Lima
25 11 201016. – 19.11.2010
Nachdem wir morgens noch schnell unsere Wäsche abgeholt und ein paar Souvenirs gekauft haben, geht es um 10.00 Uhr zum Flughafen von Iquitos. Als ich über das Flugfeld schaue, kann ich ausser Helikoptern und einem Wasserflugzeug keinen Passagierflieger entdecken und überlege ob wir vielleicht mit einem der genannten Flugobjekte in die Luft gehen… Anja bleibt derweil mit ihrem Taschenmesser in der Sicherheitskontrolle hängen, was sie dann jedoch nicht in die dafür vorgesehene Tonne werfen muss, sondern in ihren Rucksack, der sich bereits auf dem Wagen zum verladen befindet verstauen darf. Auf dem Flug mit der Maschine für ca. 100 Personen werfen wir einen letzten Blick auf den Amazonas-Regenwald, den wir alle so bald wohl nicht vergessen werden. Nach ein paar Turbulenzen erblicken wir dann die Küste vor Lima, was nach all dem grün nun ziemlich grau auf uns wirkt. Das Hostel im Stadtteil Miraflores, dass wir uns vorher per Hostelbookers rausgesucht, haben bietet eine familiäre Atmosphäre und die Selbstkocherküche verspricht Erholung für unsere Reisekasse, die wir hier stark strapazieren werden. Neben der Stadtbesichtigung sind in Lima diverse Erledigungen vorgesehen, in meinem Fall Arztbesuch, Paket verschicken, auffüllen der Vorräte, was in einer Grossstadt deutlich einfacher und billiger ist und dann steht da ja noch ein Fest vor der Tür was auch auf diesem Kontinent gross gefeiert wird…;)
Ein erster Rundgang führt uns an die nah gelegene Steilküste, die ehrlich gesagt ziemlich hässlich wirkt, und das dort neu im Fels gebaute Einkaufszentrum. Nachdem wir anschliessend den Boulevard mit unzähliegen Spielkasinos hinunterflaniert sind, gehen wir im Supermarkt einkaufen. Hier erwartet uns nach den Entbehrungen der letzten Wochen ein absolutes Paradies: War im Dschungel selbst ein klares Wasser ein Ding der Unmöglichkeit, werden wir hier von all den Waren überhäuft, die wir seit Deutschland nicht mehr gesehen haben. Ein Traum sind frisch gebackene schlichte Brötchen, denn das durchweg süsse Gebäck von hier haben wir doch langsam über. Schwierig gestaltet sich nur der Kauf von Duschgel. Nachdem ich die letzten Wochen auf normale Seife umgestiegen bin, hätte ich gerne mal wieder was flüssiges, wovon gerade mal 2 Flaschen vorhanden sind, die das vierfache von unserem Preis kosten. Generell sind Hygieneartikel vergleichsweise teuer. Als Höhepunkt des Tages folgt eine warme Dusche, wir rechnen nach und stellen fest, dass es die erste seit 2 Wochen ist!
Zum Frühstück, das im Zimmerpreis von umgerechnet ca. 5 Euro inbegriffen ist, verdrücken wir erstmal 15 der leckeren Brötchen und fahren anschliessend gestärkt mit dem Bus ins Zentrum. Die wirklich sehenswerte Plaza de Armas, was in den meisten südamerikanischen Grossstädten den Mittelpunkt der Stadt darstellt, wird vom Regierungsgebäude und der Kathedrale flankiert. Die anderen Seiten sind mit Häusern im Kolonialstil bebaut, die allesamt gelb gestrichen sind. In einer Seitenstrasse treffen wir auf Christian, den wir aus dem Secret Garden am Cotopaxi kennen, die Backpacker-Welt ist so verdammt klein. Im Monastir de San Francisco was wir anschliessend besichtigen (leider keine Kameras erlaubt) bekommen wir zunächst die Räume des ehemaligen Klosters gezeigt, welches mit Fliessen aus Sevilla und Holztäfelungen aus Nicaragua aufwendig gestaltet wurde. Das das Holz extra aus Zentralamerika per Schiff beigeschafft wurde zeigt auf wie schwer der Weg ins Amazonasgebiet, wo es ausreichend Holz gegeben hätte, vor 300 Jahren noch war. In den Katakomben bekommen wir anschliessend eine Ansammlung von Skeletten gezeigt, die Archäologen nach Körperteilen sortiert haben, um festzustellen wieviele Menschen hier im ehemaligen Friedhof beigesetzt wurden.
