Pichincha

14 10 2010

11.10.2010

Wieder früh aufstehen, und das obwohl ich doch eigentlich frei habe…aber heute steht die Besteigung des Pichincha direkt über Quito an. Mit dem Teleferico, einer Seilbahn, fahren Theresa und ich zum Aussichtspunkt auf 4100 m. Derzeit machen wir die meisten Aktivitäten zu zweit, da Anja das meiste schon gesehen und André gestern erst angekommen ist und wir ihn nicht gleich auf fast 5000 m hochschleppen wollen.

Das ist nämlich das Ziel des heutigen Tages: Hoch auf den Gipel in 4794 m Höhe. Ein guter Test wie sich das mit der Höhenluft so verhält, da es hier noch einige interessante Berge gibt, die für Anfänger vergleichsweise leicht zu besteigen sind. Wir hatten darüber nachgedacht einen Führer zu engagieren, da in den Reiseführern aber steht das der Pichincha leicht zu besteigen ist verzichten wir darauf. Was „leicht“ in Südamerika-Reiseführern bedeutet, hätte ich eigentlich wissen sollen… Im Teleferico lernen wir zwei deutsche kennen, einer von beiden war schon zwei mal oben und will demnächst auf den Cotopaxi, vom Erdmittelpunkt gemessen der höchste Berg der Welt. Oben frühstücke ich erstmal und stelle fest, dass ich ausser meinen beiden Brötchen keine richtige Nahrung eingepackt habe, obwohl wir min. 5 Std. unterwegs sein werden.

Wir wandern über mehrere Hügel richtung Berg, relativ langsam, da man den Höhenunterschied anhand der Luft sofort merkt. Nach ca. 1,5 Std. kommen uns die beiden deutschen aus der Seilbahn entgegen. „Wart ihr schon oben?“ frage ich. „Nein, das Wetter ist zu schlecht, direkt hinter dem Berg wo der Weg langführt ist es zu stürmisch!“ Hmm, wenn das einer sagt, der schon zweimal oben war sollte man vielleicht darauf hören…allerdings sind die beiden in Shorts, Turnschuhen und Sommerjacken unterwegs. Wir sind dagegen recht gut ausgestattet, denn wenn ich eins bei unserer Villarica-Besteigung letztes Jahr gelernt habe: Man kann am Berg nie zuviel Kleidung dabei haben! Wir besprechen uns kurz, beschliessen den Aufstieg zu versuchen und ziehen alles an was der Rucksack hergibt. Zum Glück habe ich meine Mütze eingepackt, nur die Handschuhe habe ich dummerweise im Zimmer liegen gelassen, ein fataler Fehler…

Theresa geht ein Stück vor, ich ziehe mich noch fertig an, als plötzlich ein Adler über mir kreist. Schnell die Kamera raus, vielleicht erwische ich ihn noch aus der Nähe. Aber es kommt noch besser: Nach einer weiteren Runde setzt der Vogel zur Landung an und sitzt ungefähr 2 m von mir entfernt, beobachtet mich und kommt auf mich zu. Wahnsinn! Wo kann man so ein Tier in der freien Natur auf diese Distanz sehen?! Unser neuer Freund soll uns dann noch den Rest des Tages begleiten, vielleicht als Glücksbringer 😉

Nachdem wir die Hügel hinter uns gelassen haben, schlängelt sich der Weg an der Felswand entlang. Es ist wie die beiden angekündigt haben ziemlich stürmisch und wegen der Luft müssen wir viele Pausen einlegen und kommen nur langsam voran. Die Vegetation wird auf einmal wieder ziemlich bunt, wo bisher fast nur Gras gewachsen ist stehen nun Blumen und Sträucher. Wir kommen an einer kurze Steilwand, die wir mit Klettern ohne Probleme überwinden können. Ein Schweizer in voller Bergmontur kommt uns entgegen gerannt und meint in 30 Min. seid ihr oben! Eine willkommene Motivation, doch kurz später treffen wir einen Engländer, der wohl eher unserem Leistungsniveau entspricht, der meint min. 1 Std. Puh, immerhin sind wir schon über 2 Std. unterwegs. Aber die beiden sind bisher die einzigen, die es heute auf den Gipfel geschafft haben.

