Aguas Calientes

29 11 2010

24.11.2010

Um 10.00 Uhr wollen wir aufbrechen um mit dem Sammeltaxi nach Ollantaytambo zu fahren, von wo aus der Zug uns nach Machu Picchu Pueblo, besser bekannt als Aguas Calientes (“heisses Wasser”) am Fusse des heiligen Bergs bringen soll. Anja kommt abgehetzt in den Schlafraum und berichtet, dass man ihr im Supermarkt einen falschen 100 Soles Schein untergejubelt habe. Sie hatte mit einem druckfrischen Schein aus dem Automaten bezahlt, die Kassiererin hat ihn an ihren Kollegen hinter sich weitergegeben, der gibt ihn zurück und meint Falschgeld. Allerdings handelt es sich nun um einen alten zerknitterten Schein, der gegen den neuen ausgetauscht wurde. Alles protestieren hilft allerdings nicht und auch als jemand vom Hostelpersonal zum übersetzen nochmal mit in den Markt geht ist nichts zu machen. Der Schein stellt dann das Gesprächsthema bei unserer Fahrt nach Ollantaytambo dar. Jeder will ihn sehen, die Einheimischen zeigen uns die (kaum sichtbaren Unterschiede) und ein alter Mann bekreuzigt sich erstmal.

Der Zug nach Aguas Calientes ist (fast) die einzige Möglichkeit nach Machu Picchu zu gelangen. Es gibt zwar eine Alternative, aber mit der braucht man für die knapp 200 km von Cusco aus 9 statt 3 Stunden und die Verbindungen liegen so, dass man Nachts 4 Stunden wandern muss. Somit sind die Preise, die wie bei allen grossen Sehenswürdigkeiten in Peru in Dollar ausgewiesen sind, entsprechend hoch. Eine (offizielle) Strassenverbindung gibt es nicht. Der Zug mit Panoramadach und kleinem Imbiss ist dann aber doch recht nett. Als wir am Zielort aussteigen müssen wir uns jedoch erstmal durch die engen Gassen an Verkaufsständen zwängen, die sich um den Bahnhof drängen.

Aguas Calientes würde trotz seiner wirklich traumhaften Lage am Rio Urubamba, eingezwengt zwischen die Berge des Nebelwalds, ohne Machu Picchu wahrscheinlich gar nicht existieren. Und was der Tourismus hier geschaffen hat ist einfach nur hässlich. Allein die Plaza wurde versucht aufzuhübschen. Wir suchen ein Hostel und gehen zu Touristen-Information um die Tickets für unsere für morgen geplante Tour zu erstehen. Dort gibt es auch gleich ein kleines Museum, wo man Bilder von der Zeit der ersten Ausgrabungen entdecken kann. Ich seile mich dann ab um per Skype meiner Schwester zum Geburtstag zu gratulieren 🙂

Als ich später zu den anderen ins Restaurant dazu stosse, kommt gerade die Rechnung auf die der Kellner neben 20 Soles Servicegebühr auch die Getränke gesetzt hat, die er vorher als Lockangebot als “free” angeboten hat. Hier wird Touristenabzocke mal wieder gross geschrieben. Nach einem Einkaufsbummel über den Markt, wo alles angeboten wird wo man Machu Picchu draufschreiben kann, gehe ich vergleichsweise früh ins Bett. Leicht nervös, denn morgen ist der grosse Tag…!



Sacsayhuamán

29 11 2010

23.11.2010

Über ein paar schmale Gassen erreichen wir den Eingang zur Festung Sacsayhuamán aus dem 15 Jahrhundert, die auf dem Berg über Cusco thront. Hier fand u.a. eine der grössten Schlachten gegen die spanischen Eroberer statt. Nach deren Triumph wurden viele der Steine abgetragen, so dass von der ursprünglichen Anlage nur noch ein kleiner Teil übrig ist. Aus der Luft gesehen soll die Festung einen Pumakopf darstellen, dessen Körper die Strassen des alten Cuscos bilden.

Kurz vor dem Eingang zur Anlage fängt uns eine peruanische Schulklasse ab und die Jungs bitten um Fotos mit meinen blonden Begleiterinnen. Ich amüsiere mich ein wenig darüber, da die meisten etwas kleiner sind. Schon eine kleien Ehre das man hier als Ausländer interessanter ist als die Ruinen, zu deren Bescihtigung sie extra hier sind. Als wir dann wiederum Fotos mit den Peruanerinnen in traditionellen Trachten machen, werden wir erstmal zur Kasse gebeten, 1 Sol pro Foto. Hätten wir auch machen sollen, dann wär der Eintritt bezahlt^^ Wir begeben uns in die Festung und bewundern die riesigen Felsbrocken, die hier aufeinandergereit wurden und deren Ausmasse vor Zerstörung gigantisch gewesen sein muss. Anschliessend geniessen wir den Blick auf Cusco, das auch von oben den Eindruck als schönste Stadt auf der bisherigen Reise bestätigt. Als ich gerade ein Bild in einem Tor machen möchte steht auf einmal die weibliche Fraktion der Schulklasse vor mir und bittet ebenfalls um ein Foto mit dem “Gringo grande”. So ein Leben als Teenie-Schwarm ist schon nicht leicht 😉

Nach der Fotosession begeben wir uns auf den gegenüberliegenden Hügel, auf dessen Spitze so etwas wie eine Opfer-Plattform thront. Da unsere Eintrittskarten auch für weitere drei Inka-Bauwerke in der Umgebung gültig sind, schauen wir uns noch Quenko an, wo in verschiedenen Höhlen Altäre aus der damaligen Zeit zu sehen sind. Zum Abschluss des Tages blicken wir dann nochmal vom Fusse der Jesus-Statue, die ihre Arme über der Stadt ausbreitet hinunter auf den “Nabel der Welt”. Von hier aus starten wir morgen nach Aguas Calientes am Fusse des heiligen Bergs – Machu Picchu!



Cusco

29 11 2010

22./23.11.2010

Cusco – der Nabel der Welt, wie es in der Inka-Sprache heisst, erreichen wir kurz vor Mittag. Trotz der durchgängigen Schaukelei haben wir die Fahrt unbeschadet überstanden und steuern nun unser Hostel an. DasYamanya im Herzen Cuscos befindet sich in einem schönen alten Gebäude mit zwei Innenhöfen und wurde vor 2 Monaten erst eröffnet. Neben einer Bar, Internet-PCs, Tischkicker gibt es sogar einen Kino-Raum. Viel zu viele Angebote für einen Ort an dem es in der näheren Umgebung viel mehr zu sehen gibt, als wir überhaupt schaffen können. Wir nehmen die Betten im 10 Personen Schlafsaal, der allerdings nur mit 7 Leuten belegt ist. Am Ankunftstag passiert ausser Planung der weiteren Aktivitäten nicht mehr viel.

Am folgenden Tag machen wir uns auf zur Stadtbesichtigung. Cusco ist die am längsten durchgehend bewohnte Stadt Amerikas und war bis zur Eroberung durch die Spanier Zentrum des Inkareichs. Leider ist aus dieser Zeit nicht mehr viel übrig, da die Spanier die Gebäude der Inka abgerissen und ihre darüber errichtet haben. Die fugenlose Bauweise der Inka ist absolut Erdbebensicher und es ist faszinierend wie jeder Stein lückenlos an den nächsten passt. Das Highlight dieser Baukunst ist es 12-eckiger Stein in einer Mauer der perfekt eingepasst wurde. Natürlich hat Cusco auch eine Plaza de Armas, die bereits zu Inka-Zeiten das Stadtzentrum bildete. Von den Städten die wir bisher gesehen haben begeistert mich Cusco auf Anhieb am meisten. Hier wurde mit einer eher untypischen Sorgfalt restauriert und hergerichtet. Besonders die hölzernen Balkone, die einige der Häuser schmücken sind nett anzusehen.

Wir buchen eine Zugverbindung für den nächsten Tag nach Aguas Calientes am Fusse von Machu Pichu, von wo aus wir Donnerstag morgen um 3.30 Uhr zum heiligen Berg der Inka aufbrechen wollen. Zur Einstimmung geht es nun erstmal hoch zur Festung Sacsayhuamán, die über Cusco thront.



