Ende…!?!
13 04 2011Rückblick, Reisefazit & Ausblick
Es wäre zwar auch kein schlechtes Ende gewesen diesen Blog mit dem Bericht vom Flughafen zu schließen, aber meine Idee während der Reise war es ein, sagen wir mal „Fazit“ zu schreiben, um Erwartungen und Wirklichkeit nochmal gegenüber zustellen und einen Ausblick darauf zu geben wie es nun weiter geht. 6 Monate ist es nun her seitdem ich aufgebrochen bin einen fremden Kontinent zu durchreisen und zu erleben, meinen Traum von Südamerika, dem Kontinent der Superlative, zu leben…
Acht Länder waren es in 165 Tagen, mit 14 Grenzübertritten. Am längsten war ich in Chile (41 Tage), gefolgt von Peru (41), Ecuador (20), Brasilien (20), Argentinien (15), Bolivien (14), Uruguay (10) und Paraguay (4). 108 Orte habe ich besucht, wofür ich 68 Reisen unternehmen musste. Größtenteils mit dem Bus (42), aber auch in Kleinbussen oder privat Transporten (13), mit dem Flugzeug (4), als Schiffsreise (4), per Zug (3) oder als Tramper mit dem LKW (2). Die längste Tour war dabei die Strecke Asuncion-Ciudad del Este-Foz de Iguacu-Rio de Janeiro mit knapp 32 Stunden. Geschlafen habe ich in 48 verschiedenen Hostels (121 Nächte), bei Freunden (18), in Bussen (9), im Zelt (8) oder auf dem Schiff (3). Das billigste Hostel hatte ich dabei am Titicacasee/Bolivien für umgerechnet 2,50 € die Nacht, am längsten geblieben bin ich in Santiago de Chile (9 Tage). Ich stand auf dem Äquator, war am Pazifik und Atlantik, auf sechs Inseln und einigen Bergen (genau kann man das nicht sagen, da man in den Anden ständig irgendwo oben ist^^), der höchste der Chacaltaya (5435 m) in Bolivien. Ich habe die großen Metropolen des Kontinents gesehen, deren Namen wie ein Lied den Lippen gehen wie ich finde: Quito, Lima, La Paz, Santiago, Buenos Aires, Montevideo, Asuncion, Rio de Janeiro. Von Walen in Ecuador, über Affen, Piranhas und Schlangen im Dschungel Perus bis zu Seelöwen, Pinguinen und Delfinen im chilenischen Patagonien und auf Feuerland (um nur einige zu nennen), habe ich die Tierwelt in ihrem ursprünglichen Lebensraum erleben dürfen. Dokumentiert in weit mehr als 10.000 Fotos…
Ich bin auf der Panamericana getrampt, habe abgelegene Orte aufgesucht, die kaum ein Tourist je zu Gesicht bekommt, bin in der Hängematte auf dem Amazonas gefahren, habe den Karneval in Rio erlebt, die mystische Faszination Machu Picchus, habe die surreale Landschaft im Süden Boliviens gesehen, die unvergleichbare wilde Schönheit Patagoniens und war „am Ende der Welt“, Feuerland. Ich hatte unheimliches Glück mit dem Wetter (was auf so einer Reise extrem wichtig ist), quasi immer wie bestellt. Die Reiseroute und auch der Zeitraum waren nahezu perfekt, so dass ich es bis auf ein paar Kleinigkeiten genauso wieder machen würde. Doch das wichtigste sind die Menschen, die ich unterwegs kennengelernt habe. Die vielen Backpacker, Mochileros, Traveller, Langzeitreisenden oder wie man sie sonst auch nennen mag. Diejenigen mit denen mich irgendetwas verbindet und Freundschaften entstanden sind, die sicher über diese Reise hinaus bestand haben werden. Und nicht zu vergessen, die „Locals“ wie wir Traveller sie gerne nennen, die Menschen, die mir Einblick in ihr Leben gewährt und gezeigt haben, warum dieser Kontinent für seine Gastfreundschaft so berühmt ist. Gerade als Deutscher kann man feststellen welche Anerkennung und Bewunderung unser Land in anderen Erdteilen noch erfährt. Deutschland steht für Qualität, Zuverlässigkeit und Perfektionismus, und auch oder vielleicht gerade deshalb weil die Menschen es selbst nur selten umsetzen können, würde ich behaupten Südamerika „liebt“ Deutschland. Es ist ein Kontinent das trotz aller Probleme immer ein Lächeln übrig hat, ich habe noch nie in meinem Leben so viele lachende Menschen gesehen! Das alles hat diese tollen Erlebnisse erst so fantastisch gemacht.