Nachdem wir die Besteigung des Cerro San Cristobal, der sich oberhalb der Favelas befindet aus Zeit- und Sicherheitsgründen abblasen, gehen wir zum Essen nach Chinatown, wo es turbulent zugeht. In einer Chifa kämpfen wir mit der Übersetzung der Speisekarte, als uns jemand vom Nachbartisch anspricht und sich anbietet zu helfen. Hani und Joas, der in Augsburg geboren ist, sind spontan sympathisch und wir schieben die Tische zusammen. Da das Nationalstadion was ich morgen besichtigen wollte gerade renoviert wird, habe ich mir überlegt den Ruderclub zu besichtigen, gegen dessen Athleten wir letztes Jahr in Chile angetreten sind. Ich frage die beiden wo sich dieser befindet, da die einzige Wasserfläche die ich auf der Landkarte erkennen kann das Meer ist. Die beiden zeigen mir auf der Karte einen abgetrennten Bereich im Hafen und Joas bietet sich an mich am nächsten Tag dorthin zu begleiten.
Wir verabschieden uns und nehmen ein Taxi in den Stadtteil Barranco, wo wir mit Tabata, einer Bekannten von Theresa verabredet sind. Der Taxifahrer hört gerade die Liveübertragung von Spanien – Portugal und ich nutze die Gelegenheit um mir die Vereine in Lima und deren Stadien erklären zu lassen, die allerdings nur an den Spieltagen geöffnet sind. Barranco ist als Künstlerviertel bekannt und gefällt uns auf Anhieb. Wir treffen Tabata an der Plaza und sie läd sich zu uns ein. Die Wohnanlage mit Sicherheitsmann lässt schon einiges vermuten, aber als der Aufzug im 6. Stock aufgeht und wir durch das Wohnzimmer mit Fensterfront zur Küste blicken staunen wir nicht schlecht. Auch der Rest der riesigen Wohnung bringt uns zum staunen. Tabata, die fliessend deutsch spricht erzählt von ihrem Leben und wie ihr Grossvater nach Peru kam und im Holzhandel tätig war.
Am nächsten Tag (Donnerstag) habe ich dann meinen Arzttermin im Stadtteil Surco. Der deutsche Arzt mit dem ich bisher in telefonischen Kontakt stellt fest, dass ich wieder gesund bin, ordnet aber eine Untersuchung im Labor an um mögliche Langzeitschäden ausschliessen zu können. Die Laborergebnisse könne ich Dienstag abholen. Blöd das wir bereits Samstag weiter wollen. Allerdings haben es die Perunaer wohl nicht so mit dem Datenschutz und ich bekomme gezeigt wie ich die Ergebnisse auch online abrufen kann.
Zurück zum Hostel laufe ich durch das hübsche Miraflores, was früher ein ein eigenständiger Stadtteil am Strand war, durch die steigende Einwohnerzahl aber mittlerweile direkt mit Lima verbunden ist. Ich rufe Joas an und er holt mich um drei ab. Den Bezirk La Punta, eine Art Halbinsel, kennt er da sein Vater dort bei der Marine stationiert war. Da er selbst als Kind von Deutschland zurück nach Peru gegangen ist, kann er nur noch wenig deutsch. Aber die Unterhaltung auf Englisch/Spanisch ist trotzdem fliessend. Wir reden über Deutschland, Fussball, Beruf und Reisen und er erzählt mir, dass er an Deutschland besonders den Döner mag! Ich grinse… Wir erreichen den Stadtteil Callao, der so etwas wie die Bronx von Lima ist. Joas erzählt mir, dass er früher hier gewohnt hat, da die Marinekaserne direkt nebenan in La Punta ist, er sich aber selbst als Einheimischer nicht sicher fühlen kann.