Nazca

29 11 2010

21.11.2010

Um kurz vor sieben stehen wir beim Veranstalter unserer Wahl und lassen uns einen Rundflug in einer Cessna für 4 Passagiere organisieren. Der Spass kostet uns dank des unglücklichen Zeitpunkts 90 $. Da der Flug über die Linien nach Machu Pichu das kulturelle Highlight Perus sind wollen wir es uns auch nicht entgehen lassen. Die Nazca-Linien wurden 1920 bei einem Routineflug eher zufällig entdeckt. Angelegt wurden diese durch Abtragen der oben Schicht des Wüstengesteins von der Nazca-Kultur zwischen 800 und 200 v.Chr. Die so sichtbar werdende hellere untere Gesteinsschicht bildet die Zeichnungen, die ausschliesslich aus der Luft erkannt werden konnten. Daher ist bis heute unklar wie mit primitivsten Werkzeugen solche Bildnisse geschaffen werden konnten, wo den Erschaffern nicht mal klar sein konnte wie ihr Werk überhaupt aussieht. Eine Theorie (die hier in Peru auch gerne mit den Inka in Verbindung gebracht wird) ist die Kontaktaufnahme zu ausserirdischen Lebewesen. Auf jeden Fall ziehen die Linien jedes Jahr unzählige Touristen in den gleichnamigen sonst eher unscheinbaren Wüstenort. Insgesamt wurden etwa 1500 Linien in den Boden geschart, die teilweise bis zu 20 km lang sind.

Unser Flug soll um 8.00 Uhr in die Luft gehen, was wir wegen der besseren Sicht in den Morgenstunden auch so geplant hatten. Als wir am Flugplatz, der nach der deutschen Maria Reiche benannt ist, ankommen und einchecken wollen, stelle ich fest, dass ich meinen Pass vergessen habe. Theresa geht es genauso und so düsen wir mit dem Fahrer schnell zurück zum Hostel, so dass wir mit nur 10 Min. Verspätung starten können. Ich sitze direkt hinter den beiden Piloten, von denen uns einer auf Englisch die Bilder erklärt. Neben diesen ist für mich der Flug in so einer kleinen Maschine ein weiteres Highlight, da ich sowas bisher auch noch nicht gemacht habe. Bereits beim Abheben fühle ich mich in meiner Entscheidung bestätigt ohne Frühstück den Flug angetreten zu haben. Eine Achterbahnfahrt ist ein Spaziergang gegen ein Flugzeug das Senkrecht fliet um wenig später sich auf die andere Seite zu legen.

Wir überfliegen zunächst die Wüste und haben einen wundervollen Blick auf die Cordillera. Dann taucht das erste Bild auf: Der Wal. Insgesamt sind 14 Bilder deutlich sichtbar, dazwischen finden sich aber unzählige weitere Zeichnungen und unmengen an Linien die Kerzengerade die verschiedenen Bilder zu verbinden scheinen. Einfach beeindruckend was dort geschaffen wurde. Als wenig später der “Astronaut” folgt, denke ich selbst darüber nach ob das nicht irgendwelche Alien mit im Spiel waren. Woher nahmen die Nazca dieses Bild, was sich auch heute von der Form her in vielen Darstellungen von Ausserirdischen findet?! Ich bin gespannt, ob das Rätsel irgendwann gelöst wird. Unter uns sehen wir Trapez-Zeichnungen, den Affen, Hund und Vogel, den ich am besten erkennbar finde. Dann entdecken wir auf der Panamericana, die einfach mal mitten durch das Weltkulturerbe verläuft, einen umgestürzten LKW, den es wohl aus der Kurve getragen hat. Weiter folgen Bilder von einem Adler, Baum, Colibri, einer Spinne, zwei Händen und zum Abschluss ein Colibri-Baby.

Nach knapp 30 Minuten ist der Rundflug dann auch schon wieder vorbei, aber ich bin ehrlich gesagt auch froh wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Mein Magen ist sonst nicht empfindlich aber jetzt ist mir einfach nur schlecht. Insgesamt aber wieder ein absolut beeindruckendes Erlebnis und jeden Cent wert.

Den Nachmittag in Nazca, was sonst nicht viel zu bieten hat nutzen wir zum erholen, ehe wir in den Nachtbus nach Cusco steigen. Dabei trennen wir uns, da Anja und ich die teuere Variante für die 14-stündige Fahrt gewählt haben. Da die südamerikanischen Busse nicht für Europäer mit einer Körpergrösse von 1,90 m ausgelegt sind gönne ich mir diesmal den Luxus, da ich nicht schon wieder mit Beinen im Gang schlafen und alle paar Minuten von den darüber stolpernden Einheimischen geweckt werden möchte, die nicht damit rechnen, das der Platz nicht ausreichend sein könnte. Die Investition lohnt sich aber in jeden Fall, denn statt der üblichen 4er-Reihen, sind im oberen Deck jeweils 3 breite Sessel nebeneinander, die sich fast in die waagerechte legen lassen. Nachdem die Bus-Stewardess uns das Abendessen serviert hat, erreichen wir langsam die Gebirgsstrassen und da meldet sich wieder mein noch lädierter Magen. Das wird ein langer Weg nach Cusco



Islas Ballestas

27 11 2010

20.11.2010

Um 5.30 Uhr, also nach 2 Stunden Schlaf klingelt der Wecker. Mein Leistungshöhepunkt liegt von Natur aus nicht in den Morgenstunden, aber jetzt bin ich vollkommen verpeilt und froh jemanden zu haben, der mich zum Busterminal bringt. Ich überlege und stelle fest, dass ich seit unserer Cocktail-Session in Montanita vor über einem Monat keinen Schluck Alkohol getrunken habe…also kein Wunder, wie es mir heute geht. Von der Busfahrt nach Paracas bekomme ich daher nicht allzu viel mit und wundere mich nach 4 Std. nur warum ich auf einmal in der Wüste bin?!

Unser Zwischenstopp im kleinen Küstenort Paracas auf unserem Weg zum eigentlichen Ziel Nazca hat den Hintergrund, dass wir mit einem der Ausflugsboote zum “Seelöwenparadies” Islas Ballestas rausfahren wollen. Am Busterminal, was eigentlich nur ein offener Pavillion mit Strohdach ist, will der Betreiber behilflich sein und telefoniert die Anbieter ab, die raus zu den Inseln fahren. Angeblich würden wegen dem schlechten Wetter (das ich nicht erkennen kann) keine Boote ablegen. Wir diskutieren hin und her, ob wir nun über Nacht bleiben und unser neuer Amigo gibt munter Ratschläge und ich werde das Gefühl nicht los er würde sich über 4 weitere Gäste in seinem Hotel, das er auch noch betreibt freuen… Als wir beschliessen zum Pier zu gehen und selbst zu sehen was möglich ist, muss er kurz telefonieren und hat plötzlich noch genau 4 Plätze frei.

Keine 20 Minuten später sitzen wir für 40 Soles (ca. 11 Euro) in einem tatsächlich proppe vollen Speedboot und brausen Richtung der Inseln. Unterwegs springt bereits die erste Robbe neben dem Boot hoch und Pelikane begleiten uns in der Luft. Das sind auch die ersten Tiere, die wir auf den Inseln, die alleine schon sehenswert genug gewesen wären, zu sehen bekommen. Die Inseln sind Brutstätten für eben diese Pinguine, Tölpel, Pinguine und weitere unzählige Vogelarten. Teilweise sind riesige Flächen so voller Vögel, dass man nur noch ein schwarzes Muster erkennen kann. Als nächstes entdecken wir Pinguine, die teilweise auch direkt neben unserem Boot schwimmen.

