Nazca
29 11 201021.11.2010
Um kurz vor sieben stehen wir beim Veranstalter unserer Wahl und lassen uns einen Rundflug in einer Cessna für 4 Passagiere organisieren. Der Spass kostet uns dank des unglücklichen Zeitpunkts 90 $. Da der Flug über die Linien nach Machu Pichu das kulturelle Highlight Perus sind wollen wir es uns auch nicht entgehen lassen. Die Nazca-Linien wurden 1920 bei einem Routineflug eher zufällig entdeckt. Angelegt wurden diese durch Abtragen der oben Schicht des Wüstengesteins von der Nazca-Kultur zwischen 800 und 200 v.Chr. Die so sichtbar werdende hellere untere Gesteinsschicht bildet die Zeichnungen, die ausschliesslich aus der Luft erkannt werden konnten. Daher ist bis heute unklar wie mit primitivsten Werkzeugen solche Bildnisse geschaffen werden konnten, wo den Erschaffern nicht mal klar sein konnte wie ihr Werk überhaupt aussieht. Eine Theorie (die hier in Peru auch gerne mit den Inka in Verbindung gebracht wird) ist die Kontaktaufnahme zu ausserirdischen Lebewesen. Auf jeden Fall ziehen die Linien jedes Jahr unzählige Touristen in den gleichnamigen sonst eher unscheinbaren Wüstenort. Insgesamt wurden etwa 1500 Linien in den Boden geschart, die teilweise bis zu 20 km lang sind.
Unser Flug soll um 8.00 Uhr in die Luft gehen, was wir wegen der besseren Sicht in den Morgenstunden auch so geplant hatten. Als wir am Flugplatz, der nach der deutschen Maria Reiche benannt ist, ankommen und einchecken wollen, stelle ich fest, dass ich meinen Pass vergessen habe. Theresa geht es genauso und so düsen wir mit dem Fahrer schnell zurück zum Hostel, so dass wir mit nur 10 Min. Verspätung starten können. Ich sitze direkt hinter den beiden Piloten, von denen uns einer auf Englisch die Bilder erklärt. Neben diesen ist für mich der Flug in so einer kleinen Maschine ein weiteres Highlight, da ich sowas bisher auch noch nicht gemacht habe. Bereits beim Abheben fühle ich mich in meiner Entscheidung bestätigt ohne Frühstück den Flug angetreten zu haben. Eine Achterbahnfahrt ist ein Spaziergang gegen ein Flugzeug das Senkrecht fliet um wenig später sich auf die andere Seite zu legen.
Wir überfliegen zunächst die Wüste und haben einen wundervollen Blick auf die Cordillera. Dann taucht das erste Bild auf: Der Wal. Insgesamt sind 14 Bilder deutlich sichtbar, dazwischen finden sich aber unzählige weitere Zeichnungen und unmengen an Linien die Kerzengerade die verschiedenen Bilder zu verbinden scheinen. Einfach beeindruckend was dort geschaffen wurde. Als wenig später der “Astronaut” folgt, denke ich selbst darüber nach ob das nicht irgendwelche Alien mit im Spiel waren. Woher nahmen die Nazca dieses Bild, was sich auch heute von der Form her in vielen Darstellungen von Ausserirdischen findet?! Ich bin gespannt, ob das Rätsel irgendwann gelöst wird. Unter uns sehen wir Trapez-Zeichnungen, den Affen, Hund und Vogel, den ich am besten erkennbar finde. Dann entdecken wir auf der Panamericana, die einfach mal mitten durch das Weltkulturerbe verläuft, einen umgestürzten LKW, den es wohl aus der Kurve getragen hat. Weiter folgen Bilder von einem Adler, Baum, Colibri, einer Spinne, zwei Händen und zum Abschluss ein Colibri-Baby.
Nach knapp 30 Minuten ist der Rundflug dann auch schon wieder vorbei, aber ich bin ehrlich gesagt auch froh wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Mein Magen ist sonst nicht empfindlich aber jetzt ist mir einfach nur schlecht. Insgesamt aber wieder ein absolut beeindruckendes Erlebnis und jeden Cent wert.
Den Nachmittag in Nazca, was sonst nicht viel zu bieten hat nutzen wir zum erholen, ehe wir in den Nachtbus nach Cusco steigen. Dabei trennen wir uns, da Anja und ich die teuere Variante für die 14-stündige Fahrt gewählt haben. Da die südamerikanischen Busse nicht für Europäer mit einer Körpergrösse von 1,90 m ausgelegt sind gönne ich mir diesmal den Luxus, da ich nicht schon wieder mit Beinen im Gang schlafen und alle paar Minuten von den darüber stolpernden Einheimischen geweckt werden möchte, die nicht damit rechnen, das der Platz nicht ausreichend sein könnte. Die Investition lohnt sich aber in jeden Fall, denn statt der üblichen 4er-Reihen, sind im oberen Deck jeweils 3 breite Sessel nebeneinander, die sich fast in die waagerechte legen lassen. Nachdem die Bus-Stewardess uns das Abendessen serviert hat, erreichen wir langsam die Gebirgsstrassen und da meldet sich wieder mein noch lädierter Magen. Das wird ein langer Weg nach Cusco…