Aber ich möchte hier nicht nur Statistiken präsentieren und das Erlebte nochmal herunterbeten, sondern versuchen zu reflektieren was die Idee war und was nun die Wirklichkeit ist. Das Schreiben hat mir während der Reise ziemlich viel gegeben und sehr viel Freude bereitet. Eines meiner Lieblingszitate stammt aus dem Buch „Into the Wild“ in dem der Verfasser nach seinem Ausstieg aus der Gesellschaft in der Einsamkeit Alaskas irgendwann zu der Einsicht kommt: „Glück ist nur echt wenn man es teilt“. Das war etwas was ich vor der Reise nicht abschätzen konnte: Wie soll ich all diese tollen Erlebnisse jemals verarbeiten, wenn es niemanden gibt mit dem ich darüber reden, davon schwärmen kann?! Doch nach den ersten Wochen und den tollen Feedbacks, die ich erhalten habe wurde dieser Blog quasi zum Selbstläufer und ich habe mein Glück teilen können, mit meinen Reisepartnern aber auch mit euch! Es ist einfach schön hier in der Heimat auf Dinge angesprochen zu werden, die man erlebt und beschrieben hat und die von euch gelesen und so auch ein stückweit miterlebt wurden.
Seit etwas mehr als 3 Wochen bin ich nun wieder zu Hause, habe (fast) alle meine Freunde wiedergesehen, der Main-Turm steht und auf dem Wasser war ich auch schon wieder^^ Derzeit lebe ich noch in meinem ehemaligen Kinderzimmer, aber ich genieße den Luxus eines eigenen Raums, wenn auch wie in der letzten Zeit mit „Gemeinschaftsbad“ 😉 Ich musste mich erst mal wieder daran gewöhnen an einem Zebrastreifen die Straße zu überqueren ohne an gehupt zu werden, sauberes Geschirr zu benutzen oder das Toilettenpapier nicht mehr in stinkenden Mülleimern entsorgen zu müssen. Auch nicht ständig ein- und auszupacken und den ganzen Tag seine Wertsachen zu kontrollieren ist ein angenehmer Nebeneffekt, aber das ist natürlich nicht das auf was es ankommt. Ich habe die Erfahrungen, die ich gesucht habe, gefunden, meine Sehnsucht und das Fernweh für einen Moment gestillt. Mein Ziel die Sprache zu lernen konnte ich besser als erwartet in die Tat umsetzen und so bleibt auf jeden Fall auch ein Stück Bildung bei dieser Geschichte. Mein Blick auf die Dinge hier hat sich definitiv verändert, die Wertigkeiten haben sich verschoben und ich messe den unwichtigen Dingen mit denen wir uns im Alltag gerne belasten nun noch weniger Wert zu. Es ringt mir nur ein müdes Lächeln ab wenn ich beobachte, wie sich hier manch einer über Dinge aufregt, die es nicht einmal Wert sind Beachtung zu finden und welche Zeit dafür verschwendet wird. Ich möchte jetzt nicht so tun als sei ich bekehrt und geläutert, aber es ist schön eine Plattform zu haben, wo man ungeschminkt seinen Gedanken freien Lauf lassen kann und dabei manchmal sogar Gleichgesinnte findet. Ich bin nicht so Realitätsfern, das ich erwartet hätte irgendwas damit zu bewegen, wenn ich durch die Weltgeschichte reise. Aber was ich den E-Mails usw. entnehmen konnte, habe ich bei einigen doch irgendwie zum Nachdenken angeregt und das ist schon deutlich mehr als ich je in Erwägung gezogen habe. Vielleicht wollte ich ein Zeichen setzen, dass man sich nicht einfach dem Fluss hingeben muss durch den man hier durch das Leben getragen wird, sondern das es jederzeit möglich ist auszubrechen und einfach das zu machen was man möchte, Träume Realität werden lassen. Anfang letzten Jahres habe ich einen Begrüßungstext in mein Handy eingegeben, der mich jeden Tag daran erinnert hat was ich vor habe: „2010 – Träume verwirklichen“. Jetzt steht dort „2011: Erledigt!