Als wir gerade um einen Felsen herumfahren entdecken wir auf einmal den ersten Seelöwen, der sich auf einem Felsen sonnt. Nach und nach entdecken wir immer mehr und als wir in die nächste Bucht einsehen können drängen sich am Strand hunderte von Tieren, ähnlich wie deutsche Touristen auf Mallorca 😉 Die Geräuschskulisse, die von dort ausgeht ist ebenso beeindruckend. Um so weiter wir fahren, umso mehr Spass haben wir die Jungs, die das chillen in der Sonne erfunden zu haben scheinen zu beobachten. Der Kapitän fährt dabei so nah an die Felsen ran, das man das Gefühl hat man könnte direkt rübergreifen und sie anfassen. Plötzlich robbt sich ein Tier den Felsen hoch und es entbrennt ein minutenlanger Kampf um einen Platz auf dem Felsen, der damit endet, das der Herausforderer seinen Rivalen ins Wasser befördert und stolz zu uns herüberblickt. Damit endet auch die 2-stündige Tour und nachdem wir unterwegs nochmal ordentlich “geduscht” werden gehen wir begeistert an Land.

Nach dem Mittagessen, dass für einige von uns aufgrund des letzten Abends eher klein ausfällt, geht es zurück zum Terminal wo wir mit einstündiger Verspätung in den Bus nach Nazca steigen. Als wir dort um neun ankommen klappern wir mit vollem Gepäck die verschiedenen Anbieter der Rundflüge über die Nazca-Linien ab. Als uns der erste erzählt, dass im Moment der Sprit knapp sei und daher die Flüge teurer wären halten wir das noch für eine Masche. Als wir es aber von der Konkurrenz auch zu hören bekommen schient wohl etwas dran zu sein. Wir checken ins Hostel ein und beschliessen morgen früh direkt zum güstigsten Veranstalter zu gehen und möglichst direkt den Rundflug zu machen.



Lima

25 11 2010

16. – 19.11.2010

Nachdem wir morgens noch schnell unsere Wäsche abgeholt und ein paar Souvenirs gekauft haben, geht es um 10.00 Uhr zum Flughafen von Iquitos. Als ich über das Flugfeld schaue, kann ich ausser Helikoptern und einem Wasserflugzeug keinen Passagierflieger entdecken und überlege ob wir vielleicht mit einem der genannten Flugobjekte in die Luft gehen… Anja bleibt derweil mit ihrem Taschenmesser in der Sicherheitskontrolle hängen, was sie dann jedoch nicht in die dafür vorgesehene Tonne werfen muss, sondern in ihren Rucksack, der sich bereits auf dem Wagen zum verladen befindet verstauen darf. Auf dem Flug mit der Maschine für ca. 100 Personen werfen wir einen letzten Blick auf den Amazonas-Regenwald, den wir alle so bald wohl nicht vergessen werden. Nach ein paar Turbulenzen erblicken wir dann die Küste vor Lima, was nach all dem grün nun ziemlich grau auf uns wirkt. Das Hostel im Stadtteil Miraflores, dass wir uns vorher per Hostelbookers rausgesucht, haben bietet eine familiäre Atmosphäre und die Selbstkocherküche verspricht Erholung für unsere Reisekasse, die wir hier stark strapazieren werden. Neben der Stadtbesichtigung sind in Lima diverse Erledigungen vorgesehen, in meinem Fall Arztbesuch, Paket verschicken, auffüllen der Vorräte, was in einer Grossstadt deutlich einfacher und billiger ist und dann steht da ja noch ein Fest vor der Tür was auch auf diesem Kontinent gross gefeiert wird…;)

Ein erster Rundgang führt uns an die nah gelegene Steilküste, die ehrlich gesagt ziemlich hässlich wirkt, und das dort neu im Fels gebaute Einkaufszentrum. Nachdem wir anschliessend den Boulevard mit unzähliegen Spielkasinos hinunterflaniert sind, gehen wir im Supermarkt einkaufen. Hier erwartet uns nach den Entbehrungen der letzten Wochen ein absolutes Paradies: War im Dschungel selbst ein klares Wasser ein Ding der Unmöglichkeit, werden wir hier von all den Waren überhäuft, die wir seit Deutschland nicht mehr gesehen haben. Ein Traum sind frisch gebackene schlichte Brötchen, denn das durchweg süsse Gebäck von hier haben wir doch langsam über. Schwierig gestaltet sich nur der Kauf von Duschgel. Nachdem ich die letzten Wochen auf normale Seife umgestiegen bin, hätte ich gerne mal wieder was flüssiges, wovon gerade mal 2 Flaschen vorhanden sind, die das vierfache von unserem Preis kosten. Generell sind Hygieneartikel vergleichsweise teuer. Als Höhepunkt des Tages folgt eine warme Dusche, wir rechnen nach und stellen fest, dass es die erste seit 2 Wochen ist!

Zum Frühstück, das im Zimmerpreis von umgerechnet ca. 5 Euro inbegriffen ist, verdrücken wir erstmal 15 der leckeren Brötchen und fahren anschliessend gestärkt mit dem Bus ins Zentrum. Die wirklich sehenswerte Plaza de Armas, was in den meisten südamerikanischen Grossstädten den Mittelpunkt der Stadt darstellt, wird vom Regierungsgebäude und der Kathedrale flankiert. Die anderen Seiten sind mit Häusern im Kolonialstil bebaut, die allesamt gelb gestrichen sind. In einer Seitenstrasse treffen wir auf Christian, den wir aus dem Secret Garden am Cotopaxi kennen, die Backpacker-Welt ist so verdammt klein. Im Monastir de San Francisco was wir anschliessend besichtigen (leider keine Kameras erlaubt) bekommen wir zunächst die Räume des ehemaligen Klosters gezeigt, welches mit Fliessen aus Sevilla und Holztäfelungen aus Nicaragua aufwendig gestaltet wurde. Das das Holz extra aus Zentralamerika per Schiff beigeschafft wurde zeigt auf wie schwer der Weg ins Amazonasgebiet, wo es ausreichend Holz gegeben hätte, vor 300 Jahren noch war. In den Katakomben bekommen wir anschliessend eine Ansammlung von Skeletten gezeigt, die Archäologen nach Körperteilen sortiert haben, um festzustellen wieviele Menschen hier im ehemaligen Friedhof beigesetzt wurden.

Nachdem wir die Besteigung des Cerro San Cristobal, der sich oberhalb der Favelas befindet aus Zeit- und Sicherheitsgründen abblasen, gehen wir zum Essen nach Chinatown, wo es turbulent zugeht. In einer Chifa kämpfen wir mit der Übersetzung der Speisekarte, als uns jemand vom Nachbartisch anspricht und sich anbietet zu helfen. Hani und Joas, der in Augsburg geboren ist, sind spontan sympathisch und wir schieben die Tische zusammen. Da das Nationalstadion was ich morgen besichtigen wollte gerade renoviert wird, habe ich mir überlegt den Ruderclub zu besichtigen, gegen dessen Athleten wir letztes Jahr in Chile angetreten sind. Ich frage die beiden wo sich dieser befindet, da die einzige Wasserfläche die ich auf der Landkarte erkennen kann das Meer ist. Die beiden zeigen mir auf der Karte einen abgetrennten Bereich im Hafen und Joas bietet sich an mich am nächsten Tag dorthin zu begleiten.

Wir verabschieden uns und nehmen ein Taxi in den Stadtteil Barranco, wo wir mit Tabata, einer Bekannten von Theresa verabredet sind. Der Taxifahrer hört gerade die Liveübertragung von Spanien – Portugal und ich nutze die Gelegenheit um mir die Vereine in Lima und deren Stadien erklären zu lassen, die allerdings nur an den Spieltagen geöffnet sind. Barranco ist als Künstlerviertel bekannt und gefällt uns auf Anhieb. Wir treffen Tabata an der Plaza und sie läd sich zu uns ein. Die Wohnanlage mit Sicherheitsmann lässt schon einiges vermuten, aber als der Aufzug im 6. Stock aufgeht und wir durch das Wohnzimmer mit Fensterfront zur Küste blicken staunen wir nicht schlecht. Auch der Rest der riesigen Wohnung bringt uns zum staunen. Tabata, die fliessend deutsch spricht erzählt von ihrem Leben und wie ihr Grossvater nach Peru kam und im Holzhandel tätig war.