Wir kommen an ein Geröllfeld, von dem uns die beiden aus der Seilbahn erzählt haben. Wahrscheinlich der schwierigste Teil nach oben, kein halt und kein Weg ist mehr erkennbar. Ein Pakistani kommt uns entgegen und meint er habe den Weg nicht gefunden. Das macht mich schon mal nachdenklich, das von einem zu hören, der in seiner Heimat die höchsten Berge der Welt vor der Tür hat. Aber egal, versuchen wollen wir es und so kämpfen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes durch das Geröllfeld. Ungefähr eine Stunde brauchen wir, bis die Steilwand unterhalb des Gipfels erreicht ist. Die körperliche Anstrengung ist nicht das Problem, nicht vergleichbar mit der Tour auf den Villarica letztes Jahr in Chile, aber die Luft wird immer dünner uns sobald man etwas schneller geht ist man sofort ausser Atem. Langsam merke ich auch den Hunger und mein Wasservorat geht auch zur Neige. Ich muss einen paar Minuten auf Theresa warten. Es ist richtig kalt, ich sehe meinen Atem. Die Fingerspitzen spüre ich kaum noch, also stecke ich mir die Hände zum aufwärmen erstmal da hin wo es am wärmsten ist…sicher eiun Bild für die Götter wenn mich jetzt jemand sehen könnte 😉

So, jetzt nochmal klettern. Ziemlich steil und ohne Absicherung, aber wir wollen hoch, also auf geht´s! Ohne zu wissen wo es wirklich weiter geht hängen wir in der Wand. Nach etwa 15 min. Kletterei sehe ich eine Felsen mit einer Markierung – das muss der Gipfel sein! Und tatsächlich, nach fast 4 Std. stehen wir auf 4794 m!

Zunächst ist alles bewölkt, doch dann reisst die Wolkendecke auf und gibt einen atemberaubenden Blick in den Krater, auf Quito und den Cotopaxi im Hintergrund frei. Dafür hat sich der Aufwand wirklich gelohnt, das ist quasi die Belohnung. Theresa steigt als erstes ab, ich mache noch ein paar Fotos und gehe dann hinterher. Irgendwie halte ich mich zu weit rechts und finde den Weg auf dem wir hoch gekommen sind nicht mehr. Ich versuche eine Felsspalte, finde keinen Tritt und gehe wieder ein Stück hoch. Auch an der nächsten Stelle fehlt mir der Halt, allerdings befindet sich 2-3 m unter mir ein kleiner Absatz aus Geröll. Springen? Schnappsidee! Falls ich mir nichts breche, brauche ich nur ein Stück zu weit zu rutschen und stürze den ganzen Hang hinunter. Eine Gruppe Schweizer, die nach uns die letzten sind, die es auf den Gipfel schaffen, kommt gerade vorbei und rät mir wieder hoch zu steigen.

Nochmal hoch und weiter suchen…ich halte mich mit den Armen zwischen zwei Felsen, so dürften es unter meinen Füssen vielleicht noch 1,5 m sein. Hoch kann ich jetzt sowieso nicht mehr und in Gedanken bei unserem Abstieg im Conguillio-Nationalpark letztes Jahr setzte ich zum „Martin-Rieche-Gedächtnissprung“ an. Einen Bruchteil einer Sekunde finde ich mich auf dem Absatz wieder uns komme auf der Seite rutschend kurz vor der Kante zum stehen. Gebrochen ist nichts, zum Glück habe ich auf die Leute gehört die mir knöchelhohe Schuhe empfohlen haben (danke Christoph!). Meine rechte Hand ist aufgeschürft, da wären Handschuhe auch nicht verkehrt gewesen. Genauso mein Schienbein und mein Hinterteil. Und meine unkaputtbare Jogginghose hat ein Loch, zum Glück habe ich auf Anja gehört und nicht meine einzige Jeans angezogen.

Ich verarzte die Wunde notdürftig und rutsche das Geröllfeld runter, wo Theresa wartet und sich wundert warum ich so lange gebraucht habe. Ich berichte dann von meiner neuen Sportart, dem „Mountain-Jump“. Und zumindest bin ich der erste aus unserer Truppe, der seinen Reiseapotheke tatsächlich gebrauchen kann. Der Rest des Abstiegs verläuft ohne grössere Probleme und kurz vor der Seilbahn-Station bekommen wir noch einen komplett freien Blick auf den ca. 200 km entfernten Cotopaxi, ein Postkarten-Motiv!

