Otavalo
12 10 201009.10.2010
Unser erste Tour ins Umland von Quito führt uns am Samstag zum Tier-, Künstler-, Obst- und Gemüsemarkt von Otavalo, einem der ältesten und grössten Märkte Südamerikas. Um 5.00 Uhr klingelt der Wecker – eigentlich… Auf meiner neuen Multifunktionsuhr habe ich auf dem Ziffernblatt die lokale Zeit eingestellt und in der kleinen Digitalanzeige die deutsche Zeitzone behalten, nach welcher sich dummerweise der Wecker richtet und nicht klingelt. Zum Glück wache ich um 5.10 Uhr auf und so können wir mit kleiner Verspätung nach Otavalo aufbrechen. Mit dem Taxi geht´s für 2$ zum Busterminal und für weitere 2 $ mit dem Überlandbus durch die Anden ins 200 km entfernte Otavalo. So können wir gleich das für die Andenregion typische Gefühl erleben, wenn neben der Strasse, der Hang mehrere hundert Meter steil bergab fällt.
Der Tiermarkt findet direkt neben der Panamericana, der grössten Verkehrsstrasse Südamerikas, statt, welche für diesen Zweck extra gesperrt wird. Was hier los ist kann man überhaupt nicht beschreiben, hunderte Händler bieten Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe, Hühner, Katzen, Hunde und Nager zum Verkauf an. Die „Verkaufsstände“ ordnen sich nach Grösse der Tiere. Meerschweinchen und Kaninchen kauern neben Hundewelpen und Katzen in kleinen Gittern oder Kartons. Dahinter wird das Federvieh in Kisten angeboten, Küken bekommt man gleich Kartonweise. Wer hier ein Huhn kauft bekommt es an den Füssen zusammengebunden „frisch verpackt“ in die Hand. Genauso ergeht es den Meerschweinchen, die teilweise auch einfach in Netze gepackt werden. Tierschützer wären nicht begeistert was das für Zustände sind, aber das ist halt auch Südamerika. Auf dem hinteren Teil des Marktes werden die grossen Tiere angeboten. Das Highlight hierbei sind die Schweine, eine Frau versucht das gerade erstandene „Schnitzel“ davon zu ziehen und das arme Vieh quiekt als hätte es bereits das Schlachtbeil gesehen. Und so ein störriges ausgewachsenes Schwein bewegt man nicht so einfach… Einen Artgenossen, den das Schicksal bereits ereilt hat sehen wir an den Fressständen etwas oberhalb, wo eine Frau ein Spanferkel zubereitet.
Jenseits der Panamericanan befindet sich der Kleider-, Obst- und Gemüsemarkt. Nachdem man sich durch die Stände mit gefälschten Shirts, Schuhen und Körben aus alten Autoreifen gekämpft hat, kommt man zu den Obstständen wo 40 Orangen für 1 $ angeboten werden. Nach einer kurzen Pause und der obligatorischen Kirchenbesichtigung am Plaza Bolivar besuchen wir zum Abschluss den Küstlermarkt am Plaza de Ponchos. Neben eben diesen findet man so ziemlich alles was die ecuadorianische Handwerkskunst hergibt: Teppiche , Alpaca-Schals, Mützen und unzählige weitere Kleidungsstücke, Schmuck, Figuren und Musikinstrumente. Eigentlich der optimale Platz um Mitbringsel zu kaufen, wären wir nicht am Anfang der Reise und der Rucksack mit 19 kg sowieso noch zu schwer. Aber eine handgeschnitzte Holz-Schildkröte nehme ich dann doch mit. 15 $ soll sie kosten, ich sage 9 um nicht ganz unhöflich zu sein und der Verkäufer nickt – also schlecht verhandelt…
In einer Seitenstrasse spricht uns eine Europäerin an: „Do you have your Lonely-Planet with you?“ Klar, das 1184 Seiten starke Werk für gesamt Südamerika ist quasi die Bibel dieser Reise. Aber schön, dass man hier überall sofort auffällt, liegt neben Haut- und Haarfarbe vielleicht auch daran, dass der Ecuadorianer im Schnitt 1,60 m gross ist und ich überall wie ein Leuchtturm heraussteche^^
Beim nächsten Taxifahrer wird dann meine neue Verhandlungstaktik angewendet, für 3 $ geht´s zur Laguna San Pablo. Lohnt sich bei dem trüben Wetter aber nicht wirklich. Als wir einen Busfahrer nach dem Weg fragen, meint er, er habe uns gestern in Quito gesehen – soviel zum Thema auffallen… Als ich das Bild auf der Rückseite des Bus vom peruanischen Militärs sehe erinnere ich mich auch. Weiterhelfen kann uns der Busfahrer nicht, aber die Soldaten machen wir noch mit einem gemeinsamen Foto glücklich.
Nach einem 2 km langen Fussmarsch zurück zur Panamericana beginne ich neben einer Tankstelle die vorbeifahrenden Busse anzuhalten. Geht ganz einfach: Arm raus und warten bis ein Bus direkt auf einen zuhält. Dann wird mit dem Beifahrer, der aus der Tür hängt verhandelt ob der Bus auch tatsächlich dorthin fährt wo man hin will, da im Fenster grundsätzlich alle möglichen Reiseziele angeschrieben sind… Etwa 20 km vor Quito springen wir in Calderon raus und nehmen ein Taxi zum Mitad del Mundo – der Äquatorlinie.
Sind die Hunde da wie die anderen Tiere dort etwa auch zum Essen da?!?
Ich bin mir nicht ganz sicher…aber wenn die Hunde essen wollten, könnten sie auch einfach welche von denen einfangen, die sich hier in Horden auf der Strasse rumtreiben…;)