Iguaçu
16 03 201111./12.03.2011, Tag 157/158
Da ich die Strecke nach Iguaçu nicht mit dem Bus (24 Stunden) zurücklegen möchte, habe ich einen Flug gebucht, der sogar noch billiger war als die Busreise. Ursula fährt mich gegen mittag zum Flughafen von Rio und erzählt mir dabei, dass der ehemalige Fussballstar Romario nun Abgeordneter ist. Wir sehen auch einige rote Flecken an den Hügeln jenseits der Strasse, die von den Erdrutschen vor knapp 2 Monaten zeugen, bei denen es etwa 200 Tote gab. Der Billigflieger “Gol“ hebt für Südamerikanische Verhältnisse untypisch sogar zu früh ab. Ich habe einen Fensterplatz und kann, nachdem wir die Wolken die immer noch über Rio hängen hinter uns gelassen haben, den Ausblick auf die Strände und später den Regenwald geniessen. Eine nicht enden wollende grüne Fläche, die ab und an von Flüssen durchzogen ist. Vom Flughafen fahre ich mit dem Bus nach Foz de Iguaçu, der Stadt die Ausgangspunkt für die Touren zu den berümten Wasserfällen ist. Busfahren ist in Brasilien immer so eine Sache, denn hier kassiert nicht der Fahrer sondern ein Schaffner, der neben einem für Rucksackreisende nahezu unüberwindbaren Drehkreuz sitzt und kein Erbarmen zeigt wenn man dieses nicht passieren, sondern auf einem der davor befindlichen Plätze sitzen möchte, für wen die auch immer bereit gehalten werden… Nachdem ich ein Hostel gefunden habe gehe ich durch die Stadt, wobei mir der hohe Anteil arabischer Läden auffällt. Sogar Döner gibt es hier. Ansonsten hat Foz aber rein gar nichts zu bieten, es gibt noch nicht mal eine Plaza.
Als ich am Abend zum Schreiben ins Internet-Café gehe lese ich dann die Nachricht vom Tod meiner Oma, was erstmal alle Pläne für die letzten 2 Wochen zu Staub werden lässt, denn in dem Moment ist klar, ich fliege so schnell es geht nach Hause. Am nächsten Morgen buchen wir meinen Rückflug um eine Woche nach vor, so dass die Reise nun am 19. März beendet sein wird. Die Umbuchung des Flugs von Iguaçu nach Rio, die ich anschliessend am Flughafen vornehme kostet dann nochmal fast genauso viel wie der eigentliche Flug. Das ist aber nur sekundär und eigentlich ist mir der Zeitpunkt in einer Woche auch zu spät, da die Motivation der Reise nun weg ist. Aber was soll man mit so einer Situation machen?! Hier bleibt mir nicht viel mehr als Ablenkung und deswegen beschliesse ich nach einigen Tagen auch diesen Blog fortzusetzen, da es in den letzten Monaten immer eine gute Sache war hier das rauszulassen was einem so auf der Seele liegt.
Die “Cataratas do Iguaçu“ liegen ca. 30 km ausserhalb der Stadt, die am Dreiländereck mit Argentinien und Paraguay liegt. Man kann die Wasserfälle sowohl von der brasilianischen als auch von der argentinischen Seite besuchen und da ich gerade in Brasilien bin und mich eine Einreise ins ungeliebte Argentinien nicht wirklich reizt schaue ich mir diese Seite an. Vom Eingang in der Nationalpark, in welchem sich die Fälle befinden, geht es mit einem Doppeldeckerbus nach englischem Vorbild (warum auch immer) zu den Aussichtspunkten . Beim Aussteigen hört man schon das Rauschen der 278 Wasserfälle, die aus 80 Metern in die Tiefe stürzen. Noch ein paar Stufen durch den Wald und dann eröffnet sich vor mir der erste Panorama-Blick, ein echter “Wow-Effekt“, dieses Wunderwerk der Natur. Ein Japaner bittet mich Fotos von ihm zu schiessen und drängt mich dann anschliessend fast dazu auch mich zu fotografieren. Das wiederholt sich dann an den verschiedenen Aussichtspunkten, die entlang des „Trilha de Cataratas“, dem malerischen Wanderweg zu den Wasserfällen liegen, immer wieder. Ich versuche dabei den Touristenhorden aus dem Weg zu gehen, die in Busladungen herangekarrt werden. Gegenüber liegt die argentinische Seite, wo, ich bin geneigt zu sagen typischerweise, ein Betonklotz mitten in den Urwald gestellt wurde. Immer wieder entdecke ich Tiere im Gebüsch oder bunte Schmetterlinge landen auf meiner Hand. Auf einmal entdecke ich etwas zwischen den Beinen der anderen Besucher durchhuschen: Ein Ameisenbär! Dieser scheint sich an den Menschenmassen wenig zu stören, im Gegenteil, denn er ist auf Nachrungssuche. Plötzlich merke ich ein ziehen an meiner Tasche und entdecke ein kleineres Familienmitglied, das versucht meine Essensvorräte zu plündern. Da füttern von Wildtieren verboten ist, muss ich es leider vereiteln und entferne mich mitsamt der Tasche. Meine halbvolle Dose lasse ich stehen, woraufhin er sich daran zu schaffen macht und sie umkippt, Danke! Irgendwann hat sich das ganze Rudel versammelt und ist auf Futtersuche. Dabei wird sogar “Männchen“ gemacht um sich etwas zu erbetteln, aber ich muss leider hart bleiben.
Etwas weiter hinten entdecke ich dann die Metallplattformen, über die man hinein zur „Garganta do Diablo (“Teufelsrachen“) gehen kann, wo sich der Rio Iguaçu in 12 Fällen am breitesten in die Tiefe stürzt. An deren Beginn kommen mir etliche klatschnasse Leute entgegen, weshalb ich den Regenponcho, welchen ich noch vom Carnaval habe, um die Tasche und die Kamera wickele. Als erstes erblicke ich einen Regenbogen, quasi ein Synomym für tolle Erlebnisse auf dieser Reise. Und nach ein paar Metern bin ich komplett nass und das ohrenbetäubende Rauschen des Wassers lässt keinerlei Kommunikation mit potentiellen Fotografen zu. Riesiges Wassermassen, die wie Nebelschwaden wirken, steigen auf und man kann nur erahnen wo sich das Ende dieses Naturwunders befindet. Nachdem ich nass genug bin gehe ich zurück und trockne meine Kamera, die es zum Glück gut überstanden hat. Von hier aus kann man mit einem Aufzug auf eine Aussichtsplattform fahren, um das Spektakel von oben zu bewundern, was ich dann auch mache. Nach einer kleinen Pause kehre ich in der Abenddämmerung dann nochmal an diese Stelle zurück um die veränderten Lichtverhältnisse zu bewundern. Dann geht es zurück. Ein trotz der augenblicklichen Umstände toller Tag an einem der grössten Naturwunder dieser Welt. Morgen geht es dann weiter auf einen kurzen Abstecher nach Paraguay.
wow, die Bilder sind wirklich beeindruckend!!
Aber ich freue mich, dich übermorgen vom Flughafen abzuholen 🙂