¡Hola Paraguay!

18 03 2011

13.03.2011, Tag 159

Morgens mache ich mich auf den Weg zur „Puente de la Amistad“, welche über den Rio Paraná führt, der wiederum die Grenze zwischen Brasilien und Paraguay bildet. Mein eigentlicher Reiseplan sah vor, neben der brasilianischen auch noch die argentinische Seite der Wasserfälle zu besichtigen und anschliessend für etwa 10 Tage durch Paraguay zu reisen. Allerdings bleiben mir nun nur noch 3 Tage und so entscheide ich mich gegen einen zweiten Besuch des beeindruckenden Naturwunders und nehme Kurs auf Asuncion, die Hauptstadt Paraguays. In diesem touristisch recht unerschlossenen Land wollte ich eigentlich zuerst in den Süden, in die Stadt Encarnacion reisen, um von dort aus die Jesuitenruinen von Trinidad (UNESCO Weltkulturerbe) zu besichtigen und ggf. noch in den „Chaco“ hinausfahren, wo sich einige deutsche Mennoitensiedlungen befinden. Das begründet auch warum als Sprachen in meinem Reiseführer neben den Amtssprachen Spanisch und Guarani, auch Hochdeutsch und Plattdeutsch aufgelistet sind. Aus diesem Plan wird aufgrund der traurigen Umstände nun nichts, ich möchte aber unbedingt noch ein wenig in dieses Land “hineinschnuppern“, da es neben Bolivien zu den ursprünglichsten, allerdings auch zu den ärmsten Ländern Südamerikas zählt. Nach dem teilweise schon übertriebenen Tourismus und den hohen Preisen in Argentinien und Brasilien sehne ich mich nochmal nach so einem Erlebnis und die günstigen Lebenshaltungskosten sind natürlich auch verlockend.

Der Bus der nach Ciudad del Este über die „Freunschaftsbrücke“ fährt hält eigentlich nicht an der Grenze, da man in den Nachbarländern wohl keinen Einreisestempel braucht. Also muss ich dem (etwas begriffsstutzigen) Busfahrer irgendwie klar machen, dass ich aussteigen muss um mir meinen Pass abstempeln zu lassen. Obwohl ich diesen in der Hand halte und ihm den Einreisestempel zeige schaut er mich an wie ein Auto… Irgendwann macht es zum Glück dann doch „Klick“ und er gibt mir ein Ticket für den nächsten Bus. Die Grenzbrücke gilt nämlich als gefährlich, da es dort häufig zu Überfällen kommen soll. Also nehme ich den Bus, da ich zudem wenig Lust habe in der sengenden Sonne die Strecke zu laufen. Es sind aber so viele zu Fuss unterwegs, das ich mir schwer vorstellen kann, dass hier jemand einen Überfall verübt. Zudem bietet die Brücke auch wenig geeignete Stellen. Ich vermute, dass dieses Gerücht durch die Taxifahrer gestreut wurde, die sich eine goldene Nase damit verdienen Fahrgäste zu überhöhten Preisen über die Brücke zu befördern. Drüben angekommen bekomme ich dann meinen Einreistempel nach Paraguay, das 8. und letzte Land auf dieser Reise.

