Parque Nacional Tierra del Fuego

26 02 2011

05.02.2011, Tag 123

Nach langem überlegen, da ich das Thema Wandern eigentlich mit dem Torres del Paine für diese Reise abgehakt hatte, bestelle ich mir doch für 14.00 Uhr ein Shuttle, das mich in den Nationalpark Tierra del Fuego bringt. Eva hatte den Park vorgestern abgelaufen und meint man kann es in 5 Stunden schaffen. O.K.,  5 Stunden gebe ich mir dann noch, aber dann ist es mit dem Trekking vorbei 😉 Viel kann man sonst auch nicht in Ushuaia machen und ich will auch noch was typisches von der Landschaft Feuerlands sehen. Vorher gehe ich noch kurz in die Stadt um Souvenirs zu kaufen, eine der Hauptaktivitäten fuer Touristen in Ushuaia. Dabei treffe ich André, der nun aufgrund des Preises doch keinen Helikopterundflug macht… Mit dem Fahrer des Mini-Busses, in dem ausser mir nur ein argentinisches Pärchen sitzt, ist die Verständigung recht schwierig, da ich mich mit dem argentinischen Dialekt noch schwer tue und er aber darauf keine Rücksicht nehmen will oder vielleicht auch nicht kann. Das ist sowas was mich in diesem Land schon beim ersten Abstecher ereilt hat und auch noch ein paar mal passieren wird. Ich vergleiche das dann gerne damit, dass jemand nur ein paar Brocken deutsch spricht und ich ihm dann etwas in echtem Offenbacher-Platt hinwerfe, und wenn er nachfragt sag ich das ganze nochmal etwas schneller, um die Chance das er es nicht versteht zu erhöhen…

Aus diesem Grund lande ich nicht am Parkeingang, von welchem aus ich ans Ende laufen wollte, sondern an diesem und laufe nun rückwärts. Das stellt sich aber als gar nicht so ungeschickt heraus, denn so habe ich eine halbe Stunde mehr Zeit das letzte Shuttle zu erwischen, das zuletzt den Eingang erreicht. Hier am Ende des Parks wo man über die Bahaia Lapataia bis zum Beagle-Kanal blicken kann, endet offiziell die „Ruta 3“, sowas wie der argentinische Gegenentwurf zur Panamericana, daher auch die Kilometer-Angabe von 17.848 nach Alaska. Irgendwie hat hier jedes Land seine berühmte Strasse, wie eben diese „Ruta 3“, oder z.B. die Carreterra Austral in Chile. Dabei stelle ich mir immer die Frage was denn DIE Strasse in Deutschland ist? Haben wir so eine Art „Panalemania“, die deutsche Route 66?! Wer eine Antwort darauf hat darf es mir gerne mitteilen! Ich vote für die A3, die u.a. die Rhein-Metropole Köln mit der Main-Metropole Offenbach verbindet 🙂 Da mir das Thema aber irgendwie keine Ruhe gelassen hat (so oft wie ich hier auf der Strasse unterwegs bin…) habe ich mal recherchiert und unsere längste Autobahn ist die A7 mit 938 km (vor der A3 mit 778 km). Dabei fälle ich den Entschluss irgendwann „demnächst“ einmal durch Deutschland von Nord nach Süd zu trampen und die deutsche Gastfreundschaft auf die Probe zu stellen. In Chile habe ich solche Strecken an einem Tag geschafft! Mit solchen Gedanken im Kopf erreiche ich den Aussichtspunkt über die Bahia und die auf der anderen Seite liegende Laguna Verde.

An vielen Stellen ist die Landschaft mit der im Torres del Paine vergleichbar, aber alles ein wenig kleiner, dafür aber auch nicht so überlaufen. Plötzlich entdecke ich einen Adler, der sich bereit zum Fotoshooting in kurzer Entfernung auf einem Ast niederlaesst. Das ganze erinnert mich an die Begegnung mit einem seiner Artgenossen auf dem Pinchincha in Quito/Ecuador, zu Beginn meiner Reise. Knapp 4 Monate sind seitdem vergangen und ich habe den südamerikanischen Kontinent ab der Äquator-Linie bis hierher an den südlichsten Zipfel bereist. Auf einem Schild in Ushuaia stehen 6.300 km bis Quito, aber dadurch das ich nicht einfach nur gerade heruntergereist bin wird es wohl um einiges mehr gewesen sein. Ein unvergleichlicher Teil meines Lebens und ein gutes Drittel habe ich nun ja auch noch vor mir, mit dem Unterschied das es ab jetzt Richtung Norden ins warme geht. Eigentlich hatte ich mir für heute schon überlegt nur eine kleine Runde zu laufen, mich an einem netten Platz hinzusetzen und die Landschaft zu geniessen und später zurückzufahren. Aber irgendwie siegt dann doch die Neugier, wie der „Sendero Costa“, der Weg entlang der Küste zum Beagle-Kanal wohl so aussieht. Erst überquere ich eine Brücke, neben der die Reste des Vorgängermodels noch im Wasser stehen. Etwas typisches für Südamerika, das man etwas neues baut und das alte einfach stehen lässt und wartet was passiert… Weiter geht es durch den Wald, dann querfeldein, ehe ich das Ufer mit dem klaren, blau schimmernden Wasser erreiche. Ich will mich erstmal ein bisschen beeilen, da ich nicht sicher bin wie realistisch die Zeiten auf der Wanderkarte sind. Die bisher zurück gelegte Strecke wurde mit 2-3 Stunden angegeben und ich bin sie in einer gelaufen, aber man weiss nie ob es beim nächsten Abschnitt nicht andersrum ist, deswegen verzichte ich auf grössere Pausen. Unterwegs begegnet mir dann wieder mein gefierderter Freund und setzt sich diesmal direkt vor mir auf den Weg. Nachdem ich mehrere Hügel überwunden habe, erblicke ich die Bucht wo die Ensenada da Zaratiegui liegt. Gegenüber befindet sich die Isla Redonda auf der eine Nationalflagge weht. Man muss ja sicher gehen, nicht das die Chilenen irgendwann diesen „strategisch wichtigen“ Punkt einzunehmen versuchen 😉

Von der Anlegestelle sind es noch 1,4 km an der staubigen Strasse entlang bis zur Stelle, wo ich mich einsammeln lassen will. Es ist 18.30 Uhr, also fährt der Bus nun gerade hinten im Park los. Nach 15 Minuten komme ich dort an und um kurz vor sieben werde ich eingesammelt. Glück gehabt sonst hätte ich jetzt hier 1,5 Std. rumsitzen dürfen. Im Wagen sitzt auch das Pärchen von der Hinfahrt, die mich etwas ungläubig ansehen, wie ich wohl hierher gekommen bin, nach nur knapp 4 Stunden. Zurück in Ushuaia kaufe ich noch ein für die morgige Fahrt und versuche nicht allzu spät ins Bett zu kommen, denn mein Bus nach El Calafate fährt um 5.00 Uhr.



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