Unten holen uns die Schweizer wieder ein und wir fahren, nach einem kurzen Smalltalk über den Gipfelsturm, mit dem Shuttle an die Hauptstrasse. Da es dort ausnahmsweise überhaupt keine Taxen gibt, laufen wir ein Stück Richtung Innenstadt durch ein ziemlich ärmliches Viertel. Jetzt wäre ein Taxi nicht schlecht… Nach ca. 20 min. hält ein leeres neben uns, dummerweise ohne Registrier-Nr. auf der Tür, also eins von denen die man eigentlich nicht nehmen soll. In dem Moment ist uns aber alles egal. Wir steigen ein und sagen „Quicentro“. Das riesige Einkaufszentrum direkt bei uns um die Ecke kennt eigentlich jeder. Nach 10 Min. sehen wir das Flughafen-Schild, irgendwas stimmt hier nicht! Ich hole meinen Stadtplan raus, zeige ihm auf der Karte wo wir hinwollen, er tut ganz überrascht und meint „Aah, Quicentro!“ – Ja, was habe ich denn gesagt?! Langsam erkennen wir das Viertel wieder und erkennen, dass er mit uns eine „Stadtrundfahrt“ macht. Also ganz klar so eine Touri-Abzock-Masche. Als wir das Center sehen steht auf dem Taxometer 4.50 $. Zwar nicht teuer, aber morgens hatten wir 3 $ bezahlt und da uns der Umweg ziemlich absichtlich erscheint, drücken wir ihm eben diesen Preis in die Hand und steigen direkt vor einer belebten Bushaltestelle aus und verdrücken uns, den schimpfenden Taxifahrer im Hintergrund, durch die Menge.

Nach dem duschen verarzte ich erstmal meine Wunden. Da ich für das Bein keinen grossen Verband habe muss mein Küchenhandtuch herhalten. Dann betrachte ich mich im Spiegel von hinten, das wird ein Spass. Wer sich schon mal selbst dort verarztet hat weiss was ich meine…und damit dann morgen im Bus sitzen. Abends beschliessen wir unsere eigentliche Route, die uns an den Cotopaxi und den umliegenden Nationalpark gebracht hätte, umzuwerfen (ich habe auch gerade mal wieder genug von Bergen ;)) und erstmal an die Küste nach Puerto Lopez zu fahren.



Quito – Altstadt

12 10 2010

10.10.2010

Sonntags ist in Quito die Altstadt Autofrei, daher starten wir heute unsere Tour durch diese riesige Metropole. Am Busterminal organisiert uns Daniel, unser Engländer, ein Taxi für 2 $ zur El Panecillo, der Statue die über der Stadt thront. Unterwegs will der fahrer plótzlich 3 $, bei 4 Personen kein Preis, aber hier versucht man mal wieder die typische Abzocke, also steigen wir unterwegs aus ohne zu bezahlen und nehmen das nächste Taxi. Oben angekommen erwartet uns ein sagenhafter Ausblick über diese Stadt die scheinbar kein Ende hat, zumindest keins das man sieht. Kein Wunder bei einer Breite von 2 km und einer Länge von 12 km. Offiziell hat Quito 1.4 Mio. Einwohner, aber so genau weiss das niemand… Wir blicken hinunter auf die Stadt und im Hintergrund Läuft „Wind of Change“ mit Panflöten-Untermalung…überragend!

Danach starten wir die Altstadt-Tour am Plaza-Grande, wo sich u.a. das Regierungsgebäude befindet. Das nächste Ziel ist die Basilica del Voto Nacional, vorher wird aber noch zu Mittag gegessen. Da gibt es eine sehr güstige Variante: Albonzada. So eine Art Mittagsmenü mit Suppe, Hauptspeise und Nachtisch, sowie Getränk in der Preisspanne von 1.50 – 2.75 $. Meist ist das Hauptgericht „Arroz con Pollo“, meine WSV-Chile-Truppe weiss worauf ich anspiele^^

Bevor wir zur Kathedrale aufbrechen suche ich die Post um eine Karte einzuwerfen. Ich finde sie auch, zwar offiziell geschlossen, aber die Gittertür ist nicht richtig verschlossen. Ich sehe mich um, finde nirgendswo einen Briefkasten, also ziehe ich das Gitter auf, so dass ich durch passe und laufe durch die Halle zu einem Briefkasten. Beim verlassen des Gebäudes hat sich das Gittertor verklemmt, na ja, dann bleibt die Post von Quito heute halt geöffnet…