“ Ich kann jedem nur wünschen und dazu ermutigen die eigenen Träume in die Tat umzusetzen, denn alles ist machbar. Dabei muss es sich nicht um eine Reise handeln, sondern auch ganz einfache Dinge, für die man sich einfach Zeit nehmen sollte. Dinge die uns, wenn auch vielleicht nur für einen Moment, das Gefühl von einem selbstbestimmten Leben geben, dem Gefühl von Freiheit. Ich möchte hier meinen Freund Gustav zitieren, der dies als „individuelle Freiheit“ beschreibt, dem gibt es nichts hinzuzufügen. Von hier aus einen Gruß in die Ferne und alles Gute für deine Träume. Unsere „philosophischen Schriftwechsel“ haben in meinem Buch auf jeden Fall ein Kapitel verdient!
Die Rückkehr in die Heimat war irgendwie seltsam. Ich saß zu Hause und es kam mir vor als sei ich gerade erst letzte Woche hier gewesen, ganz komisch und nicht wirklich zu erklären. Diese halbe Jahr, all diese fantastischen Erlebnisse waren auf einmal ganz weit weg, wie so eine Art Parallelwelt. Das alles ist zwar passiert, aber da niemand von hier dabei war ist es einfach nicht so präsent. Du erzählst ein bisschen was, aber dann geht man auch schon wieder zum alltäglichen über (nur der Jetlag macht mir immer noch zu schaffen…). Aber so fühle ich mich im Nachhinein bestätigt diesen Blog geschrieben zu haben, denn ansonsten hätte ich nie nur ansatzweise von dieser Reise berichten können. Hier ist halt alles so wie immer, da sich erwartungsgemäß nicht allzu viel verändert hat. Genauso wie sich bei mir nicht viel getan hätte, wenn ich das halbe Jahr hier gewesen wäre. Man lebt den Alltag und der hält nicht allzu viele Überraschungen bereit. Von daher ist es nicht allzu schwer sich wieder einzugliedern – wenn man will. Das ist der Scheideweg an dem ich mich jetzt befinde, versuche ich “komplett zurückzukehren“ in mein altes Leben oder versuche ich den gerade eingeschlagenen Weg noch ein Stück weiter zu gehen. Die Rückkehr ist einfach, meine Umgebung hier ist fast die gleiche wie vor der Reise. Ein neuer Job, eine Wohnung und schon ist alles wie vor knapp 7 Monaten. Aber will ich das?! Mein “altes Leben“ war alles andere als schlecht, aber wenn man mal über den Tellerrand geschaut und den Duft der Freiheit gespürt hat verblasst so ziemlich alles daneben. Ich hatte in den letzten, sagen wir mal 5 Jahren, viele Hochs und Tiefs, einige sehr tiefe Tiefs während denen dann aber die Idee zu dieser Reise gewachsen ist, die den bisherigen Höhepunkt meines Leben darstellt. Ich hatte sowas vermutet und mich selber unter Druck gesetzt, dies vor meinem 30. Geburtstag zu verwirklichen, oder ansonsten bleiben zu lassen.
