Guayanquil

26 10 2010

19.10.2010

Um 4.50 Uhr klingelt der Wecker! Nach 30 Minuten sind wir abmarschbereit, im Bungalow nebenan brennt jedoch immer noch kein Licht. Seltsam, denn eigentlich sind wir meistens später fertig als die Mädels. Ich gehe klopfen, Anja antwortet verschlafen – der Wecker hat wohlnicht funktioniert… Jetzt bricht die Hektik aus, denn sie haben noch nicht gepackt. Die südamerikanische Gelassenheit was pünktlichkeit angeht habe ich ja schon in den letzten Monaten zu Hause demonstriert, mittlerweile habe ich es aber nahezu perfektioniert 😉 Aber in den entscheidenden Momentan kommt dann doch der deutsche in mir durch. An der Haltestelle erfahre ich am Schalter, dass der Bus Verspätung hat. Im dunkeln sehe ich am Ende der Strasse 3 Ruckssäcke anwackeln. Ich kaufe die Tickets und als der Bus einfährt sind wir vollzählig.

Im Halbschlaf erreichen wir Guayaquil, mit 4 Mio. Einwohnern die grösste und lange Zeit auch die gefährlichste Stadt Ecuadors. Mal wieder sind wir noch un schlüssig wohin die Reise gehen soll. Eigentlich wollten wir nach Quevedo und die bekannte Lagune Quilotoa, die sich in einem Vulkankrater befindet, besichtigen. Aber da wir dafür fast 2 Tage unterwegs wären entscheiden wir uns für den Nachtbus nach Latacunga, von wo aus wir weiter in den Cotopaxi Nationalpark wollen. Das bringt den Vorteil mit sich, dass wir die Rucksäcke bei dem Busunternehmen einstellen können und so den ganzen Tag Zeit haben uns die Stadt anzusehen.

Ein Taxi bringt uns zum Malecon 2000, der renovierten Uferpromenade mit Aussichtsplattformen über den Fluss, Anlegestellen mit Segelschiffen, einem Einkaufszentrum und Vergnügungspark. Wir machen einen Rundgang und als wir in der Stadt an der Kathedrale vorbeikommen wollen wir uns im Park Bolivar zu einer Mittagspause niederlassen. Als wir gerade eine Bank ansteuern sitzt ein Leguan mitten auf dem Weg! Als wir uns umsehen entdecken wir eine ganze Kolonie in den Beeten, in denen extra Futterstellen angelegt sind. Ich lese im Reiseführer nachund erfahre, dass dies der natürliche Lebensraum der Tiere war und sie den Park nicht verlassen. Erstaunlich, da die Umzäunung sie wohl kaum aufhalten dürfte. Dafür die Kinder, die sich einen Spass daraus machen die Schwänze anzuheben und auf eine Reaktion zu warten, vergeblich. Nebenan in einem Teich leben Wasserschildkröten, in einem halb ausgetrockneten Becken dahinter Land- und Sumpfschildkröten. Beides allerdings derart beengt, dass es nicht annähernd artgerecht wäre.

Wir schauen uns die mit Flachbildschirmen und Ventilatoren versehene Kathedrale an und gehen die Hauptstrasse „9 de Octubre“, vorbei an der Iglesia San Francisco richtung Ufer. Ich entdeckedie Ecuadorianische Zentralbank. Vielleicht endlich eine Möglichkeit mein Euros zu tauschen, die ich vor der Reise als Notfallreserve vorgesehen hatte jetzt aber nicht ständig dabei haben möchte. Die Geldfrage war sowieso eine schwierige Entscheidung. Nach langem überlegen hatte ich ein Reisekonto bei der DKB eröffnet, zu dem ein Visa-Konto gehört, dass unbegrenzt kostenloses Abheben im Ausland ermöglicht. Auf diesem Konto geht monatlich ein Festbetrag ein, so dass bei Verlust nur dieser abhanden kommen kann. Für den Fall, dass ich ohne Karte da stehe, habe ich noch Traveller-Schecks und eben eine Bargeldreserve dabei. Jedoch bereits in Quito, wo 3 Banken nichts von meinen Euronen wissen wollten, habe ich gemerkt wie wenig mir im Notfall dieses Geld bringen wird…und nachdem weitere Banken in Puerto Lopez und am Flughafen von Guayaquil ebenfalls nicht in Dollar tauschen wollten, habe ich beschlossen die Bargeldreserve auf einen kleinen Dollarbetrag zu beschränken, da es selbst in Ecuador in jeder kleineren Stadt Geldautomaten gibt. In dieser Absicht stehe ich mit 250 Euro in der Hand nun am Schalter und als ich dran bin das gleiche Spiel. Ein schlechter Witz denke ich mir wenn nicht mal die Nationalbank Devisen wechselt. Sie schicken mich weiter zur „Banco del Bank“. Als ich diese nicht finde, frage ich einen Polizisten, der mir die Wechselstube gegenüber zeigt und gleichzeitig rät auf der Strasse zu tauschen. Da ich mehrfach davon gelesen habe, dass dort unmengen Falschgeld kursieren entschide ich mich für die Wechselstube und nehme zähneknirschend einen Kurs von 1,05 $ (aktuell 1,39 $) für 100 meiner Euros in Kauf. Besser als Falschgeld oder wenn es sonstwie entwendet wird rede ich mir das ganze schön.

Wir laufen die Uferpromenade weiter zum Cerro St. Ana auf deren Hügel sich ein Leuchtturm befindet, ein Muss! Das Viertel was früher wohl zu den Slums zählte wurde aufwendig renoviert, so dass es nun den Flair einer südamerikanischen Hafenstadt zur Kolonialzeit vermittelt. An den Häusern hängen Bilder, wie es vorher aussah und die 444 Stufen hnauf zum „Faro“ sind durchgehend nummeriert. Auf dem Weg nach unten kehren wir in einer Bar ein, über deren Tür ein grosses „Café“ leuchtet. Anja ordert die Karte und plötzlich bekommen wir einen Pitcher hingestellt. Auf Nachfrage erklärt man uns, dass dies eine Bar sei, wo man ausschliesslich Bier ausschenkt. Muss man erstmal wissen… Als wir die Gläser mit dem dicken Dreckrand innen betrachten und nicht so recht wissen, ob wir schon so abgehärtet sind, bekommen wir 4 neue hingestellt, die diesmal nur von aussen Dreckränder haben, immerhin. Auf der Strasse klingelt das Münztelefon, woraufhin die Wirtin lossprintet und dran geht. So einfach kann man einen Festnetzanschluss einsparen.

Anja beschliesst nicht mit zum Cotopaxi zu kommen, sondern weiter nach Baños zu fahren, wo wir am Wochenende hin wollen und bucht um. Als wir um 22.30 Uhr in den Nachtbus steigen sind wir also nur noch zu dritt. Der Bus ist randvoll, so dass wir dieses mal unser Handgepäck auf den Schoss nehmen müssen – 7 Std.! Ich hatte mich schon den ganzen Tag geärgert, dass ich so viel dabei hatte, aber jetzt merke ich erst richtig wie schwer ca. 5 kg sein können… Aber das muss ich jetzt bis Latacunga aushalten, von wo aus wir in den Cotopaxi-Nationalpark aufbrechen.




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