Punta del Diablo

11 03 2011

22./23.02.2011, Tag 140/141

Meinen Uruguay-Aufenthalt abschliessen möchte ich mit einem Abstecher in einen der Strandorte. Dafür habe ich mir allerdings nicht eins der grossen, bekannten Ziele wie Punta del Este oder La Paloma ausgesucht, sondern das abgelegene Strandörtchen Punta del Diablo, was praktischerweise auch auf meiner Reiseroute nach Brasilien liegt. Allerdings bleiben mit nur knapp 2 Tage und eine Nacht, denn die Zeit drängt und ich will wie bekannt weiter nach Rio zum Karneval und das sind noch ein paar Kilometer. Den Weg nach Punta del Diablo bekomme ich auch wieder nur im Halbschlaf mit. Das ist eine sehr nützliche Sache, die ich auf dieser Reise gelernt habe: Sobald ich in einem Fahrzeug sitze und es beginnt zu wackeln schlafe ich ein. Irgendwann biegen wir von der Landstrasse auf eine Sandpiste ab und fahren Richtung Ozean, den man am Horizont erblicken kann. Punta del Diablo ist eigentlich nur eine Ansammlung von kleinen Häusern und Hütten, die teilweise etwas verwinkelt vom Strand weg gebaut wurden. Da es hier extrem wenige Schlafplätze geben soll habe ich entgegen meiner üblichen Vorgehensweise dazu verleiten lassen über das Hostel in Montevideo hier ein Bett zu reservieren. Dazu habe ich einen Plan bekommen wo ich aussteigen und hinlaufen muss. Irritiert von einem Schild “Hostel Diablo” lande ich dort und nicht im “Punta del Diablo Hostel”. Die könnten ja auch etwas einfallsreicher sein mit den Namen… Also habe ich nun noch einen Marsch von gut 2 km unter sengender Sonne vor mir, der zum Glück im Endeffekt aber nur etwa halb so lang ist. Im etwas ausserhalb gelegenen Hostel sind nur eine Handvoll Gäste, gut das ich reserviert habe…

Zum Glück kann man hier kostenlos Fahrräder nutzen, denn der Weg zurück ins Dorf und an den Strand zieht sich. Also steige ich zum ersten mal nach Ecuador wieder auf einen Drahtesel mit einem Gang, aber das verlernt man zum Glück nicht so schnell. Ich besorge mir was zu essen und setze mich auf einen Felsen, von wo aus man den starken Wellengang des Atlantiks und die Surfer beobachten kann. Der Strand ist gut gefüllt, am oberen Ende liegen Fischerboote und dahinter beginnt die “Promenade” mit Bars in kleinen Holzhütten mit Strohdächern und Bacardi-Flagge, sehr sympathisch hier. Ich fahre zurück Richtung Hostel, da ich nicht mit meiner Kamera an den Strand gehen möchte und fahre dann allerdings erstmal die Hauptstrasse hoch bis ich die Landstrasse erreiche an welcher morgen Abend mich der Bus nach Porto Alegre, den ich in Montevideo bereits gebucht habe, einsammeln soll. Mit dem Bike brauch ich gut 20 Minuten, also ist klar, dass ich das morgen nicht laufen werde. Da ich keine Lust auf volle Strände habe, fahre ich einfach mal ein Stück querfeldein, bis mich die Dünen zum absteigen zwingen. Jetzt erstmal ein Bad im Atlantik, in dem ich das letzte mal vor über 7 Jahren auf der anderen Seite des Ozeans geschwommen bin. Im Vergleich zum Pazifik ist er aber deutlich wärmer. Abends im Hostel ist wenig los. Neben mir sind nur zwei Jungs aus Montevideo, drei chilenische Mädels und ein deutsches Pärchen anwesend. Das erste mal seit über zwei Wochen, dass ich wieder deutsch spreche fällt mir dabei auf. Da die beiden kein Spanisch und der Rest kaum Englisch spricht fungiere ich dann als Dolmetscher. Ich würde behaupten, das ist der Höhepunkt meiner “Sprachreise” 😉