Der Aufstieg auf den Turm der Kathedrale kostet 2 $, im Unterschied zu einer Kirchturmbesteigung in Deutschland kommt man aber hier wirklich bis auf die Spitze und hat einer Aussicht ohne Gitter oder Zäune vor der Nase. Nach einer engen Wendeltreppe muss man die letzten beiden Absätze mit einer Leiter erklimmern, bis man direkt unter den Glocken steht. Ich läute zur Mittagszeit 😉 Auf dem Rückweg nehmen wir den Weg über die Decke der Kirche, wo unter dem Dach Holzplanken ans andere Ende des Gebäudes führen, wo man auf den hinteren Turm klettern kann. Über eine aussenliegende Metalltreppe geht es hoch zu einer Plattform, die mit etwa kniehohen Geländern „gesichert“ ist. Ebenfalls ein toller Ausblick, jetzt vom anderen Ende der Altstadt.

Wir machen uns auf dem Heimweg, bzw. auf zum Flughafen um André, den vierten in unserer Reisegruppe abzuholen, der 3 Tage zuvor seinen Anschlussflug in Lima verpasst hat. Als wir am Abend dann vollständig sind geht es an die Routenplanung. Am Di. wollen wir Quito verlassen, aber vorher geht es noch rauf auf den Pichincha, den Hausberg Quitos mit 4794 m.



Mitad del Mundo

12 10 2010

09.10.2010

Etwa 20 km nördlich von Quito verläuft die Äquatorlinie, aus welcher sich der Name des Landes ableitet. Der Ort wurde durch 1736 Messungen von Charles-Marie de Condamine ermittelt. Nun kann man hier mit einem Bein auf der Nord- und einem auf der Südhalbkugel stehen. Irgendwie ein toller Moment, wie oft sieht man diesen Breitengrad auf dem Globus und nun steht man direkt darauf. von dem Monument hat man zudem eine gute Aussicht über das Umland. Als ich wieder unten bin teste ich meinen Kompass und widerlege das Gerücht, dass Messgeräte von der Nord- nicht auf der Südhalbkugel funktionieren.

Vor dem Eingang halten wir wieder einen Bus an und fahren für 0.40 $ zurück nach Quito. Bus oder generell Autofahren ist in Ecuador recht simpel. Man muss lediglich die Mindestgeschwindigkeit von 80 km/h innerhalb der Städte und Ortschaften einhalten und ausserhalb mit Höchstgeschwindigkeit fahren. Um wenig Zeit zu verlieren bleibt die Tür während der gesamten Fahrt geöffnet, so dass (zumindest Einheimmische) Fahrgäste aus bzw. in das rollende Fahrzeug steigen können. Die Anzahl der Stehplätze ist auf dem Schild über dem Eingang nicht ausgefüllt, da egal wie voll der Bus ist immer noch mindestens 10 Personen Platz finden. Das ist widerum praktisch um einen Zeitverlust auszugleichen, wenn ältere Personen einsteigen für die komplett gestoppt werden muss, da bei schnellen Anfahren niemand umfallen kann. Bisher sind wir in allen Bussen die einzigen Ausländer, da Taxifahren wie beschrieben extrem günstig ist und die meisten Touristen die sichere Variante vorziehen. Anja wurde vor ein paar Tagen die Tasche im Bus aufgeschlitzt und die Brille geklaut. Ärgerlich aber wir wollen ja auch was von Land und Leuten mitbekommen und dafür sind öffentliche Verkehrsmittel ein perfekter Ort. Zurück zum ecuadorianischen Verkehr: Die Vorfahrtsregel besteht, sofern ich das bisher beurteilen kann, aus hupen. Bei allen Kreuzzungen mit oder ohne Ampel, welche hierzulande sowieso eher den Zweck einer Strassenbeleuchtung erfüllt, wird kräftig gehupt um sich anzukündigen. Was passiert wenn aus beiden Richtungen Fahrzeuge zum gleichen Zeitpunkt ankommen haben wir noch nicht mitbekommen…

Zurück im Quatier blamiere ich mich dann beim Skat. Dachte das sei wie Fahrradfahren aber Kartenspiele vergisst man wohl leichter. Zum Abschluss des Tages gehen wir in einer deutsch-englisch-japanischen Runde auf ein Bier in eine orientalische Bar um die Ecke – das ist Multi-Kulti.