Am nächsten Tag (Donnerstag) habe ich dann meinen Arzttermin im Stadtteil Surco. Der deutsche Arzt mit dem ich bisher in telefonischen Kontakt stellt fest, dass ich wieder gesund bin, ordnet aber eine Untersuchung im Labor an um mögliche Langzeitschäden ausschliessen zu können. Die Laborergebnisse könne ich Dienstag abholen. Blöd das wir bereits Samstag weiter wollen. Allerdings haben es die Perunaer wohl nicht so mit dem Datenschutz und ich bekomme gezeigt wie ich die Ergebnisse auch online abrufen kann.

Zurück zum Hostel laufe ich durch das hübsche Miraflores, was früher ein ein eigenständiger Stadtteil am Strand war, durch die steigende Einwohnerzahl aber mittlerweile direkt mit Lima verbunden ist. Ich rufe Joas an und er holt mich um drei ab. Den Bezirk La Punta, eine Art Halbinsel, kennt er da sein Vater dort bei der Marine stationiert war. Da er selbst als Kind von Deutschland zurück nach Peru gegangen ist, kann er nur noch wenig deutsch. Aber die Unterhaltung auf Englisch/Spanisch ist trotzdem fliessend. Wir reden über Deutschland, Fussball, Beruf und Reisen und er erzählt mir, dass er an Deutschland besonders den Döner mag! Ich grinse… Wir erreichen den Stadtteil Callao, der so etwas wie die Bronx von Lima ist. Joas erzählt mir, dass er früher hier gewohnt hat, da die Marinekaserne direkt nebenan in La Punta ist, er sich aber selbst als Einheimischer nicht sicher fühlen kann.

La Punta ist das absolute Gegenteil und die Ruderer-Statue an der Plaza macht das Viertel spontan sympathisch. Zunächst landen wir bei einem kleineren Ruderverein, ehe wir das Bootshaus und Vereinsgebäude von „Regattas Lima“, dem grössten Verein des Landes, ansteuern. Als ich gerade in die offene Bootshalle reinfotografiere kommt ein Sicherheitsmann und sagt, dass ich dazu eine Genehmigung bräuchte. Wir gehen zum Bürogebäude und fragen nach, doch ausser einem weiteren Sicherheitsmann ist niemand da, schade. Ich schaue mir noch den Bereich für das Wassertraining an, der trotz Abtrennung zum Pazifik über einen ordentlichen Wellengang verfügt. Klar das den Ruderern die Wellen auf dem See in Chile nichts ausgemacht haben… Wir fahren zurück, trinken noch etwas zusammen und verabschieden uns dann. Ich bin wieder einmal beeindruckt über die Menschen hier: Wer in Deutschland nimmt sich 4 Stunden Zeit um mit einem wildfremden Touristen durch die Gegend zu fahren?!

Freitags wollen wir zur Post gehen um ein Paket nach Hause zu schicken um endlich weniger Gewicht mit uns rumzutragen. Das ganze ist zwar nicht ganz billig und vorallem unsicher, aber wer seinen Rucksack um 5 kg erleichtern kann, dem ist das egal. Ein Problem stellt das Verpacken da, weil wir keine Kartons haben. Als wir gerade die Strasse lang gehen entdecke ich einen Schutthaufen vor einer Baustelle auf dem verschiedene Kartons liegen. Wir fragen nach, ob wir uns welche rausholen dürfen und so wühlen quasi zwei Gringos im Müll herum, wahrscheinlich ein Bild für die Götter 😉 Nachdem wir noch Klebeband und Frischhaltefolie zum einwickeln gekauft haben, gehen wir mit geöffneten Paketen zur Post, damit dort überprüft werden kann, ob wir irgendetwas darin zu verzollen haben. Nachdem ich ca. 40 Euro gelöhnt habe, macht sich mein Päckchen auf die Reise, ich bin gespannt ob es ankommt…

Abends steht das letzte Highlight in Lima an: Nachtleben! Wir treffen Tabata in einer Galerie und fahren dann zusammen zum angesagten Club „La Noche“, wo täglich Livekonzerte stattfinden. Nach 3 Pitchern und einigen Pisco-Sour sagt uns die Reggae-Band allerdings immer noch nicht zu und wir ziehen weiter in den nächsten Club in dem ausser uns ausschliesslich Einheimische feiern. Dort gibt es ebenfalls wieder Live-Musik und was soll ich sagen…das Wort Stimmung hat für mich ab jetzt eine völlig neue Bedeutung – einfach nur der Hammer was da abgeht! Gegen 3.30 Uhr ist im Hinblick auf die kurze Nacht dann jedoch Feierabend, aber der Punkt südamerikanisches Flair spüren wäre für das erste schon mal abgehakt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Lima und seine Einwohner, die sich Limeños nennen, einen tollen Eindruck hinterlassen hat. Eine Metropole auf europäischem Niveau, die alle vorherigen negativen Bewertungen in den Reiseführern widerlegt hat und zu weiteren Besuchen einlädt, jetzt geht es aber erstmal weiter an die Küste nach Paracas.



Regenwald – Lodge

23 11 2010

13. – 15.11.2010

Trocken und halbwegs erholt wache ich auf und im Morgengrauen als noch Nebel auf dem Fluss liegt machen wir uns auf zur Tierbeobachtung. Das Fahren mit dem Boot wird allerdings immer schwieriger, da quer über den Fluss liegende Bäume die Durchfahrt erschweren. Beim ersten Baumstamm reicht noch Kopf einziehen, bei Nummer zwei muss ich mich ziemlich klein machen und beim dritten liege ich flach im Boot und der Baum geht gerade so über den Bootsrumpf hinweg. Dafür ist der morgendliche Ausflug diesmal sehr erfolgreich. Neben zahlreichen Vögeln, erwischen wir zwei Affenarten (Suchspiel Teil 2 ;)) und einen Leguan.

Nach dem Frühstück sitzen wir wieder in unserem Einbaum. Diesmal steht Fischen auf dem Programm und nicht irgendwas, sondern Piranhas. Die „Stars“ manch eines Horrorfilms sind hier zahlreich vertreten, was meine Haltung zum Baden in unserem Camp im Nachhinein bestätigt. Ich bin etwas skeptisch, ob an den selbst gebauten Angelrouten überhaupt etwas anbeisst, aber kaum habe ich meine Angel im Wasser beisst ein Catfish an. Kurz später dann noch ein zweiter und dann ist es soweit: Ich habe einen Piranha an der Angel! Nicht gross, aber unseren Guide beisst er erstmal in den Finger als er den Haken abmacht. Die kleineren Fische werden noch an Bord zerlegt und als Köder verwendet. Nachdem wir mehrmals die Stelle gewechselt haben, kann ich nach dem Angelvormittag insgesamt 7 Erfolge vorweisen, was zusammen mit Theresa das beste Ergebnis ist. Vielleicht sollte ich demnächst am Leuchtturm mal eine Angel ins Wasser halten^^

Nachdem wir in der Lodge das geschossene Huhn von gestern verspeist haben, geht es mit Anbruch der Dämmerung wieder in den Urwald, unseren „Night-Walk“ vom ersten Abend fortsetzen. Scheinbar habe ich im Camp meine Taschenlampe verloren (wobei sie eigentlich nicht mal mir, sondern nur geliehen war…), so dass ich jetzt im Dunkeln tappe. Sehr ärgerlich, da die Lampe schon vorher fast jeden Tag im Einsatz war, aber hier im Dschungel ist sie absolut unentbehrlich. Neben einem Specht, der sich in einem Mammutbaum einen trockenen Platz zum Schlafen gesucht hat, entdecken wir einen Mombat, der aus einem Baum hervorschaut, Schlangen, einen Skorpion und verschiedene Spinnen, darunter auch wieder eine Tarantel. Zurück in der Lodge lernen wir noch Pablo und Koen kennen, die in Lima studieren und gerade angekommen sind und uns mit guten Tipps für unsere weiteren Aktivitäten in Peru versorgen. Ähnlich wie schon am Cotopaxi bringt die fehlende Stromversorgung den Umstand mit sich, dass sich die Leute wieder mehr miteinander beschäftigen.

