Montevideo – Ciudad Vieja

5 03 2011

18.02.2011, Tag 136

Montevideo ist laut den Reiseführern ein Traveller-Traum, da alles leicht zu erlaufen ist. Heute ist es ungewöhnlich bewölkt, was bei einer Stadtbesichtigung, aber gar nicht so verkehrt ist. Die Plaza Independencia, die von 3 Seiten von schönen Gebäuden gesäumt wird bildet das Zentrum der Stadt. Der sich dort erhebende Palacio Salvo war einst das höchste Gebäude Südamerikas. Ich kann mir nur nicht erklären warum jemand dort so eine hässliche Antenne draufsetzt… Mitten auf der Plaza unter dem Reiterdenkmal von General Artegas befindet sich dessen Grabkammer. Diese frei zugänglichen Katakomben finde ich etwas seltsam und die beiden Soldaten, die scheinbar den ganzen Tag im halbdunkel neben der Urne strammstehen müssen sind auch nicht zu beneiden. Vor dem Theater spricht mich ein älterer Engländer an, dem wie so oft meine Tasche aufgefallen ist. Er fragt nach meiner Reiseroute und erzählt mir dann wie er in den 70ern selbst mit dem Rucksack durch Südamerika gereist ist. Wir vergleichen diverse Reiseziele und es wirklich interessant zu hören das beispielsweise der Trail nach Machu Picchu damals so untouristisch war wie der unsrige nach Choquequirao. Beneidenswert denke ich mir oft, denn an vielen Stellen wünsche ich mir oft das “wilde Südamerika”, welches die Traveller damals noch für sich hatten. Ohne regelmässig verkehrende Busse, meistens per Anhalter auf einem Laster mitzufahren, keine Hostels, sondern Unterkünfte bei irgendeiner gastfreundlichen Familie, das war noch echtes Backpacken! Da kommt dann der Romantiker in mir durch, früher war eh alles besser 😉

Die Strandpromenade ist nicht allzu sehenswert und so laufe ich durch ein zwielichtiges Viertel wieder hoch ins Ciudad Vieja, die Altstadt. Dort gibt es unzählige hübsche Gebäude zu bestaunen und ab und an fährt mal wieder ein Pferdewagen mit diesen riesigen Müllsäcken hinten dran vorbei und die Jungs winken mir zu. Generell sieht man hier in Uruguay ziemlich viele alte Autos und Verkaufsstände an den Plazas wo man allerlei antikes Zeug kaufen kann, wie eine kleine Zeitreise und irgendwie passt das hier alles zusammen. Am Hafen gehe ich ein paar hundert Meter auf den ins Wasser laufenden Wellenbrecher raus, wo unzählige Angler dabei sind ihr Essen zu fangen. Hunger habe ich auch gerade und als ich das Gebäude des Mercado Cenral mit seinen unzähligen Grillständen betrete wird es in dieser Gaucho-Nation Zeit für mein erstes Steack. Pulpa, ist ein riesiges Fleischstück, was auf offener Flamme gebraten wird, allerdings maximal “Medium”, denn normalerweie mag man es hier blutig.

Direkt vor dem Mercado sehe ich einen Stand an dem Lnderaufnäher verkauft werden. Als ich mir eine Uruguay-Flagge zulege fragt mich der Verkäufer wo ich herkomme. Auf Alemania antwortet er; wir sollen bloss nicht über Fussball reden…das verlorene Spiel um Platz 3 bei der letzten WM steckt den Urus auch noch in den Knochen… Nachdem die Argentinier die letzten verlorenen Spiele auch immer wieder angesprochen haben, fällt mir auf das wir fast gegen alle Länder, die ich bereist habe oder werde bei irgendeiner der letzten Weltmeisterschaften gewonnen haben. Wie gesagt Uruguay (2010) und Argentinien (2010 und 2006), Ecuador (2006), Bolivien (1994) und Paraguay (2002). Lediglich Brasilien (Finale 2002) dürfte auf uns gut zu sprechen sein… Ich frage ihn aber trotzdem wo ich Karten für ein Spiel hier in Montevideo bekommen kann und er verweist mich auf den Lotto-Kiosk gegenüber. Und tatsächlich, für umgerechnet knapp 7 Euro bekomme ich ein Ticket für die Partie Penarol – Fenix am Samstag Abend. Mein erstes Spiel hier in Südmaerika! Der Rundgang durch die Altstadt zieht sich noch etwas, da ich an jeder Ecke noch irgendeine Strasse entdecke, die ich als besonders schön einstufe. Insgesamt ist Montevideo also sehr sehenswert!

Zurück im Hostel treffe ich Jackeline und sie fragt, ob ich heute Abend mit ihr und ihrer franz ösischen Zimmerpartnerin feiern gehen will? Hmm, gibt sicher schlechtere Angebote…;) Da mich mein Bettnachbar Nikolas aus den USA aber auch gefragt hat biete ich ihm an mitzugehen. Als wir dann zum Vorglühen (das gibts hier auch) auf der Treppe zusammen sitzen wird aber deutlich, dass es ein Verständigungsproblem gibt… Während ich mit den beiden Mädels spanisch spreche, spicht Nikolas, wie die meisten aus einem Englischsprachigen Land, nur seine Muttersprache, was die Kommunikation schwierig werden lässt. Das ist so ein Problem was viele Amis, Briten, Australier usw. haben. Sie kommen in ein fremdes Land, meinen jeder spricht ihre Sprache und sind dann völlig aufgeschmissen wenn es mal nicht so ist. Anita (die Französin) lebt eigentlich in Irland und hatte in der Schule Deutsch-Unterricht, wovon allerdings nur so viel hängen geblieben ist, wie von meinen 4 Jahren Französich. Aber ein paar Worte bekommen wir beide noch zusammen und Valentina, die an der Rezeption arbeitet, fragt ob wir nicht hier anfangen wollen, wo wir doch beide 4 Sprachen „sprechen“. So möchte ich meine Kenntnisse nicht umschreiben, aber ich kann mich mittlerweile halbwegs flüssig verständigen und mit Leuten, die Spanisch nicht als Muttersprache und daher einen ähnlich knappen Wortschatz haben, funktioniert das zu meiner Zufriedenheit. Mittlerweile hat der Nieselregen zugenommen und es schüttet aus Eimern, eine Seltenheit hier. Wir überlegen ob wir noch losziehen wollen, aber selbst der Weg aus der Tür zum Taxi würde reichen um klatschnass zu sein. Also verlegen wir unsere Runde erstmal nach drinnen an die Bar und wollen warten bis der Regen nachlässt. Als dies nach zwei Stunden immer noch nicht der Fall ist, vertagen wir das ganze auf morgen.





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