Ciudad del Este, die „Stadt des Ostens“ wird allgemein als „Marktplatz Südamerikas“ beschrieben. Hier gibt es alles, wirklich alles zu kaufen! Hinter einem Wald an Werbetafeln herrscht ein absolutes Chaos, das mich ein wenig an die Deutsch-Tschechien Grenzstädte erinnert. Genau wie dort unsere Landsleute hinpilgern um günstig gefälschte Waren zu erstehen, ist dies hier das Ziel der Brasilianer, die Kistenweise Waren über die Grenze transportieren. Es gibt allerdings nicht nur Strassenstände, sondern auch Hochglanz-Shoppingcenter mit allerlei technischen Geräten. Eigentlich wollte ich hier heute noch den Itaipu-Staudamm besichtigen, bevor ich nach Asuncion aufbreche, doch da wir Sonntag haben bin ich zu spät. Als ich mich unzähliger Taxifahrer entledigt und mich über den Stadtplan mit chinesischer Übersetzung gewundert habe, warte ich auf den Bus. Ein Mädel mit deutschen Pass in der Hand steigt aus einem Taxi und blickt suchend umher, scheinbar auf dem Weg zur Einreisestelle. Ich zeige ihr den Weg und als sie aus dem Gebäude kommt und mein Bus immer noch nicht da ist, läd sie mich ein mit ihr und ihrer Freundin aus Asuncion mitzufahren. Im Taxi switchen wir auf spanisch um und ich stelle beruhigt fest, dass alles noch da ist. Da ich in 3 Tagen bereits wieder hier sein muss, wäre es sicher sinnvoll gewesen sich vorher um einen Bus zu kümmern. Die letzten Monate war das auch das üblich Vorgehen, doch da ich Paraguay mit Ländern wie Ecuador, Peru und Bolivien vergleiche und wir dort so gut wie nie reserviert haben, baue ich auch hier auf die Flexibilität. Und tatsächlich, wir haben das Terminal kaum betreten finden wir den ersten Bus, der in 5 Minuten abfährt. Wir handeln noch etwas runter (das geht hier endlich wieder!) und für 45.000 Guarani (ca. 7 Euro) steigen wir in eine Kiste, die wahrscheinlich vor 20 Jahren in Brasilien ausrangiert wurde. Keine Klimaanlage, kein Fernseher, die Fenster klemmen und die viel zu engen Sitze sind duchgessesen…ich weiss nicht warum, aber hier gefällt es mir auf Anhieb!

Als wir losfahren erblicke ich neben dem Terminal Menschen, die unter Plastikplanen am Strassenrand hausen… Von Frieda, die ein Jahr in Asuncion gelebt und in einem Kindergarten gearbeitet hat, bekomme ich einige nützliche Tipps für das Land. Ihre Freundin Louisana trinkt derweil Maté, der im Vergleich zu Argentinien und Uruguay hier allerdings kalt getrunken wird. Beim ersten Halt wo die Verkäufer an und in den Bus stürmen kaufe ich mir eine “Chifa“ ein Gebäck, was es hier an jeder Strassenecke zu kaufen gibt, fast sowas wie die Nationalspeise. Draussen fliegen Ansammlungen von kleinen Hütten vorbei, Rinder mit grossen geschwungenen Hörnern grasen auf dem Grünstreifen und auf der roten Staubpiste, die parallel zur Strasse verläuft fahren Motorradfahrer ohne Helm entlang. Hier bin ich tatsächlich zurück in Südamerika!

Als Frieda auf halber Strecke aussteigt, wo sie eine Freundin besuchen will, bin ich der einzige Ausländer im Bus, der sich langsam füllt. Und damit ist nicht gemeint, dass es keine Sitzplätze mehr gibt, auf der 350 km langen Strecke wird so lange alles eingeladen was am Strassenrand winkt, bis der komplette Mittelgang mit stehenden Personen überfüllt ist. Die scheinen diesen Zustand gewohnt zu sein und es macht ihnen nichts aus bis zu 3 Stunden dort zu stehen und den Kopf auf den Oberarm gelegt zu schlafen! Die Händler scheinen davon ebenfalls unbeeindruckt und drängen sich weiterhin an jeden Halt mitsamt ihrer Riesenkörbe durch den überfüllten Bus, endlich wieder was los auf so einer Busreise! Wenn ich zurückdenke wie lange mir 6 Stunden zu Beginn der Reise vorgekommen sind und nun ist es eigentlich gar nichts mehr. Ich brauche auch wenig zur Beschäftigung, sondern sehe einfach aus dem Fenster, das ist besser als jedes Fernseh-Programm. Als wir ankommen zeigt mit Louisana noch die Haltestelle für den lokalen Bus, die südamerikanische Gastfreundschaft ist also auch zurück. In Asuncion, der Hauptstadt Paraguays mit 2 Millionen Einwohnern gibt es 1 (!) Hostel. Das steuere ich an und es macht auch sofort einen sympathischen Eindruck. Nach Paraguay verirren sich nur echte Abenteurer und das scheinen vor allem deutsche zu sein, denn im 14 Personen Schlafsaal, der wohl ehemals eine Garage war, stellen wir mehr als die Hälfte. Bei milden Temperaturen gehe ich nochmal kurz durch die Stadt und entdecke einen Burger King beim dem das XXL-Menü knapp 3 Euro kostet, ich glaube mir gefällt Asuncion!



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