Der Sonntag steht bei meinen Reisebegleitern im Zeichen der Ayahuasca-Zeremonie. Dabei bekommen sie einen Drink von einem Schamanen gereicht, der wohl relativ realistische Visionen verursacht, übergeben sich irgendwann im Laufe der Zeremonie. Für mich kommt das ganze aufgrund meines angeschlagenen Immunsystems momentan nicht in Frage, aber ich glaube das ich auch so wenig Interesse daran gehabt hätte. Zum einen gibt es genug andere deutlich billigere Dinge, die ich hier zu mir nehmen kann um irgendwelche „Visionen“ zu bekommen -was ich natürlich nicht mache- und andererseits halte ich einem Zigaretten rauchenden Schamanen in Shorts, der während er mit dem Handy telefoniert uns mit seinen Goldzähnen angrinst nicht für besonders glaubwürdig, was bei solchen Aktionen Voraussetzung sein sollte.

Nachdem die anderen ihre Vorbesprechung hinter sich gebracht haben treffen wir uns zum Frühstück, wo es neben Fisch-Pancakes, langsam gewoehne ich mich daran, unseren gefangenen Fisch von gestern gibt. Anschliessend setzen wir mit dem Boot kurz über zum anderen Ufer und laufen ein Stück durch den Dschungel ehe wir zu einer Ebene mit Sumpfgras komme, wo ich prompt so tief einsinke, das mir die Sosse in den ganzen Gummistiefel läuft. Zum Glück ist es die letzte Tour mit diesem Schuhwerk. Wer schon mal mehrere Tage nur in Gummi unterwegs war weiss was ich meine und die Temperaturen tun das übrige dazu… Unser Guide berichtet, dass diese Sumpflandschaften, die wie eine Insel sind, wandern und nächstes Jahr hier Fluss und auf dem Fluss Gras sein kann. Wir ziehen weiter und kommen zum ersten Highlight unseres heutigen Ausflugs: Ein Mammutbaum, dessen äusserste Wurzeln einem Umfang von fast 100 Metern haben. Ich klettere ein wenig darin herum und schwinge mich wie Tarzan an der Liane durch die Gegend. Auf jeden Fall eine beeindruckende Grösse. Auf dem Rückweg besichtigen wir noch einen weiteren Riesenbaum, den ich seit Thailand unter dem Namen “Raketenbaum” kenne, den er aufgrund seiner Wurzel erhalten hat. Der im Vergleich zu den Bäumen im brasilianischen Dschungel kleine Baum hat eine Höhe von ca. 40 Metern. Ich muss sagen, dass mich diese unheimliche Grösse fast noch mehr beeindruckt als die tolle Tierwelt, die wir in den letzten Tagen gesehen haben.

Da es Nachmittags regnet beschliessen wir ein Indianerdorf zu besichtigen. Auf dem Weg dorthin stellt Alivio, nachdem wir das Gewehr zurück (“ins Museum”;)) gebracht haben, nochmal seine unbeschreibliche Sehstärke unter Beweis: Vom Boot aus entdeckt er auf einem Baum, der gut 200 m vom Ufer entfernt ist ein Faultier. Wir schlagen uns durch das Ufergebüsch und da sehen das Tier oben im Baum sitzen und fressen, ehe es sich wie in Zeitlupe weiterbewegt, woher es auch seinen Namen hat. Diese langsamen Bewegungen werden durch das Fressen von Coca-Blättern verursacht, der Junge ist also sowas wie Dauerbekifft^^

Im Dorf, das auf Besucher eingestellt ist zeigt ein Mädchen uns dann nochmal eine kleine Variante, die sie sich als Hausstier hält. Ich beobachte ein paar Jungs, die im knöcheltiefen Matsch Fussball spielen – das ist noch echter Sport! Ein paar Meter weiter entdecke ich eine Bar, wo es tatsächlich kalte Cola gibt. Meine Mitreisenden haben mein Suchtproblem mittlerweile erkannt und nachdem ich nun mittlerweile den fünften Tag “trocken” bin, habe ich mir schon ausgemalt wie ich morgen aus dem Boot steige und den ersten Strassenhändler überfalle. Diese Vorfreude beende ich nun selbst, eine Sucht kann man nicht unterdrücken 😉 Das Abendessen nehme ich alleine ein, da die anderen ihre Zeremonie durchführen. Dabei versuche ich den Gesprächen auf spanisch zu folgen, was gar nicht mehr so schwer ist. Allein das Problem selbst aus dem Gespräch heraus komplette Sätze zu bilden besteht nach wie vor. Aber gut, es sind ja auch erst 6 Wochen.

An unserem letzten Morgen im Dschungel soll ein letztes Highlight folgen: Delfine beobachten in der Amazonasmündung. Die Tiere sind in freier Wildbahn leider nicht darauf abgerichtet auf der Schwanzflosse tanzend über das Wasser zu schweben, sondern zeigen sich ähnlich die die Wale nur zum atmen an der Oberfläche, allerdings deutlich kürzer, so dass fotografieren noch schwieriger als bei den Affen ist… Nach dem Mittagessen packen wir unsere Sachen auf´s Boot und schippern zurück Richtung Nauta. Insgesamt haben wir in den letzten Tagen 26 Stunden sitzend im Boot verbracht, weshalb wir uns nun „Flusskinder“ nennen. Aufgrund der Holzbänke in unserem Einbaum eine echte Herausforderung, wie der ganze Trip überhaupt. Auch wenn es sich im Nachhinein lustig anhört, so war es glaube ich die härteste Erfahrung, die ich bisher gemacht habe. Ich zähle 79 Stiche von Moskitos und (beissenden) Stechmücken an meinem rechten und 84 am linken Bein, von daher freue ich mich erstmal wieder auf die Zivilisation. Zurück in Iquitos leere ich meinen Rucksack mit den völlig verdreckten Klamotten in der Wäscherei aus, kaufe mir eine neue Lampe und wir bereiten uns auf den Abflug in Perus Hauptstadt Lima vor.



Regenwald – Dschungel

22 11 2010

10. – 12.11.2010

Um 7.30 Uhr stehen wir vor der Tür unseres Guides um in den Regenwald südlich des Pacaya-Samira Nationalparks aufzubrechen, wo wir über den Rio Yarapa für 3 Tage tief in den Dschungel vordringen wollen, bevor wir noch 2 Tage in der Lodge verbringen. Als wir bereits im Auto sitzen bekommen wir noch Regenponchos von einem Strassenhändler angeboten. Die Mädels greifen zu, ich denke wozu, da ich doch eine Regenjacke dabei habe. Eine fatale Entscheidung… Zunächst geht es mit dem Auto eine Stunde nach Nauta, wo wir bereits auf der Amazonas-Tour vorbeigekommen sind. Dort wartet im „Hafen“ ein Longtailboot mit Palmendach auf uns, dass zunächst uns bis zur Lodge bringen soll. Zunächst schippern wir auf dem Amazonas entlang, was von der Grösse ungefähr einem Papierboot auf dem Main entsprechen würde. Nach etwa 1,5 Std. biegen wir dann auf den Rio Yarapa ab, der sich später in unzählige kleinere Flüsse aufteilt. Am Ufer zeigen sich Strohhütten, Kanus und echte Einbäume, die hier das einzige Verkehrsmittel darstellen. Kinder planschen im Wasser und Frauen waschen ihre Wäsche in der für uns braunen Brühe. Weitere 30 Min. später haben wir die Lodge erreicht. Wer unter der Bezeichnung (wie ich vor Buchung der Tour) irgendeinen Luxus vermutet, hat weit gefehlt. Einfach Pfahlbauten mit hohen Dächern und einfachster Ausstattung erwarten uns. Insgesamt wirkt der Ort aber sympathisch auf uns und keine 12 Std. später werde ich mich hierher zurück sehnen… Wir treffen auf Alivio, der hier in einem der Dschungel-Dörfer aufgewachsen ist, und uns die nächsten Tage begleiten wird.

