Valle de Elqui

17 01 2011

27.12.2010, Tag 83

Beim Frühstück lernen wir Katharina aus einer Stadt Namens Frankfurt^^ kennen, die gestern hier angereist ist. Gemeinsam wollen wir uns ein Auto mieten um ins nahegelegene Elqui-Tal zu fahren, was für Seine Weinbaugebiete bekannt ist und wo die bekannten Brennereien des Nationalgetränks Pisco ihren Sitz haben. Für den späten Abend haben wir uns für eine Sternbeobachtung im Observatorium Mamalluka angemeldet, was sich ebenfalls im Tal befindet. Bei einer Autovermietung um die Ecke werden wir auch gleich erfolgreich und zahlen am Ende inklusive Benzin 18 Euro pro Person.

Seit 3 Monaten bin ich kein Auto mehr gefahren, aber so schnell verlernt man es zum Glück nicht. Hier in Chile ist es im Vergleich zum Rest Südamerikas auch relativ einfach, da man sich hier wenigstens ab und zu an Verkehrregeln hält. Wir fahren aus der Stadt raus und kommen auf eine Landstrasse: Jetzt erstmal Gas geben! Nachdem wir einen Tunnel passiert haben öffnet sich vor uns ein riesiger Stausee. Wir halten kurz an und geniessen den Blick von einem kleinen Hügel. Die Strasse bringt uns nach Vicuña, wo wir uns heute Abend auch wegen des Besuchs des Observatoriums einfinden werden. Allerdings ist der Ort nicht so spektakulär, deshalb fahren wir weiter nach Pisco Elqui, wo es, wie man aus dem Namen ableiten kann, einige Brennereien gibt, von denen wir eine besuchen wollen. Als wir aus dem Ort raus sind öffnet sich das Valle de Elqui und Zeist sich von seiner schönsten Seite. Während die Berge im Hintergrung braun und nur spärlich bewachsen sind, ist das Tal saftig grün und von Weinreben durchzogen. Über eine kurvige Strasse erreichen wir den Ort Pisco Elqui und stoppen vor der Brennerei von Mistral Pisco. Diese ist heute jedoch leider geschlossen, wie fast alle anderen auch. Man sagt uns ausserhalb gebe es noch eine kleinere Brennerei, also machen wir uns auf den Weg. Doch auch bei “Fundo los Nichos”, der ältesten Pisco-Brennerei, haben wir kein Glück. Ausser einer kostenlosen Probe im dazugehörigen Laden ist dort nichts zu machen. Also fahren wir auf Drängen unserer weiblichen Begleitungen, die heute in der Überzahl sind, weiter zu einem Artesanal, einen Kunsthandwerkermarkt. Wir biegen bei einem Schild von der Hauptstrasse ab und fahren auf einer Schotterpiste ins Tal hinab. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sich hier überhaupt irgendwas befindet, ausser den kleinen Hütten mit den Eseln die davor stehen… Doch wenig später erreichen wir das nett angelegte Gelände auf dem von Schmuck über Deko bis zur Kleidung alles angeboten wird.