Otavalo

12 10 2010

09.10.2010

Unser erste Tour ins Umland von Quito führt uns am Samstag zum Tier-, Künstler-, Obst- und Gemüsemarkt von Otavalo, einem der ältesten und grössten Märkte Südamerikas. Um 5.00 Uhr klingelt der Wecker – eigentlich… Auf meiner neuen Multifunktionsuhr habe ich auf dem Ziffernblatt die lokale Zeit eingestellt und in der kleinen Digitalanzeige die deutsche Zeitzone behalten, nach welcher sich dummerweise der Wecker richtet und nicht klingelt. Zum Glück wache ich um 5.10 Uhr auf und so können wir mit kleiner Verspätung nach Otavalo aufbrechen. Mit dem Taxi geht´s für 2$ zum Busterminal und für weitere 2 $ mit dem Überlandbus durch die Anden ins 200 km entfernte Otavalo. So können wir gleich das für die Andenregion typische Gefühl erleben, wenn neben der Strasse, der Hang mehrere hundert Meter steil bergab fällt.

Der Tiermarkt findet direkt neben der Panamericana, der grössten Verkehrsstrasse Südamerikas, statt, welche für diesen Zweck extra gesperrt wird. Was hier los ist kann man überhaupt nicht beschreiben, hunderte Händler bieten Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe, Hühner, Katzen, Hunde und Nager zum Verkauf an. Die „Verkaufsstände“ ordnen sich nach Grösse der Tiere. Meerschweinchen und Kaninchen kauern neben Hundewelpen und Katzen in kleinen Gittern oder Kartons. Dahinter wird das Federvieh in Kisten angeboten, Küken bekommt man gleich Kartonweise. Wer hier ein Huhn kauft bekommt es an den Füssen zusammengebunden „frisch verpackt“ in die Hand. Genauso ergeht es den Meerschweinchen, die teilweise auch einfach in Netze gepackt werden. Tierschützer wären nicht begeistert was das für Zustände sind, aber das ist halt auch Südamerika. Auf dem hinteren Teil des Marktes werden die grossen Tiere angeboten. Das Highlight hierbei sind die Schweine, eine Frau versucht das gerade erstandene „Schnitzel“ davon zu ziehen und das arme Vieh quiekt als hätte es bereits das Schlachtbeil gesehen. Und so ein störriges ausgewachsenes Schwein bewegt man nicht so einfach… Einen Artgenossen, den das Schicksal bereits ereilt hat sehen wir an den Fressständen etwas oberhalb, wo eine Frau ein Spanferkel zubereitet.

Jenseits der Panamericanan befindet sich der Kleider-, Obst- und Gemüsemarkt. Nachdem man sich durch die Stände mit gefälschten Shirts, Schuhen und Körben aus alten Autoreifen gekämpft hat, kommt man zu den Obstständen wo 40 Orangen für 1 $ angeboten werden. Nach einer kurzen Pause und der obligatorischen Kirchenbesichtigung am Plaza Bolivar besuchen wir zum Abschluss den Küstlermarkt am Plaza de Ponchos. Neben eben diesen findet man so ziemlich alles was die ecuadorianische Handwerkskunst hergibt: Teppiche , Alpaca-Schals, Mützen und unzählige weitere Kleidungsstücke, Schmuck, Figuren und Musikinstrumente. Eigentlich der optimale Platz um Mitbringsel zu kaufen, wären wir nicht am Anfang der Reise und der Rucksack mit 19 kg sowieso noch zu schwer. Aber eine handgeschnitzte Holz-Schildkröte nehme ich dann doch mit. 15 $ soll sie kosten, ich sage 9 um nicht ganz unhöflich zu sein und der Verkäufer nickt – also schlecht verhandelt…

In einer Seitenstrasse spricht uns eine Europäerin an: „Do you have your Lonely-Planet with you?“ Klar, das 1184 Seiten starke Werk für gesamt Südamerika ist quasi die Bibel dieser Reise. Aber schön, dass man hier überall sofort auffällt, liegt neben Haut- und Haarfarbe vielleicht auch daran, dass der Ecuadorianer im Schnitt 1,60 m gross ist und ich überall wie ein Leuchtturm heraussteche^^

Beim nächsten Taxifahrer wird dann meine neue Verhandlungstaktik angewendet, für 3 $ geht´s zur Laguna San Pablo. Lohnt sich bei dem trüben Wetter aber nicht wirklich. Als wir einen Busfahrer nach dem Weg fragen, meint er, er habe uns gestern in Quito gesehen – soviel zum Thema auffallen… Als ich das Bild auf der Rückseite des Bus vom peruanischen Militärs sehe erinnere ich mich auch. Weiterhelfen kann uns der Busfahrer nicht, aber die Soldaten machen wir noch mit einem gemeinsamen Foto glücklich.