Zum Mittagessen esse ich meinem ersten Fisch auf dieser Reise. Wer mich und meinen Speiseplan kennt wird jetzt wahrscheinlich schmunzeln, da Meerestiere dort üblicherweise nie auftauchen. Aber es gehört ja auch zum Reisen dazu Neues zu probieren und in einer Fischernation geht da sowieso kein Weg daran vorbei. Nachdem wir jeder ein paar schicke Gummistiefel ausgesucht haben, beladen wir unseren Einbaum mit dem wir die nächsten Tage in den Dschungel vordringen wollen. Der Motor, mit der um ca. 1,20 m verlängerten Stange an der die Schraube befestigt ist, erinnert mich von der Bauweise an ein Modell mit dem wir vor ca. 15 – 20 Jahren auf dem Main unser Kanu angetrieben haben. Wir fahren den Fluss wieder ein Stück hinauf und legen an einer Holzhütte an. Alivio sprintet die Böschung rauf und kommt wenig später mit einem Schrottgewehr wieder, dass bei uns in jedem Museum ein Platz bekommen würde. Der Guide meint zum jagen oder vielleicht auch zum Schutz… Wenig später beobachten wir vom Kanu aus die ersten Vögel (da ich die Namen der Tiere nur auf spanisch habe und noch nicht zum Übersetzen gekommen bin nenne ich immer nur die Arten). Im Fluss liegen oder treiben unzählige Baumstämme von denen viele auf den ersten Blick aussehen wie ein Krokodil oder eine Anaconda, die es hier ebenfalls gibt. Plötzlich stoppt der Motor und unser Guide wedelt wild Richtung eines im Wasser liegenden Baumstamms, von wo aus uns ein Otter beobachtet. Er meint diese Art habe er bisher erst einmal vor fünf Jahren hier in der Region gesehen, wobei ich mir nicht sicher bin ob das nicht eine Masche ist, um das die Tour spektakulärer zu machen^^

Nach 3 Stunden auf dem Boot erreichen wir einen Platz, wo wir das Camp für die erste Nacht aufschlagen wollen. Dazu werden die Matten in ein Zelt gefädelt, welches aussieht als hätte man es falschrum aufgestellt, und zwischen zwei Bäumen mit Lianen aufgespannt – fertig. Die beiden Guides bereiten derweil das Essen vor, Suppe aus Flusswasser! Falls man es auf den Fotos nicht sieht: Verglichen mit dem Rio Yarapa wirkt unser Main wie ein klarer Gebirgsbach. Daher herrscht auch eine gewisse Skepsis, da wir zwar alle Wasserreinigungstabletten besitzen, aber natürlich in den Rucksäcken in Iquitos liegen… Die Suppe schmeckt nach über 30 Min. abkochen allerdings gut und vor allem „würzig“. Anschliessend legen wir noch Planen über die Zelte, falls es zu Regnen beginnen sollte und machen uns auf zu einem Nachtspaziergang durch den Dschungel, dessen Geräuschkulisse absolut beeindruckend ist. Das erste Tier auf unserem Rundgang ist ein Handtellergrosser Grasshüpfer, den Alivio zwischen den Blättern, die die gleiche Farbe haben entdeckt. Aufgrund dieser Fähigkeit, die er in den nächsten Tagen noch mehrmals unter Beweis stellen soll, bekommt er von mir den Beinamen „Falkenauge“ 😉 Als nächstes entdecken wir ein Tümpel mit Zitteraalen und eine Tarantel. Schon beruhigend was sich nur durch einen dünnen Stofffetzen von uns getrennt hier rumtreibt während wir später schlafen… Wir brechen den Ausflug dann jedoch vorzeitig ab, da das Donnern über uns ein nahendes Gewitter ankündigt. Wir packen alle Gepäckstücke weg vom Boden, was bei dem wenigen Raum in den Zelten eine echte Kunst ist, suchen Stöcke um die Gummistiefel falschrum aufzuspiessen, damit morgens nichts drin sitzt und kriechen dann in unsere Betten, wo ein Klima wie in der Sauna herrscht. Die Guides waschen sich noch im Fluss, ich hatte auch erst überlegt, aber wegen Sinnlosigkeit verzichtet und auf morgen vertagt… Die Uhr zeigt kurz vor zehn und ich lausche dem „Dschungelsound“, während ich ohne Bewegung so schwitze als hätte ich gerade eine Trainingseinheit hinter mir. Ich wünsche mir sehnlichst Regen, damit die Temperatur etwas runtergeht – hätte ich bloss nicht dran gedacht…

Gegen 0.00 Uhr weckt mich das Gewitter (wo man den Begriff Gewitter nicht mit denen in unseren Breiten vergleichen kann). Ich fühle irgendetwas nasses unter mir, greife zur Zeltwand und merke das diese komplett nass ist. Scheinbar ist die Plane nicht dicht. Ich taste mich weiter und merke dass die Hängematte komplett durchgeweicht ist und kann aus meiner Hose das Wasser auswringen, kurz gesagt: Alles ist Klatschnass! Ich überlege was ich machen könnte?! In meiner Tasche sind noch trockene Klamotten, die ich zur Sicherheit in Tüten eingewickelt habe. Da das Wasser aber sowohl von oben als auch von unten durch die Nasse Matte kommt wäre es nur eine Frage von Minuten bis die Kleider auch alle nass sind und wir haben noch drei Tage hier. Ich habe sonst kein Problem mal nass zu werden, allerdings passiert das sonst immer wenn man in absehbarer Zeit sich wieder irgendwo trocknen kann. Auf einem Zeltplatz gebe es jetzt ein grösseres Zelt oder irgendwas zum unterstellen, wo man nicht permanent weiter nass werden würde. Diesen Luxus bietet unser Camp allerdings nicht und da der Regen dermassen laut auf die Planen trommelt, habe ich auch keine Möglichkeit die anderen zu fragen wie es bei Ihnen aussieht. Wer meine Situation nachfühlen möchte kann sich mit nassen Klamotten in eine kalte Pfütze in die Badewanne legen und versuchen zu schlafen – keine Chance! Ich ziehe meine Reckenjacke über um wenigstens obenherum ein feuchtwarmes Klima zu erzeugen und friste mein dasein. Irgendwann döse ich doch weg und träume passenderweise von einem Besuch im Schwimmbad…

Um 5.00 Uhr als die Sonne aufgeht sind alle wach. Ich klettere komplett durchnässt aus dem Zelt, das Wort Regenwald hat für mich ab jetzt eine völlig neue Bedeutung! Anja und die beiden Guides hat es ebenfalls erwischt und so frösteln wir bei ca. 20 Grad vor uns hin. Dem Fluchen der beiden Einheimischen, was aus einer Mischung aus Spanisch und einer Urwaldsprache besteht, entnehme ich das die Situation an ihnen ebenfalls nicht spurlos vorbei gegangen ist. Das beruhigt mich ein wenig doch kein Gringo-Weichei zu sein und so drücken wir das Wasser aus Zelt, Matte und Klamotten und fahren nachdem wir uns halbwegs getrocknet haben los. Auf dem Fluss begrüsst uns ein Delfin. Der Nachwuchs der hier heimischen Rasse hat zunächst eine Rosa-Färbung, bevor sie das typische Silber-Grau annehmen. Nach 2 Stunden stoppen wir zum Frühstück. In wenigen Minuten steht mit zwei Astgabeln eine Feuerstelle, von der wir ein vorzügliches Omlett serviert bekommen. Unsere Abfälle verbrennen wir jeweils vor Ort. Wahrscheinlich auch nicht optimal, aber so bleibt wenigstens nichts in der Wildnis zurück. Wir fahren weiter und beobachten die ersten Affen und weitere Vögel. Dabei stelle ich fest, dass Affen zu fotografieren fast ein Ding der Unmöglichkeit ist, da die Jungs verdeckt von allerlei Ästen, so schnell sind, das man nur blind knipsen kann und hoffen irgendwas zu erwischen. Wer Glück hat entdeckt was auf den Fotos unten 😉

