Torres del Paine – Valle Francais

18 02 2011

28.01.2011, Tag 115

Als ich gegen 6.00 Uhr meinem Kopf aus dem Zelt strecke begrüsst mich ein herrlicher Sonnenaufgang über dem Lago Pehoé und den Torres. Auf dem Gaskocher toaste ich mit einem Aufsatz, den ich in der Hütte gefunden habe, mein jetzt schon ziemlich bröselndes Toastbrot. Bis wir die Zelte abgebaut und alles in den Rucksäcken verstaut haben ist es bereits nach acht, jetzt müssen wir uns langsam beeilen, den heute steht eine Strecke von 28 km auf dem Programm! Zunächst geht es am See entlang und dann langsam bergauf. Es sind wieder tolle Bilder, die wir hier auf uns wirken lassen können: Lagunen, grüne Hügel und endlos weites Land auf der einen Seite, während auf der anderen sich die Gletscher erheben, deren Schmelzwasser sich in Wasserfällen ins Tal stürzt und die Gebirgsbäche bildet an denen wir unsere Flaschen auffüllen. Heute fallen uns auch besonders die Waldstücke auf, die (natürlich) nicht wie bei uns aufgeforstet werden, sondern einfach alles so liegen bleibt wie es gerade umfällt. Dazu sieht man unzählige Bäume, die scheinbar vom Blitz getroffen wurden und ausgebrannt sind. Eine “abgefahrene Natur” und wir sind uns darüber einig, so schön Neuseeland auch ist, der perfekte Drehort für die “Herr der Ringe” Triologie wäre Patagonien gewesen! Diese wilde, unwirtliche Natur mit ihren unterschiedlichsten Facetten ist einfach nur beeindruckend.

Wir erreichen den Eingang zum Valle Francais, dass von einem Gebirgsbach durchzogen ist, über den eine Hängebrücke gespannt ist. Die verschiedenen Brückenkonstruktionen, die es im ganzen Park gibt, haben es mir sowieso angetan. Aus Sicherheitsgründen darf man sie allerdings immer nur alleine, maximal zu zweit überqueren. Drüben erwartet uns Theresa, die heute morgen schon eine knappe Stunde vorher los ist, weil sie dachte wir laufen deutlich schneller, aber unsere die ”Fotopausen” unterschätzt hat. Nach einem kurzen Imbiss verpacken wir die Rucksäcke halbwegs wasserdicht und lehnen sie an die Hütte im Campo Italiano. Den Weg ins Tal hinein, der steil hinauf bis zu einem Aussichtspunkt geht, wollen wir um Zeit zu sparen ohne Gepäck zurücklegen und es auf dem Rückweg wieder mitnehmen. Die Strecke ist wirklich nicht ohne und vielleicht die anspruchvollste der ganzen Wanderung. Es geht zunächst am Bach entlang durch den Wald, dann über Felsen, ehe wir wieder zwischen Bäumen zu einem ersten Plateau kommen, von dem man aus einen herrlichen Blick auf das Tal hat. Danach erreichen wir einen Teil, den wir den “Märchenwald” nennen, einfach nur unbeschreiblich wie vielfältig diese Landschaft hier ist. Unterwegs müssen wir immer wieder stoppen um die Flaschen mit dem kristallklaren Wasser aufzufüllen. Es schmeckt wirklich klasse, nur einmal ist der Geschmack etwas faulig, was uns zu dem Schluss kommen lässt, dass deswegen wohl sämtliche Bäume um uns herum abgestorben sind… Wir erreichen das Campamento Britanico und haben nun noch eine halbe Stunde bis zum Ziel. Ohne die Rucksäcke sind wir aber deutlich schneller unterwegs und wir erreichen den Mirador (Aussichtspunkt) nach 10 Minuten. Zwischen Bäumen ragen riesige Felsbrocken hervor, auf die wir hinaufklettern und die Atemberaubende Sicht durch das Valle Francais geniessen, Im Hintergrund erheben sich wie eine Wand die Berge, mit den Torres als krönenden Abschluss. Ich sitze einfach nur auf einem der Felsen und blicke ins Tal und auf den See…egal wie anstrengend es manchmal auch sein mag, diese Anblicke hier zahlen das um ein vielfaches wieder zurück. Dazu passt das tolle Wetter, es ist zwar kalt, aber sonnig und trocken und für hiesige Verhältnisse fast schon windstill. Auf dem Rückweg denke ich es fängt an zu Gewittern, als ich ein Donnern hinter uns höre. Als ich das ganze wiederholt stellen wir fest, dass es Lawinen sind, die am gegenüberliegenden Gletscher abgehen.

Zurück im Camp packen wir die Rucksäcke auf und machen uns auf das letzte ebenfalls wieder sehenswerte Teilstück zum und am Lago Nordenskjöld entlang. Nochmal 5,5 km, die aber dadurch das wir die Route in der entgegengesetzten Richtung laufen hauptsächlich bergab gehen. Wir erreichen das Ufer des Sees und gehen die letzten Kilometer am Stein-Strand entlang. Nach 11 Stunden erreichen wir das Campamento Los Cuernos, das gleichzeitig Hütten mit Jacuzzi anbietet. Heute ist es ziemlich voll und die ersten Zelte stehen schon im angrenzenden Wald. Auf dem mit Sträuchern durchzogenen Gelände finde ich dann doch noch einen halbwegs ebenen Platz für das Zelt. Da Theresa noch nicht da ist baue ich das Zelt alleine auf. Ein englisches Pärchen, dass wir aus den letzten Tagen bereits kennen, bietet an mir zu helfen, allerdings wirken sie mit ihrem Zelt (gleiches Model) schon etwas überfordert und so überlege ich, ob ich ihnen helfen soll als ich mit unserem fertig bin und sie immer noch mit dem Innenzelt ihre Schwierigkeiten haben^^ Dann suche ich jedoch noch Steine um das Zelt gegen den immer stärker werdenden Wind zusätzlich zu sichern. Durch den grossen Andrang muss ich zunächst anstehen um nach dem Essen mein Geschirr zu spülen, dann um die Toilette zu benutzen und anschliessend an der Dusche, wovon jeweils ganze zwei vorhanden sind. So wird aus tatsächlich 30 Minuten mal eben 2 Stunden und während der Sturm stärker wird verkrieche ich mich gegen zehn im Zelt. Allerdings fällt es mir schwer zu schlafen, denn der Sturm braust aus dem Tal heran und fegt durch das Zelt und schüttelt es jedes mal durch. So döse ich immer mal kurz weg und werde dann wieder wachgerüttelt. Obwohl ich totmüde bin geht das so bis etwa 3.00 Uhr, da tobt der Sturm draussen dermassen, dass man meint ein Zug würde herangebraust kommen und wenn er durch das Zelt rauscht scheint es mir nur eine Frage der Zeit wann es irgendwo reisst…dazu muss ich dringend auf Toilette und da ich sowieso nicht schlafen kann traue ich mich nach draussen, wo unsere Nachbarn gerade versuchen ihr Zelt wieder zu befestigen. Unseres dagegen steht genauso wie ich es aufgebaut habe, deutsche Qualitätsarbeit nenne ich das 😉




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