Nach einem 2 km langen Fussmarsch zurück zur Panamericana beginne ich neben einer Tankstelle die vorbeifahrenden Busse anzuhalten. Geht ganz einfach: Arm raus und warten bis ein Bus direkt auf einen zuhält. Dann wird mit dem Beifahrer, der aus der Tür hängt verhandelt ob der Bus auch tatsächlich dorthin fährt wo man hin will, da im Fenster grundsätzlich alle möglichen Reiseziele angeschrieben sind… Etwa 20 km vor Quito springen wir in Calderon raus und nehmen ein Taxi zum Mitad del Mundo – der Äquatorlinie.



Quito – Hostel

12 10 2010

Das Hostel, sofern man es so nennen kann, in dem wir in Quito wohnen liegt im Stadtteil La Carolina. Eigentlich handelt es sich um kein Hostel im eigentlichen Sinne, sondern um eine Privatunterkunft. Anja ist bereits 2 Wochen vor dem Rest unserer Reisegruppe in Ecuador gewesen und hat einen Sprachkurs absolviert. Die Unterkünfte werden von der Sprachschule vermittelt, die direkt gegenüber ist. So wohnen wir mit den anderen Sprachschülern zusammen, was allerdings nicht unbedingt unsere Spanisch-Kenntnisse verbessert, da überwiegend deutsch und ansonsten englisch gesprochen wird. Aber es ist wirklich nett, da wir so gleich einige Kontakte haben und in dem Quartier stehen uns Küche und Waschmaschine zur Verfügung, was unsere Low-Budget-Planung natürlich begünstigt. Und es gibt warmes Wasser! Wer schon mal in Südamerika war weiss was ich meine… Direkt neben unserem Haus (das weisse Gebäude) befindet sich die kubanische Botschaft, so dass ich jeden Tag „durch Kuba“ gehe wenn wir zu den Mädels gehen, die schräg gegenüber wohnen. Als wir das erste mal in unser Haus wollen, muss ich das Schloss mit der Kreditkarte knacken, da der Schlüssel nicht funktioniert. Als echter Offenbacher ist sowas ja kein Problem…;) Nach ein paar Tagen habe ich den Trick aber drauf und komme auch so rein. Die Übernachutng kostet 10 $ im Einzelzimmer, eigentlich mehr als ich ausgeben wollte, aber für die erste Unterkunft o.k. In Ecuador wurde vor ein paar Jahren der Dollar als offizielle Währung eingeführt. Zu den amerikanischen Scheinen und Münzen produziert Ecuador eigene Münzen mit einheimischen Bildern, auf deren Rückseite „United States of America“ steht.



Ecuador

7 10 2010

Gelandet! Nach 19 Stunden Flug mit einem geplanten Zwischenstopp in Madrid und einem zumindest für mich überaschenden in Guayaquil bin ich nun in Quito. Sowohl im Reisebüro als auch beim Check-In hat niemand was von zweimal umsteigen gesagt, genauso das ich ab Madrid nicht mehr mit Iberia, sondern mit Lan fliege, aber das ist Südamerika 😉 Nach dem Umstieg zu Lan war der Flug angenehm, wobei ich gut 6 Std. geschlafen habe, soviel wie in den beiden letzten Nächten in Deutschland zusammen…

Meine Reisebegleitungen Theresa und Anja haben mich direkt am Flughafen in Empfang genommen und ins bereits reservierte Hostel gebracht, so lässt es sich leben 🙂 Jetzt warten wir noch auf André, der unsere Gruppe vervollständigt und wahrscheinlich in 2 Std. landet, also geht´s dann gleich wieder los zum Flughafen. Ansonsten ist es hier sonnig bei 22º, Ortszeit 10.50 Uhr, also 7 Stunden nach der deutschen Sommerzeit.

Vielen Dank auch nochmal an mein deutsches „Flughafen-Shuttle“ Christoph, ich kann dir jetzt aus eigener Erfahrung bestätigen, dass bei Transatlantikflügen auch 1,5 Std. vor Abflug noch eingecheckt werden kann!

Das war´s dann für´s erste, hasta mañana!