delfine! Und nicht etwa die “normalen” grau-silbernen, sondern schwarz-weisse, deren Existenz mir ehrlich gesagt gar nicht bekannt war und ich sie erstmal für kleine Orcas gehalten habe (was fast noch besser gewesen wäre ;)). Ich halte durch die Scheibe einfach mal drauf und mir gelingt noch so vielen vergeblichen Versuchen endlich das erste Delfin-Foto, Danke! Wir werden noch ein ganzes Stück begleitet, doch als wir dem Ufer näher kommen drehen sie ab. Nun betrete ich aber Feuerland! Man stellt sich unter dem Namen sicher etwas ganz aussergewöhliches vor, so ging es mir zumindest bevor ich mich informiert habe. Schlussendlich ist die Insel aber so gross, dass man gar nicht merkt auf einer Insel zu sein und die Landschaft unterscheidet sich erstmal nur unwesentlich von der Landschaft Patagoniens.

Kurze Zeit später erreichen wir den Grenzposten San Sebastian und nun ist das tolle Kapitel Chile auf dieser Reise beendet, so denke ich zumindest… 14 km weiter gibt es den Einreisestempel für Argentinien, am Grenzposten mit dem gleichen Namen, San Sebastian. Da war jemand wirklich einfallsreich gewesen was die Namensgebung angeht. Aussteigen müssen wir allerdings nicht, da die Einreiseformalitäten durch den Busfahrer erledigt werden, der die Pässe einsammelt. Auch interessant, das es den  Argentinier scheinbar egal ist, ob die Person zu dem entsprechenden Pass auch wirklich im Bus sitzt, oder ob da vielleicht noch jemand ohne Pass drin ist… Das Land hier auf der Insel ist weitläufig und stürmisch, überall sieht man verbogene Bäume, die mit der Windrichtung wachsen. Rinderherden wechseln sich mit Schafsherden ab, welche man beide nicht zählen kann, sondern nur riesige “gepunktete” Flächen bis zum Horizont sieht. Ab und zu sieht man zudem ein paar Guanakos, aus der Familie der Lamas. So anstregend das Busfahren auch manchmal sein kann, es ist die beste Art etwas vom Land zu sehen, anstatt einfach darüber weg zu fliegen. Dazu kommt die erhöhte Sitzposition im Vergleich zum Auto und das man nicht fahren, sondern einfach nur aus dem Fenster sehen kann. Dort erblicke ich Flächen mit roten Gräsern, das passt doch mal zu Feuerland!

In Rio Grande wird dann der Bus gewechselt und es geht mit einem älteren Model weiter, obwohl die Strassen nun besser sind. Die Wälder und die hügelige Landschaft ist der Patagoniens zwar immer noch ähnlich hat aber jetzt nochmal einen etwas anderen Stil. Dann erreichen wir ein Tal an dessen Seite sich die Strasse entlang zieht bis zu einem Pass. Die steile Strecke erinnert mich ein bisschen an Ecuador oder Bolivien, mit dem Unterschied, dass die Strassen hier besser und dazu gesichert sind. Von oben hat man nochmal einen schönen Ausblick auf den sich im Tal ausbreitenden See und die dahinter liegenden Berge, die ich in dieser Höhe hier gar nicht vermutet hätte. Um 21.00 Uhr habe ich das Ziel erreicht: Ushuaia,“Fin del Mundo”, das “Ende der Welt”.

Was hat man für eine Vorstellung von so einem Ort?! Ich mein, mir war klar, dass es eine Stadt ist, die an vielen anderen Stellen liegen könnte und man ihr ihre aussgewöhnliche Stellung nicht ansieht. Aber das hört sich vielleicht irgendwie abgedreht an, aber man fühlt doch in einer gewissen Art und Weise, dass man jetzt ganz ganz weit unten ist. Merkt man aber auch daran, dass es bis 23.00 Uhr hell ist. Weiter südlich gibt es dann (neben ein paar kleineren Inseln) nur noch die Antarktis. Damit habe ich den “Lösel-Familienrekord” für den südlichsten Punkt, den bisher meine Eltern mit Punta Arenas gehalten haben, nicht nur eingestellt sondern überboten. Da keiner meiner Vorfahren ein grosser Seefahrer oder ähnliches war, ist es mir nun vergönnt auf dem Erdball am weitesten in den Süden, Westen (Ecuador) und Osten (Thailand) gereist zu sein. Fehlt jetzt nur noch eine Himmelsrichtung und eine Weltumrundung 😉 Mit solchen Gedanken im Kopf, laufe ich vom Hafen hoch in die Einkaufsstrasse, welche den typischen Stil von argentinischen Touristenhochburgen hat. Eva hat mir in dem Hostel in dem sie wohnt ein Bett reserviert und ich treffe sie direkt beim einchecken und wir trinken noch ein Bier zusammen. Mal sehen was uns morgen die südlichste Stadt der Welt zu bieten hat.



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