Mit diesen Erfahrungen ist die Alternative also weit reizvoller, aber damit entferne ich mich umso weiter von der ersten Variante. Ich merke jetzt schon wie schwer es ist sich tatsächlich wieder zu 100 % zu integrieren. Oberflächlich geht es sicher, aber irgendwas fehlt. Vielleicht sind es die Gespräche, die ich mit den vielen tollen Menschen, die ich unterwegs kennengelernt habe, teilweise nächtelang geführt habe. Leute mit ähnlichen Idealen, Lebenseinstellungen und Ideen mit denen es eine wahre Freude war sich auszutauschen. Ohne uns wirklich zu kennen konnte man den anderen sofort verstehen und sich in die Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Das soll jetzt nicht heißen, dass hier alles schlecht und unbefriedigend ist. Ich bin unheimlich gerne mit meinen Leuten zusammen und genieße die Zeit. Aber es ist schwierig alles raus zulassen was einem so auf der Seele brennt, das funktioniert nur bei ganz wenigen. Es fällt schwer das zu sagen was ich wirklich denke, denn meine Gesellschaftskritik kann ganz schnell als Kritik am Lebensstil meines Gegenübers ausgelegt werden, aber das ist es nicht. Jeder muss seinen eigenen individuellen Weg zum Glück finden. Für den einen ist das Familie, Haus und/oder berufliche Karriere, für den anderen das Leben ohne jegliche Bindungen, da er sich sonst eingeengt fühlt. Alles kann richtig sein und gerade deswegen ist es zwischen diesen “Gruppen“ schwierig sich auszutauschen, da oft keine Toleranz für „das andere“ vorhanden ist. Nichts desto trotz ist es wichtig diese Menschen um mich zu haben, denn es gibt eine ganz wichtige Sache die wir miteinander teilen: Erinnerungen. Erinnerungen an all die tollen Dinge, die wir in den gemeinsamen Jahren erlebt haben und die ich genauso wenig missen möchte wie diese Reise. Ich versuche viele Menschen in meine Gegenwart einzubauen, merke aber gleichzeitig, dass wenn neue Menschen in mein Leben treten, andere in den Hintergrund rücken und irgendwann vielleicht ganz verschwinden…das ist das Leben. Aber ich habe gelernt loszulassen, den Moment zu genießen und anschließend nicht nachzutrauen, sondern mich zu freuen, dass es diesen Moment gegeben hat. Losgelassen habe ich auch die materiellen Dinge, die unser Leben bestimmen. Schon vor der Reise habe ich geschrieben, das Besitz auch oft belastet und ich kann jetzt sagen, das ich nie so zufrieden war, wie in diesem Moment wo ich alles was ich zum Leben brauche auf meinem Rücken tragen konnte. Das Ende dieser Reise war natürlich nicht so wie ich es mir vorgestellt habe, aber vielleicht auch mein Schicksal, denn ich erinnere mich in meinem Leben an keine tolle Zeit mit einem “Happy-End“. Auf jeden Höhenflug folgt irgendwie ein Fall und es heißt dann immer wieder aufzustehen und den nächsten Berg zu bezwingen…
Die am meisten gestellte Frage in diesen Tagen ist sicher: „Und, wie geht’s jetzt weiter?“ Ich antworte dann meistens darauf: „Keine Ahnung…“ Denn ist das wichtig? Warum immer planen? Warum wissen was morgen passiert? Ich habe schon mal von dem Leben als Überraschung geschrieben und genau das lebe und genieße ich jetzt nun für einen Augenblick. Erst mal nicht festlegen, denn in der jetzigen Situation mit den frischen Eindrücken im Gedächtnis, kann es gar keine Entscheidung für eine totale Rückkehr geben. Ich kenne mich nun mittlerweile selbst ein wenig und ich weiß das am Ende sowieso wieder eine Bauchentscheidung stehen wird. Denn genauso ist es zu dieser Situation gekommen. Viele Traveller planen ihre Reise jahrelang, bereiten sich detailiert darauf vor und sind auf viele Situationen sicher besser eingestellt als ich es war. Anfang 2010 habe ich angefangen diese Idee zu forcieren, etwa im Mai wurde es konkret und Ende Juni habe ich gesagt ich mach das jetzt einfach. Genauso war es mit meinem Arbeitsplatz. Nach der Ablehnung meines Antrags