La Punta ist das absolute Gegenteil und die Ruderer-Statue an der Plaza macht das Viertel spontan sympathisch. Zunächst landen wir bei einem kleineren Ruderverein, ehe wir das Bootshaus und Vereinsgebäude von „Regattas Lima“, dem grössten Verein des Landes, ansteuern. Als ich gerade in die offene Bootshalle reinfotografiere kommt ein Sicherheitsmann und sagt, dass ich dazu eine Genehmigung bräuchte. Wir gehen zum Bürogebäude und fragen nach, doch ausser einem weiteren Sicherheitsmann ist niemand da, schade. Ich schaue mir noch den Bereich für das Wassertraining an, der trotz Abtrennung zum Pazifik über einen ordentlichen Wellengang verfügt. Klar das den Ruderern die Wellen auf dem See in Chile nichts ausgemacht haben… Wir fahren zurück, trinken noch etwas zusammen und verabschieden uns dann. Ich bin wieder einmal beeindruckt über die Menschen hier: Wer in Deutschland nimmt sich 4 Stunden Zeit um mit einem wildfremden Touristen durch die Gegend zu fahren?!
Freitags wollen wir zur Post gehen um ein Paket nach Hause zu schicken um endlich weniger Gewicht mit uns rumzutragen. Das ganze ist zwar nicht ganz billig und vorallem unsicher, aber wer seinen Rucksack um 5 kg erleichtern kann, dem ist das egal. Ein Problem stellt das Verpacken da, weil wir keine Kartons haben. Als wir gerade die Strasse lang gehen entdecke ich einen Schutthaufen vor einer Baustelle auf dem verschiedene Kartons liegen. Wir fragen nach, ob wir uns welche rausholen dürfen und so wühlen quasi zwei Gringos im Müll herum, wahrscheinlich ein Bild für die Götter 😉 Nachdem wir noch Klebeband und Frischhaltefolie zum einwickeln gekauft haben, gehen wir mit geöffneten Paketen zur Post, damit dort überprüft werden kann, ob wir irgendetwas darin zu verzollen haben. Nachdem ich ca. 40 Euro gelöhnt habe, macht sich mein Päckchen auf die Reise, ich bin gespannt ob es ankommt…
Abends steht das letzte Highlight in Lima an: Nachtleben! Wir treffen Tabata in einer Galerie und fahren dann zusammen zum angesagten Club „La Noche“, wo täglich Livekonzerte stattfinden. Nach 3 Pitchern und einigen Pisco-Sour sagt uns die Reggae-Band allerdings immer noch nicht zu und wir ziehen weiter in den nächsten Club in dem ausser uns ausschliesslich Einheimische feiern. Dort gibt es ebenfalls wieder Live-Musik und was soll ich sagen…das Wort Stimmung hat für mich ab jetzt eine völlig neue Bedeutung – einfach nur der Hammer was da abgeht! Gegen 3.30 Uhr ist im Hinblick auf die kurze Nacht dann jedoch Feierabend, aber der Punkt südamerikanisches Flair spüren wäre für das erste schon mal abgehakt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Lima und seine Einwohner, die sich Limeños nennen, einen tollen Eindruck hinterlassen hat. Eine Metropole auf europäischem Niveau, die alle vorherigen negativen Bewertungen in den Reiseführern widerlegt hat und zu weiteren Besuchen einlädt, jetzt geht es aber erstmal weiter an die Küste nach Paracas.