Plöztlich stoppt das Boot erneut und Alivio fordert uns auf das Gewehr durchzugeben. Wir paddeln ins Gebüsch und entdecken eine Schlange. Der Guide erklärt, dass diese Art extrem giftig sei und sie diese abschiessen müssen, damit sie keinen der einheimmischen Fischer beisst, die dort angeln. Ich bin gespannt wie er so ein dünnes Ziel aus einem wackelden Boot mit dieser Büchse ohne Zielvorrichtung erwischen will. Es knallt, wir hören etwas ins Wasser fallen und wenige Sekunden später hat er den Rest der Schlange in der Hand, der er einfach den Kopf weggeschossen hat! Das nächste Camp errichten wir auf einer Halbinsel. Wir versuchen unsere Sachen zu trocknen, aber das feuchtwarme Klima gibt dazu keine Möglichkeit. Nach einem weiteren vorzüglichen Urwaldimbiss starten wir in der Dämmerung zu einer Nachtfahrt auf dem Fluss. Es beginnt natürlich zu regnen und so warten wir in einer Bucht auf die Dunkelheit, während alles unterhalb meiner Regenjacke wieder langsam durchnässt – hätte ich mir doch bloss so einen blöden Poncho gekauft… Wir entdecken ein Fischernetz in dem zwei Piranhas zappeln und holen diese aus dem Netz um sie in unseren Speiseplan einzubauen. Der Rückweg wird um die Tiere nicht zu verscheuchen gepaddelt, was bei der starken Strömung allerdings auch kein Problem ist. Ausser einem „Bullfrog“, der Geräusche in der Lautstärke eines bellenden Hundes von sich gibt, entdecken wir auf dieser Tour leider nichts. Zurück lege ich mir meine immer noch nasse Matte mit Tüten aus um diesmal „nur“ feucht zu schlafen.

Diesmal weckt mich der Regen gegen 2.00 Uhr, allerdings ist nichts neues dazu gekommen. Draussen sehe ich jemand das Ufer ableuchten, vermute das es einer der Guides ist und schlafe weiter. Als ich morgens mein Zelt öffne sehe ich das der Fluss durch den Regen um ca. 1 m angestiegen ist. Unsere Feuerstelle von gestern ist verschwunden und das Boot, dass nun an einem Ast mitten im Fluss hängt muss erst wieder eingefangen werden. Wir fahren ein Stück den Fluss hinab, der sich nun vollkommen verändert präsentiert. Jeder Regen reisst irgendwelche Bäume am Ufer aus ihren Wurzeln, die dann der Fluss heruntertreiben, oder ihn versperren. Wir gehen an Land und betreten den Dschungel. Vor uns tun sich die ersten „Raketenbäume“ wie ich sie nenne, auf. Rundherum ist alles zugewachsen, so dass wir uns Stück für Stück mit der Machete freikämpfen müssen. Das schwüle Klima lässt die Kamera durchweg beschlagen, so dass hiervon wenige Bilder existieren. Wir überqueren einige Flussläufe, wo wir teilweise selbst „Brücken“ bauen müssen um sie zu überqueren. Wir entdecken ein Rudel Affen in den Gipfeln der Bäume, angeblich über 200, von denen ich allerdings die wenigsten sehe. Anschliessend hören wir wieder einen lauten Knall: Alivio hat unser Abendessen geschossen, ein Wildhuhn. Auf dem Rückweg erhöhen die beiden Guides das Tempo, so dass es zu einem echten „Dschungel-Run“ wird. Normalerweise kann man schon keinen Schritt machen ohne auf den Boden zu schauen, aber jetzt ist man entweder am Stolpern oder bekommt irgendwas ins Gesicht. Irgendwann verliert Theresa den Anschluss und so stehen wir beide, da ich den Schluss der Gruppe bilde, alleine da. Auf unser Rufen reagiert niemand. Um uns herum wirkt alles gleich grün, so wie man es aus den Filmen kennt, Orientierung absolut unmöglich. Nach einiger Zeit entdecke ich etwas leuchtendes in einiger Entfernung, Andrés Shirt. Die beiden Guides scheinen über die Richtung zu diskutieren, was sie später als Unstimmigkeit über die Dauer des Rückwegs abtun. Nach fast 4 Stunden im Dschungel erreichen wir dann endlich unser Boot.

Zurück im Camp ist das Wasser nochmal um einen halben Meter gestiegen. Wir diskutieren, ob wir zurück in die Lodge fahren sollen, da wir ausser einer (wahrscheinlich nassen) Nacht nichts verpassen und die Möglichkeit besteht morgen im Fluss aufzuwachen. Ansonsten würden wir morgen vor dem Frühstück zurück fahren. Nach langem hin und her packen wir zusammen und machen uns auf den Rückweg. Ich denke an die ersten Abenteurer die diesen Teil des Landes betreten haben und mit welch einfacher Ausrüstung sie vorgedrungen sind. Ab jetzt meine neuen Helden! Die zweite hälfte der Rückfahrt absolvieren wir bei Dunkelheit. Wir entdecken am Ufer noch einen Kaiman und eine weitere Schlange. Gegen neun sind wir in der Lodge und freuen uns über die einfachen Hütten als hätten wir gerade in ein Luxus-Hotel eingecheckt. Nach 3 Tagen ohne Waschen ist mein erster Gang unter die (natürlich kalte) Dusche, bevor wir ins (trockene :))Bett fallen. Der erste Teil des Urwald-Abenteuers liegt hinter uns, aber morgen um 5.30 Uhr geht es weiter.



Iquitos

20 11 2010

08./09.11.2010

Iquitos ist eine dieser Städte, die man aufgrund der Mischung vom Dröhnen der Motoradtaxis, deren nervtötender Fahrer und sengender Hitze als anstrengend bezeichnen kann. Direkt neben unserem Hostel beginnt eigentlich der Amazonas, wenn nicht der niedrigste Wasserstand seit 40 Jahren ihn in die Ferne verlegt hätte. Zwischen den schönen aber meist verfallenen Gebäuden aus der Kolonialzeit ragt ein ausgehöhltes Hochhaus hervor, was so hässlich ist, dass es wunderbar neben die Bausünden in der Offenbacher Innenstadt passen würde 😉 An der Plaza de Armas betrachten wir die Casa de Hierro, die ein gewisser Herr Eifel gebaut, und dann von einem Kautschukbaron zerlegt, hierher gebracht und wieder aufgebaut wurde. Anschliessend klappern wir mehrere Tour-Veranstalter ab um einen Guide zu finden mit dem wir den Amazonas hinab in den Dschungel fahren können. Ein paar Stunden später in denen wir viel versprochen bekommen haben, vertagen wir die Entscheidung auf morgen und schütteln noch unzählige Taxifahrer ab, die uns 50 Meter weiter in das Hostel fahren wollen. Ich frage mich wer denen erzählt hat, dass jeder „Gringo“ ständig Taxifahren will…vielleicht die amerikanischen Anbieter, die hier das Monopol besitzen und die ganze Stadt zum Mekka für abenteuerlustige Burgeresser gemacht haben. Ich muss sagen, dass ich mir eine Dschungelmetropole irgendwie anders vorgestellt habe… Ein kleines Highlight sind die Busse, die ausser der Frontscheibe keine Fenster besitzen und wohl alle irgendwo in einem Hinterhof aus verschiedenen anderen Fahrzeugen zusammengeschweisst wurden.

Als erster Tagespunkt am nächsten Morgen steht der Besuch des Marktes in Belen an, auf dem man alles kaufen kann was sich irgendwann mal bewegt hat. Eigentlich ist der Stadtteil nur per Kanu befahrbar, aber durch den niedrigen Pegel sieht man leider nur die Stelzen der Häuser, bzw. die Flösse mit denen sie unterbaut sind. Der Markt ist eng, stickig und gefährlich, worauf uns auch ein Polizist aufmerksam macht. Daraufhin begeben wir uns entgegen der Warnung den Hang hinunter zwischen die Pfahlbauten und merken bald, dass wir uns hier im ganz falschen Viertel befinden… Aber wie immer ist auch hier ein freundlicher Helfer zur Stelle und George, der uns eine Kanufahrt durch das Viertel andrehen will, wobei ich mich frage wo er so schnell das Wasser herbekommt, geleitet uns sicher zurück. Während er uns an den Wasserrändern der Häuser zeigt, wie hoch der Fluss normalerweise steht, fallen ihm immer wieder „Robber“ auf, vor denen wir uns in Acht nehmen sollen. Ich warte nur bis um die nächste Ecke seine Kumpels stehen, nachdem er uns plötzlich verlässt, aber wir haben nochmal Glück.