auf Freistellung vom Dienst hätte jeder normale Mensch sich mit der Entscheidung schwer getan seinen Beamtenstatus zu beenden. Ich dachte mir damals, o.k. dann ist es halt vorbei. Im Endeffekt aber die richtige Entscheidung, denn die Vorstellung wieder täglich 9 Stunden im Büro zu sitzen ist für mich zumindest derzeit unvorstellbar. Mein Leuchtturm (auch so eine Bauchentscheidung…) ist momentan die perfekte Lösung. Ich mache etwas was mir Spaß macht, bin draußen, habe gut gelaunte Menschen um mich, ich denke das ist eine ziemlich angenehme Arbeitsatmosphäre. Ich habe unterwegs versucht eine Antwort darauf zu finden, warum die Menschen so fröhlich sind. Es hört sich sicher banal an, aber ein bisschen spielt sicher das Wetter eine Rolle. Stellt euch vor wir hätten 300 Sonnentage im Jahr, ein Traum! Man kann fast immer im Freien sein, da wo das Leben spielt. Mir geht es zumindest so, denn wenn ich draußen sein kann steigt meine Laune rapide. Klar kann es nicht ewig so weiter gehen, aber ich genieße genau diesen Moment. Oft fällt auch die Frage nach der Altersabsicherung. Das ist so ein Thema von dem wir Deutschen fast schon besessen scheinen. Rentenversicherung, private Vorsorge und wenn es geht noch Immobilien. Natürlich ist es sinnvoll schon früh darüber nachzudenken, aber es kann auch nicht Sinn und Zweck sein ein ganzes Leben zu schuften für etwas wovon ich nicht weiß ob, und wenn ja wie lange ich es erlebe. Wenn ich daran denke, dass ich mindestens noch 38 Jahre arbeiten muss, um nach unserem System in Ruhestand gehen zu können…eine verdammt lange Zeit. Und wie ich in meinen Beweggründen schon geschrieben habe, stelle ich mir aufgrund dieses langen Zeitraum schon die Frage ob, unter anderem aufgrund der demografischen Entwicklung, das deutsche Rentensystem 2049 vielleicht gar nicht mehr existiert?! Ich spare mir weitere Ausführungen zu den Alternativen oder gesundheitlichen Risiken, aufgrund derer es vielleicht nicht zu der Situation kommt, möchte damit aber nur nochmal zum Ausdruck bringen, dass ich lieber jetzt mein Leben voll und ganz auskoste und deswegen bewusst nichts in dieser Richtung plane. Denn wenn es irgendwann zum Problem werden sollte werde ich auch dafür eine Lösung finden. Dies ist ein weiteres Ergebnis dieser Reise: Absolut kein Mangel an Selbstvertrauen!
Beim Lesen denkt vielleicht der ein oder andere jetzt bin ich langsam völlig übergeschnappt…ich denke ich lebe sicher in “einer anderen Welt“. Es ist eine Welt derer, die etwas anders machen wollen. Oft höre ich den Begriff “Träumer“, wenn ich mal etwas mehr raus lasse von dem was mir durch den Kopf geht. Das sind sympathische Menschen, denn es ist schön Träume zu haben, aber ich zähle mich nicht dazu. Träumer verbringen ihr Leben damit irgendetwas hinterherzujagen was nicht im Rahmen des Möglichen ist und stehen oft am Ende mit leeren Händen da, wenn auch dafür glücklich… Für meinen Teil denke ich, dass ich mir eine vernünftige Basis geschaffen habe. Ich habe einen Schulabschluss, eine Ausbildung, einen abgeschlossenen Studiengang, insgesamt 11 Jahre Berufserfahrung, habe mit eigenem Konzept ein kleines Unternehmen aufgebaut und so denke ich zumindest auch im Kreise meiner Freunde einiges im gesellschaftlichen Bereich auf die Beine gestellt. Das ist nicht der Stoff aus dem Träumer sind. Vielleicht zähle ich sogar zu den absoluten Realisten, denn ich habe begriffen das ich nur dieses eine Leben habe und die Zeit die einem bleibt verdammt kurz ist. Deswegen möchte ich sie nutzen, so intensiv wie es nur geht. Ich brauche mich nirgendwo zu verstecken, denn ich habe lange genug gezeigt, dass ich auch in dieser Gesellschaft (über-) leben kann. Und ich habe es geschafft mich in die glückliche Situation zu bringen in der ich nicht nur davon abhängig bin was ich kann, sondern entscheiden kann was ich will.