Nach einem beinahe Unfall auf dem Weg zurück zur Hauptstrasse und einem weiteren Stopp in Pisco Elqui, fahren wir nach Vicuña um noch etwas zu essen bevor es um 22.30 Uhr ins Observatorium geht. Wir probieren Pastel de Choclo, ein Maisauflauf mit Fleischfüllung, der unten würzig und oben süss ist. Danach machen wir uns mit einem Auto-Konvoi auf zum Observatorium. Als wir die Schranke zur Anlage passieren müssen wir das Licht ausschalten und den kleinen grünen Markierungen auf dem Boden folgen, die uns zum Parkplatz bringen. Von dort aus sehen wir schon warum die grössten Teleskope weltweit in Chile (in der Atacama-Wüste) stehen: Der Himmel ist super klar und es ist so eine grosse Anzahl an Sternen schon mit blossem Auge zu erkennen, wie ich sie vorher noch nie gesehen habe. Es geht es direkt unter die Kuppel zum grossen Teleskop. Unser erster Beobachtungsziel ist der Jupiter mit seinen 4 Monden, dann folgt N… (die Zahl habe ich vergessen), der Stern den man von überall auf der Welt sieht und die Magellan-Galaxie. Der Führer erklärt uns die verschiedenen Sternbilder: Kreuz, „Fake-Kreuz“, Jäger, Lama, Falke und einige weitere, nachdem sich u.a. früher die Seefahrer orientiert haben. Dazu erklärt er uns was der Betrieb eines der grossen Teleskope in Chile pro Tag kostet. Ich müsste jetzt lügen um eine Zahl zu nennen, aber sie war auf jeden Fall 7-stellig, Dollar versteht sich. Die grossen Teleskope werden auch alle von anderen Ländern betrieben, allen voran den USA. Chile darf als „Gastgeber“ 10 % pro Jahr nutzen. Die Gegend ist optimal, da durch die Lage am Pazifik und vor den Anden ein besonders klarer Himmel entsteht. Aktuell ist ein noch grösseres Teleskop im Bau, was von Amerika und der EU betrieben wird, da es ein Land alleine nicht finanzieren könnte. Das Teleskop was im letzten James Bond Film zu sehen war steht auch in Chile, wurde im Film allerdings nach Bolivien verlegt, was hier für ziemlichen Unmut gesorgt hat.

Wir gehen nach draussen zu einem weiteren Teleskop. Bevor wir durchschauen, meint unser Führer noch wir sollen auf dem Stern über dem Berg hinter uns achten, dort würde gleich ein zweiter auftauchen. Durch das Teleskop sehen wir blaue Sterne, die gerade erst „geboren“ wurden und rote, die bald „sterben“. Den wir sehen beobachten die Experten schon seit Jahren, durch die Entfernung von mehreren Millionen Lichtjahren wird er aber schon lange verschwunden sein, wenn wir es dann sehen können (nur als Info für die, die sich wie ich mit der Materie nicht auskennen…). Als wir uns wieder umdrehen stehen über dem Berg tatsächlich zwei Sterne, wodurch man die Bewegung der Erde ableiten kann. Ich habe zwar keine Ahnung von Astronomie aber ich finde das alles unheimlich interessant und auch beeindruckend, wieviel Zeit die Fachleute darin investieren einfach nur den Himmel zu beobachten, wo für uns Normalos eigentlich nichts passiert. Wir bekommen erklärt, dass es einen Planeten gibt, der so beschaffen ist wie unsere Erde und in ferner Zukunft vielleicht irgendwann besiedelt werden könnte. Das wäre doch mal was wo man noch abseits der touristischen Pfade reisen kann, ganz im Sinne von „Per Anhalter durch die Galaxis“ 😉 Nach einem kurzen Vortrag, bei dem uns ein interessantes Programm vorgestellt wird mit dem man das aktuelle Himmelsbild über seinem Wohnort abrufen kann, fahren wir zurück. Auch wenn der erste Teil unseres Ausflug sich, abgesehen von der Landschaft, nicht unbedingt gelohnt hat, war der zweite Teil umso beeindruckender.

Noch in der Nacht teilen uns Theresa und Anja mit, dass sie nicht wie geplant nach Valparaiso fahren möchten, sondern direkt nach Santiago. Sie gehen davon aus, dass es dort schwierig sein wird ein Zimmer zu bekommen, da in 3 Tagen die grösste Silvesterparty des Landes steigt. Wir sehen das anders und so teilen wir uns auf. Andre und ich versuchen nach Valparaiso zu kommen, ein (bezahlbares) Zimmer zu finden und wenn wir erfolgreich sind kommen die Mädels die knapp 120 km rüber. Die beiden suchen derweil eine Unterkunft in Santiago und falls wir nicht erfolgreich sein sollten wäre das für uns die Alternativ-Variante für den Jahreswechsel. Problem bei der Sache ist nur, dass wir wieder trampen wollen und in der Konstellation wird es für die Maedels zwar einfacher, wir als zwei Männer werden es aber wohl etwas schwerer haben eine Mitfahrgelegenheit zu finden…ich bin gespannt ob und wann wir in Valparaiso ankommen.



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