Anschliessend engagieren wir einen Guide für eine 6-tägige Tour in den Urwald südlich des Pacaya-Samyra-Nationalparks. Der Spass hat natürlich auch seinen Preis: 720 Soles (ca. 180 Euro) für Guide und seinen Helfer (aus einem der Urwalddörfer), Transport, Verpflegung und „Unterkunft“. Verglichen mit deutschen Preisen für Abenteuerreisen daher eigentlich geschenkt. Hätte mir jemand vorgeschlagen auf eigene Faust mit Kompass und Machete durch den Regenwald zu ziehen, hätte ich kurz überlegt, die Idee als Lebensmüde eingestuft und wäre begeistert los gezogen. Die Variante mit dem Guide löst daher erstmal wenig Euphorie aus, da es mir irgendwie zu einfach scheint, aber die Zeiten der Amazonas-Abenteuerer sind wohl auch vorbei…

Anschliessend buchen wir für weitere 65 Euro einen Flug nach Lima am Tag nach unserer Rückkehr und besorgen uns noch diverses Equipment und packen die Rucksäcke die in Iquitos bleiben. Nur das wichtigste kommt mit in den Regenwald.



Amazonastour II

19 11 2010

06./07.11.2010

Um 2.00 Uhr weckt mich ein Hupton, der bei Ankunft und Verlassen jedes Hafens ertönt. Ich höre André sich auf Englisch unterhalten und als ich unter meinem Moskitonetz hervorluke sehe ich Jeremy mit dem wir die Grenze pasiert haben. Er kommt frisch aus dem Dschungel und will auch nach Iquitos. Knapp 4 Stunden später klopft es zum Frühstück. Als Spät-Frühstücker verzichte ich und döse weiter bis mich die unerträgliche Hitze auftaut. Dank dem Tipp von Steve die Matte relative wagerecht zu hängen und mich dann schräg reinzulegen, habe ich bestens geschlafen, einer Seemanns-Karriere würde also auch nichts im Wege stehen 😉 Als ich im Heck an den Waschbecken mit Ausblick auf den Fluss stehe, brennt mir die Sonne fast die Beine weg. So vergeht der Tag und ausser rumhängen (im wahrsten Sinne des Wortes…), viel trinken und zur Toilette schleichen passiert bei 38 Grad im Schatten nichts spannendes. Eine Peruanerin hat einen kleinen Ameisenbär mitgebracht und ihn in der Mitte unseres Decks angebunden, wo er nun durch das zerlegen sämtlicher Gegenstände die man ihm hinlegt, zur allgemeinen Belustigung beiträgt. Allerdings sind die Tiere nicht ohne, angeblich können sie sogar einen Hund töten.

Ab und an laufen wir kleine Dörfer an um Waren mitzunehmen. Jedes mal scheint das ganze Dorf auf den Beinen zu sein, schleppt Säcke und ganze Äste mit Bananen die Böschung herunter auf das Boot, während Frauen und Kinder über das Schiff gehen und Getränke, Eis und Chips verkaufen. Eine kalte Cola ist an diesem Nachmittag ein wahrer Segen! Zwischen den Stopps signalisieren uns Fischerboote, dass sie ebenfalls Ware an Bord bringen wollen. Der Steuermann reduziert daraufhin das Tempo und die Kanus machen längsseits fest, wo die Waren umgeladen werden. Ein System, mit dem unter anderem festgehalten wird wem welche Waren gehören kann ich über die gesamte Reise nicht erkennen. Als wir uns schon auf dem Rio Marañon befinden peitscht plötzlich eine Sturmböe über Deck und fegt alles was nicht fest ist über Deck. Der Bootsmart hat alle Hände voll zu tun die Planen rundherum zu verzurren, während man ein paar Kilometer flussabwärts schon den Regen niedergehen sieht. Damit sinkt dann aber auch endlich die Temperatur.

Bereits um fünf gibt es Abendessen und ab sieben herrscht Stille an Bord, wo es mittlerweile etwas voller geworden ist. Gegen zehn erreichen wir ein weiteres Dorf. Ich gehe in den Bug und beobachte wie die Träger wie immer voll beladen die Böschung herunterrutschen. Sowas wie einen Anleger oder einen einfachen Steg gab es selbst in Yurimaguas nicht. Nach einer Weile will der Kapitän weiter und stellt den Motor an, worauf helle Aufregung entbrennt. Statt der bisher ca. 20 Trägfer sind plötzlich doppelt so viele im Einsatz, die nochmal jeweils das doppelte schleppen. Als die gestapelten Säcke von der Böschung verschwunden sind rennen die Männer hoch ins Dorf und schleppen weitere Säcke herbei. Man hat den Eindruck das Dorf würde gerade evakuiert werden. Der Kapitän und die Mannschaft machen sich einen Spass daraus zu hupen, kurz rückwärts abzulegen um dann wieder an Land zu fahren, was jedesmal die Hektik noch anheizt. Ein Schwein wird mit einem Seil am Hinterbein die Böschung hinuntergezerrt, als nächstes wird ein alter, scheinbar kranker oder verlezter Mann in einem zur Trage umfunktionierten aufgeschnittenen Sack an Bord gebracht. Oben wird als nächstes ein Motorrad an einem Seil durch den mittlerweile tiefen Schlamm heruntergelassen. Keine Ahnung was man hier im Urwald mit so einer Rennmaschine macht, wo sie herkommt oder bin soll. Der Kapitän hat allerdings genug, da die Laderampe komplett zugestellt ist und bevor das Motorrad unten ist legt er ab. Die Träger die gerade noch an Bord waren werden mit dem Beiboot zurückgebracht.

Am nächsten morgen erreichen wir Nauta, von wo aus man über eine neu gebaute Verbindungsstrasse in 1 Std. in Iquitos sein kann. Da wir aber die komplette Fahrt bezahlt haben und es uns auf dem Schiff eigentlich ganz gut gefällt, nehmen wir weitere 10 Std. Fahrt in Kauf. Um 10.30 Uhr erreichen wir den Punkt, wo sich aus Rio Maranon und Rio Uyuacali der Amazonas bildet. Erkennen würde man es wahrscheinlich nicht, da der die Fluss sich unterwegs unzählige male geteilt und wieder vereinigt hat und man nie weiss, ob es nun ein anderer Fluss ist. Aber meine Nachfrage auf der Brücke bestätigt es: Wir fahren auf dem Amazonas! Eines der grossen Ziele dieser Reise ist erreicht.

Wir geniessen den Nachmittag auf Deck, wo es nach dem Regen von gestern „nur“ noch 30 Grad sind. An Bord hat sich eine kleine Gemeinschaft gebildet und es herrscht absolute Entspannung, fast schon schade, dass wir in wenigen Stunden da sind. Ich lese noch meine Reiselektüre „Ohne Geld bis ans Ende der Welt“, die ich gestern begonnen habe, zu Ende und habe nun angeregt von einer Reise von Berlin über den amerikanischen Kontinent in die Antarktis neue Ideen. Leider erst bei Dunkelheit erreichen wir den Hafen von Iqutios, der trotz der Entfernung von ca. 3500 km zum Atlantik von Hochseeschiffen angefahren wird. Nach einem Stopp beim Zoll verlassen wir über eine Holzbohle die „Eduardo III“ und klettern die vermüllte Böschung hinauf. Nach den entspannten Tagen scheint es uns an Aktion zu mangeln und zu heizen wir die Fahrer unserer beiden Motorradtaxis zu einem spontanen Rennen an. Der erste Eindruck ist entgegen der Ankündigungen im Reiseführer wie jede andere Grossstadt, mal abwarten was Iquitos bei Tag zu bieten hat.