Zurück zu dem Punkt wie es weiter geht: Mit Fortsetzungen ist es immer so eine Sache. Vergleicht man es mit Filmen so gibt es doch wenige 2. Teile die mit ihren Vorgängern konkurrieren können. Das ist mir klar und so birgt es natürlich ein großes Risiko diese intensive Erfahrung des Reisens, die ich in den letzten 6 Monaten erleben durfte nicht mehr toppen zu können und am Ende mit einer Enttäuschung da zu stehen. Die großen Highlights Südamerikas, meine persönlichen Höhepunkte auf dieser Erde habe ich fast alle gesehen: Machu Picchu, den Amazonas, Patagonien oder Feuerland um nur ein paar zu nennen. Es wird schwer weitere ähnlich bewegende Momente zu erleben. Aber aufhören, wo es eigentlich gerade erst begonnen hat kann ich irgendwie auch nicht. Ich habe den Grundstein gelegt ein Leben zu führen von dem ich immer geträumt habe und zumindest für ein paar Jahre scheint es möglich… Ich merke das kribbeln, den Drang neue Pläne zu schmieden und gleichzeitig die Unruhe die aufbricht, sobald ich daran denke mich hier wieder “niederzulassen“. Ich bin sicher nicht der Auswanderertyp, denn meine Heimat ist hier, Offenbach, Bürgel. Aber dieses Nomadentum, einfach durch die Gegend zu ziehen, unterwegs zu sein, das ist aktuell mein Ding. Der Zeitraum eines halben Jahres ist dabei völlig ausreichend, denn irgendwann ist es auch gar nicht mehr möglich all die Eindrücke und Erlebnisse zu verarbeiten. Das ist dann der Moment wo man spürt es ist Zeit wieder nach Hause zu kommen…
Abschließend kann ich nur wiederholen, dass es eine unglaubliche Zeit war, die alles andere in den Schatten gestellt hat. Ich habe meine Grenzen gesucht, gefunden und oft auch überschritten. Ich habe “meine Geschichte“ ein bisschen so geschrieben, wie sie mir selbst gefällt. Diese Geschichte, die nun immer mit meinem Namen verbunden sein wird. Und ich finde das Schlagwort “mit dem Rucksack durch Südamerika“ irgendwie cool! Ich werde diese Zeit unheimlich vermissen. Jeder einzelne Moment hat mir endlich dieses Freiheitsgefühl gegeben nach dem ich so lange gesucht hatte. Das fehlt mir denke ich am meisten und wenn ich nun hier so sitze befürchte ich, ich bin raus…
Ich wollte gerne mit einem Zitat schließen, aber das wirklich passende habe ich nicht gefunden. Mein Favorit war der Text von Erinnerung, der Abschluss-Song bei jedem Onkelz-Konzert, der auch auf dieses Ende gut passen würde. Doch ich zitiere mich selbst^^ mit einem Satz, den ich unterwegs immer wieder gesagt habe. Denn egal wie es kommt, ich habe eins auf dieser Reise gelernt: Alles ist möglich! Und damit möchte ich hier auch schließen:
America del Sur 2010/2011 – Todo es posible!
Kategorien : Allgemein