Am nächsten Morgen ist es bewölkt und ziemlich windig, absolut kein Strandwetter. So hänge ich mit Diego und Marcelo, den beiden Uruguayos herum, spielen Tischtennis und chillen auf dem “Hochsitz”, vor dem gerade ein giftiger Wurm über den Sand kriecht. Dabei entschuldigen sich die beiden, dass sie mich gestern nicht gefragt haben, ob ich mit ihnen Marihuana rauchen will. Irgendwann im Laufe des Abends müssen sie sich wohl was angesteckt haben und da das Pärchen nicht so gewirkt hat als hätten sie sowas schon mal gemacht, sind sie lieber nach draussen gegangen. Daraus schliesse ich, dass ich auf die Jungs den Eindruck mache, als würde ich mir regelmässig irgendwelche Drogen in den Kopf pumpen… Hier hat das Konsumieren aber glaube ich auch eine andere Stellung als bei uns und die meisten rauchen mal irgendwann irgendwas wenn sie frei haben, so erklären sie es mir auf jeden Fall. Vielleicht sind die Leute hier deswegen auch so gechillt 😉 Mit den beiden wird meine Wartezeit auf den Bus am späten Abend auf jeden Fall kurzweiliger. Marcelo studiert Philosophie und liest gerade etwas von Friedrich Nitzsche, daher freut es ihn sich mit einem “Landsmann” zu unterhalten, auch wenn ich noch kein Werk von ihm gelesen habe. Dann wirft er mir noch etwas von Sigmund Freud um die Ohren, wonach ich versuche das Thema zu wechseln und frage ob er neben dem Studium noch arbeiten muss. Genauso wie Fernando es mir geschildert hat, arbeitet er auch täglich 6 Stunden und zwar 6 Tage die Woche in einer Wechselstube. Am späten Nachmittag geht er dann noch in die Vorlesungen und den freien Tag verbringt er mit Lernen. Seine Freundin, die den gleichen Alltag hat sieht er kaum, da ihr freier Tag auf einen anderen Wochentag fällt als Marcelos. So ist also das Studentenleben in anderen Ländern…

Ich fahre nachmittags dann nochmal zum Strand, doch der starke Wind ist alles andere als einladend. Daher koche ich mir noch was und schaue mir die Champions-League Begegnung Inter Mailand – Bayern München an. Die Bayern geniessen hier in Südamerika höchstes Ansehen, und selbst andere deutsche Clubs wie Stuttgart oder Schalke, die ich nicht unbedingt zur internationalen Spitze zählen würde, sind bekannt. Ich habe vom deutschen Fussball in meiner Abwesenheit wenig mitbekommen, aber wie es scheint will Mario Gomez sich nun wieder auf den Fussball anstatt auf seine Frisur konzentrieren… Die restliche Zeit bis zur Abfahrt schreibe ich an dem Blog, ehe das Mädel was im Hostel arbeitet dazu kommt und mich über alles mögliche ausfragt. Das ist auf dieser Reise nichs aussergewöhnliches, aber ich bin immer wieder beeindruckt welches Interesse die Menschen hier haben. Wenn ich manchmal in Deutschland jemanden irgendetwas zu einer ihm nahestehenden Person frage bekomme ich häufig sowas zu hören wie, das man lange nicht über dies und jenes gesprochen habe. Meiner Meinung nach reden viele einfach nie über irgendetwas, da man anstatt persönlichen Kontakt zu suchen, seine Zeit lieber vor dem Fernseher oder PC verbringt… Zurück ins Geschehen und da hüpft gerade eine Familie fetter Frösche durch den Vorgarten. Meine neue Bekanntschaft verabschiedet sich von mir als wären wir seit Ewigkeiten eng befreundet und ich steige in das Taxi, dass mich zur Bushaltestelle an der Landstrasse bringt. Der Bus soll hier gegen 23.40 Uhr vorbeikommen, sicherheitshalber bin ich aber schon um 23.00 Uhr dort. Da auf meiner Seite kein Wartehäuschen ist, stelle ich mich gegenüber unter, denn es fängt gerade an zu regnen. Dann gegen halb ein Bus, ich stelle mich winkend auf die Strasse und er hält an. Mit vollen Gepäck renne ich durch den Regen zum Fahrer, der mir erklärt das es der falsche Bus ist. So eine halbe Stunde nachts, mitten im Nichts kann sich ziehen und mein Bus lässt sich nochmal über eine halbe Stunde Zeit. Dann endlich um kurz nach zwölf geht es los Richtung Brasilien. 10 Tage war ich in Uruguay und ich möchte die Zeit in dem vor der Reise mir eher unbekannten Land nicht missen. Tolle Städte, schöne Strände und super nette Menschen haben das Bild geprägt. Dazu ein Traveller-Publikum, das auch nicht ganz typisch ist, alles in allem ein super Paket und eine Wahnsinns-Zeit, die nun zu Ende geht. Das nächste Kapitel heisst Brasilien, erster Stopp Porto Alegre.




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